Mein Anfang als Single war schlimm. Echt furchtbar. Ich redete mir ein es wäre irgendwie okay so. Doch nichts war okay. Ich lief nachts alleine durch die Straßen und konnte nicht schlafen. In unserem Bett hielt ich es nicht aus.
Okay, unser Sex war schon lange nicht mehr so wie am Anfang vor 3 Jahren. Wir redeten auch nicht mehr viel miteinander und das gemeinsame Lachen war komplett verschwunden. Mein Gott waren wir früher albern gewesen. Anna und ich. Längst vorbei. Zuletzt gingen wir nur noch sachlich, beinahe geschäftsmäßig miteinander um. Es gab keine wirkliche Streiterei. Nur Augenrollen und immer öfters genervtes, hörbares Ausatmen. An einem Samstag kamen dann plötzlich ihre Freundinnen, packten ihre Sachen und weg waren sie. Die Sachen und Anna. Ich saß wie betäubt auf der Treppe vor der Wohnungstür. Unfähig zu verstehen, warum sich mein Leben von einem Moment auf den anderen so grenzenlos leer anfühlte.
Meine Kumpels schleppten mich in den folgenden Wochen von Clubs zu Bars zu Kneipen. Irgendwann merkte ich, dass alles an mir künstlich wurde. Mein Lachen, mein Interesse an Gesprächen, alles nur aufgesetzt und anstrengend. Ich war der einzige Single in meinem Freundeskreis. Irgendwann blieb ich lieber zu Hause. Auch wenn mir an Wochenenden die Decke auf den Kopf fiel. So brauchte ich wenigstens keine glücklichen Pärchen sehen.
Aus Frust und Langeweile ging ich ständig zu McFit und surfte im Internet rum. Mehr gab es nicht in meinem 27jährigem Leben: Arbeiten. Fitness. Surfen. Ach ja, und wichsen.
Ich chattete viel auf Poppen.de. Unterhielt mich mit anderen Single-Männer über Frauen. Wir starteten virtuelle Rollenspiele, vollgepackt mit heißen Frauenfotos aus dem Internet und unseren Fantasien vom geilsten Sex aller Zeiten. Dann fand ich die Rubrik “Swingerclub”. Als der Wochenendblues mal wieder seine dunkelste Melodien anstimmte, machte ich mich kurzentschlossen auf die Flucht, weg von der trostlosen Einsamkeit, hin zu einem dieser Clubs. Zu verlieren hatte ich ja nichts mehr.
Diesen Song habe ich nach der Trennung ungefähr 1.000.000 Mal gehört.
Was soll ich sagen? In dieser Nacht fing ich an, mein Single-Dasein zu feiern! Ich glaube, ich habe irgendwie mit fast jeder einigermaßen attraktiven Frau rumgemacht und manche davon auch gefickt. Sämtliche Frauen waren zwar mit Begleitung gekommen. Dadurch erlebte ich binnen weniger Stunden die ersten 3er, 4er und 5er meines Lebens. Eine riesige, gummibezogene Matratze wurde mein Abenteuerspielplatz. Ich erlebte Dinge, die mit Anna nie möglich waren. Anales Lecken, Fingern und Poppen, intensives Blasen und noch andere hübsche Sachen. Singlesein ist überhaupt nicht so übel, merkte ich und vielleicht ist es sogar das Beste, was mir passieren konnte. Dieser Besuch in dem etwas schmuddeligen Club wurde, ja, ich weiß, es hört sich theatralisch und bombastisch an, aber er wurde zu meiner Erlösung. Endlich war ich versöhnt mit meinem Singleleben!
Ich hab mal gelesen, ungefähr 20 Millionen Menschen in Deutschland sind Single, Tendenz steigend. Eigentlich könnten das doch alles freie und glückliche Menschen sein. Niemand stört sich daran, wenn sie allein im Bett furzen, stundenlang im Internet chatten, mit Kumpels die Nächte durchzechen, unglaublich viel Quatsch reden, offen für One Nigtht Stands sind, in Urlaub fahren mit wem und wohin sie wollen…
Doch vielleicht ist die Sehnsucht, für sein eigenes Herz ein Zuhause im Herzen eines anderen zu finden, einfach mächtiger als das Gefühl der grenzenlosen sexuellen Freiheit? Ich weiß es nicht. Dafür bin ich noch nicht lange genug solo. Deshalb möchte ich mich auf die Suche nach einer Antwort auf die Frage begeben: Ist ein Leben als Single meistens Frust oder doch eher Lust?
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