Schubladen sind ein Segen! Beispielsweise um Ordnung zu schaffen. Das gilt für Socken oder Küchenutensilien und Krimskrams. Beim Thema “Bisexualität” klappt das Schubladendenken allerdings nicht gut. Denn es lässt sich nicht abgrenzen, wo hetero- oder homosexuelle Orientierung aufhört und bisexuelles Verlangen anfängt. Ist es schon bi, wenn eine Frau in einer Beziehung mit einem Mann ist, aber vom Sex mit Frauen träumt? Oder müssen bisexuelle Träume zwingend ausgelebt werden, um in die bisexuelle Schublade zu passen?
Manche Heteros leben lange Zeit in einer Beziehung mit dem anderen Geschlecht und sind dann völlig irritiert, wenn der Partner oder die Partnerin sich plötzlich auch zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlt. Umgekehrt kann es für ein schwule Beziehung eine Herausforderung bedeuten, wie kürzlich ein Bekannter traurig erzählte, wenn sich sein Freund plötzlich von einer Frau angezogen fühlt und nun Sex mit ihr hat.
Neben Hetero- und Homosexualität ist Bisexualität eine eigene sexuelle Identität und bedeutet, sich von mehr als einem Geschlecht sexuell und emotional angezogen zu fühlen. Trotzdem wird Bisexualität oft nicht richtig ernst genommen. Das zeigen Sprüche wie: "Ein bisschen bi schadet nie" und die Tatsache, dass sich immer wieder Stars und Sternchen aus der Musik- und Filmbranche aus Gründen des Marketings küssend und händchenhaltend mit einer Person des gleichen Geschlechts in der Öffentlichkeit zeigen, und damit mediales Aufsehen erregen.
Leider führt das dazu, dass manche bisexuelle Menschen damit zu kämpfen haben, dass ihnen unterstellt wird, sie würden sich mit ihrer sexuellen Orientierung interessant machen wollen.
Doch ohne Zweifel ist Bisexualität immer mehr repräsentiert. Ob auf WG-Partys, in Sozialen Netzwerken oder Online-Dating Plattformen: Immer mehr Menschen offenbaren, bisexuell zu sein und auf beide Geschlechter abzufahren. Sich im Bett auf etwas festzulegen sei überbewertet, sagen sie. Das mache das Leben nur komplizierter. Aber ist es wirklich so oder eher umgekehrt? Für viele Menschen zeigt sich im Alltag, dass ein bisexuelles Verlangen schnell zum Single-Dasein führen kann, jedenfalls dann, wenn es nicht vom Partner oder der Partnerin akzeptiert wird.
… und haben vor einiger Zeit nachgefragt wie offen ihr dem Thema Bisexualität gegenübersteht. 12.141 Mitglieder hatten sich beteiligt. Nicht schlecht, Herr Specht, oder?
Hättest Du das gedacht? Eine große Mehrheit der Befragten stimmt dieser beliebten Redewendung zu. Haben wir damit einen ersten Hinweis, dass Bisexualität tatsächlich immer mehr an Bedeutung gewinnt?
Viele Teilnehmende unserer Umfrage sind grundsätzlich offen für bisexuelle Handlungen. Während lediglich 36 Prozent der Frauen und 25 Prozent der Männer angeben, „ausschließlich heterosexuell“ zu sein, könnten sich 63 Prozent der Frauen und 72 Prozent der Männer sexuelle Handlungen mit dem gleichen Geschlecht sehr gut vorstellen. Zwar erscheinen diese Zahlen auf den ersten Blick überraschend deutlich, doch schon 1948 kam der berühmte US- Sexualwissenschaftler Alfred Kinsey zu einem ganz ähnlichen Ergebnis. Er schreibt, dass mindestens die Hälfte der amerikanischen Bevölkerung zu einem gewissen Grad bisexuelle Tendenzen aufweise. Und tatsächlich geben auch in unserer Umfrage 63 Prozent der Männer und 54 Prozent der Frauen an, schon mal bisexuelle Erfahrungen gemacht zu haben.
Überraschend ist: Vor allem in der Männerwelt scheint die Bezeichnung “bisexuell” mehr und mehr an negativer Bedeutung verloren zu haben. Musste man(n) früher noch befürchten von seinem Umfeld in die Schublade “schwul” geschoben zu werden, so gibt es heutzutage bei weitem nicht mehr so viele gesellschaftliche Vorurteile.
Wenn es um gleichgeschlechtliche Sympathie und Attraktivitätsmerkmale geht, ist für Männer vor allem ein gut gebauter, sportlicher Körper, ein sympathisches Wesen sowie eine freundschaftliche Beziehung wichtig. Offensichtlich gehen gleichgeschlechtliche Kontakte für viele Typen vor allem dann klar, wenn es sich bei dem Sexpartner um einen Freund handelt. Vielleicht weil sie sich auf dessen Diskretion verlassen können? Ob der englische Begriff der “Bromance” (Brother/Kumpel + Romance), der ja vor ein paar Jahren im Trend lag, bei dieser Entwicklung eine gewisse Rolle gespielt hat? Für andere hingegen ist bei einem Bi-Kontakt die Anonymität, also Sex mit einem Fremden, Bedingung.
Interessant ist außerdem: Bei Frauen spielt die Bewertung des Gesichts eine weitaus wichtigere Rolle als bei Männern. Andere Attribute, wie die Klugheit oder die Fürsorglichkeit einer Person sind hingegen für beide Geschlechter erst einmal ziemlich unwichtig. Was die sexuelle Anziehung betrifft, ticken Männer und Frauen sehr ähnlich: Zu allererst geht es um die Optik und Sympathie. Alles weitere folgt dann später.
Für Poppen.de-Mitglieder ist Bisexualität zweifellos allgegenwärtig. Viele haben schon sexuelle Erfahrungen mit dem gleichen Geschlecht gesammelt oder beabsichtigen, es demnächst auszuprobieren. Ob das dann eine einmalige Sache bleibt oder als neue, bereichernde Sex-Variante das eigene Sex-Leben bereichert, wird sich danach zeigen.
Wie ist deine Einstellung zur Bisexualität? Hast du damit bereits Erfahrung sammeln können oder stehst du Bisexualität eher skeptisch gegenüber? Wenn du dich selbst als bisexuell identifizierst, wie unterscheidet sich für dich der Sex mit Männern und Frauen? Schreib es uns in die Kommentare.
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