Sexbloggerin Lotta Frei erzählt in ihrer Kolumne "Lottaleben" offenherzig über ihre sexuellen Fantasien - und wie sie es schafft, diese Realität werden zu lassen. Zum Nachmachen empfohlen.

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Wenn ich hier oder auf meinem Blog über Sex mit mehreren Männern schreibe, ist die Bandbreite der Reaktionen riesig. Von „Klingt verlockend, das würde ich auch gerne mal probieren“ bis zu „Was soll daran toll sein, das ist ja wohl voll bäh“ ist alles dabei. Als ich meinem Freund gestand, dass ich seit Jahren vom Sex mit mehr als einem Mann träume, hielt sich auch seine Begeisterung in Grenzen. Dass er nicht in sofortige Jubelstürme ausbrach, lag allerdings weniger daran, dass er mich mit keinem Anderen teilen wollte. Er stand einfach selbst überhaupt nicht auf Dreierfantasien.

 

„Nee du, ist nicht so mein Ding. Aber such dir doch zwei nette Jungs für deinen ersten Dreier!“

 

Ich hätte ja mit allem gerechnet. Dass er verschämt und unauffällig das Thema wechselt, meinen Wunsch runterspielt oder mich für völlig sexbesessen und durchgeknallt erklärt. Aber die Möglichkeit, für meine Fantasie andere Mitspieler zu suchen, hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm. Da hatte ich jahrelang solche Angst, mit meiner Sehnsucht nach einem zweiten Mann im Bett rauszurücken. Nur um dann festzustellen, dass diese Tür die ganze Zeit offen stand!

 

Es war nämlich so: auch meinen Freund trieben heimliche Fantasien um, die ich nicht mit ihm teilte. Auch er war das Fantasieren und Masturbieren leid und wünschte sich, etwas Echtes zu erleben. Und so stand unser Deal schnell fest: Du darfst, wenn ich auch darf. Die folgenden Tage verbrachten wir gemeinsam Seite an Seite auf dem Sofa, die Smartphones in den Händen und sämtliche Sex Dating-Seiten erforschend.

 

Endlich lagen die Karten offen auf dem Tisch. Statt Eifersucht oder Unsicherheit empfanden wir unendliche Erleichterung und einen Spieltrieb, der frischen Wind in die Beziehung brachte. Voller Euphorie legten wir unsere Profile an, formulierten (endlich) alle Sehnsüchte und klopften Interessenten*innen nach Kompatibilität und Vertrauenswürdigkeit ab. Und ich fand zwei nette Jungs für meinen Dreier.

 

„Suche zwei eingespielte Freunde, die mich in den Sex zu dritt einführen.“

 

So lautete meine Kontaktanzeige - und nur wenige Minuten später kam die erste Antwort. Die Nachricht war so vertrauenserweckend, ehrlich und freundlich geschrieben, dass ich die beiden noch am selben Abend in einem Restaurant traf. Beide waren nicht ganz mein Typ, aber dafür total sympathisch, aufmerksam und zuvorkommend. Es war angenehm und kurzweilig, den Abend mit ihnen zu verbringen. Die beiden hatten eine besondere Art von entwaffnendem Charme, dem ich mich einfach hingeben wollte. Und vor allem wollte ich keine Zeit mehr verlieren und endlich meine Träume Wirklichkeit werden lassen.

 

Eine Woche darauf trafen wir uns in einem Stundenhotel. Die beiden hatten das schönste Zimmer mit großem Bett und Spiegeln an allen Wänden reserviert und ihm mit unzähligen Kerzen eine Atmosphäre wie aus einer Filmkulisse gegeben. Auf meine Bitte übernahmen die beiden Freunde die Regie und leiteten mich so leidenschaftlich und doch unkompliziert durch den Abend, dass ich mich richtig fallen lassen konnte. Das Erlebnis war unfassbar sinnlich, geil und erfüllend und übertraf alles, was ich mir bisher nur in meinen Träumen ausgemalt hatte. Ich war die glücklichste Frau der Welt.

 

Hätte mich früher jemand gefragt, ob ich mir eine offene Beziehung vorstellen kann, wäre meine Antwort ein empörtes und endgültiges „Nein“ gewesen. Unvorstellbar der Gedanke, meinen Freund mit jemandem zu teilen, ihn womöglich durch fremde Betten ziehen zu lassen (man malt sich ja immer das Schlimmste aus). Aber machen wir mal einen Schritt zur Seite und nehmen eine andere Perspektive ein: Wie wäre es, Deine intimsten Fantasien einfach ausleben zu dürfen, Deinen drängendsten Sehnsüchten endlich nachzugeben und darin tiefe sexuelle Erfüllung zu finden?

 

Ich weiß nicht was passiert wäre, wenn diese Sache mit den Fantasien einseitig gewesen wäre. Wenn nur mein Freund etwas außerhalb der Beziehung hätte ausleben wollen, ich aber rundum glücklich mit unserem Sexleben gewesen wäre. Aber der Gedanke „Wenn er darf, was er will - was würde ich wollen, wenn ich dürfte?“ änderte die Situation völlig. Und so kam es, dass wir unsere Beziehung öffneten und uns gegenseitig Sex mit anderen zugestanden. Wir nahmen unsere Bedürfnisse und Fantasien ernst und suchten nach Wegen, sie auszuleben. Auch wenn das in unserem Fall bedeutete, das ohne den Partner zu tun.

 

„Man muss nicht alles haben im Leben. Aber was, wenn wir viel mehr haben können, als wir glauben?“ 

 

Das Modell der offenen Beziehung ist nicht das Maß aller Dinge. Genauso wenig bin ich der Meinung, dass jede sexuelle Fantasie auf Biegen und Brechen ausgelebt werden muss. Schon gar nicht solche, die nicht in Einvernehmen mit der anderen Partei möglich sind, das versteht sich von selbst. Es gibt genug Menschen, für die das bloße Träumen von den Möglichkeiten Reiz genug ist, und für die ihre monogame Beziehung ein wohltuendes warmes Nest ist.

 

Aber stell dir ruhig mal die Frage: Wenn ich all meine geheimsten sexuellen Fantasien realisieren dürfte - welche wären es? Und wie stark ist die Sehnsucht danach?

 

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Lotta Frei (geb. 1979) ist Bloggerin, Buchautorin der Swingerclub-Bibel und lebt in einer offenen Beziehung. Für Poppen.de berichtet sie in ihrer Kolumne "Lottaleben" über ihre sexuellen Fantasien.

 

:eyes: Lottaleben - Die Sexkolumne:

 

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