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Lob der Gemächlichkeit und Faulheit !?!?!?


Ballou1957

Empfohlener Beitrag

Geschrieben (bearbeitet)


Die Frage, um die es mir geht, ist, wieviel an äußerem und teilweise sehr unsinnigen Druck und damit Fremdbestimmung dafür verantwortlich ist, dass Arbeitslosigkeit und Jobsuche so leicht mit Depression und Selbstaufgabe verbunden sind.



Diese Frage ist ja nun wirklich ganz einfach zu beantworten:
Arbeitsleistung, Berufserfahrung, Einsatz, Treue (langjährig, intensiv) zählt heut gar nichts mehr.

Heute zählt nur noch das schnelle Geld, es gibt keine Moral, keine Verantwortung mehr für die Angestellten eines Unternehmens, das sind einfach nur noch austauschbare Nummern.
Solche Nummern verlieren natürlich auch sehr schnell ihr Selbstwertgefühl, denn sie sind ja tatsächlich offensichtlich nichts wert.
Dieses lächerliche Amt für die Verwaltung von steuerlich finanzierter Sozialhilfe (nennt man glaube ich heute wohl Hartz 4 ?)
ist da natürlich besonders hilfreich tätig.


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

...Was ich jedoch als zusätzliche Belastung empfinde, ist ein zusätzlicher gesellschaftlicher Druck - der auch über die Ämter vermittelt wird - für Arbeitslosigkeit bzw. auch temporäre Arbeitsunfähigkeit bzw. eingeschränkte Arbeitsfähigkeit als Versager, Verweigerer, Sozialschmarotzer geächtet zu werden. ...
... Deshalb halte ich einen eigenen positiven Entwurf, wie man mit der gegebenen Situation für sich konstruktiv und liebevoll umgeht für einen wichtigen Gegenpol.


Die zusätzliche Belastung durch den Druck der Ämter empfinde ich als sehr belastend und wenig motivierend.
Schrieb ich bereits ansatzweise in meinem letzten Posting.
Dieses gegen die Windmühlen anreiten müssen, welches nur noch als Beschäftigungstherapie benutzt wird, da es noch aus Zeiten stammt, als es Erfolg versprechend sein konnte, zermürbt das Selbstwertgefühl, da die Sinnfreiheit der Aktion im Vorfeld schon deutlich ist.

Den gesellschaftlichen Druck empfinde ich als nicht mehr allzu schlimm, da sich meist im direkten Umfeld mehrere Fälle von Betroffenen finden lassen.
Es verbleibt immer noch die öffentliche Meinung, dass alle Hartz4ler Schmarotzer sind - bis auf wenige Ausnahmen.

Ich bin ebenso der Meinung wie du, dass ein entsprechender positiver Lebensentwurf für die Phase der Nichtbeschäftigung gegen Geld mehr als wichtig ist.
Denn diese Phasen sollten der Regeneration dienen, was einen liebevollen Umgang mit sich selbst voraussetzt.
Erst dann können Kräfte mobilisiert und Fähigkeiten entdeckt werden, von denen man nicht wusste, dass man sie besitzt.
Was wiederum einen erfolgreichen Neustart oft erst ermöglicht.


Geschrieben


Denn diese Phasen sollten der Regeneration dienen, was einen liebevollen Umgang mit sich selbst voraussetzt.


Und in dieser Phase der Regeneration erleben viele Menschen, wie sich ihr gesamtes Vermögen, ihr Leben, welches sie sich über 20, 30 oder noch mehr Jahre aufgebaut haben, innerhalb von kurzer Zeit in Sozialhilfeabhängigkeit (Hartz) auflöst.


Geschrieben

Gemächlichkeit und Ruhephase ist eigentlich garnicht möglich, wenn man Hartz4 bezieht. Der Druck vom Amt ist zu groß. Da wird erwartet und gefordert und nichts geleistet. Das alleine ist schon sehr frustrierend. Nervig wird es erst recht, wenn man andauernd zu sinnfreien "Bewerbungsübungen" geschickt wird. Der Umgang als solches ist bei der ARGE ehr verachtend und arg unwürdig.

Die Diskussion über das Bürgergeld liefert da die (meines Erachtens) beste Lösung. Kostet genausoviel und ist stressfrei. Da hätte man tatsächlich mal die Möglichkeit mal wieder Kraft und Energie zu schöpfen. Um dann wieder frischen Mutes und ohne Druck was neues zu machen.


Geschrieben

Gemächlichkeit und Ruhephase ist eigentlich garnicht möglich, wenn man Hartz4 bezieht. Der Druck vom Amt ist zu groß..



Tja, es stimmt leider. Letzlich bleibt dennoch nur der Weg, den Druck der Umstände (z.B. auch Schulden) bzw. des Amtes nicht ungebremst in sich aufzunehmen, sondern, wie Freya so schön gesagt hat, sich einen positiven Lebensentwurf zuzugestehen und das Steuerrad des eigenen Lebens und die Definitionshoheit über dessen Bewertung mit Klauen und Zähnen zu verteidigen gegen öffentliche Meinung, Schuldgefühle etc.

(Mir fällt einiges ein, was ich in meinem Leben falsch gemacht habe, aber gegen das, was manche in der Finanzbranche, in der Politik und sonstwo schon verbockt haben, sind das immer noch peanuts. )


Geschrieben

hey ballou,

ich glaube , dass man selbst in schlimmsten/dunkelsten zeiten für sein eigenes wohl sorgen kann, leider kommen wir menschen meist erst zu dieser erkenntnis, wenn wir das tiefste tief erreicht haben...., denn dann lernen wir erst, wie wichtig die sonst so von uns geschätzten dinge sind. abhängig davon sind meist krankheit, trennung, materielle verluste, tod...ach so viele schlimme schicksale, wo wir wußten, dass es sie gibt und immer in dem glauben leben uns könne sie nicht erreichen....!

was ich damit ausdrücken will...?

jeder, der sich abhängig von irgend etwas macht sollte sich bewußt sein, dass es ihm eines tages genommen werden kann und ernsthaft über den sinn des lebens nachdenken!

ich für meinen teil scheiss auf die bewertung der gesellschaft (denke auch, dass es sich in den meisten meiner beiträge wiederspiegelt), was auf`m land wohl noch einiges schwieriger auszuleben ist, als in einer großstadt, da ich mir und die mir lieben menschen wirklich wichtiger bin/sind, als einen applaus von xy zu bekommen...!

leider muss ich diesen beitrag jetzt um einiges verkürzen (werde gebraucht) aber sicher später noch einmal reinschauen...

eine letzte anmerkung...

der mensch auf`m amt, steht meiner meinung nach auch unter druck und denkt "nur" wie viele andere eben an "sich", um in seinem job erfolg zu haben !


Geschrieben

Ich mach nochmals einen Anlauf:

Ich kenne und verstehe die Problematik mit den Ämtern und dem Druck, auch die Existenzangst sehr gut. Dazu wurde ja bereits in anderen Threads eine Menge geschrieben. Dass das Thema immer wieder darauf zurückkommt, zeigt mir aber, wie stark es uns im Negativen - in Form von Auseinandersetzung, Abwehr, Verteidigung, Selbstbehauptung belastet.

Aber heißt das, dass es gut für uns ist, uns mehr oder weniger völlig dieser Auseinandersetzung, die uns aufgezwungen wird, hinzugeben? Ich finde Freyas Begriff des "positiven Lebensentwurfs!" als etwas sehr Wichtiges, Elementares - weil es - und wenn es erst einmal nur gedanklich und mental ist - ein positives Konzept, ein Schritt der Emanzipation von diesem äußeren Druck ist.

Ich kann z.B. nicht mehr von einer zuverlässigen Alterssicherung ausgehen - dazu bin ich zu sehr Realist. Das hat mich in den letzten Jahren erheblich belastet. Inzwischen hab ich begonnen, mein Hobby zu einem Nebenerwerb auszubauen und Stück für Stück zu etablieren - als Teil meiner Alterssicherung und ein Stück Selbstverwirklichung. Auf die Idee hätte ich viel früher kommen können, wäre da nicht immer die alleinige Reaktion auf die diversen Sachzwänge gewesen.


Geschrieben

Warum soll jemand, der arbeitslos wurde, nicht die Zeit nutzen



Es gibt mit Sicherheit kaum einen Grund der gegen eine Regenerierungsphase spräche,
wenn diese Person sich finanziell so abgesichert hat, dass er dem Auffangsystem ALG/usw. nicht über Gebühr strapaziert. Ebenso kann man eine entsprechende Zeit auch zur Neuorientierung nutzen.


Geschrieben

Das "theoretische" ist alles richtig aber............

Diese Ängste fressen sich in einen rein und sind vom Kopf her sehr schwer zu bekämpfen vor allem wenn es nicht um einen allein geht sondern Kinder/Familie mit dran hängen um die man sich kümmern muss..........

Jemand der Angst vor Aufzügen hat (zB)"weiß" auch vom Kopf her das es ungefährlich ist, trotzdem ist sie da und nur sehr schwer zu bekämpfen............




Ich selbst bin, wie oben beschrieben inzwischen Rentner, habe keine finanziellen Sorgen und brauche keine Angst vor der Zukunft haben, eigentlich alles Super. Und trotzdem ist dort diese Gefühl, ich möchte es nicht schlechtes Gewissen nennen, eher das "irgendwas" nicht stimmt, eine Unruhe die einen immer mal wieder packt, das Gefühl das irgendwas nicht stimmt.

Dazu kommt das man sein ganzes Leben in diese Regelmäßigkeiten eingebunden war, ein Großteil des Tages war mit "MUSS" gefüllt. Klar hat man Hobbies und Dinge die einen interessieren aber die decken(im Durchschnitt) vielleicht eine bis zwei Stunden am Tag ab. Plötzlich fällt das MUSS weg und du hast 24Std Zeit dafür und Dinge die dich sonst Wochen beschäftigt hätten hast du in 2 Tagen abgehakt, was meinst du wie schnell man feststellt das man eigentlich "zuviel" Zeit hat.

Auch die netten Vorschläge sich Regelmäßigkeiten aufzubauen sind nicht wirklich die Lösung wenn das Herz, das Wollen, der Sinn für einen selbst nicht dahintersteht..........

Um wieviel mehr muß es jemanden belasten der nicht die Sicherheit hat?.........


Ich glaube auch das man in diesem Fall trennen muß zwischen jemandem der zuviel arbeitet und einem der arbeitslos wurde. Die Ausgangsbasis und die Möglichkeiten sind wohl nicht miteinander vergleichbar. Der eine kann Abstriche zugunsten "seines" Lebens machen, der andere muss.............


Geschrieben



Auch die netten Vorschläge sich Regelmäßigkeiten aufzubauen sind nicht wirklich die Lösung wenn das Herz, das Wollen, der Sinn für einen selbst nicht dahintersteht..........

sich seiner fast lebenslangen zurichtung hin auf lohnarbeit als mittelpunkt des lebens zu entledigen geht leider nicht von heute auf morgen. aber du hast keine andere wahl, du wirst noch gut und gerne 40 jahre leben.

du kannst ja explizit nach sinnvollen tätigkeiten suchen, wenn es bidlung für dich nichts ist. hilf' bei gemeinnützigen vereinen mit (tafel, kinderbetreuung), engagier dich bei ner partei - es gitb sehr viele sinnvolle tätigkeiten, wo mangel in dieser gesellschaft herrscht, die aber keine lohnarbeit arstellen

darfst du eigentlich keien nebejobs machen? ich dachte, das dürften rentner


Geschrieben (bearbeitet)

... Und trotzdem ist dort diese Gefühl, ich möchte es nicht schlechtes Gewissen nennen, eher das "irgendwas" nicht stimmt, eine Unruhe die einen immer mal wieder packt, das Gefühl das irgendwas nicht stimmt.

Dazu kommt das man sein ganzes Leben in diese Regelmäßigkeiten eingebunden war, ein Großteil des Tages war mit "MUSS" gefüllt. ...

Auch die netten Vorschläge sich Regelmäßigkeiten aufzubauen sind nicht wirklich die Lösung wenn das Herz, das Wollen, der Sinn für einen selbst nicht dahintersteht..........


Ferkel, es geht eben darum, dieses 'Muss', welches uns von außen aufoktroiert worden ist, abzustreifen.
Dann verschwindet auch die innere Leere und das Zwanggefühl und damit die eigene Wertminderung. (letzteres interpetiere ich aus den Worten, dass da etwas nicht stimmt)
Eine andere Sichtweise wirklich anzunehmen und diese Dinge abzustreifen, ist wahrlich nicht einfach, sind sie doch anerzogen und fest eingebrannt.

Aber grade in deinem Fall der finanziellen Sicherheit hätte ich einige Lösungsmöglichkeiten für mich selbst, um meinem Leben eine komplett neue (und sinnvolle) Richtung zu geben, wobei mir persönliche (Weiter-) Bildung nicht unerheblich behilflich wäre.


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Tippfehler, der 1. beseitigt
Geschrieben (bearbeitet)


Oh, ich habe nicht gesagt das ich aufgebe oder den Kopf hängen lasse, du siehst meine Sig.?

Was ich sagen wollte ist, das selbst ich als (relativ) starker Mensch/Persönlichkeit so meine Problemchen damit habe, auch ohne finanzielle Ängste. Um wievieles mehr "kann" es dann andere treffen..........

Ich werde für mich Wege und Möglichkeiten finden, aber eben aus jener Sicherheit heraus....

@ Freya........

Ich glaube du mißverstehst, ich möchte aufzeigen das zwischen Theorie und Praxis, Kopf und Gefühl ein Unterschied besteht der nicht einfach so abgetan werden kann.

Dein Kopf sagt, Prima..........

Aber woher kommt das blöde Gefühl? Da ich, als seit Ewigkeiten neben der Gesellschaft lebender, keinen großen Druck verspüre(jedenfalls nicht mehr als durch meine Lebensart) fällt Wertminderungsgefühl gegenüber derselben weg.........


bearbeitet von Ferkel007
Geschrieben

Mir fiel grad beim gemächlichen Putzen (nicht Verputzen!) meines Kühlschranks - was tut man nicht alles, wenn man Zeit hat *hust* - etwas ein: das Ding mit der Muße und Regeneration funktioniert, zumindest bei mir, nur dann, wenn ich mehrere terminliche Fixpunke habe, vor/nach/zwischen denen sich dann die Gemächlichkeit "entfalten" kann. So ca. 2 am Tag sind gut. Weniger macht dann passiv im unangenehmen Sinn (träge, auch geistig).


Geschrieben


Aber heißt das, dass es gut für uns ist, uns mehr oder weniger völlig dieser Auseinandersetzung, die uns aufgezwungen wird, hinzugeben?



vielleicht hatte ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt..., denn worauf ich hinweisen wollte ist...

dass es früher oder später jeden mal treffen kann/wird, in die von der gesellschaft nicht akzeptierte lebenssituation zu geraten...

und nur die jenigen, die es am eigenem leib erfahren haben auch die kehrseite erfahren mussten ...!

natürlich gibt es unter den "hilfebedürftigen" schmarotzer...., aber auch unter den fleissigen gibt es die selbigen zu genüge..., fragt sich doch nur, wer zieht sich welchen schuh an...!

wenn ich also in guten zeiten mit meinem beitrag einen teil dazu trage menschen zu helfe, die es nötig haben ist es ok..., denn auch ich musste die erfahrung machen mich aus dem grossen topf bedienen lassen zu müssen...,
wenn da also jemand kommt und das schöne glück hatte, dass er viele jahre ausreichend arbeit nachgehen konnte, es mir aber vorhält, warum ich keine niederen tätigkeiten annehmen mag und (über einen gewissen zeitraum) auf kosten anderer lebe, so wünsche ich ihm..., dass sein glück ihn für lange zeit verläßt, damit er überhaupt mitreden kann...!

das einzige, was ich irgend wann einmal muss..., ist sterben !!!

sollte ich das thema jetzt völlig verfehlt haben, könnte es daran liegen, dass ich den "anderen" fred ganz einfach übersprungen/nicht gelesen habe, da es immer irgend welche dinge im leben geben wird, die wir nicht wirklich ändern können, weil jeder in erster linie an sich selbst denkt... und die, die mir vorhalten würden (wenn ich bedürftig wäre), ich könne, oder solle doch arbeiten...nur daran denken, wieviel geld sie mehr für sich hätten, wenn es keine bedürftige geben würde !

fragt sich doch nur, wie lange es noch dauert, bis wir die gleichen verhältnisse haben, die z.b. bei unserem großem bruder usa herrschen... !


Geschrieben

keine niederen tätigkeiten


A propos, OT: Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube unter denen, die noch nicht suchen mussten (oder es anderweitig hautnah miterlebt haben), es gäbe von den so genannten "einfacheren" Tätigkeiten mehr Stellen als von den qualifizierten... es ist eher umgekehrt. Außerdem: Für "einfache" Stellen werden "überqualifzierte" Bewerber, so meine Erfahrung, meist gar nicht ernsthaft in Betracht gezogen. Nach dem Motto: da muss was faul sein


Geschrieben

@4sara: sehe ich genau so und habe ich auch so erfahren.

Aber was mich bei diesen ganzen immer wiederkehrenden Themen zur Arbeit und zur Arbeitslosigkeit immer wieder verwundert:

Gibt es hier eigentlich keinen dem seine Arbeit Spass macht und der glaubt, dass er was Sinnvolles tut ?


Geschrieben (bearbeitet)


...Ich finde Freyas Begriff des "positiven Lebensentwurfs!" als etwas sehr Wichtiges, Elementares - weil es - und wenn es erst einmal nur gedanklich und mental ist - ein positives Konzept, ein Schritt der Emanzipation von diesem äußeren Druck ist...


Aber nicht ganz ausreichend. Den ungerechtfertigten Druck von Außen lässt sich einigermaßen begegnen, derart, daß der Einschätzung über Klisheearbeitslose offen widersprochen wird, oder man sich darüber nur ärgert, was die meißten tun.
Der schon längst übernommenen Einschätzung, gebildet z.B. aus den zarten Fragen schon im Kindergarten (was wirst du [beruflich] tun wenn du groß bist?) lässt sich damit ineffektiver aufwarten.
Das (unberechtigte) "schlechte Gewissen" regt sich eben nicht, der gestrigen Aussage des Nachbarn/Sachbearbeiter wegen, sondern wegen der eigenen Ansprüche an sich selbst. Entsprechend müßte auch dort angesetzt werden, um sich positiven Dingen außerhalb der Erwerbstätigkeit besser öffnen zu können.
Wie schon erwähnt, würde eine solche Veränderung denen Wasser auf der Mühle sein, die mit Kritik an Privaties nicht sparen würden.


bearbeitet von 0815Erwin
Geschrieben

Gibt es hier eigentlich keinen dem seine Arbeit Spass macht und der glaubt, dass er was Sinnvolles tut ?


Doch, hier

Sinnvoll weiß ich nicht.... Wahrscheinlich eher weniger... Welches Unternehmen verfolgt denn mit seiner Arbeit caritative Ziele?
Für mich persönlich schon sinnvoll, da es weitgehend meinem Anspruch an erfüllender und auch fordernder Arbeit entspricht und mir genügend Entwicklungsspielraum lässt.


Geschrieben

so lange ein stellenbewerber sowohl körperlich als auch geistig nicht den eindruck erweckt, man könne ihm während dem gehen die schuhe besohlen und auf fragen nicht ausufernd und häufig auch noch die fragestellung verfehlend antwortet, kann man loben.


lg xray666


Geschrieben

mir macht meine Arbeit auch Spaß :-)

übrigens hab ich vor Jahren, als es Hitwin noch gab, dort ein Lob der Faulheit geschrieben ... wer mag, kann diesen (für dieses Forum offenkundig zu langen) Text hier lesen:


Vom Recht auf Faulheit

Eigentlich schade, daß unser Kanzler seine Ruckreden nicht bei Hitwin veröffentlicht, das würde mir viel Arbeit ersparen, einfach floppen und alles ist gesagt. Macht er aber nicht, der faule Hund, und deshalb muß ich mich hier jetzt selbst abmühen.

Also: „Gibt es ein Recht auf Faulheit?“ „Ja, aber nur nach Feierabend.“ .... Das dürfte wohl die herrschende Meinung treffen. Nur blöd, daß so viele Menschen keinen Feierabend haben, die haben das Recht dann schon verwirkt. Ohne Recht auf Arbeit gibt’s eben auch kein Recht auf Faulheit. Der Deutschen liebstes Gefühlsbarometer - ja genau, Johannes Mario Simmel war’s - faßte das im tranigen Ton tiefer Einsicht in die Worte: „Die Faulen haben keine Ahnung vom Reiz der Faulheit. Nur die Fleißigen können den Müßiggang genießen.“ Mensch Johannes, hätte auch nur ein Geistesfünkchen Faulheit dich je entzündet, würdest du den Mund nicht so oft aufmachen, und diese Platitüde sowie etliche, geworfen tödliche Schmachtfetzen wären uns erspart geblieben.

Gut, da wir bei diesem schwierigen Thema auf die öffentliche Meinung wohl nichts geben können, wollen wir jetzt Augen und Ohren schließen, und einmal ganz vorurteilslos selbst nachdenken: Ein Recht auf Faulheit? Hm, es gibt nur auf das ein Recht, was ein schützenswertes Gut ist. Ist Faulheit also gut? Das kann bedenkenlos bejaht werden, das Lob der Faulheit wurde ja schon oft besungen (auf Anhieb fallen mir G. E. Lessing und Pippi Langstrumpf ein).

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Lob der Faulheit
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Mein Lieblingsphilosoph, den ich morgens gelegentlich lieber als die Sportseite lese, weil sein Schädel schon brummte als an Flugkopfbälle noch nicht zu denken war, Immanuel Kant also, hat die Faulheit bekanntlich als den Hang zur Ruhe ohne vorhergehende Arbeit definiert. Das ist immer wieder eine schöne Einstimmung in den Tag, die ich beim Worte nehme. Also nach dem Frühstück noch ein kurzes Nickerchen, dann ins Eiscafé und die Leute beobachten. Schade, daß das Lebensmodell des Flaneurs und Bohemiens so außer Mode gekommen ist. So muß ich halt den Fleißigen bei ihren Besorgungen zusehen. Und wer grad keine Besorgung zu erledigen hat, schafft sich ja sonstige Arbeit: „Beziehungsarbeit“, „Gartenarbeit“, „Friedensarbeit", „Kulturarbeit", „Partnerarbeit", „Projektarbeit“, manche „arbeiten“ auch nur an sich selbst. Ich gucke zu. Und schlürfe Eiscafé. Muß ich die Süße des Nichtstuns wirklich lauter besingen?

Aber schon hör ich die ersten Krittler. Ja ja, dem Faulen selbst mag’s wohl sein. Aber was nützt er der Allgemeinheit, he? .... Oh du verblendete Ignoranz. Jedes Kind weiß, daß aller Fortschritt der Faulheit zu verdanken ist. Der Faule denkt über nichts so gerne nach wie über Möglichkeiten, Arbeit zu vermeiden. Nur so sind die Entdeckung des Rades, die Dampfmaschine, der Ottomotor und der hydraulische Treppenlift überhaupt denkbar geworden. Und selbst wenn er gerade nichts erfindet, ist der Faule ein wertvolles Mitglied jeder Gesellschaft, wie der Unternehmensberater Otto Buchegger treffend bemerkte:

Weil Fehler Arbeit machen, lernt der Faule am liebsten aus den Fehlern anderer, während der Fleißige wie der Pubertäre ja am liebsten jeden Fehler selbst begeht. Der Faule spart auch Energie, weil er am liebsten schläft, er zahlt pünktlich seine Rechnungen, weil Mahnungen Arbeit machen und ist sogar gut für den Umweltschutz, weil er keine Bäume ausreißt. Marktfetischisten und Neoliberale können also getrost auf die Ergebnisse Bucheggers verwiesen werden, der Faule braucht einen zentralen Platz in der neuen Mitte (hörste Gerhard?).

Und auch die Politik braucht den Faulen zum Segen des Volkes. Dirk Maxeiner hat das am Beispiel Martin Bangemanns sehr schön illustriert: „Dem guten Leben aufgeschlossen, förderte Martin Bangemann in jeder Hinsicht die kreative Freizeitgestaltung seiner Mitarbeiter und seiner selbst. Seine üppige Barock-Figur wurde abwechselnd in Brüsseler Fresstempeln, auf seiner spanischen Finca oder seinem Segelschiff gesichtet, so gut wie nie aber hinter seinem Schreibtisch. Seinem eigentlichen Aufgabengebiet, der Deregulierung der europäischen Telekommunikations-Landschaft, tat Bangemanns Freizeitverhalten ausgesprochen gut. Er kontrollierte nichts und niemanden (wann denn auch?). Der Deregulierung des Telefongeschäftes in Europa stand der Dreizentner-Mann jedenfalls nicht im Wege. Das segensreiche Nicht-Wirken des schillernden und vorzeitig beurlaubten Faulpelzes kann heute jeder Bundesbürger auf seiner Telefonrechnung ablesen. Hinzu kommt: In gleichem Maße, wie die Gebührenrechnung sank, stieg die Zahl der Beschäftigten in der Telekommunikationsbranche. Auch wenn die Einsicht wehtut: Nichtstun kann Arbeitsplätze schaffen.“

Muß eigens darauf hingewiesen werden, daß der Faule auch der bessere Liebhaber ist? Ich denke nicht. Der Faule läßt sich Zeit, hat mangels sonstiger körperlicher Anstrengung selten Potenz- oder Libidoprobleme und beherrscht alle Kniffe der Verführung, die eine mühsame und wenig erfolgversprechende Werbung à la „he du, was geht?“ überflüssig machen.


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Recht auf Faulheit
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Schön, soviel haben wir also geklärt. Faulheit an sich ist gut. Bleibt noch die Frage, ob es auch ein Recht auf sie gibt. Solange ein Recht noch nicht juristisch einklagbar ist, muß es aus seiner gesellschaftlichen Akzeptanz, aus religiösen Bedürfnissen oder moralischen Erwägungen begründet werden.
Die Frage nach der gesellschaftlichen Akzeptanz entscheidet man am besten im Wartezimmer beim Zahnarzt. Die hier ausliegenden Zeitschriften spiegeln nicht nur das gesunde Volksempfinden, sondern verleihen seiner Prominenz auch ein willkommenes Sprachrohr. Und so lesen wir in diversen Interviews, daß all unsere gestreßten Promis nichts lieber wünschen, als die Süße des Nichtstuns zu kosten. Leider wird in eben jenen Blättchen der Arbeitslose für denselben Wunsch verteufelt. Ulrike Herrmann schreibt deshalb klug in der taz: "Muße als solche erhebt nicht in gesellschaftlichen Rang - geadelt wird man erst durch den täglichen Stress, der die Faulheit zur Sehnsucht macht".
Erklärungen dieser Doppelmoral führen uns tief in die Geschichte, mindestens bis in die Entstehungszeit des Calvinismus. Die moralische Verpflichtung zur Arbeit - auch jene Arbeit, die über die Sicherung des Lebensunterhaltes hinausgeht - hat hier ihren Ursprung, weil die Herrschenden willige Arbeitskräfte benötigten. Und die sollten gefälligst mehr leisten, als nur das Notwendige. Dem dummen, aber gottesfürchtigen Volke mußte daher Arbeit schmackhaft gemacht werden. Was lag näher als das Versprechen des Himmelsreiches für den Tüchtigen? Arbeit wurde so sittlich aufgewertet und dieses egoistisch gelenkte Moralbewußtsein hat bis heute absolute Geltung. Auf gesellschaftliche Akzeptanz der Faulheit ist also nicht zu hoffen.

Aber gibt es nicht doch religiöse Motivationen der Faulheit, lange vor Calvin? Schon Christus lehrt in der Bergpredigt die Faulheit: "Sehet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen; sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht, und doch sage ich Euch, daß Salomo in all' seiner Pracht nicht herrlicher gekleidet war." (Matthäi 6, 28 und 29.) Und Paul Lafargue, Marxens Schwiegersohn, ergänzt: „Jehovah, der bärtige und sauertöpfische Gott, gibt seinen Verehrern das erhabenste Beispiel idealer Faulheit: nach sechs Tagen Arbeit ruht er auf alle Ewigkeit aus. (...)“ Wie wir alle wissen, hat er sich seitdem ja auch nicht mehr blicken lassen.

Religiös ist also alles im Lot ... und dessen Frau hat sich ja bekanntlich auch nicht mehr bewegt. Kommen wir also am Schluß zu einer moralischen Erwägung. Was spricht eigentlich gegen ein Recht auf Faulheit? Nun, jedem Recht korrespondiert eine Pflicht. Dem Recht auf körperliche Unversehrtheit korrespondiert die Pflicht, anderen nicht in den Hintern zu treten. Wohlgemerkt eine negative Pflicht - keineswegs eine positive Pflicht, wie dem anderen durch Nikotinentzug zur Gesundheit zu verhelfen. Das scheint unser Obersozi zu verwechseln: Sein Horror vor einem Recht auf Faulheit ist nichts weiter als die Horrorvorstellung, der Faule brauche Unterstützung. Aber nee, so ist es gerade nicht, das einzig moralische Recht, das der Faule auf seinem Lotterbett einklagt, ist doch nur in Ruhe gelassen zu werden.

Oblomow etwa, leuchtendes Morgenrockvorbild aller Faulen, verlangte lediglich, seine Besucher mögen sich doch bitte erst eine halbe Stunde im Vorraum aufwärmen, bevor sie an sein Bett kämen ... nichts war ihm so verhaßt wie ein kalter Luftzug. Er verlangte von ihnen aber nicht, sein Zimmer zu heizen ...

ALSO: Das Recht auf Faulheit ist unantastbar. Es zu schützen und zu achten ist die Pflicht jeden Staatsbürgers. Mit anderen Worten: Laßt uns einfach in Ruhe!


Geschrieben (bearbeitet)

so lange ein stellenbewerber sowohl körperlich als auch geistig nicht den eindruck erweckt, man könne ihm "über dem gehen die schuhe besohlen" und auf fragen nicht ausufernd und häufig auch noch die fragestellung verfehlend antwortet, kann man loben.


lg xray666


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

jetzt nach dem 4mal,habe ich es auch verstanden!


Geschrieben

wenn man sich verdeutlicht wie die leute es zu zeiten der aufkommenden industrialisierung gemacht haben, sieht man wie weit es heutzutage gekommen ist: früher haben die leute vier bis acht wochen in einer fabrik gearbeitet und dann die kohle genommen, sind nach hause zu ihrem hof gegangen und haben den mit dem geld nun leichteren gewissens bewirtschaftet. ich meine es ernst wenn ich sage dass unsere heutige definition von arbeit eigentlich nicht großartig verschieden von der sklaverei ist, ohne das jetzt hier weiter ausführen zu wollen...

mir ist leider entfallen wer den folgenden sehr guten satz gesagt hat, aber dieser jemand sagte der sinn des lebens sei komischerweise jedem lebewesen dieser erde eindeutig klar: das leben genießen. katzen flacken in der sonne, vögel fliegen aus reiner freude am flug herum, man spielt, man genießt und döst. nur der mensch hat diesen bezug zum genuß irgendwie verloren.

ich sehe es als zeichen unserer zeit an wenn viele eher liberal eingestellte nationen wie frankreich und die schweiz einen beamtenposten einrichten, der sich einzig mit dem thema zeit beschäftigt, versucht den ständigen zeitdruck, die hektik und den stress im leben des modernen menschen zu minimieren, damit er wenigstens noch einen letzten fetzen leben sein nennen kann.

übrigens sehr interessante diskussion ;-)


Geschrieben (bearbeitet)



ALSO: Das Recht auf Faulheit ist unantastbar. Es zu schützen und zu achten ist die Pflicht jeden Staatsbürgers. Mit anderen Worten: Laßt uns einfach in Ruhe!




@ lennart69:

*Ironieschalter an*: Dieser Satz zeigt es deutlich. Du gehörst nicht zu den Auserwählten.

Mt der Einstellung kommst du nicht den Himmel. Da landest du - vorbestimmt -unweigerlich in der Hölle.

Also wenn schon "Calvin", dann bitte schön auch mit auch mit allen Konsequenzen.

Also: "AB IN DIE HÖLLE mit dir, du Dagobert-Duck-Syndrom-Verächter"!



*Ironieschalter aus*

Ich, protestantischen Glaubens und im strengen calvinistisch-reformierten Sinn erzogen, hugenottischer Abstammung, der seine Wurzeln und Ursprünge kennt, darf das vielleicht einmal - ironisch- so sagen?


LG xray666


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

Hatte ich mich auch über die Nennung von Calvin gewundert - Calvinisten kennen doch gar keinen Feierabend!? (Second-Hand-Infos via Max Weber). Und vor allem darf Sex keinen Spaß machen und nicht außerhalb des Ehebetts. Interessanter Tipp auf poppen.de


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