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Über die Sprache


Empfohlener Beitrag

Geschrieben

Das Thema ist mal wieder, wenn auch eher indirekt, die Rechtschreibung, indirekt, weil ich nicht die Rechtschreibung thematisieren möchte, sondern die Einstellung dazu, die ich hier immer wieder finde.

Ich hatte mir ja eigentlich vorgenommen, dieses Thema nicht mehr aufzugreifen, aber, ausgelöst durch die Lektüre eines Buches von Karl Kraus, dem Besuch eines Freundes aus Studienzeiten, der in der jüngeren Vergangenheit mehrere Studien zum Thema der deutschen Sprache erstellt hat (in Auftrag gegeben durch verschieden, zum Teil unabhängige Institutionen) und zusätzlich noch einigen Kommentaren die ich in letzter Zeit hier dazu gelesen habe, juckt es mich doch zu sehr in den Fingern.

Ich habe besagten Freund, weil die Rechtschreibung gerade mal wieder diskutiert wurde, hier mitlesen lassen, um seine Meinung zu dem Thema zu hören.

Im fiel auf, ich habe natürlich auch auf die entsprechenden Threads in der Vergangenheit verwiesen, dass wenn die Rechtschreibung thematisiert wird, zwei Gruppen auf den Plan gerufen werden. Auf der einen Seite die Verfechter einer (relativ) korrekten Rechtschreibung, auf der anderen Seite die Gruppe der, ich möchte sie Verteidiger der (scheinbar) angegriffenen User nennen, die aus welchen Gründen auch immer, die Rechtschreibung nicht beherrschen, oder einfach nicht beachten.
Dazu braucht es nun noch keinen studierten Linguisten, das kann jeder erkennen, der hier mitliest, aber ihm fiel ein signifikanter Unterschied auf, und darüber war er, gelinde gesagt, erstaunt (entsetzt trifft es eher, aber er hat es höflich formuliert), nämlich zum einen die Vehemenz, mit der die Schlechtschreiber hier verteidigt werden und zum andern die zum Teil heftigen Argumente, mit denen die Vertreter der Rechtschreibfraktion angegriffen werden.

Die Argumente mit der Legasthenie und dem Migrationshintergrund sind uns allen ja nun hinlänglich bekannt, halten aber, wie ich mir sagen lassen musste, einer Prüfung in keinster Weise stand, müsste man doch sonst feststellen, dass bei p.de überdurchschnittlich viele User aus diesen beiden Gruppen zu finden sind.
Unter überdurchschnittlich ist übrigens laut seiner Aussage eine signifikante Abweichung im zweistelligen Prozentbereich zu verstehen
Das ist natürlich nur eine erste grobe Schätzung, da er ja nicht alles gelesen hat, sondern einfach nur, wie ich betonen möchte ohne meine Mithilfe, Stichproben quer durchs Forum gezogen hat.

Ich habe mich dann lange mit ihm unterhalten, und er hat mir einiges aus den Studien erzählt, die sich auch stark mit dem Medium Internet als modernes Kommunikationsmittel beschäftigt haben.
So ist zum Beispiel, um nur einen Punkt heraus zu greifen, der Anteil der User in Foren und Chatrooms sehr hoch, denen es schlicht und ergreifend egal ist wie sie schreiben, häufig mit dem Argument, dass sie ja anonym sind und es von daher egal ist, sich bei Freunden aber schon um eine vernünftige Schreib- und Ausdrucksweise bemühen würden.
Es sei letztlich nicht ihr, sondern das Problem des Empfängers, ob er lesen und verstehen könne was da steht.

Was vor diesem Hintergrund für mich am Ende stehen blieb, ist die Frage der Motivation der Verteidiger, die sich mir nicht erschließt.
Was motiviert sie, grundsätzlich für jeden User einzutreten (ich formuliere hier bewusst überspitzt), der sich einer schlechten Rechtschreibung befleißigt, egal ob der Grund mangelndes Können, oder eben oben beschriebene Ignoranz ist und gleichzeitig den Verfechtern einer korrekten Rechtschreibung (ich rede hier nicht von den Angriffen bei schlechter Rechtschreibung als Ersatz für fehlende Argumente in einer Diskussion),
Intoleranz, Arroganz und Oberflächlichkeit, um nur einige der Vorwürfe zu nennen, zu unterstellen?

Ist doch demjenigen, der Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung hat, nicht damit geholfen, dass er verteidigt wird, denn ich habe für mich die Erfahrung gemacht, dass man aus Fehlern nur lernen kann, wenn man auch darauf aufmerksam gemacht wird.
Alles andere, also auch (unsachliche) Angriffe gegen betroffene Personen, scheint mir dann doch kontraproduktiv zu sein.


Geschrieben

SU!

Du solltest vorsichtig sein! Bei dir hat sich auch ein paar Male der Fehlerteufel eingeschlichen!

Ich kann ehrlich gesagt beide Seiten nicht verstehen. Zum Einen bringt es nichts, wenn man sich ständig über die teilweise grausame Rechtschreibung anderer aufregt. Zum Anderen müssen die Rechtschreib-Ignoranten doch nicht verteidigt werden. Die Meisten können das ganz gut alleine.

Mir persönlich wäre es peinlich, wenn meine Postings voll von Rechtschreibfehlern wären. Schließlich hab ich in der Schule mal die korrekte Schreibweise gelernt. Und das haben wohl fast alle hier. Ein klein wenig Mühe, um den anderen das Lesen zu erleichtern, wäre nicht schlecht. Und diejenigen, die es einfach nicht mehr richtig können, haben ja die Möglichkeit, die automatische Rechtschreib- und Grammatikprüfung zu aktivieren.

Am schlimmsten finde ich allerdings diejenigen User, die sich über die Rechtschreib-Ignoranz anderer aufregen, selbst aber nur klein und ohne Punkt und Komma schreiben.

Warum aber nun einige vehement andere verteidigen, weiß ich auch nicht. Vielleicht hoffen sie, so zu nem Date zu kommen? Oder sie spielen gern den Samariter?


Geschrieben

wobei man sich doch gerade bei posts gut profilieren könnte, wenn man bisl auf die rechtschreibung achtet ... und wenn man nicht ganz firm ist, schreibt man´s in einem editor, der eine rechtschreibprüfung bietet und kopert´s dann hier rein.
sicher können trotzdem mal in der "hektik" fehler passieren ...
schlimmer finden wir die in vielen posts die fehlende interpunktion ... macht die beiträge teils unlesbar ... wenn wenigstens absätze eingebaut würden ...

im chat ist das wieder was anderes, da man dort schnell und teils unkonzentriert schreibt - weil man die anderen mitliest.

dort wird sich ja öfter auch das späßchen gemacht, die regionalen sprachauswüchse zu verbalisieren ... nehmen uns da nicht aus.


Geschrieben

Selten so gelacht wie über den Rechtschreibfetischismus der poppen-user. Seid ihr denn eigentlich zum poppen oder zum schreiben hier? Seit der Rechtschreibreform rege ich mich darüber nicht mehr auf und nehme für mich in Anspruch zu schreiben, wie es mir einfällt.


Geschrieben

ach su.....lächel.....deus ex machina....der linguistengott ist erschienen.....smile

ich habe es schon vor langer langer zeit aufgegeben, mich zu wundern über den überdurchschnittlich hohen anteil der " legastheniker" hier....sogar spritzneuling, der harte knochen, hat sich daran die zähne ausgebissen.

lass sie doch schreiben, wie sie wollen. frag deinen linguisten mal, inwiefern form/inhalt etwas miteinander zu tun haben. sehr häufig tritt ja das phänomen auf, dass leute, die kaum einen satz ohne 5 fehler zustande bringen, auch inhaltlich komplette scheiße von sich geben, um das mal dezent auszudrücken.

und was ist mit fantasie und kreativität? dies hat spritzneuling mal in die diskussion gebracht. es geht ja nicht nur um eine stupide, reine grammatik-und rechtschreibsaubere deutschtreue biedermeiersprache, die sich im rahmen von fertigsatzbauteilen relativ gut und selbstgerecht bewegen kann ohne ausrutscher, wie z.b. schnäpschen et al, es geht auch nicht um vertippsler, sondern es geht ja auch um einen lebendigen sprachgebrauch, der durchaus auch mal fantasievoll, abweichend oder "verrückt" sein kann...wortneuschöpfungen, absichtliches falschschreiben geht nur, wenn man richtig schreiben kann....so wie nur der sein niveau verlieren kann, der eins hat

freue mich über rückmeldungen des linguisten

ese the sture kleinschreiberin


Geschrieben (bearbeitet)

Ich möchte noch mal betonen, dass es mir hier vordergründig nicht um die Rechtschreibung geht, denn dieses Thema artet in der Regel immer in einen heftigen Disput aus, den ich nicht suche.
Leider lassen sich beide Themen nicht von einander trennen, und ich muss die Rechtschreibung thematisieren, wenn ich die andere Problematik ansprechen möchte.

Ich weiß, dass es sich nur schwer voneinander trennen lässt, bitte aber darum, es zu versuchen, geht es mir doch wirklich darum, die Motivation die hinter dem vehementen Verteidigen steht, zu begreifen
Wie ich im Schlusssatz des Eröffnungspostings schrieb bin ich der Meinung, dass diese generelle Bereitschaft schlechte Rechtschreibung zu akzeptieren und zu verteidigen, schlechter Schriftsprache und in der Folge auch Rechtschreibung Vortrieb leistet, und keinem damit gedient ist.

Und ich gebe mich nicht der Illusion hin, fehlerfrei zu sein, dass sei an dieser Stelle auch noch angemerkt.



*Edit*

Die von Dir angesprochenen Punkte habe ich lange mit ihm diskutiert, und für mich interessante Kenntnisse gewonnen, auch bin ich in einigen Punkten in meiner Meinung bestätigt worden.
Hier habe ich sie aber sehr bewusst ausgespart Ese, da ich einer solchen Diskussion nach den hier gemachten Erfahrungen gerne aus dem Weg gehe, und sie zu nichts führt.

Und wie mir nach den ersten Postings auffällt, besteht auch hier bereits die Gefahr, das diese Diskussion aus dem Ruder laufen wird, da die Abgrenzung zwischen der Motivation und der Kritik an der Rechtschreibung sehr schwierig ist.


*Edit 2*

@Kinobesucher
Ich habe gerade noch mal über Deine Aussage nachgedacht (mal ganz davon abgesehen, dass sie mich erst geärgert hat, da das Thema ja nun nicht die Rechtschreibung als solches ist, Du also mit Deiner Aussage etwas daneben liegst) erkläre mir bitte, was der Anspruch und Inhalt der Seite mit Rechtschreibung zu tun hat.
Warum ist es, da es ja auf dieser Seite ums poppen geht, nicht wichtig wie man miteinander kommuniziert?
Auch wenn Du jetzt nicht die "Schlechtschreiber" verteidigst, warum bist Du bereit, hier keine, oder verringerte Ansprüche an die Sprache zu stellen, die Du vielleicht ja in Deinem realen Leben hast.
Eine Erklärung dazu wäre immerhin ein Schritt in die von mir gedachte Richtung.


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

Hallo Su,

ich werde jetzt mal versuchen, auf die Frage der Motivlage einzugehen: ich erlebe im täglichen Geschäftskontakt per Mail bei einer Menge Menschen, die mangelnde Ausbildung, Migrationshintergrund u.ä. nicht vorschieben können eine ähnliche "Verwahrlosung" der geschriebenen Sprache: Chat-Slang in Geschäftsmails, Rechtschreibung miserabel, Groß- und Kleinschreibung missachtet. Ein Beispiel von heute:

Hey Herr ... Brauche datas unbd bis fr. Deadline outgo is di /thx für

übersetzt heißt das

Hallo Herr... , ich benötige die bestellten Datensätze nun doch schon am Freitag, da die Auslieferung der Vorrichtung am nächsten Dienstag erfolgen muß. Danke für Ihr Verständnis

Dieser Text aus der Hand eines zweifach promovierten Herrn (sic!) macht mir eines deutlich: die hohe Geschwindigkeit, mit der wir übers Netz Informationen austauschen können, steht mit der Annäherung von Schriftsprache an gesprochene Sprache und Slang in direktem Zusammenhang. Und da unsere gesprochene Umgangssprache in der Breite sehr weit von der Schriftsprache entfernt ist, kommt diese schnelle Kommunikation der Umgangssprache sehr entgegen.
Und nun greift ein zweiter Mechanismus: anders als in einigen anderen Sprachräumen, die diese große Diskrepanz von Umgangs- und Schriftsprache (und ich meine jetzt nicht Dialekt) nicht aufweisen, ist bei uns eine Aussdrucksweise, die näher an der Schriftsprache angelegt ist, häufig auch ein soziales Statussymbol (ob subjektiv gewollt oder nicht). D.h.: wer wegen schlechter Rechtschreibung bzw. Ausdrucksweise kritisiert wird, fühlt sich sehr schnell auch degradiert und von oben herab behandelt, was auch die heftigen Reaktionen erklärt.

Bei vollem Verständnis für Deine Intention, tue ich mich schwer, entsprechende Ansprüche in einem Forum wie hier zu stellen, wenn ich sehe, wie sehr dieses Pidgin bereits in offizielle Kommunikation einfließt.
Für einiges habe ich hier sogar weitaus mehr Verständnis: so ist manchmal eine spontane direkte Erwiderung genauso dienlich für die Kommunikation, wie die Verwendung eines Dialekt- oder Slangbegriffes - ja kann sogar eine kummunikative Bereicherung sein.

Bei meinen geschäftlichen Kontakten nehme ich mir einfach die Freiheit heraus, auf derartige Mails wie oben mit vollständig formulierten Sätzen zu antworten - mit dem Effekt, dass die mehrfache Wiederholung häufig auch zu besser formulierten Sätzen meines Gegenübers führt. Im oben angeführten Fall erweist sich mein Gegenüber nun schon seit Monaten als resistent.


Geschrieben

ich denke auch, dass mehrere faktoren für das schreiben in einem solchem forum entscheident sind!

irgendwie muss/will doch jeder auf seine persöhnlichkeit aufmerksam machen, da scheinbar viele konkurenten vorhanden sind,

es kommen mehrere verschiedene möglichkeiten zum gebrauch, wodurch sich feststellen läßt, was der user nun für ein mensch ist, oder vorgibt zu sein.

wer das spiel mit wörtern in schrift versteht, möchte sich doch trotz dieser "einfachen" seite ganz klar von der masse abheben, wobei jemand, der ständig gehoben schreiben muss, sich zum feierabend evt. sogar darauf freut, sich einfach keine gedanken um die rechtschreibung und dem satzbau machen zu müssen.

ich glaube weiter, dass soweit der sinn zu erlesen ist, es viel mehr auf den inhalt ankommen sollte, als auf einen korrekten satzbau und der dazu gehörigen rechtschreibung,

wobei auch hier gesagt werden muss, dass so manches (sowohl in sehr gehobener, als auch sehr fehlerhaft) kaum lesbare, für viele als anstrengend empfunden wird.

richtig interessant wird es, wenn zwei user anfangen auf höchstem nivau zu disskutieren, so dass ein normaler user nur noch bahnhof versteht, oder ein satz voller fehler steckt, weil der user die deutsche sprache scheinbar nie gelernt hat/lernen konnte!

ich bin der meinung, wer mich lesen möchte, der macht es... und wer nicht darf mich gerne überlesen

auch hierbei spielt sympathie eine grosse rolle, welches immer verschieden betrachtet werden kann !


Geschrieben

mir ist das eigentlich egal wie hier geschrieben wird. hauptsache man kanns lesen und der sinn wird verstanden.
ich finde es schon recht merkwürdig wenn hier extrem lange beiträge zur rechtschreibung geleistet werden, aber zum thema sex reicht es nur für dreizeiler.
poppen oder tippen, das ist die frage?


Geschrieben (bearbeitet)

Werter Ballou,

ich danke Dir für diesen Beitrag, beleuchtet er doch einige der Aspekte, die ich mit meinem Freund diskutierte noch einmal von einer anderen Seite und liefert mir zum Teil weitere Ansätze und auch Bestätigungen, für die grundlegenden Ursachen der Mängel in der modernen Kommunikation.
Diese fallen mir, der ich mich ja beruflich ständig auf diesem Gebiet bewege, besonders ins Auge, und es fällt oft schwer, einfach darüber hinweg zu lesen.

Aber hier (auf p.de) habe ich mich mehr oder weniger damit abgefunden und es gelingt mir mittlerweile ganz gut, es zu ignorieren.

Dein Ansatz (der Abschnitt mit dem zweiten Mechanismus), dass die Kritik an der mangelnden Rechtschreibung und Ausdrucksweise zu dieser heftigen Gegenreaktion führt, ist mit Sicherheit nicht von der Hand zu weisen, aber es verdeutlicht mir noch einmal, dass ich mich immer noch nicht klar ausgedrückt habe, oder ich Dich hier falsch verstehe, da Du ja Bezug auf den Betroffenen nimmst (sollte hier von meiner Seite ein Missverständnis vorliegen, bitte ich Dich, mich zu korrigieren)..

Mir geht es nicht um Rechtschreibung, oder formale Kriterien, auch nicht um die Reaktion der direkt betroffenen User, sondern um die meist heftigeren Reaktionen derer, die in der Diskussion dann für die Betroffenen Partei ergreifen.



*Edit*

@bimeer
Danke auch Dir bimeer, für Deinen Beitrag, der viel von dem bestätigt, was Ballou schon zu diesem Thema schrieb, mir aber bei meiner konkreten Fragestellung in letzter Konsequenz nicht weiterhilft, da Du, ähnlich wie Ballou einige der Ursachen beleuchtest, wie es zu deb beschriebenen Mängeln in der Kommunikation kommt, aber nicht die Motivation der Verteidiger erklärst, die ich so gar nicht nachvollziehen kann.


@Steelpaar
Auch für euch noch einmal, hier geht es nicht um Rechtschreibung, von daher empfinde ich euren Einwurf als unpassend.
Und was Länge und Umfang meines Textes anbelangt, ich verstehe es auch, mich über sexuelle Themen in ähnlicher Breite auszulassen, pflege auch, so ich denn jemanden anschreiben sollte, dies in vollen Sätzen und möglichst korrekter Schreibweise zu tun, denn das gebietet mir mein Respekt vor anderen Menschen.
Meist sind meine Texte allerdings mit einem Schuss Humor und etwas Selbstironie versehen, da ich mich selber nicht so ernst und wichtig nehme.


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Su,

sorry für die mißverständliche Formulierung: der Absatz war allgemein gemeint und bezog sich nicht auf mein Beispiel. Das Beispiel sollte eigentlich nur verdeutlichen, dass oft benutzte "Entschuldigungen" wie mangelnde schulische Bildung, Migrationshintergrund oder "epidemische Legasthenie" nicht greifen, sondern andere Ursachen verantwortlich sind.

Da aber die Schriftsprache (ebenso wie gesprochenes Hochdeutsch) in unserem Sprachraum sehr stark mit dem Image gehobener Bildung=gehobener Status verknüpft sind (ob berechtigt oder nicht sei mal völlig dahingestellt - daher auch das Beispiel!) bedeutet Kritik an Ausdrucksweise und Rechtschreibung in den Köpfen vieler auch eine soziale Degradierung. Der direkt Kritisierte ist dabei ein einer äußerst schwachen Position: seine Fehler sind nachweisbar. Aber die Unsicherheit, ob man sich selbst "richtig" ausdrückt, ist allgemein sehr groß, weil wir eben umgangssprachlich leben. Und damit ist meines Erachtens auch der Solidarisierungseffekt sehr groß (wobei diese "Solidarität" wohl eine sehr große eigennützige Seite hat) Indem ich den "schwachen", "überführten" verteidige und den Kritiker angreife, verteidige ich potentiell auch mich selbst, mein Bildungsniveau und meinen sozialen Status - und indem ich den Kritiker angreife, diskreditiere ich ihn als arroganten Snob, der sein Bildungsbürgertum raushängen will.

Ich bin mir relativ sicher, wir hätten weniger Probleme, wenn die Diskrepanz zwischen Schrift- und Umgangssprache nicht so groß wären. Aber dieses Problem verdanken wir der Kleinstaaterei in Deutschland bis 1871, welche die Schriftsprache und Hochdeutsch zu einem reinen Privileg des gehobenen Bürgertums machten und damit wesentlich mit dafür sorgten, dass die Verknüfung von sozialem Status mit entwickelter Schriftsprache bis heute in den Köpfen anhält.
Nur ein Beispiel aus dem realen Leben: wenn ich bei den hiesigen Bauern Holzstämme kaufe, die ich beruflich brauche, dann spreche ich schieres Schwäbisch - würde ich das nicht tun, müßte ich weit mehr Geld ausgeben - so bin ich für sie "einer von uns".
Und überleg mal: der zentrale Werbeslogan des Bundeslandes Baden Württemberg lautet "Mir kennet elles - ausser Hochdeutsch!" (übersetzt: Wir können alles - nur kein Hochdeutsch") - und erfreut sich allergrößter Beliebtheit: auch hier ist der Anspruch der Rebellion gegen gehobene Sprachforderungen ein wirksames populistisches Mittel (zumal unser Ministerpräsident kein Hochdeutsch kann)

edit:

Da ich den Beitrag von Steelpaar erst jetzt lese: es ist für mich ein gutes Beispiel, da nicht nur Dein Anspruch, sondern gleich auch die Textlänge angegriffen wird.

Wir alle wissen, dass jeder hier einen Thread, der ihn nicht interessiert, einfach ignorieren kann - lange TE: also lese ich´s nicht. Im Grunde ganz einfach.
Aber sowohl die Länge der TE als auch der Anspruch sich über Sprache und Kommunikation zu unterhalten - und dies trotz mehrfacher Formulierung Deinerseits, dass Du nicht mangelnde Rechtschreibung kritisieren willst, wirken offenbar extrem provozierend. Und ich denke, der Grund ist tatsächlich, dass der Anspruch mit Diskriminierung verbunden wird - und der beste Weg, auf vermeintliche Diskriminierung zu reagieren, ist eben selbst zu diskriminieren: "Kann nur lange Texte schreiben, weils mit dem Poppen nicht klappt!" Völlig daneben und am Thema vorbei - aber ein Beleg für große Empfindsamkeit bei diesem Thema.


bearbeitet von Ballou1957
Geschrieben


Alles andere, also auch (unsachliche) Angriffe gegen betroffene Personen, scheint mir dann doch kontraproduktiv zu sein.


bei euren diskussionen ist euch doch aber aufgefallen, das sich nie ein *nichtrichtigrechtschreiber* mit unsachlichen angriffen an die *richtigrechtschreiber* wendet, sondern, so unsachlich dies nun auch ist, der *richtigrechtschreiber* unsachlichkeit im groben gegen den *nichtrichtigrechtschreiber* hervorbringt, sei es die von dir genannte

Ignoranz

, nein auch mangelende intelligenz sowie

Intoleranz, Arroganz und Oberflächlichkeit


in vorwürfen nehmen sich da beide seiten nicht viel.
diese diskussionen werden eigenartigerweise immer von den *richtigrechtschreibern* angezettelt, mit brachialer wortgewandtheit gegen *nichtrichtigrechtschreiber*.

Was vor diesem Hintergrund für mich am Ende stehen blieb, ist die Frage der Motivation der Verteidiger, die sich mir nicht erschließt.


das stetige hinweisen der *richtigrechtschreiber*



Im fiel auf, ich habe natürlich auch auf

&lt- es wurde beim kontrolllesen ein h vergessen


Geschrieben

Nochmals meinen Dank Ballou, ein schöner Ansatz den Du hier lieferst, und den ich gerne als Schlußwort hätte stehen lassen, leider habe ich ihn nicht rechtzeitig gesehen.

Ich denke, es ist besser, ich lasse das Thema wieder schließen bevor es komplett eskaliert, zeigt sich doch, dass eine Diskussion rund um das Thema Rechtschreibung nicht möglich ist, ohne das es gleich zu Angriffen kommt, und das muss nicht sein, ist von mir auch nicht gewollt.

Das kommt davon, wenn man wider besseren Wissens ein Thema eröffnet.


Geschrieben


@Steelpaar
Auch für euch noch einmal, hier geht es nicht um Rechtschreibung,

Und was Länge und Umfang meines Textes anbelangt, ich verstehe es auch, mich über sexuelle Themen in ähnlicher Breite auszulassen, ..



ach nicht um rechtschreibung? was dann. war mir wohl zu mühevoll den ganzen text zu lesen.

nee, bitte nicht auch noch über sex solche abhandlungen.

kurz,knapp. inhaltvoll und wenig gesülze finde ich respektvoller gegenüber dem leser


Geschrieben

[tr]Hallo,

der Threadersteller bat uns um Schließung des Themas, da es in eine von ihm nicht gewünschte Richtung verläuft.

Ich komme hiermit diesem Wunsch nach.

Mit freundlichen Grüßen
Topi, Team Poppen.de[/tr]


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