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moderner Menschenhandel?


Empfohlener Beitrag

Geschrieben

In Anlehnung an einen anderen thread hier, wo eine Userin die neue Unsitte der sogenannten (unentgeldlichen) "Probearbeit" zur Diskussion stellt, möchte ich mal ein ähnliches Thema auf die Tapete bringen, weil ich dazu im realen Leben immer mehr und häufiger haarsträubende Geschichten erfahre.

Es geht mir um die sogenannten Zeitarbeitsfirmen...

Real kenne ich nun schon drei Menschen, die durch solche Zeitarbeitsfirmen sehr brutal und gewissenlos ausgenutzt werden.
Nicht nur, dass sich diese Firmen "ihren" Arbeitnehmern gegenüber immer mehr wie "Gutsherren" aufspielen...-
-Nein, es driftet meines Erachtens immer mehr in eine ganz offizielle moderne Sklaverei.

Nur ein aktuelles Beispiel:
Ein Freund von mir wird von einer Zeitarbeitsfirma unter Druck gesetzt, weil er erkrankt ist und er solle sich doch sehr gut überlegen, ob er seinen Krankenschein auf länger als eine Woche ausdehnen will. Überhaupt wurde ihm nahegelegt, dass er trotz Krankenschein arbeiten gehen soll, falls er sich besser fühlen würde...

Dies ist wie gesagt nur ein Beispiel von immer mehreren und mir platzt langsam innerlich der Kragen, weil diese Geschichten in meinem privaten Umfeld immer häufiger und extremer werden.

Erstmal interessieren mich mal sowieso andere Meinungen dazu, andere Erlebnisse...
und dann gibt es zweitens ja noch die Bundesanstalt für Arbeit.
Vermittelt diese BA überhaupt noch an "echte" Arbeitgeber? Ich habe da so meine Zweifel.

Für mich artet das alles jedenfalls ganz gewaltig in einem modernen Menschenhandel aus, wobei die Zeitarbeitsfirmen nicht die Arbeitsvermittlung, sondern einfach nur ihren eigen Profit im Sinne haben.
Nicht selten, oder sogar fast immer, kassieren sie sogar mehr, als der Zeitarbeiter selber für seine geleistete Arbeit Brutto erhält.

Das kann doch alles nicht mehr richtig sein und wieso wird das nicht nur geduldet, sondern nimmt immer mehr Überhand?


Geschrieben

Negative Aspekte
Fakt ist, dass der Mitarbeiter einer Zeitarbeitsfirma für die gleiche Arbeit weniger Lohn bekommt wie der Angestellte der Firma am Nebentisch.
Da frage ich mich auch, wieso es Tarifverträge für bestimmte Arbeiten gibt?
Die Motivation des Zeitarbeiters kann auch nicht sehr groß sein, weiß er doch, dass er unterbezahlt ist.
Fakt ist ebenfalls, dass die Zeitarbeitsfirmen durch die gezahlte Niedriglöhne zu der neuen Armut in Deutschland erheblich beitragen.
Leider bedienen sich zu viele Unternehmen für normale Arbeiten der Zeitarbeitsfirmen. Hier ist der eigentliche Zweck verfehlt.

Positive Aspekte
Ein Unternehmen kann durch die Zeitarbeit unerwartete Auftragslagen bewältigen.
Arbeitslose haben zumindest zeitweise eine Beschäftigung.
Der Arbeitnehmer kann eine Praxis erwerben und diese bei der Arbeitssuche nutzen.
Der Arbeitnehmer kann diese Firmen als "Sprungbrett" benutzen.
Leider ist es so, dass hier Berufseinsteiger, Wiedereinsteiger und ältere AN eher eine Chance auf Arbeit haben als in der "freien Wirtschaft".

Die großen Lügen
Ohne die Arbeitszeitfirma X gäbe es die Arbeitstelle bei der Firma Y nicht. Sorry, aber die Arbeit ist da und muss erledigt werden.
Die Firma Y möchte sich den Arbeitnehmer näher anschauen. Dafür gibt es Probezeiten.
Der Auftrag dauert lediglich 3 Monate. Was ist mit zeitlich begrenzten Arbeitsverträgen?
Das gleiche gilt bei Saisonarbeiten, Schwangerschaftsurlaub, langfristige Erkrankung eines AN.


Solche Vorkommnisse wie von dir geschildert geschehen auch in "normalen" Firmen.
Einige Arbeitgeber sind scheinbar der Meinung, sich alles rausnehmen zu können.


Geschrieben

@PaanTau

Da wir auch hin und wieder Leute von einer Zeitarbeitsfirmer,bei uns im Betrieb haben kann ich das nur bestädigen!
Die Leute erzählen uns auch solche dinge,wie du sie beschreibst!

Bei uns sind sie meist so 4 bis 8 wochen wenn viel arbeit anliegt,es werden
aus den Grund keine leute mehr Fest eingestellt!Weil es einfach ist,die leute
kosten nicht so viel und wenn man sie nicht mehr braucht "BYE BYE"

Auf die Bundesanstalt für Arbeit (BA) kannst du dich nicht verlassen,
heute mußt du schon selber Klinkenputzen bei den Firmen!
So hatt es mein Schwager gemacht und hatt ein Job bekommen in
Festeinstellung!


LG Kalli


Geschrieben

Negative AspekteLeider bedienen sich zu viele Unternehmen für normale Arbeiten der Zeitarbeitsfirmen. Hier ist der eigentliche Zweck verfehlt.



Anderseits sind diese Unternehmen aber oft sogar noch relativ fair gegenüber den Zeitarbeitern, wie bei meinen Bekannten zum Beispiel in mindestens zwei Fällen.
Aber die Zeitarbeitsfirma schiebt da einen Riegel vor,
gibt Löhne nicht weiter, berechnet Arbeitszeiten, Überstunden und Urlaubsansprüche falsch,
streicht in einem Fall sogar Fahrkosten vom Arbeitgeber ein, die dem "Lohnsklaven" zugestanden hätten und, und, und..

@Paar4245
Mir wurde gesagt, dass hier bei uns auf der Homepage der BA fast nur ein und dieselbe Zeitarbeitsfirma zu finden sei.
Ich werde mich da mal näher mit beschäftigen, weil diese Information ein totaler Hammer ist.


Geschrieben

es ist unbegreiflich, wie in einem demokratischen staat soetwas ermöglicht wurde. politisch
gewollt.
der offensichtlich nicht erkannte skandalöse tatbestand: es wird geld an der arbeit von menschen verdient, ohne dass damit ein konkreter bezug zur arbeit besteht.

jemand leistet eine bestimmte arbeit und dafür bekommt er geld. das gehört zum nicht mehr wegzudenkenden prinzip unserer arbeitsteiligen gesellschaft.

aber das jemand an diesem prinzip als dritter verdient...das ist in der tat: menschenhandel.

aber die neue gangart ist etwa seit erkennen der vorteile von hoher arbeitslosigkeit und armut, diese beiden wirtschaftspolitisch erzeugten zustände zu schüren: siehe neueste
entlassungsankündigungen. ziel ist offensichtlich der im staub liegend ,die füsse seines herren
küssende arbeitnehmer, der am besten noch etwas geld dafür bezahlen muss, die gnade der
arbeit geniessen zu dürfen.
auch dafür gibt es bereits jenseits der zeitarbeitsfirmen zahlreiche beispiele: praktikanten, probezeitler, volontäre, minijobber, aushilfen.......die stützen der angeblich florierenden wirtschaft. ob man die studiengebühren deswegen eingeführt hat, damit auch noch ein heer höherqualifizierter jeden scheissjob willig ausführt??????????????


Geschrieben

Tja und die Politiker,vermitteln der Republik das ja die Wirtschaft ach wie toll boomt.Und die zahl der Arbeitslosen so toll sinkt.Und was ist mit den geplanten neuesten Entlassungswellen?
Und durch meinen Job habe ich auch kontakt zu den Lohnsklaven,und finde es teilweise unverschämt wie die Leute geknebelt werden.
Und da wundern sich die Politiker,das immer weniger Familien gegründet werden.


Geschrieben

Hi,
ich kenne da aber in unserem Bekanntenkreis ein positives Beispiel.
Ein Bekannter von uns war auch bei einer Zeitarbeitsfirma beschäftigt und hatte andauernt wechselnde Arbeitsstellen, unter anderem auch bei der Bayer Chemie.
Da hat er im Jahr so 4-5 mal für jeweils 3-4 Wochen gearbeitet.
Dann ist Bayer an ihn rangetreten und fragten ob er sich ein festes Arbeitsverhältnis bei Bayer vorstellen kann
Das ist jetzt bestimmt 8 Jahre her und er arbeitet heute noch bei Bayer und das zu einem Lohn der doppelt so hoch ist wie z.Z. seiner Arbeit bei der Zeitarbeitsfirma.
Gruß Gaby


Geschrieben

ja, die fälle gibt es. das ist auch total super. aber wieviel % sind das? und es stellt sich die frage: warum wurde er nicht gleich richtig eingestellt???

und ein weiterer aspekt: durch den "zwischenhandel" werden die zu zahlenden löhne ja für den "endverbraucher" wesentlich höher. die liegen häufig höher, als die angedachten mindestlöhne. die firmen sparen aber durch den schlüsselfertigen arbeitnehmer verwaltungsaufwand....was dort wieder arbeitsplätze vernichtet.

ich seh das schon alles irgendwie ein: man will(und muss) natürlich kosten sparen, die gewinne so hoch wie möglich halten oder treiben.
irgendwo ist aber die moralisch vertretbare grenze erreicht. die wirtschaft kann es aus eigener kraft nicht leisten. da ist der staat gefragt.
der schont aber, aus furcht, der letzte könnte das land verlassen, die arbeitgeber.
dafür werden die lohnempfänger mit immer neuen einfällen schikaniert. das ist einfacher und bringt mehr.
eine verfahrene situation.


Geschrieben


Das ist jetzt bestimmt 8 Jahre her


Eben. Vor 8 Jahren war das ganze noch etwas "humaner".
Heutzutage sieht die Realität leider anders aus.
Ein Zeitarbeiter ist nunmal billiger als ein Angestellter

Kein Urlaubsgeld,Weihnachtsgeld muss bezahlt werden. Dem Arbeitgeber stört es auch nicht wenn Zeitarbeiter krank ist usw.

Hauptsache billig . Geiz ist geil

Hier in Aachen gibts genug Firmen die ihre Angestellten rauswirft und durch Zeitarbeiter ersetzt . Und das wird sogar noch gedultet.

Wo sind da unsere Gewerkschaften zb??


Geschrieben

So weit ich weiß,gibt es für Zeitarbeiter keine Gewerkschaften...


Geschrieben

Aber für die Angestellten die wegen Zeitarbeiter gekündigt werden


Geschrieben

Das ist schon klar. Aber es würde vielleicht mal ein wenig mehr an die Öffentlichkeit kommen was da so getrieben wird. Und wie toll doch das ganze ist


Geschrieben

bedenkt mal folgendes:

zeitarbeitnehmer sind selten bis niemals billiger als eigene arbeitnehmer (sonst gäbe es keine übernahme)

eine zeitarbeitsfirma ist ebenso ein unternehmen, dass gewinnorientiert arbeitet... der arbeitnehmer arbeitet für das zeitarbeitsunternehmen und der verkauft die arbeit weiter...

jeder arbeitgeber verdient an der leistung seiner mitarbeiter, zumindest falls es ihn langfristig gibt...

zeitarbeitsfirma trägt risiko für krankheit etc.

die besten mitarbeiter werden regelmäßig von den kunden abgeworben...

zeitarbeitsfirmen sind für viele eine chance, die auf dem normalen arbeitsmarkt nicht zum zug kommen und es kann zum sprungbrett werden...

nicht alle zeitarbeitsunternehmen sind gleich...

das arbeitsrecht ist mittlerweile dermaßen arbeitgeberfeindlich, dass viele lieber überstunden arbeiten lassen, als jemanden fest einzustellen...

beispiel: ein mitarbeiter ist das ganze jahr krank... kein tag gearbeitet... kommt mitte februar des folgenden jahres in den betrieb zurück... er kann jetzt noch den gesamten alten urlaub nehmen bis ende märz... und hat für den arbeitgeber nicht einmal den finger krumm gemacht...

dafür 6 wochen lohnfortzahlung wegen krankheit und 4-6 wochen lohnfortzahlung im urlaub... dazu der aufwand einen vertreter zu finden und gleichzeitig die stelle freizuhalten...

das sind fast 3 monatsgehälter ohne gegenleistung plus weitere organsatorische schwierigkeiten... das kann kleine firmen schnell in gefahr bringen...

mitarbeiter schreien schnell, wenn gewinne verteilt werden sollen, aber richtige leistungslöhne oder gewinnbeteiligungen lehnen sie oft ab... an verlusten sich zu beteiligen kommt schon gar nicht in frage...

ihr stellt euch vieles sehr einfach vor...

klar gibt es auch missbrauch, aber das ist nicht auf alle anbieter übertragbar...

übrigens ich bin arbeitnehmer...


Geschrieben

Ein nicht gänzlich unwichtiger Aspekt bei dem Einsatz von Zeitarbeitern ist ja die individuelle Einsetzbarkeit der Mitarbeiter.

Ein Paradebeispiel war folgender Vorfall bei meinem ehemaligen Arbeitgeber.

Die Umsätze und die Gewinnerwartungen waren durch falsche Managemententscheidungen gefallen. Statt 3 Standorte zusammen zu legen, damit die Arbeit besser koordiniert werden konnte, fand eine weitere Dezentralisierung statt, in dem einige Abteilungen in entfernte Büros untergebracht wurden, für die extra Miete bezahlt werden musste.
Dadurch verlängerten sich auch die Wege, die Abstimmungen der einzelnen Bereiche und letztendlich gab es auch eine schlechtere Qualität, da nicht mehr zeit und"hautnah" kontrolliert werden konnte.

Folge-> weitere schlechte Einnahmen, schlechtere Nachverfolgung der Zahlungseingänge (weil, hochmodern wie man war, immer noch keine zentrale EDV Buchhaltung exitierte und jeder Zahlungseingang und die Meldung zum zuständigen Sachbearbeiter/Projektleiter 7 Tage dauerte) und als Ergebnis - >Probleme mit der Bank wegen fehlender Zahlungseingänge.

Nach der Krisensitzung kam die Ernüchterung: Ab sofort sollte wieder 40 statt 38,5 Stunden die Woche gearbeitet werden bei gleichzeitiger 10%-iger Kürzung der Bezüge.
Da ein Betriebsrat nicht geduldet und damit auch nicht vorhanden war, konnte man 2 Möglichkeiten wählen. Akzeptieren oder entlassen werden.

Nach einem Monat gab es 30 Personen, die entlassen wurden, weil sie die Kürzung nicht akzeptierten, allerdings war die Kündigungsbegründung immer wieder eine andere.

Zusätzlich zu den 30 Mitarbeitern gab es auch noch 40 Kollegen, die bei uns als Leiharbeiter untergebracht waren, die ebenfalls aufgrund der wirtschaftlichen Lage nicht weiter geordert wurden.

So waren plötzlich von 350 MA nur noch 280 bei uns beschäftigt.

Weitere Folge:

Die einzige Gruppe, die nach jahrelanger Entwicklungsphase nun Aufträge einbrachte, bei denen ein entsprechender Gewinn zu erwarten war, kam in Lieferverzug, musste Konventionalstrafen zahlen und um wenigstens etwas zu retten, sollte Leiharbeiter für den Bereich geordert werden.

Da ja vorher auch mit den entsprechenden Kosten für die mittlerweile entlassenen Kollegen kalkuliert wurde, sollte das kein Problem darstellen.

Gesagt, getan und entsprechen Mitarbeiter geordert und siehe da, viele der ehemaligen festangestellten Kollegen waren mittlerweile in Zeitarbeitsfirmen untergekommen.
Der zuständige Kollege orderte genau diese Mitarbeiter, die ja wussten, wie der Hase läuft(so seine Aussage) und plötzlich sollten genau diese Kollegen, die ja nicht für den Betrieb zu gebrauchen waren, uns aus der Misere rausholen.

Ergebnis: Kostenersparnis lag gegenüber festangestellten MA bei über 40 %, die Fehlerquote bei den sonst gegen 0 gehenden Arbeiten lag nun bei 35 %.

Nach dem Wechsel der Zeitarbeiter mit hohen Fehlerquoten (die verständlich waren, wenn man die Vorgeschichte kennt) und Ersatz durch Leute, die vorher auch schon bei uns gearbeitet hatten, gab es zwar keine Fehler, aber eine Konventionalstrafe war trotzdem fällig, da wir nun zu spät lieferten.

In der Zeit hatte man erkannt, dass die Zeitarbeiter ja immer noch günstiger waren, selbst wenn diese Überstunden leisten mussten und weitere feste MA entlassen.

Die Leiharbeiter wurden einfach mit 48 Stunden pro Woche belegt (ohne Widerspruch durch die Zeitarbeitsfirmen) und ersetzten unsere festen Kollegen (die immer noch auf 10 % Gehalt verzichteten, damit die Firma wieder finanziell besser stehen konnte.

Nach diesem erneuten durchgreifen hatten wir nur noch 235 feste Mitarbeiter und 52 Leiharbeiter.

Das Ganze ging dann noch 3 Monate gut, bis die Banken dann erneut meinten, dass der einzige gewinnbringende Bereich, trotz Konventionalstrafen absolut nicht in das Geschäftskonzept passen würde.

Statt nun wenigsten den Bereich zu verkaufen, wurden die Patente verkauft und alle Mitarbeiter entlassen. Selbst eine Übernahme durch die Mitarbeiter, die sich ernsthaft darum bemühten diesen Bereich zu erhalten und es auch finanziell geschafft hätten, wurde abgelehnt.
Zumindest für 1 Jahr wäre auch eine enge Kooperation gegeben, die alleine schon wegen der technischen Ausrüstung nötig war und Geld gebracht hätte.
Dieses wurde, wegen angeblicher nichtwirtschaftlicher Arbeit, festgestellt durch die Hausbank, abgelehnt.

So ging man lieber in Insolvenz, die nun erheblich billiger war, da der Mitarbeiterstamm der festen Mitarbeiter vorher runtergefahren wurde.

Die Zeitarbeiter, die teilweise vorher schon bis zu 25 Jahre fest in der Firma gearbeitet hatten, standen nun wieder vor einer Entlassung, da diese Zeitarbeitsfirmen natürlich wegen geringer Auftragslage, Ihre Verträge aufkündigten.

Übrigens, alle festen Mitarbeiter die mit diesen Projekten beschäftigt waren, wurden vom Aufkäufer der Patente, nicht fest eingestellt.
Über Zeitarbeitsfirmen wurden fast alle Leute rekrutiert, teilweise nach Headhunter-Mentalität, um nach einem Jahr wieder entlassen zu werden, da nun der Technologietransfer stattgefunden hatte.

Da sieht man, was so ein Mensch heutzutage noch Wert ist.

Rob


Geschrieben

ich war zwar nicht bei einer solchen zeitarbeitsfirma beschäftigt, dafür durfte ich den rühmlichen 1-euro-job erledigen.
auch das ist fast menschenhandel.
ich weiss nicht, was lagerarbeiter oder möbelpacker gerade verdienen, aber ich war in so einem laden beschäftigt, wo man als frau eben mal im lager kartons aus den ekligsten kellern und haushalten auspackt, mal an der kasse steht oder auch in der möbelabteilung schleppen darf.
du wirst mit der eventuellen aussicht auf festübernahme wahrlich geködert.
doch sehen wir es mal hier in hamburg so, wie es ist:
von allen 1-euro-jobbern bekommen gerade mal 2% (in worten zwei prozent) einen festen arbeitsplatz.
das einzige was du als sog. "selbstmelder" hast, ist die etwas schnellere bearbeitung deines antrages auf die zuweisung zur arbeit.
die volle vermittlungsgebühr von 1200,- euro geht an (in meinem falle) mook wat ev. und du bekommst für deine suche ein nettes danke schön.
wenigstens kannst du dir dann "arbeit" in deinem umfeld suchen und wirst nicht bis zum mars geschickt.

30 stunden in der woche für 1,40 euro die stunde. wohlgemerkt, nur für die stunden, die man auch gearbeitet hat.
fürs krank sein gibbet NIX!
mich hat es nach 8 monaten umgehauen mit einer dicken stirnhöhlenvereiterung.
war drei wochen krank.
du wirst schief angeguckt wenn du sagst, das du krank bist, weil du ja sooo unentbehrlich bist.
ja, äh wie nu?
wenn ich unentbehrlich bin, warum nehmen sie mich dann nicht für immer?
nein, das wäre denen zu teuer, obwohl sie arbeit genug hätten.
nach 9 monaten hatte ich so die nase voll, das ich mir meinen zustehenden unbezahlten urlaub von je 2 tagen/monat nahm.

man macht und tut und am ende biste doch der gearschte....


Geschrieben (bearbeitet)

wohlgemerkt, nur für die stunden, die man auch gearbeitet hat.
fürs krank sein gibbet NIX!


Die Urlaubstage werden auch mit 0 bezahlt
Ich bin zur Zeit als Hausmeistergehilfe an einer Grundschule für 1.05€ die Stunde versklavt

Nach einem Monat sagte man mir das ich gute Aussichten auf nen Festvertrag hätte.
Dann erfuhr ich das in unserer Stadt keine Hausmeister eingestellt werden. Es werden sogenannte Springer eingesetzt. Das sind Städtische Angestellt (Elektriker,Schlosser) die dann Hausmeister spielen.
Achja. Arbeitsklamotten stehen uns 1 Euro Jobber auch nicht zu
Wo kämen wir denn dahin?

Übrigens sind wir da jetzt schon vier 1€ Jobber . An einer Schule mit ca 100 Schüler .

Hauptsache die Arbeitslosenstatistik stimmt . Um was anderes geht es dabei überhaupt nicht


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

Ich persönlich halte diese Zeitarbeitsfirmen auch für eine moderne Form der Sklavenhaltung, wobei das Wort "Sklavenhaltung" etwas überzogen ist.

Einerseits ist es verständlich, dass man versucht aus der Arbeitskraft des einzelnen Gewinne zu erwirtschaften, nichts anderes machen ja andere Firmen auch, nur sollte es dabei so sein, dass der einzelne von seiner Arbeitskraft angemessen Leben kann. Das wiederum fehlt mir bei Zeitarbeitsfirmen.

Nicht nur das man befristete Verträge hat und das auf Dauer, man hat auch nur den Mindestsatz an Urlaub und sonstige Soziale Leistungen fallen grundsätzlich weg. Erschwerend kommt noch hinzu, dass der eigentliche Arbeitgeber das gleiche Geld ausgibt, dass er für einen eigenen Angestellten hat, nur dass im Falle einer Zeitarbeitsfirma noch einer zwischen geschaltet ist, der mitverdient. Das empfinde ich als widerlich und irgendwie auch unmoralisch.

Der Vorteil für eine Firma die sich über eine Zeitarbeitsfirma bedient ist der, dass er sämtliche Nebenprobleme die ein Arbeitnehmer so mitsich bringt wegschieben kann.

Es gibt aber auch Firmen, die Zeitarbeitsfirmen nutzten und gelernt haben, dass eigene Mitarbeiter wesentlich motivierter sind. Verständlicherweise...


Geschrieben (bearbeitet)

ja, das kann ich bestätigen, es gibt schon unterschiede, bei manchen firmen geht es "anständig" zu.

die tatsache, dass die nutzer-firmen es einfacher haben, offenbart aber die moralische bedenklichkeit: das zeit-personal wird wie ein normaler kostenfaktor abgerechnet.

und einen unterschied macht es schon. wird jemand direkt für eine arbeit eingestellt und dafür bezahlt, dann hat das doch etwas "normales" . der direkte bezug besteht, und das sehen die partner auch so.
aber, dass jemand geld daran verdient, dass einer arbeiten geht..das ist "no go"

ich brauch doch niemanden, der sich an meiner arbeitskraft bereichert, wie an einer handelsware.


zitat:
du wirst schief angeguckt wenn du sagst, das du krank bist, weil du ja sooo unentbehrlich bist.
ja, äh wie nu?

na sicher, dann verdienen sie doch nix an dir. die bekommen doch kein krankengeld...die bekommen nur die gelieferten zeiteinheiten bezahlt. -ware menschenzeit-


bearbeitet von popcorn69
Geschrieben

...die bekommen nur die gelieferten zeiteinheiten bezahlt. -ware menschenzeit-



Da kommt einem dann spontan das Unwort des Jahres 2004 in den Sinn: „Humankapital“.

... das Wort degradiere nicht nur Arbeitskräfte in Betrieben, sondern Menschen überhaupt „zu nur noch ökonomisch interessanten Größen“, lautete die Begründung des sechsköpfigen Gremiums.


Geschrieben

@popcorn

wenn ich mich krank melde in der firma, in der ich gemeldet bin, bekommt die firma, in der ich meine stunden abreisse, nicht einen cent krankengeld.
zu soviel taugen wir 1-euro-jobber nun auch nicht!!!
oh ja urlaubsgeld gibts in hamburg seit 2007 auch nicht mehr.
da kann man nur hoffen, das man soviel glück hat und in eine firma gehen darf, wo man gut und günstig etwas kaufen kann wie bei mir eben.
wir waren jedenfalls eine super gemeinschaft mit unseren 20 jobbern und knapp 10 "festen". ich vermisse diese zeit sehr.
ich hab wenigstens arbeitsklamotten bekommen. vom t-shirt übern pulli bis zu der hose und arbeitsschuhe.


Geschrieben



Sie erhalten also beträchtliche Summen im Monat, die einige Familienväter mit Arbeit nicht erwirtschaften können.


diese beträchtliche summe beläuft sich auf maximale 250,- euro im monat. dieses geld bekommst du maximal über 10 monate.
im durchschnitt "erwirtschaftet" der 1-euro-jobber nicht mal das "mehr" in der kasse, da er fahrkarte und extragelder für sog. schulungen ausgeben muss.
ich nenne dir gern ein beispiel:
ich sollte für 1,10 euro bei einer gärtnerei arbeiten, 30 stunden die woche.
macht 33,- euro in der woche und 132,- im monat.
davon gehen 50 euro an fahrgeld ab, um auf die tägliche arbeit zu kommen.
zwischendurch muss man aber auch zur meldestelle und zu anderen ämtern, die ausserhalb der gültigkeitszone der fahrkarte liegen.
sagen wir mal, das es nichmal 15 euro sind. macht alles zusammen65,- für nix erarbeitet.
wenn es dir wie mir passiert, das du ne fahrkarte kaufst für 50 euro, dein kind (7jahre) aber 3 wochen fiebrig krank zu hause liegt und du nicht arbeiten kannst...HAST DU INS MINUS GEWIRTSCHAFTET!
niemand, gar niemand gibt dir das fehlende geld zurück.
im schnitt erarbeitet sich der 1-euro-jobber zwischen 130 und 160 euro.

also würde ich es nicht als "beträchtliche" summe betiteln.


Geschrieben

ich, als mutter dreier kinder, alleinerziehend, suche mir arbeit.
nicht 8 stunden am tag.
dazu sind wir einerseits nicht verpflichtet und andererseits geht es auch nicht.
ein arbeitsloser bekommt auf antrag eine bewerbungspauschale von 5 euro.
klingt toll.
aber mehr als 20 bewerbungen werden im monat nicht unkostentechnisch erstattet, mit der begründung, das man sich nicht wahllos überall bewerben kann und soll, nur damit kohle reinkommt.
wenn ich also 8 stunden am tag briefe schreibe für die infrage kommenden firmen, bin ich spätestens einer woche durch.

die ganze politik schreit, das die geburtenrate zurück geht. und haste dein kinder-soll mehr als erfüllt, ich spreche von den 1,1 kindern pro mensch, wirste auf ein gleis der assozialen geschoben.
mir wurde vorgeworfen, das ich mein drittes kind nur habe zeugen lassen, damit ich nicht arbeiten gehen muss.

mir hat ein personalchef einer bauhausfirma etwas an herz gelegt:
gute frau, ihren arbeitseifer in allen ehren (es war bei einem praktikum), aber sie werden keine chancen auf arbeit haben, solange sie entweder alleinerziehend sind oder die drei kinder zuhause haben.
ihre ausfallzeiten sind statistisch gesehen viel zu hoch.
es tut mir leid, wenn sie möchten, dürfen sie jetzt gehen.

und so ganz nebenbei bemerkt:
als mutter oder vater, je nachdem wer sich um die kinder kümmert, hast du mindestens 25 berufe die du ehrenamtlich ausführst.
24 stunden am tag....7 tage die woche....4 wochen im monat...und 12 monate im jahr.
kein wochenende, kein urlaub, kein krank, kein blau machen.
du hast, bis das letzte kind ein relativer selbstversorger ist, eine ewig andauernde einsatzbereitschaft.
und da soll mir noch mal wer sagen, das ich als hartz4 empfänger eine faule person bin.


Geschrieben

Moin!
Ich glaube, Chat-lag meint was anderes! Jeder Hartzer bekommt Geld vom Staat, und wenn er für für ein paar Cent ackert, soll er dem Staat was zurückgeben!
So war es mal geplant, und dagegen ist auch nichts einzuwenden!
Nur das die Kommunen in ihrer zum Teil selbstverschuldeten Finanznot das zur Kostensenkung missbrauchen!
Das ist überhaupt nicht in Ordnung, das war nicht das Ziel dieses Gesetzes, leider waren die damaligen Gesetzgeber zu blöde für eine eindeutige Formulierung!
Oder war das doch beabsichtigt, um die Zahlen besser aussehen zu lassen, ich weiss es nicht.

Und zum Thema, jeder verkauft doch letztendlich ZEIT an jemand anderen!
Ich bin manchmal auch mit Angestellten von Zeitarbeitsfirmen zusammen, offensichtlich sind da die Unterschiede enorm!



Der Mann


Geschrieben

@mannohnesusi

ja die aussage von chat ist zweideutig.
aber sich herablassend über diese empfänger zu äussern...muss das sein?

natürlich soll jeder arbeiten, kein thema.
doch der hund liegt meiner ansicht nach woanders begraben, als sich über "uns" so auszulassen.

hier geht es einzig um den "verkauf" von menschlicher arbeit, die die arbeiter auch noch ausbeutet auf gewisser weise.
natürlich ist zeitarbeit auch zum teil sehr sinnvoll.
gerade in saisonaler wirtschaft wie chat es beschrieb.
aber wenn firmen alle entlassen und sich nur noch von den zeitarbeitern über wasser halten lassen, wie es im freundeskreis kürzlich geschah...das ist eine verfluchte schande an die arbeitgeber.

da habe ich denn doch eine frage:
die 1-euro-jobber werden in europa nicht als arbeitslose gezählt, wir arbeiten ja schließlich.
aber wenn wir arbeitenden jobber uns nicht weiter bewerben würden, bekommen wir einen auf den deckel, sprich ne sperre weil wir faul sind.
ja sind wir nun arbeitend oder arbeitssuchend?
wenn wir suchend sind, warum müssen wir dann so arbeiten?
wenn wir arbeiten und nicht als arbeitslos zählen, warum werden wir dann noch von der arge dirigiert?
wo liegt der hund jetzt begraben?


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