Jump to content

Entscheidungen...


Empfohlener Beitrag

Geschrieben (bearbeitet)

Folgenden Artikel habe ich heute im Tagesspiegel gelesen und irgendwie, bin ich etwas entsetzt.

BERLIN - Ein alter Mann liegt im Sterben. Der Arzt kommt herein. Mühsam hebt der Greis seinen Kopf und flüstert: "Entschuldigen Sie, Doktor, wenn ich mich etwas ungeschickt anstelle, aber es ist das erste Mal.“ Für jeden ist das Sterben, wenn es kommt, das erste Mal. Doch das erste ist auch das letzte Mal. Sterben ist eine todernste Sache. Kann man dieses "factum brutum“ sogar auf dem Sterbebett noch verdrängen? Vielleicht ja.

Sterben und Tod: Im Trauermonat November ist das Thema durch zwei traurige Meldungen wieder aktuell geworden. In einem Autokombi auf einem öffentlichen Parkplatz im Kanton Zürich wurde zwei Deutschen im Alter von 50 und 65 Jahren ein Giftcocktail gereicht. Den tranken sie und starben. Die Organisation "Dignitas“ lebt vom schnellen und schmerzlosen Tod. Sie leistet Beihilfe zur Selbsttötung. Die zweite Nachricht stammt aus dem Statistischen Landesamt und bestätigt einen bundesweiten Trend: Rund 40 Prozent der verstorbenen Berliner wurden im vergangenen Jahr anonym bestattet, das heißt, ihr Leichnam oder ihre Asche wurde in der Regel auf einer Rasenfläche im Friedhof ohne namentliche Kennzeichnung beigesetzt.

Bestatter setzen acht Milliarden Euro um

Selbstbestimmt, kostengünstig, anonym. Diese drei Worte kennzeichnen die Entwicklung des allgemeinen Abschiednehmens vom Leben. Das ist verräterisch. Wie eine Gesellschaft mit ihren Toten umgeht, erzählt viel über ihre seelische Verfasstheit. Für Philosophen wie Anthropologen gilt die Trias Religion, Ehe, Totenbestattung als Kennzeichen von Kultur. Was also verraten uns Dignitas und andere sogenannte Sterbehilfeorganisationen? Sie setzen die Begriffe "Menschenwürde“ und "Selbstbestimmung“ gleich. Der Mensch allein, predigen sie, bestimme über sein Schicksal, sei Schöpfer und Souverän zugleich. Alles lasse sich planen, organisieren, bewältigen – vom Leben bis zum Tod. In dieser Weltsicht ist das Leiden keine den Menschen konstituierende Erfahrung mehr, sondern stört bloß noch. Es ist dies eine unbescheidene, ja anmaßende Allmachtsideologie, deren Vertreter gezielt die moralischen Unterschiede zwischen Sterbenlassen und Töten auf Verlangen kleinreden. Es ist höchste Zeit, dass die geschäftsmäßige Vermittlung von Suizidgelegenheiten verboten wird.

Kaum weniger besorgniserregend ist die Tendenz zur relativ billigen, anonymen Bestattung. Allerdings sei hier vor einer pauschalen Verdammung gewarnt. Bestattungen sind teuer, der Markt ist groß (acht Milliarden Euro Umsatz pro Jahr) und umkämpft. Seit 2004 wird kein Sterbegeld mehr gezahlt, die Friedhofsgebühren steigen. Immer mehr Sterbende wollen ihren Nachkommen keine hohen Kosten aufbürden und sie mit künftiger Grabpflege belasten. Das lässt sich verstehen. Doch daraus folgt nicht zwingend die Anonymisierung des Toten, die "Ortlosigkeit der Trauer“. Der Name des Verstorbenen lässt sich ohne viel Aufwand auch am Rand von Urnenfeldern, Friedwäldern und Aschewiesen anbringen.

Individuelles Gedenken ist ein Teil der Totenwürde. Wer anonym aus dem Leben geht, stiehlt sich oftmals hinaus. Er erklärt sich selbst für nichtig. Es ist paradox: Im Zusammenhang mit der deutschen Geschichte ist das öffentliche Verlesen der Namen von Toten ein Ritual geworden. Die deutsche Gegenwart indes duldet das Verschwinden gelebten Lebens in der gedenkenlosen Anonymität.



Ich persönlich finde, dass es absolut ok ist, wenn man für sich diese Entscheidung trifft.

Die Gesetze dieses Landes, garantieren jedem das Recht auf ein würdevolles Leben, nur beim würdevollen Tod, da scheiden sich die Geister aus Angst vor Missbrauch oder weil man so Argumentiert wie oben. Was geht es die Masse an, wie der einzelne für sich entscheidet, woher nehmen sich andere das Recht heraus zu sagen, dass ich nicht so sterben darf wie ich es mir vorstelle(ohne andere zu schädigen)? Wieso werden Helfer kriminalisiert, wenn Sie mir dabei helfen würden?

Wie Arrogant ist das eigentlich?

Wie seht Ihr das?


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

Eine Frage ist nicht hinreichend geklärt! Hast Du das Recht oder die Pflicht zu leben?
Bevor diese Frage nicht geklärt worden ist, wird sich auch Deine Frage nicht beantworten lassen.


Geschrieben

Ich persönlich sehe es als Recht an, eine Pflicht kann es meiner Meinung nach nicht geben.

Aber ich lasse mich da gerne eines besseren belehren...


Geschrieben

Das ist ein sehr schwieriges Thema und ich denke man kann da diskutieren wie man will...eine richtige oder falsche entscheidung bzw. richtiges/falsches gesetz wird es nie geben...


Geschrieben

Ein richtiges Gesetz wäre, wenn man jedem das Recht dabei selbst überlässt.

Zumindest ist das meine Meinung...


Geschrieben

@indigo
mh aber das könnte missbraucht werden um an omas vermögen schneller ran zu kommen


Geschrieben

Ich habe das Recht auf ein menschenwürdiges Leben, und zum Leben gehört auch der Tod.

Ich finde es unverantwortlich, einem Menschen seinen Frieden zu nehmen und ihn qualvoll am Leben zu halten. Das ist kein menschenwürdiges Leben mehr. Die Rechten sind genommen.


Geschrieben

Private Sterbehilfe erlauben. Natürlich auf kommerzieller Basis, das schafft neue Betriebe und Arbeitsplätze. Von der Entlastung der Rentenkassen ganz zu schweigen.

Ich male mir gerade aus, wie die Vertreter einer Deutschen Dignitatod GmbH(*) im Altersheim auf Kundenfang gehen, oder dem lieben Erbonkel zu einem unverbindlichen informativen Gespräch ins Haus eingeladen werden.

(*)Name frei erfunden. Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Organisatonen sind nicht beabsichtigt.


Geschrieben

Jupp...da gebe ich dir vollkommen Recht. Die Entscheidung muss schon jeder für sich selber treffen und nicht andere für einen.

Eine vernünftige Regelung sollte man dafür aber auch finden können, das sollte nicht das Problem sein.


Geschrieben

Folgenden Artikel habe ich heute in Tagesspiegel gelesen und irgendwie, bin ich etwas entsetzt.

Mal was ganz anderes: Du hattest Dich um eine Genehmigung zur Zweitveröffentlichung dieses Artikels gekümmert?


Geschrieben

braucht er nicht: zum einen hat er die Quelle klar angegeben, zum anderen ist es keine kommerzielle Verwendung...

Und zur Beantwortung: ich denke auch, dass uns da ein Recht zur Selbstbestimmung zusteht. Ich habe mit meiner Mutter einen notariellen Vertrag (weiss jetzt nicht, wie das Ding heisst), in dem wir klarstellen, dass wir bei Hirntod oder unertraeglichen Schmerzen... gegenseitig den Stecker ziehen. Das soll wohl Straffreiheit ermoeglichen, falls sowas tatsaechlich mal sein muesste.


Geschrieben

so sieht meine entscheidung zu dem thema ungefähr aus. da ich schon seit jahren in der palliativmedizin arbeite habe ich mich ganz klar dafür entschieden!!!


Ich,

verfüge schon jetzt für den Fall, dass ich meinen Willen nicht mehr bilden oder verständlich äußern kann, gegenüber meinen Ärzten, dem Alten- oder Pflegeheim, in dem ich im entscheidenden Zeitpunkt ggf. wohne, sowie gegenüber jedem, der sonst Entscheidungen über meine Person zu treffen hat, folgendes:

Ich wünsche einen menschenwürdigen Tod und bitte meine Ärzte, Angehörigen und Pfleger, mir dabei beizustehen.

Wenn zwei Fachärzte unabhängig voneinander bestätigt haben und keine abweichenden ärztlichen Prognosen eines behandelnden Arztes vorliegen,

• dass ich mich aller Wahrscheinlichkeit nach unabwendbar im unmittelbaren Sterbeprozess befinde,

• dass ich mich im Endstadium einer unheilbaren, tödlich verlaufenden Krankheit befinde, selbst wenn der Todeszeitpunkt noch nicht absehbar ist,

• dass in Folge einer Gehirnschädigung meine Fähigkeit, Einsicht zu gewinnen, Entscheidungen zu treffen und mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, aller Wahrscheinlichkeit nach unwiederbringlich erloschen ist, selbst wenn der Todeszeitpunkt noch nicht absehbar ist,

wünsche ich keine weiteren intensiv-medizinischen Maßnahmen, die mein Leben verlängern oder aufrechterhalten.


Ich wünsche,

• keine Gabe lebenserhaltender Medikamente.

• dass keine künstliche Beatmung durchgeführt bzw. weiter aufrechterhalten wird. Ich wünsche jedoch, dass Medikamente zur Linderung der Luftnot gegeben werden und zwar auch dann, wenn diese Medikamente meine Lebenszeit verkürzen.

• keine künstliche Ernährung durchgeführt bzw. aufrechterhalten wird.

aber ich denke dass muss jeder für sich selbst entscheiden.


Geschrieben

Mal was ganz anderes: Du hattest Dich um eine Genehmigung zur Zweitveröffentlichung dieses Artikels gekümmert?



Das Zitieren von Internetquellen wirft gegenüber dem Zitieren von gedruckten Veröffentlichungen besondere Probleme auf.

Als Zitat werden wörtliche oder sinngemäße Übernahmen von Textstellen sowohl in wissenschaftlichen und Fachpublikationen als auch in anderen Zusammenhängen (Journalismus, öffentliche Debatte usw.) bezeichnet. Hier geht es vor allem um den ersten Aspekt.

Werden aus urheberrechtlich geschützten Werken (kleine) Teile entnommen, so ist dies unter bestimmten Voraussetzungen zulässig. Das umfassende Recht des Urhebers wird durch das Zitatrecht eingeschränkt – man spricht daher von einer Schrankenbestimmung. Im deutschen Recht darf nur dann zitiert werden, wenn die Quelle deutlich angegeben wird (§ 63 UrhG) – siehe Quellenangabe. Dies bezieht sich auch auf die Angabe der genauen Fundstelle (auch Angabe der Seitenzahl), soweit dies zumutbar und branchenüblich ist. So wird man etwa in Zeitungsartikeln meist vergeblich nach einer genauen Quellenangabe von wörtlichen Zitaten suchen. Bestimmte formale Vorgaben für die Art der Quellenangabe macht das Gesetz nicht. Wird ohne Kennzeichnung aus geschützten Texten abgeschrieben, spricht man von einem Plagiat.



Gefunden bei Wikipedia, ich hoffe das ist OK für dich...


Geschrieben

Geh einfach nicht weiter auf sowas ein, da wird der Thread nur schwer lesbar - ausser SB wissen ja die meisten, wie man zitiert.

Uebrigens fand ich Annas Beitrag Klasse, das ist ziemlich genau das, was ich versucht habe, zu beschreiben.


Geschrieben

Ich finde den Ansatz von SB nicht verkehrt, sich darüber Gedanken zu machen ist nicht verkehrt. Ich war mir auch nicht sonderlich sicher.

Zum Thema:

Ich finde den Beitrag von Anna auch sehr lesenswert, nur geht er eher um den Verzicht auf Lebenserhaltenden Maßnahmen. Mir geht er irgendwie nicht weit genug.

Sollte es erlaubt werden, auch aktive Sterbehilfe zu leisten, damit meine ich nicht das ansetzen einer Spritze mit diversen Substanzen, sondern eher um das bereitstellen von Hilfsmitteln, wo man am Ende selbst entscheiden kann, ob man es macht.

Ich liebe das Leben und finde es mutig sein Leben aktiv zu Leben, ich finde es aber auch genau so mutig seinem Leben ein Ende zu setzen, wenn es nur noch eine Qual ist.

Genauso wird ja in dem Artikel folgendes beschrieben:

...Kaum weniger besorgniserregend ist die Tendenz zur relativ billigen, anonymen Bestattung...

...Doch daraus folgt nicht zwingend die Anonymisierung des Toten, die "Ortlosigkeit der Trauer“. Der Name des Verstorbenen lässt sich ohne viel Aufwand auch am Rand von Urnenfeldern, Friedwäldern und Aschewiesen anbringen.

Individuelles Gedenken ist ein Teil der Totenwürde. Wer anonym aus dem Leben geht, stiehlt sich oftmals hinaus. Er erklärt sich selbst für nichtig...



Ich sehe das nicht so, wem nutzt ein Name auf einem Schild oder an einer Wand, wenn niemand da ist, der sich an ihn erinnert. Ich weiß, dass ich in den Köpfen meiner Familie weiterleben werde und das reicht mir.

Ich brauche keine Pilgerstätte, wo man sich versammelt um meiner zu gedenken, wenn es mal soweit ist. Es erscheint mir überflüssig.


Geschrieben

da gehe ich noch ein bisschen weiter: ein Denkmal brauche ich nicht, das Andenken an mich wird mit meinen Freunden sterben, aber in ein paar von meinen Patenten weiterleben.
Und da das hier moeglich ist, moechte ich verbrannt werden und meine Asche wird von einem Freund an einer mir wichtigen Stelle verstreut. Das ist so wenig, dass das keinen stoert, und es gibt einen Ort, an den man gehen kann, aber nix, was irgendwann mal ausgebuddelt und wiederverwendet werden kann. Nun bin ich ein kleines Licht und sowas ist nicht wahrscheinlich, aber ich wette, das dachten einige der Aegyptischen Mumien oder Moorleichen auch - und nun werden sie von sich gruselnden Kids in Museen angestarrt.


Geschrieben

Ich halte es mit Diogenes, der gefragt wurde wie man nach seinem Ableben mit seinen Gebeinen verfahren solle.
Er bat darum, einfach dort liegen gelassen zu werden, wo man ihn auffindet, woraufhin die anderen argumentierten, dass ihn dann die wilden Tiere fressen würden.

Er entgegnete, man solle ihm seinen Stecken da lassen, damit er sich zur Wehr setzen könne und erwiderte auf den Einwand, dass er sich ihm Tod doch unmöglich wehren könne, dass er dann eben auch die wilden Tiere nicht spüren würde.

Ich habe keine Angst vor dem Tod, da ich in ihm nichts mehr fühle - mich sorgt das Sterben - das ist ein großer Unterschied.

Mich sorgt der Gedanke "nicht gut gehen" zu können, das Gefühl "noch nicht genug gelebt" zu haben - mich sorgen die Menschen, die zurückbleiben, mein Sohn, von dem ich hoffe, ihn bis zu diesem Tag auf einen guten Weg bringen zu können.

Mich sorgt, im Gegensatz zu manch anderem ein schneller Tod, so schmerzlos er auch sei, weil er mir keine Möglichkeit mehr gibt Abschied zu nehmen und meine Angelegenheiten zu regeln.

Mich sorgt nur das Diesseitige nicht das Jenseitige - aber ich glaube auch und vertraue darauf, dass wir Menschen im Idealfall nach einem langen und erfüllten Leben müde werden, "lebensmüde" im besten Sinn und gut gehen können, auch wenn es schwer fällt es zu akzeptieren.

Deshalb ist es wichtig sein Leben so zu leben, das nicht andere, aber man selbst sagen kann, es sei gut gewesen - der Tod mahnt uns unserem Leben einen Sinn zu geben und insofern sage ich ohne das überhöhen und mich an diesen Gedanken als Allheilmittel gegen die Sorge klammern zu wollen, dass der Tod in gewisser Weise der Sinn des Lebens ist, weil er "Sinn" erst möglich macht.
Gäbe es den Tod nicht - wir wären andere Menschen, Menschen, die wir gar nicht einschätzen können, weil sie so ganz anders wären als wir es jetzt sind.

Heidegger sagt in etwas, dass der Tod die letzte, uneinholbare und unübertragbare "Möglichkeit" der Existenz (des Menschen ist) und ich interpretiere seinen Begriff der "Möglichkeit" (denn der Tod ist ja objektiv notwendig) in der Art, dass er einerseits so unbestimmt ist, dass er wie eine Möglichkeit wirkt und andererseits seinen Möglchkeitscharakter daraus bezieht, dass er als unumstößliche Tatsache dazu zwingt seine Lebensmöglichkeiten auf ihn hin zu entwerfen, und seinem Leben im "Angesicht des Todes" einen persönlichen tieferen Sinn zu verleihen.

Wer nun argumentiert, dass das doch keinen Sinn habe, weil uns der Tod auch jederzeit früh ereilen kann und auf schnellen Lustgewinn aus ist, wer möglichst viel in sein Leben packen will und damit auf Quantität vor der Qualität setzt, der mag recht behalten, wenn ein Alleebaum sein Leben früh beendet, wird aber auf dem Sterbebett im Alter wissen, dass er Gespenstern nachgejagt ist und sein Leben trotz der Menge seiner Erlebnisse sonderbar "leer" gelassen hat.

Dem Tod ins Auge zu sehen und nach Sinn zu streben fordert den Mut und die Kraft im Angesicht des alles verzehrenden Sturmes ein Haus zu bauen und dort gut zu leben, statt in einem Wohnanhänger vor diesem Sturm davonzufahren und sen Sinn seines Lebens körperlich in der Flucht und geistig in Ausflüchten zu suchen.

Und all diese Überlegungen bestimmen auch meine Haltung zum Sterben, dem ich noch im Leben durch die Tat Sinn verleihen kann, während er Sinn des Todes ein philosophischer ist, der sich nicht einem Akt, sondern in einer Haltung äußert, die "sinnvolle" Akte erst ermöglicht. Dennd er Tod ist objektiv sinnfrei - er ist einfach eine Tatsache.

Ich möchte so lange leben und am Leben erhalten werden, wie ich meine Umwelt noch wahrnehme, so lange wie ich noch lieben kann, auch wenn die Schmerzen groß sind.
Ich möchte so lange nicht zum Gehen gezwungen werden, wie ich noch einen Sinn im Diesseits sehe, und lege meinen Nächsten die Verpflichung auf, sich an diesem Sinn - an meinem Lächeln, wenn ein geliebter Mensch im Raum ist, am genussvollen Schmatzen, wenn eine Mahlzeit meine Lippen passiert und auch am entspannten Ausdruck, wenn ein Furz meinen versagenden Darm verlässt - zu orientieren.

Ich möchte nicht im letzen Stadium, im Koma, an Maschinen gezwungen sein, weil diese Unfähigkeit zum Akt nicht meinem Sinn des Lebens entspricht, das für mich ganz Tun, ganz Handeln, ganz Interaktion ist - und ich möchte nicht den allergrößten Schmerz erleiden müssen, der mein Leben nur noch Wunsch nach ruhigem Schlaf sein lässt, und das auch, weil ich sehe, wie mein körperlicher Schmerz der Seelenschmerz meiner Nächsten ist.

Aber ich kann es nicht bis ins Detail bestimmen, nicht alles vorhersehen, was geschehen wird. Ich muss so leben, dass es, trotz all des Schmerzes gehen zu müssen, gut ist - und dass ich meinen Angehörigen die letzte Entscheidung anvertrauen kann, wenn ich nicht mehr in der Lage bin, sie zu fällen.


Geschrieben

aktive sterbehilfe - das ist ein weit dehnbarer befriff!
was versteht ihr denn genau darunter? jemanden en paar tabletten einflößen, die maschinen abstellen?
wie gesagt arbeite schon lange in der palliativmedizin und befasse mich somit oft mit dem thema.
ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir noch nie der gedanke gekommen ist wenn sich jemand so sehr quält. natürlich habe ich noch nie sowas gemacht aber drüber nachdenken tut man oft.
aber ich glaube ich würde es gar nicht schaffen jemandem diese aktive hilfe zu leisten, das fordert viel mut und nicht nur mal eben en gefallen tun.
kein mut vor dem gesetz oder so, mut es einfach zu tun.
für mich würde aktive sterbehilfe vielleicht schon anfangen wenn die ärzte und meine angehörigen mit mir-sofern ich noch dazu in der lage bin- ganz ehrlich reden und nicht immer sagen:" ach nach der nächsten chemo wirds besser..............................."!!!
Einfach auch das sterben zum thema zu amchen und darüber zu reden, das wäre schon ne kleine form der hilfe!


Geschrieben

och glaub das muss jeder selbst entscheiden!


Geschrieben

Anna - was wuerdest Du machen, wenn Dich jemand ausdruecklich um Hilfe bittet?


Geschrieben

mh grübel grübel.
ich weiss es nicht.
man hat mich schon um hilfe gebeten, da habe ich es nicht getan. ich habe versucht und mache es ja auch immer wieder die leute zu begleiten und das leiden zu erleichtern.
das ist ne superschwere entscheidung und lässt mich manchmal an mich selber zweifeln, ich weiss nicht was ich machen würde wenns meine angehörigen wären...............!
ich weiss ist doof da nen unterschied zu machen und gemein, aber wenn ich es einmal machen würde dann könnte ich nie mehr in dem job arbeiten und ich mache es gerne, tja und privat hätte das für mich auch ne menge konsequenzen..................puh jetzt haste mich aber zum nachdenken gebracht..........manchmal hat man en schlechtes gewissen wenn man es nicht tut...................und fühlt sich scheisse.............


Geschrieben

Als Mediziner hat man doch ein gewisses Insiderwissen, wie gewisse Substanzen wirken und wie man es für diesen Fall anwenden kann.

Wenn ich in der Branche tätig wäre und mich würde jemand bitten, würde ich ihn beraten wie er es selber machen kann. Selbst Hand anlegen würde ich auch nicht machen, dazu sind mir die Gesetze zu eindeutig...


Geschrieben

Tut mir leid, Anna, ich wollte nicht, dass Du Dich jetzt mies fuehlst, wollte nur immer schonmal wissen, wie jemand entscheiden wuerde, der bewusst einen Job als Helfer gewaehlt hat und damit oft konfrontiert wird. Ich waere nicht faehig, so einen Job zu machen und bin denen sehr dankbar, die es koennen und fuer uns andere sorgen!

Aber immer mal wieder liest man ja von Pflegern, die irgendwann nachgeben und dafuer dann hinter Gitter wandern - und dann frage ich mich, warum es da keine Gnade geben darf...


Geschrieben

Schwere Kost um diese Zeit!

Besagtes schweizer Unternehmen hat die Staatsanwaltschaft am Hals, weil es sich grenzwertiger Mittel bedient, an die Medikamente zu kommen. Die Methoden wurden schon oft in seriösen Berichterstattungen dargestellt.

@anna: Patientienverfügung ist ein anderes Thema und gehört imo nur am Rande in diesem Thread. Schließlich darfst Du dort nicht zu Deiner Tötung auffordern, selbst wenn die Lage infaust ist. Die Einstellung lebenserhaltender oder -verlängernder Massnahmen ist ein gravierender Unterschied, auch wenn die Konsequenz letztlich (irgendwann) die gleiche ist.

Sterbehilfe, ob aktiv oder passiv, ist ein ultra sensibles Thema, welches gar hochkarätige Ethiker an ihre Grenzen bringt. Die Konsequenzen der Entscheidung eines für oder widers sind so tiefgreifend - für mehr Personen, als derjenige der stirbt -, das es weit über die übliche Selbstbestimmung des Individuums hinaus geht.

Meines Wissens gibt es derzeit keine gesetzliche Grundlage in Deutschland, was zu einem regelrechten Sterbetourismus in die Nachbarländer geführt hat. Gelöst ist eines der größten Probleme der Medizinethik damit noch lange nicht.

lg
Sven


Geschrieben

Ich denke schon, dass die Patientenverfügung und damit verbunden die Möglichkeit, sterben zu dürfen, wenn die Zeit gekommen ist, mit hier reingehört.
Der TE hat ja von einem würdevollen Tod gesprochen. Meines Erachtens gehört das dazu.

Ob Selbsttötung zum würdevollen Tod gehört weiß ich nicht. Da ich religiös bin tu ich mich damit schwer. Ein würdevoller Tod ist für mich eher ein Tod der nicht von Schmerzen zerquält ist, und wenn es geht in vertrauter Umgebung, nicht im Krankenhaus.
Wenn die Schmerztherapie gut eingestellt ist, kann auch die Sterbenszeit nochmal ein Stück Leben und Abschiednehmen für die Betroffenen und ihre Angehörigen sein und muß nicht unbedingt mit Selbsttötung ein abruptes Ende nehmen. Zumindest liest man immer mal wieder in Berichten, dass die Angst vor Leid und Schmerz oft die Motivation ist, dem Ganzen selbst ein Ende zu bereiten.
Und die Angst, in den Händen der Ärzte nicht dann gehen zu dürfen, wenn der Körper sich nicht mehr selbst erhalten kann.

Mir gefällt der Beitrag von Spritzneuling sehr gut, der drückt vieles aus, was ich auch so empfinde.


×
×
  • Neu erstellen...