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Lohnt es sich, vehement um eine Liebe zu kämpfen?


Empfohlener Beitrag

  • Moderator
Geschrieben

Ich sehe Taten, die man einem Menschen "antut", vor allem einem Menschen den man vermeintlich liebt (auf Grund des Verwandschaftsverhältnisses z.b Vater-Sohn, Eltern-Tochter usw.) immer als Akt(ion) der Liebe.

Bei z.b deinem Vater @Anaconda_XS:

Er hatte Ideen, Träume, Bestimmungen für Dich, denen Du nicht gerecht wurdest. Für ihn war "Dein Weg" in Stein gemeißelt, fest verankert. Er wollte in seinem Sinne für Dich das Beste, weil er Dich so sehr liebte, immer!

Wie Du einen anderen Weg einschlugst, war dies für ihn eine "Ohrfeige", eine Bankrotterklärung seiner Liebe, und diese konnte er nur mit Enttäuschung, Wut, Ignoranz Deiner Person zeigen. Wenn man dies einmal verstanden hat, muss man nicht vergeben weil er so gehandelt hat, sondern ihn lieben weil er so gehandelt hat. Verständlich?

Ebenso bei Dir @Engelschen_72.

Deine Eltern haben Dich weg gegeben, weil sie Dich so sehr liebten, und sie ihre eigene Liebe für Dich zurückgestellt haben, und erkannt haben, dass sie Dir nicht das Leben ermöglichen können/konnten das Du verdient hattest. Was sie für Dich erhofft hatten. Ich sehe dies als großen Akt der Liebe. Sie haben Dir somit ein tolles Leben ermöglicht. Schwer zu verstehen?! 

Aber ich sehe genau in diesen beiden Geschichten, so viel Liebe....genau das was ihr glaubtet sei nie da gewesen, ist der absolute Beweis.

Geschrieben

es ist wirklich toll was du machst...

ja man sollte das leben genießen..was ist schon liebe

Geschrieben (bearbeitet)

@Engelschen_72 Ich danke dir für so viel Offenheit.

Zu dieser imaginären Person aus deiner Vergangenheit kann ich jetzt nichts Direktes schreiben, da ich die Vorkommnisse nicht kenne. Ich habe allerdings selbst so einige angebliche Freunde aus meinem Leben verbannt. Es waren nicht einmal gravierende Vorfälle. Bei manchen Freundschaften kommt man irgendwie selbst an so einen Punkt, an dem man merkt, dass der Kontakt nicht mehr guttut. Bei mir ist dieser Punkt immer erreicht, wenn ich spürte das diese Person nicht mehr sie selbst war, sondern im Zusammensein nur noch eine Rolle spielte.

Dieses Gefühl der Leichtigkeit war auf einmal nicht mehr gegeben und man fühlte sich auch nicht mehr verstanden. Nach manchem Zusammensein fühlte ich mich irgendwie angespannt und erschöpft. Man fing dann später an zu analysieren was gesagt wurde und wie es gemeint war. Oft hatte ich auch das Gefühl angelogen worden zu sein, da viele Zusammenhänge überhaupt nicht passten. Zunächst habe ich mich dann allerdings selbst immer hinterfragt, ob es an mir liegen könnte. Man hat ja auch nicht immer einen optimalen Tag.

Generell nehme ich Freunden auch nichts übel, da ich überhaupt keine Erwartungen habe. Wenn man allerdings bei jedem Zusammentreffen gleich die Frage stellen kann, "was kann ich diesmal für dich tun", wurde mir eine Beziehung zu einseitig. Für mich ist das Leben ein großes Geben und Nehmen. Wenn ich jedoch nur noch geben soll, ohne etwas zurückzubekommen, dann ist irgendwann Schluss mit lustig bei mir. Bei vielen alten Bekannten hatte ich auch das Gefühl das sie sich überhaupt nicht weiter entwickeln und überhaupt keine Gemeinsamkeiten mehr vorhanden waren.

Ich wusste manchmal überhaupt nicht mehr worüber man hätte reden können. Dann war für mich auch immer ein Punkt erreicht um weiterzuziehen und die Dinge hinter mir zu lassen, da sie sich irgendwie überlebt hatten. Auch wenn die moralischen Werte nicht mehr kompatibel waren, habe ich bestehende Freundschaften gelöst. Allerdings ging immer ein begründendes Gespräch voraus und ich habe keine Fragen oder Vermutungen im Raum stehen lassen. Es hat immer einen Grund, wenn sich gemeinsame Wege trennen. Ob da allerdings Liebe im Spiel war, wage ich zu bezweifeln.

Die Schilderung von deinen Gefühlen im Bezug zu deinen leiblichen Eltern kann ich aber mal so richtig nachvollziehen. So ist das Leben nämlich wirklich. Das Ablehnung zum Wohle des Kindes aus Liebe geschehen kann, bekommt man als junger Mensch doch überhaupt nicht auf seine Festplatte. Du schilderst jeden einzelnen Schritt der Erkenntnis. Und nachher ist man immer schlauer.              

Wünsche dir einen schönen Restnachmittag

bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Textgliederung
Geschrieben
vor 2 Stunden, schrieb MOD-Brisanz:

 

vor 2 Stunden, schrieb MOD-Brisanz:

Deine Eltern haben Dich weg gegeben, weil sie Dich so sehr liebten, und sie ihre eigene Liebe für Dich zurückgestellt haben, und erkannt haben, dass sie Dir nicht das Leben ermöglichen können/konnten das Du verdient hattest. Was sie für Dich erhofft hatten. Ich sehe dies als großen Akt der Liebe. Sie haben Dir somit ein tolles Leben ermöglicht. Schwer zu verstehen?! 

Ganz allgemein und nicht auf Engelchens Geschichte bezogen: Das ist eine wunderschöne und tröstliche Theorie, aber sie hält der Realität wohl nur sehr bedingt stand.. 

  • Moderator
Geschrieben

Dies möchte ich nicht in Abrede stellen, sie kann ebenso wahr sein wie anders herum. Wieso sollte man immer vom Negativen ausgehen?! Ich sage ja, man muss nur verstehen, und dann ergibt es für einen Jeden selbst einen Sinn :$

Geschrieben

@Lotte

Ich find ja grad wenn die damalige Realität gar nicht mehr zu erkunden ist schon sinnvoll ,die positive Sichtweise von Mod-Brisanz für sich zu Grunde zu legen .

Denn letztendlich geht es dann " nur " noch darum , Das für sich und den eigenen Seelenfrieden abschließen zu können .

Geschrieben

@Nitrobär Ich sagte, es ist eine sehr tröstliche Vorstellung und im Einzelfall mag es ja auch zutreffen. Man kann aber auch mit etwas abschließen und seinen Frieden machen, weil man es verarbeitet und nicht beschönigt. Das fand ich an Anacondas Geschichte eben berührend, dass er es in den richtigen Kontext gesetzt hatte und sich nicht in eine überflüssige Illusion flüchtigte - sofern ich ihn da richtig verstanden hatte... 

Geschrieben

@Lotte

Das geht ja aber in dem speziellen Fall nicht mehr , also bleibt nur zu spekulieren was die Eltern damals zu ihrem Handeln bewogen hat und da jetzt in solchen Fällen wo eine Klärung nicht mehr möglich ist , halte ich es für sinnvoll .

Ist eine Klärung noch möglich weiß ich ehrlich gesagt nicht was besser ist , aber da kommt´s dann drauf an wie groß der " Wissensdurst " der Person ist .

Geschrieben (bearbeitet)

@MOD-BrisanzVerständlich?Du bist irgendwie immer im Magister-Modus unterwegs  :$  ...ja, ich habe dir folgen können.

Nur beim Akt(ion) der Liebe, z.B. mit meinem Vater bin ich einmal kurz gestolpoppert. Die letzten zwei Sätze von mir in dem Beitrag sollten nicht das Re­sü­mee meiner Vater-Sohn Story sein. Ich habe meinem Vater nicht vergeben müssen, ich habe nur verstanden. Er hat auch weniger um Vergebung, als um Verständnis gebeten. Jedenfalls nicht als Abbitte. Er hat mir nur ganz aufrichtig versucht zu erklären, dass sein Verhalten nicht immer in Ordnung war und er mich voll und ganz verstehen konnte. Meine Irritation dabei war mehr diese Zwiegesprächs-Form die mich überhaupt nicht einbezog. Wer auch immer da in ihm Fürbitte leisten wollte?

Wenn Vater mir allerdings so gekommen wäre, wie du es schilderst, dann hätte ich ihn eiskalt gefragt, ob es eine Bankrotterklärung nur für Väter gibt. Mich hat er durch sein Verhalten wirklich oft maßlos enttäuscht. Ja doch, in meiner Vaterliebe war auch Hass im Spiel. Eine Zeit lang haben wir uns nur noch materiell bekriegt. Bei jeder Zwangsversteigerung, an der er beteiligt war, musste ich ihn ausstechen. Manchmal wusste ich nicht einmal was ich überhaupt ersteigert hatte. Ziel war ja erreicht. Als junger Mann sieht man vieles mit ganz anderen Augen.

Das ist mir wirklich erst am Sterbebett bewußt geworden.

Es hat mir unwahrscheinlich gutgetan und sehr viel gegeben. Ich hätte so gerne noch ein paar Tage länger mit diesem anderen Menschen verbracht. Im Grunde hatte ich meinen Vater nur die letzten 5 Tage seines Lebens. Ok, er sagte mir natürlich auch immer, du stell dich mal hinten an ' ":confused:  ...weiter hinten ging eigentlich auch nicht mehr. Ganz ehrlich, ich habe ihn sogar gebeten für mich diese künstliche Ernährung zuzulassen um noch etwas Zeit mit ihm zu haben. Daraufhin schlug er mir wirklich ernsthaft einen Deal vor. Erst wenn ich ihm seine Schusswaffe von zu Hause bringe, würde er sich das überlegen. Damit war dieses Thema vom Tisch.

Es klingt so krank, aber im Grunde hat er mich fast stündlich aufgeheitert und wir haben sehr viel zusammen gelacht. Dieses Abschiednehmen war überhaupt nicht allgegenwärtig. Wenn ich dann selbst mal einen Witz rausgehauen habe, lachte er vor Schmerzen und garnierte noch alles mit seinem sehr britischen Humor. Da fielen Sätze wie bring mich nicht so zum Lachen, ich will diese Woche noch sterben. Da ging er irgendwie mit um als müsste er gleich mal gerade kurz Zigaretten holen. Selbst das meine Mutter nicht kam, schien ihn nicht weiter zu stören. Sie war ja auch kein Indianer und muss sich um ihre Tochter kümmern.

Nein, er wollte unter den Umständen nicht mehr leben und sein Entschluss stand schon vor unserer Begegnung fest. Ich habe diesen Oberindianer immer in meinem Herzen gehabt, umsonst habe ich nicht seine kämpferische Kindheit unter Brüdern erwähnt. Und Polen hatten ihm mal 6 riesige, voll beladene Kühltransporter auf einem Autohof stibitzt. Daher hatte er bestimmt diese Pol(l)en-Allergie. Ich schätze mal, wie ich ihn kannte, war er einfach mit der damaligen Situation überfordert. Ohne Terminabsprache fühlte er sich immer überrannt und war meist ungenießbar. Wenn ich's gewusst hätte, hätt ich meiner Frau das auch gesagt.

Quintessenz meines Beitrags sollte eigentlich in den letzten zwei Sätzen mehr aus dem Paradigma gezogen werden. Darum schrieb ich ja auch, jeder lebt so wie er DENKT leben zu müssen. Dass es der falsche Weg war und er es wahnsinnig bereute hat er mir jedenfalls ganz zum Schluss noch eingestanden. Es ist verrückt, selbst diesen letzten Weg hat er angekündigt und ist ihn ganz bewußt und friedlich ohne jegliches Medikament gegangen. Du hast all meine Grundgedanken zum Thema Liebe in deinem letzten Satz sehr schön beschrieben.

►...genau das wovon man glaubt, es sei nie da gewesen, ist sehr oft der absolute Beweis.

bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben
vor 5 Stunden, schrieb MOD-Brisanz:

Schwer zu verstehen?!

Nein, daß ist nicht schwer zu verstehen!

Aber ich glaube, daß es kein Liebes-"Beweis" war, sonst wäre dem 2. Kind, daß kurz nach meiner Aussetzung in denselben widrigen Umständen geboren wurde, das gleiche "Schicksal" widerfahren wie mir.

Schicksal in Gänsefüsschen, weil ich meine Geschichte, heute als erwachsene Frau, nicht mehr als "trauriges Schicksal" ansehe, sondern als glückliche Fügung.

Weil ich keine besseren Eltern hätte haben können, wie die, die ich seit fast 44 Jahren Papa und Mama nenne.

vor 5 Stunden, schrieb Susi494:

ja man sollte das leben genießen..was ist schon liebe

Liebe ist für mich nicht nur Liebe zu einem anderen Menschen. Sondern auch die Liebe zu sich selber.

Liebe ist für mich... hm, wie drück ich`s am besten aus... der Klebestoff des Lebens.

vor 2 Stunden, schrieb Lotte:

Man kann aber auch mit etwas abschließen und seinen Frieden machen, weil man es verarbeitet und nicht beschönigt.

Treffende Worte! Ich gehe damit, mittlerweile, sehr "nackig" um, rede mir da nichts schön und habe es, so denke ich, gut verarbeitet.

vor 3 Stunden, schrieb Anaconda_XS:

Ob da allerdings Liebe im Spiel war, wage ich zu bezweifeln.

Für mich gibt`s auch sowas wie freundschaftliche Liebe. Sie fühlt sich anders an, wie die Liebe die mich z.B. mit meinem Partner verbindet. Aber eine Form von Liebe empfinde ich auch für meinen engsten Freundeskreis.

 

Ich glaube was das wichtige an deiner Vater-Sohn Geschichte ist @Anaconda_XS ist dieses "den seelischen Frieden finden". Vorallem für sich selber.

Geschrieben (bearbeitet)
Am 4.4.2018 at 00:09, schrieb Nitrobär:

@Lotte

Ich halte die Aussage aus Liebe wird Haß schon für völlig falsch . Es gibt Situationen wo ein mal geliebter Mensch gehaßt wird , Das ist aber für mich keine " Umformung " der Liebe , sondern erst stirbt die Liebe und erst dann kann sich Haß entwickelt .

Ich finde es schwierig, hier eindeutige Formulierungen hinzubekommen. Gefühle sind ja nur ein "Ist-Zustand". Ich kann in der einen Minute Trauer empfinden und in der anderen Minute Freude. Gefühle sterben ja nicht ... sie können immer wieder erneut gefühlt werden.

Aber hier geht es ja darum, dass die Liebe auf einen bestimmten Menschen bezogen ist. Also ich verliebe mich und nach einiger Zeit wird meine Erwartungshaltung dann verletzt und ich mag den Menschen nicht mehr so wie am Anfang. Das geht ja nicht von einem Moment auf den andern, sondern geschieht in einer gewissen Zeit. Dennoch besteht ja ggf. die Möglichkeit, das Gefühl der Liebe in Bezug auf diesen Menschen wieder zu fühlen. Die Möglichkeiten sind demnach in meinen Augen immer zu jeder Zeit gegeben und ich entscheide selber, wie ich gefühlsmäßig reagiere ... in die eine oder andere Richtung.

bearbeitet von thecrazyfox
Tippfehler
Geschrieben (bearbeitet)
vor 2 Stunden, schrieb Engelschen_72:

Ich glaube was das wichtige an deiner Vater-Sohn Geschichte ist dieses "den seelischen Frieden finden". Vorallem für sich selber.

Entstanden ist sie in mir ja auch gleich bei deinem Satz: "Ebenso was den seelischen Frieden betrifft".

Dazu fällt mir spontan noch ein unglaubliches Erlebnis ein.

Der erste Mensch der mir damals 7-stellig vertraute ist bis zu seinem Tod ein jahrelanger Freund und Wegbegleiter von mir geworden. Viele internationale Entwicklungsprojekte wurden mir damals durch seine Verbindungen ermöglicht und ich erlangte nur durch ihn internationale Aufmerksamkeit. Er war Direktor der größten Bank in meiner Nachbarstadt Bielefeld und durch die Oetker-Gruppe international sehr gut vernetzt. Immer wenn es seine Zeit zuließ und ich in attraktiven Gebieten war, ließ ich ihn einfliegen und wir haben so manche Expedition und auch Safari zusammen erlebt.

Wilfried war allerdings fast 40 Jahre älter und konnte locker mein Vater sein. Er hatte zwei Töchter die aber nach dem Studium nicht wieder zurück nach Hause fanden. Die Ältere wohnt in Frankfurt und die Jüngere, sein Liebling, wohnt in Düsseldorf. Da Wilfried sonst kaum Kontakte pflegte, weil er auch immer auf dem gesamten Globus unterwegs gewesen war, wurde ich irgendwie zu seinem Mittelpunkt, als er A.D. gestellt wurde. Er besuchte mich, wann immer ich Zeit hatte und wenn ich mal zufällig in Deutschland war, wurde er stinksauer, wenn ich ihn nicht besucht hatte.

So lernte ich über die Jahre natürlich auch seine Familie kennen. Alles brach von heute auf morgen ab, als eines Tages bei ihm ein bösartiger Tumor diagnostiziert wurde. Zirka ein Jahr später bekam ich dann von seiner Frau einen Anruf, dass sie mit ihren Töchtern beschlossen hatte sämtliche lebenserhaltende Maßnahmen zu beenden und an einem bestimmten Tag die Maschinen abgestellt würden. Sie nannte mir das Datum und bat mich, ihr und ihren Töchtern an diesem Tag zur Seite zu stehen. Selbstverständlich sagte ich zu und buchte noch am selben Tag einen Flug.

Als ich an dem besagten Morgen in das Klinikum Bielefeld kam, waren seine beiden Töchter noch unterwegs. Die Ärzte aber schon vor Ort und alles war irgendwie hektisch. Wilfried selbst war zu der Zeit schon über zwei Monate nicht mehr ansprechbar und zeigte auch keinerlei Reaktionen mehr. Einige Mess- und Demonstrationsgeräte wurden noch zusätzlich installiert und oberhalb um das Krankenbett entstand in kürzester Zeit fast ein Flugzeug Cockpit. Die wesentlichen Monitore für Herzfrequenz und auch Elektroenzephalogramm waren mir aber bekannt und ich erklärte seiner Frau worauf später zu achten wäre.

Die älteste Tochter traf eine halbe Stunde nach Terminvorgabe ein und die Ärzte bestanden darauf endlich abstellen zu dürfen, da Operationen bevorstanden. Man wartete noch eine halbe Stunde und der Oberarzt teilte mit, dass er jetzt abstellen muss. Er sagte nur noch, dass es erfahrungsgemäß noch eine Stunde dauern wird bis der Hirntod eintritt. Wir vermuteten das die jüngere Tochter garantiert in dem Zeitrahmen eintreffen wird, Mutter und ältere Tochter gaben das ok und es wurde abgestellt. Man sah sofort wie beide Diagrammkurven deutlich abfielen und sich unterhalb des untersten Drittels einpendelten.

Es dauerte noch einmal fast eine halbe Stunde bis die jüngste Tochter dann wenigstens telefonisch erreichbar war. Sie hatte tatsächlich verschlafen und es würde noch zwei Stunden dauern bis sie einträfe. Zu dem Zeitpunkt befanden sich die Diagrammkurven immer noch im untersten Drittel. Jetzt fing seine Frau an mit Wilfried richtig bewußt Kontakt aufzunehmen. Sie bewegte seine Schulter und sprach in direkt in sein Ohr, dass sein kleines Engelchen mal wieder verschlafen hätte und es untröstlich war das schon abgestellt wurde. Er solle doch bitte auf sie warten.

Dann geschah das für mich Unfassbare, beide Diagrammkurven schnellten weit nach oben und blieben konstant im oberen Drittel. Selbst die Schwestern konnten das kaum fassen und eine schlug sogar mal leicht an den Monitor. Es dauerte aber nochmals über zwei Stunden bis die jüngste Tochter dann endlich eintraf. In der Zwischenzeit raste der Stationsarzt auch einmal hektisch an uns vorbei und konnte es auch irgendwie nicht glauben. Uns gegenüber bagatellisierte er aber mehr so in Richtung, ja das kommt schonmal vor das es länger dauert und husch weg war er.

Es kam mir so vor als hätte Wilfried in der gesamten Zeit nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Aber als sein kleines Engelchen da war, seine Hand nahm und jämmerlich anfing zu weinen, gingen die Diagrammkurven noch einmal eine Stufe höher. Das war alles so unglaublich aber man stand ja vor diesen Monitoren. Wir haben uns dann alle nacheinander von Wilfried verabschiedet und kurze Zeit später gingen wirklich alle Diagrammkurven auf Nullwert. Ich hatte den ganzen Nachmittag Entenpelle am Körper.

Habe selbst wohl auch schon einmal Nahtoderfahrung machen dürfen. Ist mir aber nicht bewußt so vorgekommen. Da war jedenfalls kein Licht oder was man immer so hört. Für mich waren das bisher nur sehr merkwürdige Träume. Ich habe mit meinem Opa gesprochen und mit Tieren ohne das sich Lippen bewegten. Im Traum mehr so eine mentale Form von Gedankenhören. Anderseits kannte ich meinen Neffen, der aber erst geboren wurde als ich schon im Koma lag. Ich habe wirklich sehr merkwürdige Träume erlebt.

Wilfried war eigentlich schon Tod als ich morgens in sein Krankenzimmer kam. Da rührte sich wirklich nichts mehr. Ich kann mir irgendwie nur vorstellen, dass das Bewusstsein noch wesentlich länger funktioniert als bisher angenommen. Bei mir kann ich es wirklich nicht nachvollziehen, denn es können ja auch Träume im Koma gewesen sein. Aber Wilfried hat wirklich bewußt auf Situationen reagiert.

Man wird es wohl nie so richtig erfahren? ►So, dass war mein letzter Abstecher ins Seelenleben, versprochen.                                          Wünsche allen einen schönen Abend und später eine gute Nacht

bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Textgliederung
Geschrieben
vor 47 Minuten, schrieb thecrazyfox:

Die Möglichkeiten sind demnach in meinen Augen immer zu jeder Zeit gegeben und ich entscheide selber, wie ich gefühlsmäßig reagiere

Ich glaube das Beste in so einer Situation ist Abstand von allem um zunächst einmal die eigenen Gefühle auszuloten.' ":confused:

Geschrieben
vor 41 Minuten, schrieb Anaconda_XS:

Ich hatte den ganzen Nachmittag Entenpelle am Körper.

wow ... ich auch grad, als ich die Geschichte gelesen habe.

Vielen Dank, dass du dies Erlebnis mit uns teilst!

Geschrieben

@thecrazyfox ► Ich weiß echt nicht ob ich es glauben würde, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte? Was da wohl im Körper abgegangen ist?

Geschrieben

nunja ... es gibt sicher so einige Phänomene, die stattfinden, für die die Menschkeit aber keine Erklärung hat.

Einige Menschen sagen, wenn jemand stirbt, ist alles weg. Manche glauben an eine Seele. Manche glauben, dass sich die Seele noch einige Zeit am Ort aufhält, wo ihre Freunde/Verwandten waren ... beweisen lässt sich das nicht.

Aber nur, weil ich etwas nicht (beweisen) kann, heißt es für mich nicht, dass es das nicht gibt.

Ich gebe zu, ich glaube an so "esotherische" Dinge ... 9_9

Geschrieben
vor einer Stunde, schrieb thecrazyfox:

nunja ... es gibt sicher so einige Phänomene, die stattfinden, für die die Menschkeit aber keine Erklärung hat.

...für die wir NOCH keine Erklärung haben.

Durch meinen Beruf habe ich wohl mehr Menschen beim Sterben begleitet als der Durchschnittsbürger und ich weiß einfach, dass es da noch etwas gibt...

Geschrieben
vor 1 Minute, schrieb Knutschegern:

und ich weiß einfach, dass es da noch etwas gibt...

Inwiefern kannst du es wissen? Erzähl doch mal....

Geschrieben
vor 1 Minute, schrieb Knutschegern:

...für die wir NOCH keine Erklärung haben.

stimmt.

Ich erinnere mich noch daran, als meine Omi das erste Mal einen TV mit Fernbedienung bekam und sie dem Monteur mit großen Augen sagte, dass das Hexerei sei ;)

  • Moderator
Geschrieben

Die letzten Beiträge habe ich entfernt, weil es unangemessen war/ist und auch nicht weiter verfolgt werden sollte.

Gruß

Brisanz

Team-poppen.de

Geschrieben
vor 4 Minuten, schrieb Anaconda_XS:

Inwiefern kannst du es wissen?

Ganz besonders erinnere ich mich an eine alte Dame, die schon fast ein Jahrzehnt in einem Heim lebte...

Ihre Tochter hatte vor Jahren mit ihr gebrochen, warum habe ich nie erfahren. Die alte Dame lag im Sterben, wir erwarteten jede Minute den letzten Atemzug. Plötzlich stand eine ziemlich aufgelöste Frau in der Tür und fragte, ob sie zu spät käme...ihr liefen Tränen über die Wangen - es war die Tochter. Sie war von uns nicht informiert worden, weil wir schlicht keine Kontaktdaten hatten und diese auch nicht ermitteln konnten. 

Sie setzte sich ans Bett, nahm die Hand ihrer Mutter und begrüßte sie. Und die alte Dame öffnete tatsächlich ein letztes Mal ihre Augen und lächelte (uns unbegreiflich, woher sie diese Kraft noch nehmen konnte), ehe sie ihre Augen wieder schloss und ihren letzten Atemzug tat.

Wir haben die Tochter hinterher gefragt, woher sie wusste, wie es um ihre Mutter steht. Sie sagte "ich hatte das Gefühl, sie würde mich rufen". Sie war fast 250 Km an diesem Tag gefahren, um sie noch einmal zu sehen. 

Uns kam das damals merkwürdig vor und wir fragten jeden im Haus, ob es sein könnte, dass die Tochter vielleicht vorher angerufen, sich ganz allgemein nach dem Zustand ihrer Mutter erkundigt und entsprechende Auskunft erhalten  hätte. Dem war aber nicht so, sie hat wirklich nicht wissen können, wie es ihr ging. Und trotzdem wusste sie es.

 

Ich selbst habe es beim Tod meiner Großmutter erlebt. 

Bis zum späten Abend war ich noch bei ihr im Krankenhaus, meine Mutter hat mich dann abgelöst, weil ich am nächsten Morgen Frühschicht hatte. Mitten im Dienst hatte ich dann ein ganz merkwürdiges Gefühl und schaute auf die große Uhr im Zimmer.Mir war warm und kalt gleichzeitig und ich muss wohl einen komischen Gesichtsausdruck gehabt haben, weil mich meine Kollegin gleich fragte, was los ist. Ich sagte ihr, ich müsste sofort im Krankenhaus anrufen. Tat ich dann auch. Meine Großmutter hatte ein Telefon am Bett und meine Mutter ging ran und sagte mir, dass meine Großmutter grade gestorben war. Sie nannte exakt die Zeit, die ich auch auf der Uhr gesehen hatte...

 

Oft war es einfach nur ein unbestimmtes Gefühl...dass z.B. jemand noch lange nach seinem Tod da war, weil er oder sie zuvor nicht dazu gekommen war, bestimmte Dinge zu regeln. Wenn ich diese Gefühle immer nur alleine gehabt hätte, wäre ich vielleicht auf den Gedanken gekommen, ich hätte einfach nur einen an der Waffel...aber im Kollegenkreis ging es mehr Leuten so wie mir...wenn man genügend solcher Erlebnisse hatte, weiß man einfach, dass da noch mehr ist...

 

 

Geschrieben (bearbeitet)
vor 57 Minuten, schrieb Knutschegern:

...wenn man genügend solcher Erlebnisse hatte, weiß man einfach, dass da noch mehr ist...

Ich bin vor Jahren in einem Hotel in Melbourne einer Autorin begegnet und habe mich zwei Abende sehr nett und kurzweilig mit ihr in der Hotelbar unterhalten. Ich erfuhr in den Gesprächen das sie zuvor jahrelang auf einer Palliativstation gearbeitet hat und irgendwie kamen wir auch auf gewisse mysteriöse Vorfälle zu sprechen. Von dieser Frau habe ich damals auch so viele Dinge geschildert bekommen, dass ich alleine schon aus Angst vor der bevorstehenden Nacht mit auf ihr Zimmer musste. :$ Waren auch nicht alles nur ihre Erlebnisse, sondern auch von Dritten und Vierten und Hörensagen.

Aber es war ein echt spannender Abend mit diesem Thema.

bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

@thecrazyfox

Ich kann da nur für mich sprechen , egal was meine  meine Ex-Frau zaubert und wie sehr es mich ärgert oder enttäuscht ,ich habe sie mal geliebt und auch nur die Erinnerung daran relativiert dann die negativen Gefühle .

Um Haß bei mir zu erzeugen müßte sie Das quasi " überbieten " .Das wären dann allerdings Handlungsweisen die noch heftiger sein müßten,als bei einer Person der ich neutral gegenüber stehe .

Geschrieben

Zum Ende eines Lebens wollen viele ihren Frieden machen und es ist schön, wenn man daran teilhaben darf. Ich habe den Eindruck, dass dann vieles nicht mehr wichtig ist und alte Kämpfe zu den Akten gelegt werden. Aber seinen Seelenfrieden sollte man für sich vorher gemacht haben  dann kann man offener damit umgehen.. Meine Meinung :-) 

Geschrieben

@Lotte

Tja , Das ist der Optimalfall .

Manchmal muß man auch einfach damit leben das es anders endet . 

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