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Lohnt es sich, vehement um eine Liebe zu kämpfen?


Empfohlener Beitrag

Geschrieben

@raissa

Es kann aber auch an der Art und Weise der Diskussion liegen und 

zumindest ich hab die Erfahrung gemacht , 

das man solche Gespräche besser dann führt wenn es grad gut läuft ,

eher nicht in der Konfliktsituation .

Geschrieben
vor 4 Stunden, schrieb raissa:

Es sind deine Ansichten und ich weiss zwar, dass man durch Reden gewisse Horizonte etwas erweitern, aber wohl niemals ändern kann. Es sind deine Ansichten und die werden akzeptiert. Punkt.

Weißt du wie ich dieses Zitat deines Beitrages verstehen möchte. ► Du weißt das es lediglich meine Ansichten sind und das man durch Kommunikation seinen eigenen Horizont erweitern kann. An deiner Persönlichkeit wird ein Partner niemals etwas ändern, denn du lässt dich nicht manipulieren. Und solltest du dich jemals ändern, dann nur aus eigenem Antrieb unter Berücksichtigung neuer Horizonte. Wenn man dieses Prinzip dann auch noch seinem Partner zugesteht und seine Persönlichkeit ebenfalls nicht versucht zu manipulieren, sondern ihn so akzeptiert wie er sich selbst sieht, dann hat man eine gleichberechtigte Beziehung. Punkt.

Geschrieben (bearbeitet)

@Nitrobär

Sorry, den Beitrag hab ich glatt übersehen.

Äh, wenn es gut läuft, ist bei ihr "heile Welt" angesagt. Da wird sie jeder Diskussion aus dem Wege gehen. Ganz besonders wenn "alte Kamellen" angeführt werden (die stets dieselben sind) und zu einem absolut "unpassenden" Zeitpunkt erörtert werden.

Ich hab es in den letzten 30 Jahren nicht geschafft sie zu einer klärenden Diskussion zu bringen, ohne das es in einem Kleinkrieg endete und das schaffe ich in den nächsten 30 Jahren auch nicht. Die ist halt kompliziert. Ich bin kompliziert. Und deswegen vertragen wir uns ja auch immer wieder ;)

Aber mit ihr lässt es sich (politisch) sehr gut diskutieren. Sie zeigt mir Denkfehler auf, ich zeige ihr Denkfehler auf. Die ist genau die Sorte Frau, die sich der alternde Ritter vor dem Kamin wünscht und mal ehrlich:

Eine Frau die keine eigenen Ansichten hat, ist für spanisch geprägte Leute wie mich, absolut ungeeignet. :D

 

 

@Anaconda_XS

Ja, sehr gut verstanden. Ich versuche meine Partner frei entscheiden zu lassen.

EDIT

Allerdings ist das für mich schwerer, als sie zu manipulieren. Aber ich mag es irgendwie nicht, wenn es zu leicht ist ;)

 

 

bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben (bearbeitet)
vor 21 Minuten, schrieb raissa:

Allerdings ist das für mich schwerer, als sie zu manipulieren. Aber ich mag es irgendwie nicht, wenn es zu leicht ist

Es darf ja auch nicht leicht sein. Man kann seine eigene Ansicht doch auch kommunizieren ohne gleich dagegenzuhalten. Leben und leben lassen. Jeder weiß jetzt wie sein Gegenüber tickt. Und dann beginnt der eigentliche Kampf, den jeder mir seinem eigenen inneren Schweinhund austrägt. Jeder wiegt halt für sich ab, womit er am Ende leben kann. Leicht sollte dieser innere Kampf niemals sein. Wenn ich mich über jemanden nicht einmal aufregen kann, dann ist es meistens ein Anzeichen dafür, dass mir dieser Jemand nicht allzu viel bedeutet.

Ich mag es genauso wenig, wenn es leicht ist. Aber es wird immer mein innerer Kampf bleiben.

@raissa Mal ein Beispiel so einer positiven Kritik aus deiner Keller-Situation, von dem anderen Thread, gebastelt. Wir beide würden uns so gut kennen, dass dir meine Einstellung bekannt ist und umgekehrt. Aber Raissa denkt überhaupt nicht daran, mir eventuell etwas entgegen zu kommen. Das ich mit deinen Macken leben könnte, zeigt mir die Tatsache, dass ich überhaupt noch mit dir zusammen wäre. Jetzt gilt es doch nur noch, meine Position innerhalb unserer Beziehung noch etwas zu pimpen. :$  Ich würde sagen: "Du Raissa, wenn du nicht so gut im Keller wärst, dann hätte ich dich schon längst verlassen!" :jumping: 

Du würdest garantiert mal Nachdenken und wenn ich dir auch etwas bedeute, würdest du vielleicht demnächst öfters mal aus deinem Hobbykeller nach oben zu mir kommen. :$ ..so wird ein schöner Schuh draus.

An dieser Stelle auch noch einmal, Gute Nacht, Eule smilie_winke_013.gif

bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben
vor 5 Minuten, schrieb Anaconda_XS:

Wenn ich mich über jemanden nicht einmal aufregen kann, dann ist es meistens ein Anzeichen dafür, dass mir dieser Jemand nicht allzu viel bedeutet.

Ich mag es genauso wenig, wenn es leicht ist. Aber es wird immer mein innerer Kampf bleiben.

Nach dieser Logik, müsste ich sie verdammt Wert schätzen ;)

Und sie mich auch.

Also, wir "trennen" uns auch gelegentlich, so im Streit. Dann geht man sich ne Woche aus dem Weg und dann kommt irgendwann der rettende Anruf:

"Na, hast Du dich wieder beruhigt?" Entweder von ihr oder von mir. Dann wird das kurz telefonisch ausdiskutiert und danach haben wir uns meistens wieder gerne.

Wenn nicht, gehen wir uns eben zwei Wochen aus dem Weg. Aber wir regen uns dabei so sehr über den jeweils anderen auf, dass es immer Gründe für ein Nachfragen gibt ;)

So ne "echte" Trennung, wäre uns wahrscheinlich beiden viel zu einfach. Versucht haben wir es schon. Aber so eine kritische Gesprächspartnerin, finde ich nirgendwo sonst. Die ist wie gemacht für mich. Und sie kommt ja auch immer wieder. Irgend etwas muss die an mir lieben :)

 

 

Geschrieben (bearbeitet)
vor 11 Minuten, schrieb raissa:

Nach dieser Logik, müsste ich sie verdammt Wert schätzen ;) Und sie mich auch.

Schätzchen, dass nennt man Liebe, mehr ist es nicht und mehr wird es nie sein.

Wenn man es dann noch schafft, sich gegenseitig niemals Entschuldigen zu müssen und Belangloses zu verzeihen, dann hat man schon fast das non plus ultra.                        Jetzt bin ich wirklich weg.

bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben
Am 31.3.2018 at 18:50, schrieb coq-sagittaire:

 Liebe kann nie einseitig, sondern nur gegenseitig sein.

Es gibt, für mich, ja verschiedene Arten von Liebe. Also das Liebesgefühl ist unterschiedlich, eine andere Form von Liebe.

Ich liebe meine Patenkinder seitdem sie geboren wurden. Und nun hat eines der Patenkinder vor einigen Monaten den Kontakt zu mir abgebrochen, die Gründe sind mir unbekannt.

Mir ist`s relativ egal, ob er mich auch liebt, denn das ändert nichts an meinem Gefühl der Liebe zu ihm. Das wird auch immer so bleiben!

Und ich kämpfe auch hier nicht! Für was auch? Entweder er spricht irgendwann Klartext mit mir oder er lässt es. Es ist wie`s ist und ich habe mir vor vielen Jahren abgewöhnt Menschen hinterherzulaufen und sie zu Erklärungen zu drängen/nachzufragen. Ändert aber überhaupt nichts an meiner Liebe.

Am 1.4.2018 at 10:04, schrieb Nitrobär:

@Engelschen_72

Wie Du an Hand des Eingangststext jetzt auf " frisch verliebt " kommst kann ich nicht nachvollziehen

Eigentlich ganz einfach nachzuvollziehen... siehe hier...

Am 29.3.2018 at 15:11, schrieb Anaconda_XS:

Stell dir mal vor du hättest dich verliebt und deine Liebe wird nicht erwidert. ►Lohnt es sich, vehement um diese Liebe zu kämpfen?

Und diese Frage habe ich, auch wenn sie nicht an mich gerichtet war, beantwortet.

Am 2.4.2018 at 04:33, schrieb raissa:

Wenn mir eine/r sagt, dass er mich absolut nicht ab kann - ok. Aber solange ich diese exklusive Rückmeldung nicht erhalten habe, versuche ich es trotzdem - auf das Risiko mir eine blutige Nase zu holen. Ich - oder besser gesagt wir alle - wollen es immer ganz genau wissen und schrecken auch nicht vor unlauteren Mitteln zurück, da wir wenn wir es nicht tun, uns ständig fragen, ob es nicht vielleicht doch hätte klappen können. Wir haben erst unseren seelischen Frieden, wenn wir es zumindest versucht haben

Also erzählt mir nichts von wegen gehen lassen ;)

Ich versuche mal meine Gedanken dazu in Worte zu fassen...

Mir muß keiner wirklich sagen, daß er mich nicht "ab kann", meine "Antennen" sind so fein, daß ich sowas auch ohne Worte merke/spüre.

Es gibt Dinge, um die ich durchaus kämpfe... das sind aber Dinge bei denen es z.B. um rechtliche Dinge geht, bei denen ich weiß, daß mir "Unrecht" getan wird. Da kämpfe ich wie eine Löwin.

Aber um Zuneigung, um Sympathie oder um Liebe? Nein! Und ich frage mich auch nicht ständig, ob es vielleicht doch hätte klappen können! Ebenso was den seelischen Frieden betrifft.

 

Wenn mein Partner mir heute oder morgen sagen würde, daß er mich nicht mehr liebt, mit mir keine Partnerschaft mehr führen möchte, dann würde ich sicherlich nachfragen, woher diese Gefühle aufeinmal kommen. Warum er das so sieht und warum es für ihn so ist, wie`s ist.

Macht er mir klar, daß da von seiner Seite aus "nix mehr" ist, er sich keine Partnerschaft mehr mit mir vorstellen kann... um was soll ich da bitte kämpfen?

Wäre ich in solch einer Situation und wäre derjenige, der das offen ausspricht, dann wäre ich extremst genervt und angepisst, wenn mein Partner dann anfangen würde irgendwelche "Kämpfe" zu führen! Warum? Weil er mir damit zeigen würde, daß mein Empfinden, meine Entscheidung etc. ihn überhaupt nicht interessieren.

Liebe heißt für mich auch, daß man jemanden in Liebe gehen läßt. Und wenn ein Mensch sich dazu entscheidet seinen weiteren Weg ohne mich zu gehen, dann schmerzt das sicherlich, aber es ist SEINE/IHRE Entscheidung!

Geschrieben (bearbeitet)

@raissa

Nun Das wäre der Punkt wo es halt keine " Lösung " gibt ,

sondern man akzeptiert das Beziehung nicht ewiger Kindergeburtstag ist .

Ich denke eine Liebesbeziehung kann auch ab das es nicht in allen Lebensbereichen harmoniert .

@Engelschen_72

Dem :

" Liebe heißt für mich auch, daß man jemanden in Liebe gehen läßt. Und wenn ein Mensch sich dazu entscheidet seinen weiteren Weg ohne mich zu gehen, dann schmerzt das sicherlich, aber es ist SEINE/IHRE Entscheidung! "

stimme ich 100 % zu , aber es ist verdammt schwer , Das auch durch zu halten insbesondere wenn man sich weiterhin sieht .

Dein Zitat von " Anaconda " ist allerdings nicht aus dem Eingangstext ,

da geht´s schon eher um das Ende oder eben das mögliche Ende einer bestehenden Beziehung .

Ich denke auch wenn die Liebe da nur einseitig nicht mehr vorhanden ,

ist es letztendlich die klarste und so mit " einfachste " aller Möglichkeiten ,

da sehe ich auch keinerlei Sinn zu kämpfen .

Das Selbe gilt natürlich wenn es um einseitig verliebt geht ,

allerdings hab ich für diese Einsicht in der Pubertät echt lange gebraucht .

In der Nachschau möchte ich aber auch diese " Kämpfe " nicht missen ,

sie haben mich charakterlich wirklich weiter gebracht .

bearbeitet von Nitrobär
Geschrieben (bearbeitet)
vor 8 Stunden, schrieb Engelschen_72:

Es gibt, für mich, ja verschiedene Arten von Liebe  /  Aber um Zuneigung, um Sympathie oder um Liebe (kämpfen) ? - Nein!  /  Ebenso was den seelischen Frieden betrifft

Ich habe mal aus deinem Beitrag drei Sätze kopiert und deine Kernaussage in dem mittleren Satz durch das Wort (kämpfen) erweitert, da ich diesem Satz, seinen Bezug nicht nehmen wollte.

In deinem Beitrag gehst du den Weg in Richtung verschiedenste Facetten der Liebe, den ich gerne auch einmal einschlagen möchte. Vielleicht verdeutlicht das meine eigene Sichtweise etwas besser. Du schreibst von den verschiedensten Arten der Liebe und beziehst dich dabei auf Situationen und Personen. Ich persönlich verstehe unter diesen verschiedensten Arten so viel mehr als einen Sachbezug.

Dazu möchte ich an dieser Stelle noch einmal meine Aussagen des ersten Beitrags auf Seite 13 vom 14. Januar hier einfügen: ► Auch der Begriff Liebe, ist meiner Meinung nach, schon verkommen. Wann erkennt man noch, die seit Gedenken höchsten drei Tugenden, der Menschheit: "Liebe - Glaube - Hoffnung"?  Ok, als cooles Tattoo sieht man es hin und wieder noch. Glauben heißt, nichts wissen und zuletzt stirbt dann ja bekanntlich die Hoffnung. Liebe ist so viel mehr als eine Partnerschaft. Warum wird sie so berechnend formuliert und gedeutet? Wie kann aus Liebe - Hass werden?

In den verschiedensten Arten der Liebe, sehe ich persönlich mehr die Emotionen. Soll heißen, Liebe ist für mich so viel mehr als Zuneigung zu einem Menschen. Diese Gefühle gehen weit über das Begehren hinaus und zeigen sich im besonderen Maße in Melancholie und Sehnsucht. Im Thread wird fast nur die karmische Liebe gesucht und umschrieben. Dieses seltene Edelweiß der Menschenliebe, gibt es aber nur ganz selten. Meiner Meinung nach besteht nicht einmal ein Zusammenhang zur Partnerschaft. Diese kann für mich selbstverständlich, aber auch irgendwie lediglich, durch die Fähigkeit zur Menschenliebe entstehen.

In der höchsten Potenz habe ich sie von einem 5-jährigen Nachbarskind am Tag meiner tiefsten Trauer erfahren. Ich kannte dieses Kind überhaupt nicht, da ich zu der Zeit jahrelang ganz selten zu Hause war und das Kind meiner unmittelbaren Nachbarn eigentlich nur von Weitem hab spielen sehen. Als mir nach Monaten die Nachricht vom Tod meiner Frau überbracht wurde, habe ich mich anschließend im Garten auf eine Mauer gesetzt und ganz für mich alleine, still vor mich hin geweint. Auf einmal stand dieses Kind vor mir und sah mich einfach nur an.

Mein Schmerz saß aber so tief, dass ich überhaupt keine Notiz von diesem Kind nahm, dass ich ja auch kaum kannte und meinen Tränen, ungeachtet dieses Kindes, weiterhin ganz still freien Lauf ließ. Nach einiger Zeit blickte ich in das Gesicht dieses Kindes und bemerkte, dass dieser Junge ebenfalls ganz still am Weinen war. Als ich ihm dann kurz tröstlich seine Tränen von den Wangen streichelte, kletterte dieser Junge zu mir auf meinen Schoß, lehnte seinen Kopf an meine Brust und wir haben dann zusammen einfach weiter geweint. Ich hatte in der damaligen Situation aber auch weder Halt noch Fassung.

Ich weiß nur noch, dass wir nicht ein einziges Wort zusammen gesprochen haben. Ich kannte nicht einmal die Stimme dieses Kindes. Auf einmal stand dann die Mutter des Jungen vor uns und schaute uns beiden Heulsusen, ganz verwundert an. Selbst in diesem Moment fand ich noch keine Worte und hielt einfach nur weinend den weinenden Jungen in meinen Armen. Ich hörte nur wie die Mutter ihren Sohn dann fragte: "Tobias, was machst du hier?". Und dieser kleine Mensch sagte zu seiner Mutter: "Ich helfe dem Mann beim Weinen". Da war dieses Gefühl zwischen uns, dass man wirklich nicht beschreiben kann.

Mittlerweile ist aus dem kleinen Kind ein volljähriger ***ager geworden, den ich immer nur sporadisch kurz begegnet bin, wenn ich meinen damaligen Nachbarn, der später mein Haus gekauft hat, einfach mal spontan besucht habe. Trotzdem spüre ich, wie auch dieser junge Mann, diese innerliche Verbundenheit von damals und wir gehen in einer Art und Weise miteinander um, als würden wir uns sehr gut kennen.

Wir alle sprechen ständig davon, wie "lieb" etwas oder Jemand ist. Für mich hat das mit dem tatsächlichen, tiefen Gefühl aus dem Herzen, nur ganz wenig zu tun. Es ist für mich etwas ganz Privates.

Zu dem seelischen Frieden möchte ich dir auch ganz gerne noch ein Erlebnis schildern, aber ich habe jetzt leider keine Zeit dafür. Und dieser Beitrag ist ja auch schon wieder so lang geworden.

Ich werde es aber nachholen, sobald ich Zeit dafür finde.                                                                                                                                                       Wünsche dir und allen einen schönen Nachmittag. smilie_winke_007.gif

bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Textgliederung
Geschrieben

Wenn aus Liebe Hass wird, ist meines Erachtens die Liebe immer noch da. Hass resultiert aus Enttäuschung, Wut und Hilflosigkeit. Wäre die Liebe aber weg, wäre die Konsequenz Gleichgültigkeit oder doch mindestens Gleichmut. 

Geschrieben (bearbeitet)
vor 4 Stunden, schrieb Lotte:

Wenn aus Liebe Hass wird, ist meines Erachtens die Liebe immer noch da.

Eine ganz gefährliche Aussage. Ich kann mir zwar vorstellen wie es gemeint ist, aber ganz so einfach sollte man sich das nicht machen. Genauso wie die Liebe, hat auch der siamesische Zwillingsbruder Hass, sehr viele Facetten. Beide haben als Gegenpol Gleichgültigkeit/Gleichmut und sind in geringer Dosierung wirklich unzertrennlich. Sobald Liebe ins Spiel kommt, ist immer auch ein wenig Hass dabei. Man hasst die kleinen Unzulänglichkeiten seiner/es Geliebten, man hasst die Abwesenheit eines/er Partner/in, wenn man ihn/sie braucht, oder er/sie gerade nicht sagt was man hören möchte usw.

In der untersten Stufe entsteht Hass immer aus Hilflosigkeit und Ohnmacht. Und Liebe ist das hilfloseste und ohnmächtigste Gefühl das ein Mensch haben kann.

Man sollte aber nicht automatisch davon ausgehen, dass generell noch Liebe vorhanden sein muss, wenn man beginnt zu hassen. Der Rassenhass verdeutlicht das am besten. Besonders Frauen verfallen oft diesem Trugschluss, da der siamesische Zwillingsbruder in gleicher Intensität, emotionale Gefühle verursacht wie auch die Liebe. Gerade positiv veranlagte Optimisten verrennen sich da schnell in ihren Gefühlen und geraten am Ende in die Abhängigkeit einer Hassliebe. Und dann beginnt aus der Routine ein Teufelskreis, aus dem man aus eigener Kraft kaum noch herausfindet.

Durch diesen falsch interpretierten Hass, entsteht zwischen zwei Personen ein ähnlich starkes Band, dass oft sogar noch stärker sein kann als die Liebe. Man stärkt sich permanent durch gegenseitige Anfeindungen und wiederkehrenden Auseinandersetzungen auf die wiederum unterschiedlich reagiert werden muss. Keiner kann mehr einen Schlussstrich ziehen. Die eigene Auffassung vom Zusammenleben besteht darin, dass man sich gegenseitig verletzt und versucht eigene Verletzungen zu vermeiden. Es entwickelt sich das Gefühl und die Ansicht, ein Nachgeben wäre Aufgeben.

Keiner wird jemals aus so einer ungesunden Situation als Gewinner hervorgehen, denn es gibt keine externe Lösung für ein introvertiert emotionales Problem in einer Person. Es kommt natürlich auch auf den Grad der eigenen Verletzung an, ob man überhaupt noch gewillt ist, zu verzeihen oder zu vergeben. Vergessen wird man so eine Situation ohnehin niemals und das Vertrauen hat einen schweren Schaden davongetragen. Dieser Hass ist eigentlich in der eigenen Ohnmacht begründet und kann oft auch nicht mehr beseitigt werden. Besonders Menschen mit einem starken Selbstwertgefühl kommen dabei schnell an ihre Grenzen.

Wenn man spürt, dass man durch eine Verletzung seiner Seele, emotional kein Gleichgewicht bewahren kann, ist jeder Kampf nur noch sinnlose Vergeltung. Das Vertrauen, unsere eigenen Schwächen, die Abhängigkeit wie auch andere kleinen Unsicherheiten zu offenbaren, werden wir durch keinen Kampf dieser Welt wiederherstellen können. Genau wie bei der siamesischen Zwillingsschwester Liebe, kommt man nur in sich selbst, ohne äußere Einflussnahme, zu einem verlässlichen Ergebnis. Wenn es nicht zu vergeben ist, dann sollte man sich vorerst konsequent trennen.

Nur wenn man sich vorrübergehend von der Liebe trennt, wird man sich auch von ihrem siamesischen Zwillingsbruder verabschieden können. Durch falsches Verzeihen aus Kraftlosigkeit oder falsche Hoffnung in das ersehnte Glück, gerät man aus meiner Sicht nur in ein emotionales Zuchthaus, aus dem man selbst nicht mehr ausbrechen kann und sich am Ende nur selbst zerstört.

Von Gleichgültigkeit kann man überhaupt nicht ausgehen, denn dann hätte man zuvor niemals von Liebe sprechen können.

Hass, in all seinen Facetten, ist genauso kompliziert wie seine Zwillingsschwester, die Liebe.

bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Textgliederung
Geschrieben

@Lotte

Ich halte die Aussage aus Liebe wird Haß schon für völlig falsch . Es gibt Situationen wo ein mal geliebter Mensch gehaßt wird , Das ist aber für mich keine " Umformung " der Liebe , sondern erst stirbt die Liebe und erst dann kann sich Haß entwickelt .

Geschrieben

Liebe und Gefühle kann man nicht erzwingen,,,

das habe ich gelernt,es lohnt nicht zu kämpfen ,

Geschrieben
Am 3.4.2018 at 07:00, schrieb Engelschen_72:

Liebe heißt für mich auch, daß man jemanden in Liebe gehen läßt. Und wenn ein Mensch sich dazu entscheidet seinen weiteren Weg ohne mich zu gehen, dann schmerzt das sicherlich, aber es ist SEINE/IHRE Entscheidung!

Das so zu entscheiden und es auch zu ertragen, muss aber erst mal gelernt werden. Und das ist ein langer, steiniger Weg.

Die "Grundeinstellung" des Menschen scheint aber - so meine Erfahrungen - das Kämpfen zwecks Verbesserung der eigenen Lebensumstände zu sein.

Ich gebe zu, dass ich einen Menschen nicht aus Liebe gehen lassen kann. Ich muss dazu erst die Überzeugung bekommen, dass es sich nicht "lohnt" weiter zu insistieren. Und selbst dann, habe ich arge Schwierigkeiten ihn oder sie gehen zu lassen. Daher hab ich ja das Trennungsritual entwickelt, um meinem Unterbewusstsein klar zu machen, dass es nun gut ist mit der Liebe zu der oder dem Andere/m. Bei mir funktioniert das ganz gut.

Aber ich sehe schon, dass das Thema Liebe und auch Hass, offenbar bei jedem Menschen anders gehandhabt wird.

Ich kann beispielsweise auch jemanden hassen, den ich liebe und zwar ohne dass die Liebe dabei stirbt. 

Allerdings bin ich der Meinung dass Hass nicht aus Selbsthass oder Verzweiflung resultiert, sondern vielmehr weil der gehasste, den eigenen Erwartungen und Vorurteilen nicht entspricht. Dieser Hass kommt aber seltenst vom Bewusstsein. Meistens ist die Herkunft beim Unterbewusstsein auszumachen. Somit für mich dann wieder ein Grund, die Sache zu reflektieren und mir zu überlegen, wie ich meinem Unterbewusstsein solche "Gefühle" abgewöhne.

 

Das mit dem Unterbewusstsein ist eh so eine Sache. Ich habe bereits 7 Untersysteme ausgemacht, die alle für ganz bestimmte Regungen zuständig sind. DAS Unterbewusstsein scheint es gar nicht zu geben. Es sind mehrere unabhängig voneinander arbeitende "Systeme", die sich oftmals nicht grün sind und sich gegenseitig blockieren, wo sie nur können. Jedes System will erst mal seinen eigenen "Kopf" durchsetzen. Nur wenn man sie auffordert zusammenzuarbeiten machen sie es - wenn auch "Zähneknirschend" ;)

Und sobald man denkt, jetzt haben sie es kapiert, geht der Terror von vorne los.

Einzig beim aktivieren sogenannter "Sekundärer" Systeme, z.B. um weniger Schmerzen zu empfinden, Entzündungen gezielter heilen, sich das Rauchen oder jede andere Sucht besser abgewöhnen zu können, da arbeiten alle Systeme ohne wenn und aber zusammen. Aber bei so Sachen wie Liebe oder Hass geht es rund.

Man kann wie die VP sagte, Gefühle zwar nicht erzwingen, aber man kann die Entstehung derer günstig beeinflussen. Z.B. indem man sich vorstellt, wie glücklich man ist, jetzt wo man wieder lieben kann. Oder Glauben, oder, oder. Da fühlen sich die Subsysteme geschmeichelt und leiten selbstredend alle erforderlichen "Einstellungen" ein. 

Das sogenannte Bewusstsein nehmen die aber überhaupt nicht ernst. Am Besten niemals sagen "Ich will" sondern "Hach ja, ich bin ja sooo glücklich dass..." dann klappt das auch wieder mit dem Nachbarn ;)

Re-Programmierung ist schrecklich kompliziert...

 

Geschrieben

@raissa

Du würdest jemanden den Du noch liebt einfach liegen lassen wenn er schwer verletzt ist ? 

Das Gehenlassen ist eine bewußte Entscheidung die einfach einen Haufen Selbstdisziplin abverlangt , aber einmal geschafft gibt es einem auch wirklich gutes Gefühl dem Glück des Anderen nicht im Weg zu stehen , weil auch für Denjenigen ist es meist eine sehr schwierige Situation .

Geschrieben
vor 1 Minute, schrieb Nitrobär:

Du würdest jemanden den Du noch liebt einfach liegen lassen wenn er schwer verletzt ist ? 

Nein. Ich würde sogar jemanden wiederbeleben, der mich umbringen wollte. 

Kapiere deine Schlussfolgerung irgendwie nicht.

Geschrieben

@raissa

Dient mir zu Verdeutlichung was Du unter Haß verstehst .

Meine ist da eine gänzlich Andere , somit kaum möglich darüber zu diskutieren . ;)

Geschrieben

@Nitrobär

Dass was Du meinst unter meinem Hass zu verstehen, ist was gänzlich Anderes als jenes, was ich unter Hass verstehe. Aber mir gehen so manche Unterstellungen eh etwas zu weit. Vielleicht sollte ich dich (auch) ziehen lassen?

 

Geschrieben

@raissa

Ich habe Dir gar nichts unterstellt , sondern lediglich eine Verständnisfrage gestellt und exakt aus Deiner Antwort  den Schluß gezogen , das wir unterschiedliche eigene Definitionen vom Haß haben .

Geschrieben (bearbeitet)

Es gibt einen Menschen, mit dem mich jahrelang eine tiefe Freundschaft, auch eine Art von Liebe für mich, verbunden hat.

Bedingt durch bestimmte Vorkommnisse habe ich diesen Menschen irgendwann aus meinem Leben entfernt. Die zuvor jahrelang bestehende freundschaftliche Liebe war natürlich nicht von heute auf morgen weg. Aber gehasst?

Nein! Diese Person ist mir egal, es ist eine Gleichgültigkeit ihr gegenüber.

Würde ich dieser Person helfen, wenn sie schwer verletzt irgendwo liegt? Ja! Aber nur, weil es sonst unterlassene Hilfeleistung wäre.

Wenn ich frei wählen dürfte, dann würde ich die Füsse heben und drübersteigen!

Hört sich hart an? Ja, ich weiß. Aber diese Person hat vor 10 Jahren Dinge getan, die für mich unverzeihlich sind.

vor 52 Minuten, schrieb raissa:

Kapiere deine Schlussfolgerung irgendwie nicht.

Ich auch nicht :confused:

bearbeitet von Engelschen_72
Geschrieben

Ich kapiere was ihr da überhaupt für eine " Schlußfolgerung " seht . Wenn ich jemanden hassen würde , wäre mit unterlassene Hilfeleistung und noch mehr egal .

Ich kann niemanden hassen den ich noch liebe , ich kann da sehr wütend und enttäuscht sein und auch den Kontakt komplett abbrechen , aber Haß und Liebe gleichzeitig gehen bei mir eben nicht .

Geschrieben (bearbeitet)

Jeder Mensch hat eine andere Auffassung von Ethik. Wir bekommen das doch gerade sehr schmerzhaft mit, wie nicht einmal 4000km von uns entfernt um verschiedenste Werte gekämpft wird. Nur die Ohnmacht des Gedankens, die eigenen Werte nicht kontrollieren zu können, lässt Situationen derart eskalieren. Hier ist eine Stufe von Hass erreicht der weder zu denken noch zu verstehen ist. Menschen opfern sogar ihr eigenes Leben für einen Gedanken der nur in ihren eigenen Köpfen existiert. In dieser extremen Stufe von Hass existieren längst keine ethischen Grundsätze mehr und man bekriegt nur noch andere Wertvorstellungen.

Selbstverständlich unterlässt man in so einer eskalierten Situation jegliche Hilfeleistung, denn man verfolgt ganz andere Werte und sieht dieses als bestätigendes Recht. Selbst unser zivilisiertes Rechtsystem ist nur eine Richtlinie unseres Kulturkreises. Wenn wir hier im Forum über Liebe und auch Hass schreiben, sollten wir doch in der untersten Stufe beginnen.

►Die Aussage: "Ich kann sehr wütend sein", ist bereits Hass in dieser untersten Stufe.

Solange noch Liebe im Spiel ist, müssen wir diesen "GRENZENLOSEN HASS" doch auch nicht zu Thema machen. JA, es gibt ihn und allein das ist schon traurig genug.

Wenn wir diese Stufe hier thematisieren würden, dann müssten wir über jahrelange Unterdrückung innerhalb von Beziehungen schreiben. Von Personen die derart unterdrückt wurden, dass ihre Ohnmacht derartigen Hass überhaupt denken könnte. Denn auch dieser grenzenlose Hass, dient der eigenen Befreiung aus einer Ohnmacht. Ich wollte niemals so weit in diese wirklich toxischen Bereiche eindringen. In derartigen Beziehungen ist bereits alles falsch gelaufen was falsch laufen kann.

Diese Personen wissen oft bis zum bitteren Ende nicht einmal, dass der Partner das Schlimmste war, was ihnen jemals passiert ist.

Im Gegenteil, der Zweifel ob es nicht doch der beste Partner für sie ist, bleibt bis zum bitteren Ende allgegenwärtig. Man kämpft nämlich gegen den eigenen Idealismus. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Es wird immer Narzissten geben, die ihren eigenen Idealismus niemals aufgeben werden. Somit beginnt eine strategische Kriegsführung, zum Wohle der eigenen Ethik, gegen die Wertvorstellungen eines Partners. Da wird Liebe zum eigenen Vorteil so lange geheuchelt bis am Ende vielleicht sogar die Hand ausrutscht.

►So ein Partner akzeptiert keine freien Entscheidungen und es führt unweigerlich ins Unglück bzw. Frauenhaus.

Mir ging es wirklich nicht um die Existenz dieser Tatsache, sondern um die unterste Stufe dieser ethischen Einstellungen. Wenn man sich dessen bewußt ist, kann man diese Grenzen erkennen und seine eigene Seele beschränken. Darum ist es doch so wichtig seinen Selbstwert zu erkennen und bei so einer eigenen Grenze dann zu sagen: "Bis hierhin und keinen Schritt weiter". Zu Beginn einer Freundschaft bestehen noch keinerlei Verpflichtungen die dagegensprechen könnten. Man kann sich nur selbst im Weg stehen indem man Liebe benötigt, die man sich selbst nicht zugestehen kann.

Die letzten Beiträge einfach mal zum Beispiel wie wichtig diese eigenen ethischen Grenzen sind. Das eigene Temperament ist die Wesens- und Lebensart der Persönlichkeit. Bei unserer spanischen Mentalität weiß man doch, dass ein harter Kampf schon beim morgentlichen 5 Minuten Ei beginnt. Und Grenzen vom Frühstück sind spätestens am Abend schon wieder verschoben. Wenn ich selbst einen zurückhaltenden Charakter habe, dann wird diese Mentalität mein Leben bereichern. Bei Engeln und Bären wüsste ich allerdings jetzt schon wo sich der Schlagbaum einer Grenze befindet.

Mein Veto galt allerdings nur der Aussage, dass generell Liebe für Hass verantwortlich ist. Es stimmt zwar in der untersten Stufe, aber die meisten verkennen den tieferen Sinn dahinter. Es geht dabei um den Umkehrprozess. Und den kann man nur selbst im eigenen Unterbewusstsein bekämpfen, da man ja auch nur selbst geliebt hat. Aus dem gedachten Objekt der Liebe wird unser Hassobjekt. Selbstverständlich kann es dafür plausible Gründe geben, denn es kommt ja erst bei Disharmonie eine zweite Ansicht von Ethik ins Spiel. Zu Beginn einer Beziehung sollte man, meiner Meinung nach, diese ethischen Grundsätze schon zu Grunde legen.

Wieder so ein theoretischer Beitrag geworden ' ":confused:  ...aber wie sonst sollte ich meine Ansicht erklären und meine Gedanken dazu auch noch beschreiben?

Ich wollte den Hass überhaupt nicht so thematisieren. Er ist aber nun mal der kleine Zwillingsbruder. Als nächstes werde ich aber noch einmal mein persönliches Erlebnis mit dem Seelenfrieden schildern.

bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Textgliederung
Geschrieben

@Anaconda_XS

Sehr schöner Beitrag und sehr gut erklärt.

Den morgendlichen Kampf ums 5 Minuten Ei, habe ich aber bereits vor Jahren als nicht gewinnbar eingestuft. Also esse ich keine Eier mehr.

Ist eh gesünder für mich und streichelt meine "gesunde" Ethik, den armen Hühnern gegenüber. Ausserdem schlage ich so gewissen(losen) Mitarbeitern in der Ernährungsbranche, ein Schnippchen, was dann wieder als Erfolg gewertet wird, gegen den sie eh nichts ausrichten können.

Also kurz um: Strategische Kriegsführung die ganz sicher zum Erfolg führt, in dem ich freiwillig verzichte, Krieg zu führen. ;)

Das erste Buch, dass mir meine Mutter geschenkt hat, hieß "Wie man sich gegen Manipulation wehrt" oder so ähnlich, von einem gewissen Josef Kirschner. Ich würde allen geraten haben, dem seine Bücher mal zu lesen. Wer wissen will, wie Menschen bewusst und unbewusst miteinander umspringen, dem empfehle ich "Manipulieren aber richtig" Glaubt mir, danach seht Ihr die Welt mit anderen Augen.

Geschrieben (bearbeitet)
Am 3.4.2018 at 07:00, schrieb Engelschen_72:

Aber um Zuneigung, um Sympathie oder um Liebe? Nein! Und ich frage mich auch nicht ständig, ob es vielleicht doch hätte klappen können! Ebenso was den seelischen Frieden betrifft.

Dieser Satz hat mich beim Lesen sofort mitgenommen, in die tiefsten Abgründe meiner Seele.

Ich muss dazu schreiben, dass ich mein Empfinden von Liebe nicht unbedingt mit einer Partnerschaft in Verbindung bringe.

In erster Linie liebe ich mein Leben. Dass es daran liegt, "wie es bisher verlaufen ist", stelle ich überhaupt nicht in Frage, denn ich selbst bin mein Leben. Wenn ich jetzt auf ca. 43 Jahre zurückblicke, die ich ungefähr denken kann, dann habe ich garantiert genauso viel gelitten wie jeder andere auch. Es kommt dabei auch ganz entschieden auf die eigene Einstellung an. Viele Menschen leiden auf einem sehr hohen Niveau. Ursächlich für die eigene Entwicklung ist für mich das Verhältnis Mutterliebe - Vaterliebe.

Mit Entwicklung meine ich jetzt nicht die Fähigkeit selbst lieben zu können, sondern das eigene Bewusstsein zur Selbstliebe.

Es gibt so viele Entwicklungsgeschichten der Persönlichkeit wie Menschen auf dieser Erde. Ich werde meine Geschichte hier jetzt einfach mal, so gut es aus dem Bauch heraus möglich ist, beschreiben.

In meiner Kindheit wurde ich derart mit Mutterliebe zugeschüttet, dass es mir wirklich manchmal zu viel wurde. Meinen Vater begegnete ich, wenn überhaupt, nur an den Wochenenden. Er selbst ist als jüngster von 8 Brüdern groß geworden und hat seinen Vater selbst nie kennengelernt, da dieser im zweiten Weltkrieg gefallen ist. Unter großen Brüdern aufzuwachsen ist wohl nicht sehr förderlich bei der Entwicklung von Empathie. Ich kann mich jedenfalls an keine Umarmung oder Zärtlichkeit erinnern, die von meinem Vater ausging. Was meinen Vater ausmachte, war ein absolutes Leistungsprinzip.

Als Mädchen wäre es wahrscheinlich anders verlaufen, aber in meinem Fall hieß das Motto: "Mutterliebe ist bedingungslos und Vaterliebe musst du dir verdienen". Selbst die Rückmeldungen als Kleinkind ließen da keine Zweifel aufkommen. Als besondere Anerkennung gab es vom Vater immer materielle Werte aber niemals schwule Zärtlichkeit, wie er es nannte. Sein relativ hoher Lebensstandard rechtfertigte seine eigene Einstellung und als Indianer hat man zu kämpfen und Schmerzen gefälligst zu ertragen, basta.

Bereits als Sechsjähriger habe ich mich schon mit dem Wort "Weichei" auseinandergesetzt.

Wollte man natürlich nicht sein und Vater ging es ja durchaus gut, wenn man mal so im Freundeskreis herumschaute. Also folgt man und verdient sich seine Liebe und Zuwendung. Pubertätsprobleme waren natürlich unter diesen Gegebenheiten tabu, denn als junger Mann läuft man nicht zu Mutti. Außerdem, so hatte man es gelernt, kann Mutti ohnehin nicht helfen, sie ist ja kein Indianer. Mutti wurde nie zur Lösung eines Problems hinzugezogen, sie war nur zum Trösten und rühren der Tränen zuständig.

Die Variante der 8-Mann-Männer-WG, aus der Kindheit meines Vaters, wurde gelebt wenn er zu Hause war.

Es ging alles so lange gut, bis ich aufgrund einer Entdeckung im Studium, dieses abbrach und die Selbstständigkeit bevorzugte. So einen Versager, der nur Gründe für sein Versagen sucht, wurde aus Vaters Weltbild natürlich sofort verbannt. Wenn man bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt von Liebe sprechen konnte, hatte ich diese an dem Tag für immer verloren. Jetzt begann aber ein Beweisverfahren, das man wirklich fast nur noch als Schwanzvergleich unter Proleten verstehen kann. Unsere Beziehung lebte von Vaters materieller Weltanschauung und er zögerte keinen Augenblick mir das beweisen zu müssen.

Da ich aber selbst zu stolz war, hätte ich mir lieber einen Finger abgehackt, als auch nur einen Penny vom Vater anzunehmen, den ich ohnehin niemals bekommen hätte. Ok, ich hatte das Glück, dass der damalige Professor meiner Uni den Wert meiner Entdeckung erkannte und mir so manchen Weg erleichtertet. Kurzum, ich habe den Schwerpunkt auf die immateriellen Handelswerte gelegt und konnte somit sämtliche materiellen Werte meines Vaters, in kürzester Zeit, in den Schatten stellen.

Stolz war aus der Sicht meines Vaters auch nicht mehr zu leben, denn damit hätte er sein eigenes Weltbild zerstört. Ich bekam sogar Hausverbot.

Ok, das hatte ich mir auch irgendwie verdient. Um dieses "in den Schatten stellen" zu verdeutlichen, stand ein riesiger Wohnkomplex von mir genau gegenüber seinen 6 Reihenhäuschen und stellen im Sommer die Gärten dieser Häuser tatsächlich in den Schatten. Allein von den angestrebten Prozessen meines Vaters, zum gewünschten Baustopp, habe ich noch unzählige Prozessordner.

Als ich meine Frau dann kennenlernte, die polnischer Abstammung war, ist es dann wirklich zum absoluten Bruch und Stillstand gekommen.

Ich hatte beim Oberindianer zu der Zeit ohnehin längst lebenslanges Hausverbot erwirkt und meiner Mutter wurde strengstens untersagt mit dem verlorenen Sohn in Kontakt zu treten. Meine Frau, die meine Eltern natürlich bei der Hochzeit dabeihaben wollte, konnte sich damit nicht abfinden und wollte die Sache ohne mein Wissen, in meiner Abwesenheit klären und kitten. Als ich mal wieder im Ausland unterwegs war, besuchte sie meine Eltern ohne jegliche Terminabsprache einfach ganz spontan aus einer Laune heraus.

Aus Sicht meiner Frau weiß ich das bis heute nicht, denn bis zu ihrem Tod hat sie nie mit mir darüber gesprochen. Ich kenne die Situation nur durch die Erzählung meiner Mutter, die an dem Tag "Gott sei Dank" auch zu Hause war. Meine Frau soll angeblich geklingelt und sich vorgestellt haben. Meine Mutter, die die Haustür öffnete, nahm meine Frau mit ins Haus und stellte sie meinem Vater vor. Mein Vater stellte meiner Frau nur eine Frage; "Was ist das für ein Akzent?". Meine Frau soll wohl geantwortet haben, dass sie gebürtige Polin ist.

Daraufhin hat mein Vater ihr im eigenen Haus vor die Füße gespukt, ihr mitgeteilt das überall Alarmanlagen installiert sind und er seine Fahrzeuge ab jetzt gesondert sichern werde. Sie soll sich nicht noch einmal blicken lassen und keiner ihrer Artgenossen sollte sich jemals wagen, sich seiner Villa zu nähern. Er hat sogar meine Mutter noch beleidigt, da er wohl eine Verschwörung vermutete. Jedenfalls hat mein Vater innerhalb von wenigen Minuten spontan reagiert und meine Frau förmlich rausgeschmissen.

Ungeachtet dessen, da ich es nicht wusste, hatten wir als Paar aber aufgrund dessen niemals Kontakt zu meinen Eltern.

Ich wunderte mich nur, dass meine Frau nie wieder von diesen Versuch gesponnen hatte meine Eltern bei unserer Hochzeit dabei zu haben. Das meine Mutter sich für das Verhalten meines Vaters geschämt hatte und sich dadurch ebenfalls zurückzog, habe ich somit auch nicht erfahren. Ich dachte immer, sie wollte keinen weiteren Stress mit dem Oberindianer und habe ihr deswegen auch nicht noch mehr Stress machen wollen.

Meine Eltern waren somit aus meinem Leben. Selbst der Tod meiner Frau hat daran nichts mehr geändert.

Nach Jahren bekam ich eines Tages plötzlich einen Anruf meiner Schwester. Mein Vater hätte einen erneuten Schlaganfall erlitten und wollte bei vollem Bewusstsein nicht mehr leben. Er hätte künstlich ernährt werden müssen und hat das ganz bewußt durch Patientenverfügung abgelehnt. Er läge schon auf einer Palliativstation und da er sämtliche Maßnahmen zur Ernährung ablehnt, wäre er nach ärztlicher Aussage innerhalb von spätestens 6 Tagen tot. Meine Schwester sowie auch meine Mutter baten mich förmlich um Hilfe, da sie mit der Situation überhaupt nicht umgehen konnten.

Meine Schwester war selbst am Ende ihrer Nerven und meine Mutter war nicht einmal in der Lage zu sprechen. Somit habe ich mich für die beiden bereiterklärt, meinen Vater zur Vernunft zu bringen. Ich fuhr also nach Jahren mit dem Vorhaben in diese Palliativstation, meinen Vater davon zu überzeugen, dass man sich auch künstlich ernähren könnte. Emotionen in Form von Betroffenheit hatte ich eigentlich zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht. Ich wollte lediglich meiner Mutter und meiner Schwester helfen und hatte in diese Richtung auch schon gewisse Pläne geschmiedet.

Als ich den Raum betrat, den mein Vater allein zum Sterben bewohnte, lag dort nicht mehr mein mir bekannter Vater. Es hatte auch wirklich nichts mit zeitlicher Entfremdung zu tun. Es war einfach ein ganz anderer Mensch, der dort lag. Es fing gleich an, als er mich erkannte. Ich hatte mir schon ausgemalt, dass er garantiert einen Herzinfarkt bekommen würde und meiner Schwester das auch so gesagt. Aber Pustekuchen, er fing derart an zu weinen, dass es ihn schüttelte und sein gesamtes Bett am Wackeln war. Ich war völlig irritiert und vergaß all meine Texte.

Ich möchte hier jetzt nicht in die Details dieser Begegnung gehen, aber ich habe an diesem Tag das allererste Mal in meinem Leben wahre Vaterliebe empfangen und auch gespürt. Wie gesagt, zu dem Zeitpunkt war er noch bei vollem Bewusstsein und hat wirklich mehr bereut als entschuldigt. Nicht ich habe ihn überzeugen können, sich künstlich ernähren zu lassen, nein, er hat mich davon überzeugt, dass sein Weg in diesem Zimmer ein Ende finden wird. Als ich meiner Schwester das telefonisch mitteilte, drehte sie völlig durch und ich stand jetzt alleine vor 5 Tagen Abschiednehmen.

Ich bekam ein Bett in sein Zimmer und wir haben die letzten Tage zusammen verbracht. Es war aber wirklich auf einer ganz anderen Art und Weise für mich unerträglich, als ich es mir jemals vorgestellt hatte. Es war ein ganz anderer Mensch, als dieser Oberindianer den ich kannte. Ständig dieses "bitte, lass dich noch einmal drücken", hat mich förmlich erdrückt. Er sah mich wirklich glücklich an und seine Tränen rannen ihn dabei als Fluss über seine faltigen Wangen. Ich habe lange gebraucht, bis ich diese Tränen als wirkliche Freudentränen ausmachen konnte.

Wirklich erschrocken hat mich, dass er mir sein Verhalten in gewissen Situationen meiner Kindheit haargenau schildern konnte und sich wirklich und tatsächlich dafür geschämt hat. Er hat komischerweise nicht mich, sondern immer pauschal um Entschuldigung und Verzeihung gebeten. Absolution war anscheinend schon meine Anwesenheit. Ich bekomme das heute irgendwie auch nur schwer auf meinen Schirm. Es war alles so liebevoll voller Liebe, dass es einen förmlich vom Sockel riss.

Manchmal, wenn er so meine Hand hielt und mich so glücklich anheulte, brauchte ich selbst eine Auszeit. Ich sagte ihm dann einfach immer, ich gehe mal vor die Tür um eine zu rauchen, dabei ging ich einfach nur hinaus um mich selbst einmal fallen zu lassen. Ok, ich habe ihn den wahren Grund meines Erscheinens ja auch nicht erklärt. Er ging bestimmt davon aus, dass ich selbst den Weg zu ihm gefunden habe. Wir haben in den verbleibenden 4 Tagen wirklich unser gemeinsames Zusammenleben repariert.

Im Grunde habe ich aber nur zugehört was er mir zu sagen hatte und habe dabei seine Hand gehalten.

Am fünften Tag wurde alles irgendwie still und friedlich. Er hatte wohl alles gesagt und konzentrierte sich nur noch auf seinen letzten Weg. Nur wenn ich seine Hand einmal losließ um selbst etwas zu regeln, war er sofort fuchtelnd und wedelnd am Suchen, wo meine Hand geblieben ist. Zu dem Zeitpunkt sprach er aber nicht mehr und man sah auch nur noch das Weiße in seinen Augen. Ich hatte von einer Schwester so riesige Q-Tipps zum benässen seiner trockenen Lippen erhalten und fragte ihn immer, ob ich seine Lippen noch einmal benässen soll.

Komisch war, als ich das letzte Mal fragte, fragte ich ob ich noch etwas für ihn tun könnte. Es sagte nur noch, ich hätte schon alles getan und seine Seele hätte jetzt Frieden.

Das war auch sein letzter Satz auf Erden.

Warum schreibe ich das hier? Ich wollte einfach nur mal zum Ausdruck bringen, dass ein ganzes Leben von der eigenen Einstellung abhängt. Man lebt wie man denkt leben zu müssen.

Ob und was man verzeihen kann sollte man nicht von Erlebnissen abhängig machen, sondern in sich selbst klären. Verzeihen heißt längst nicht vergessen, sondern einfach nur vergeben.

Die eigene Einstellung und das eigene Leben beeinflusst das noch lange nicht.

bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Textgliederung
Geschrieben

@Anaconda_XS....

ich habe dein Posting gestern abend noch über`s Handy gelesen und es hat mich wirklich zutiefst berührt.

Meinen absolut tiefen Respekt dafür, daß du das alles so gehandhabt hast!

vor 10 Stunden, schrieb Anaconda_XS:

Verzeihen heißt längst nicht vergessen, sondern einfach nur vergeben.

Wahre Worte! Und ich glaube, daß man das eben nur kann, wenn man seinen "eigenen Platz" gefunden hat, wenn ...

vor 10 Stunden, schrieb Anaconda_XS:

Man lebt wie man denkt leben zu müssen.

Trotzdem ist es eine sehr schwierige Sache. Ich weiß nicht, wie`s mir ginge, wenn ich diese Person von damals heute treffen würde.

Von meinem Gefühl her sage ich im ersten Moment, daß ich das was damals geschehen ist, nicht vergeben kann/könnte. Dieser Mensch hat mir mit seinen Handlungen damals seinen wirklich wahren Charakter gezeigt und ich habe für mich gemerkt, daß das etwas ist, mit dem ich nicht umgehen kann und will!

Ich will solche Menschen nicht in meinem Leben haben, will sie nicht als Bestandteil meines Lebens in selbigem haben.

 

Kann ich meinen leiblichen Eltern, die mich als Neugeborene an einer Bahnhofsmission ausgesetzt haben, verzeihen?

Eine Sache, die mich Jahrzehnte beschäftigt hat. Die mich immer wieder ins zweifeln und hadern brachte, die mir viele schlaflose Nächte beschert hat.

Ich konnte es jahrelang nicht. Ich war wütend, zerrissen und oftmals einfach nur leer. Und das, obwohl ich meinen "eigenen Platz" lange schon gefunden hatte.

Den Platz bei zwei Menschen, die mich vorbehaltslos angenommen haben, die mich nach fast 2 1/2 Jahren Heimaufenthalt adoptiert haben und mir ab diesem Moment ein normales Familienleben ermöglicht/gegeben/geboten haben.

Je älter ich werde, desto mehr versuche ich bei vielen Handlungen von Menschen einfach nur zu verstehen, warum manche Menschen so handeln, wie sie`s tun. Ich kann`s schwer erklären. So der Gedanke "Was treibt einen Menschen dazu sich so zu verhalten, wie er`s tut?"

Auch wenn ich nach langen, intensiven und tränenreichen Gesprächen mit meinen Adoptiveltern dann erfuhr, warum meine leiblichen Eltern so gehandelt hatten, fiel mir das mit dem Verzeihen wirklich lange, lange Zeit schwer.

Heute glaube ich, daß der "Knackpunkt" für mich ein Gespräch mit einer Frau war die Ende 1974 von Amtswegen mit in meine Adoption involviert war. Auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt schon wußte, daß meine Erzeuger beide verstorben waren (ich fing ein Jahr zu spät mit der Suche an), ebnete diese Frau irgendwie (wohl unbewußt für sie) meinen Weg des Verzeihens des Ganzen, was meine leiblichen Eltern getan hatten.

"Seien Sie dankbar für das, was sie haben. Dafür, daß Sie ein tolles Elternhaus bekommen haben und in Liebe aufwachsen durften! Ich habe viele Adoptivkinder erlebt, die ihre leiblichen Eltern kennengelernt haben und danach war alles noch schlimmer wie vorher."

Irgendwie, ich kann nicht wirklich erklären warum, war das eine Aussage, die meinen innerlichen "Knoten" zum Platzen gebracht hat.

Ich habe meinen leiblichen Eltern ihr Handeln verziehen, ihnen vergeben, auch wenn ich weiß, daß das alles nie ganz vergessen sein wird, weil`s ein Teil meiner ganz eigenen Lebensgeschichte ist.

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