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Wenn Bäume ficken könnten - Eine Seifenoper für Erwachsene


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Geschrieben

Wenn Bäume ficken könnten - Teil 1


"Hubertus Graf von Schenkeldotter. Ach Gottchen, was für ein Name. Ich wette, der ist nicht echt, so heißt doch keiner. Palle, was meinst Du dazu?" Mockel blickte Palle von der Seite an und wartete nicht auf dessen Antwort. "Na, ich geh da jedenfalls hin. Das laß ich mir nicht entgehen. Im Glitteratur-Buchladen heute um 20 Uhr. Was zieh ich da nur an? Palle, was ziehst Du an, es soll ja zusammen passen. Wahrscheinlich wieder ganz in Schwarz. Ich kenn doch meinen Pallemann, oder?"
Palle und Mockel waren ein Paar, und niemand wäre auf die Idee gekommen, daß das einmal hätte anders gewesen sein können. Seit sie in der Straße wohnten, hatte man sie nicht einen Tag getrennt gesehen. Sie waren sogar für Viele der Inbegriff von Harmonie, denn kein Streit hatte ihre Eintracht bisher trüben können. Palle linste durch das Schaufenster des Buchladens, in dem Gudrun Herschel Stühle aufstellte. "Die Gundy sieht traurig aus", seufzte er. "Ich bring Blumen mit oder was Süßes". Mockel wandte seinen Blick von dem Plakat im Schaufenster ab und musterte Gundy nun seinerseits. "Süßes besser nicht. Ich glaube fast, die Diabetes hat sie erwischt, sie ist ganz schön aufgequollen, findest Du nicht?" antwortete Mockel.

Ein anerkennder Pfiff riß die beiden synchron an das Fenster Lehnenden aus ihrer Erstarrung. "Gleich zwei geile Ärsche winken mir zu, welchen nehme ich nur zuerst?" scherzte Rudolfo, der Fahrradkurier, den beiden Männern vom Radweg aus entgegen. "Ach Du bist es, Rudolfo. Wenn Du nicht so eine solide Hete wärst, könnten wir darüber reden. Stimmts, Palle?" Mockel nahm Palle an der Hand und ging mit ihm auf Rudolfo zu. "Was gibts Neues? Ach Du liebes Bißchen, eine Radlerhose im Hawaiihemd-Design. Grundgüter! Was muß ich sehen? Oder besser, was verpasse ich dadurch. Man sieht ja Deinen Dödel kaum. Das muß er nicht tragen, hab ich Recht, Palle?" Rudolfo hatte seine erste Tour gerade beendet und war auf dem Weg zum Bistro an der nächsten Straßenkreuzung, wo er eine Verabredung hatte. Er schwang sich übertrieben dynamisch vom Fahradsattel und kramte ein Blatt Papier aus seiner Kuriertasche. "Das ist sie, 22 Jahre jung, blond und geil auf dicke Lümmel. Rudolfo macht sie heute glücklich." Mockel nahm das Papier und fragte mit leicht überschnappender Stimme: "Du hast das ausgedruckt? Hilfe, ist das peinlich. Das ist ja wohl typisch Mann, Palle. Oder etwa nicht?" Rudolfo faltete das Papier zusammen, steckte es in seine Hemdtasche und hob beide Daumen. Dann bestieg er sein Fahrrad wieder und radelte seines Weges. "Klasse Arsch hat er ja, nicht wahr, Palle?" sprach Mockel in gedämpftem Ton. "Los komm, ich bin geil. Beeil Dich, wir gehn nach Hause. Hast doch Lust, oder?" Sie gingen schnellen Schrittes auf das Haus zu, in dem sie zusammen lebten.

Im Buchladen "Glitteratur" hatte Gundy inzwischen die Vorbereitungen zur Autorenlesung beendet. Sie saß rauchend auf dem Sessel, den sie für den Vorleser bestimmt hatte und hatte die Füße auf dem Tisch davor liegen. Noch immer ließ sie das Gefühl nicht los, auf einen Spaß hereinzufallen. Pseudonyme kannte sie genügend und wußte, daß selbst der skurrilste Name noch nichts über einen Autor aussagt. Das Motto der Lesung aber erschien ihr doch nicht ganz seriös zu sein. "Wenn Bäume ficken könnten". Gundy wiederholte das Motto ein weiteres Mal, schüttelte ihren Kopf und beschloß, besonders auf der Hut zu sein, wenn auch nur das Geringste auf eine versteckte Kamera deuten sollte. Das Plakat, das auf einen anschließenden Gangbang in der nebenan gelegenen Discothek "Fummler" hinwies, hatte sie vorsichtshalber abgenommen. Sie wollte sich nicht ausmalen, welchen Eindruck das auf ein Fernsehpublikum machen könnte. Sie hatte die dritte Zigarette in Folge geraucht, als es an der Eingangstür klopfte. "Na dann wolln wir mal. Naja, wird schon alles gutgehen", sagte sie zu sich selbst, richtete ihre Kleidung und öffnete die Tür.

Hubertus Graf von Schenkeldotter verließ das Bistro, nachdem er eine Tasse mit schwarzem Kaffe getrunken und eine leichte Mahlzeit zu sich genommen hatte. Er wäre beinahe mit dem Fahrradkurier zusammengeprallt, dessen Blick suchend über durch den Gastraum schweifte. Der Autor verkniff sich, mehr als ein kuzes "Sorry" zu murmeln. Kontakte mit Fremden waren ihm schon immer unangenehm gewesen, erst Recht mit solchen, die ihre Gehänge allzu deutlich öffentlich zur Schau stellten. Er trottete auf die Buchhandlung zu, in der er heute lesen würde und ordnete in Gedanken den Ablauf neu. "Birke an Holunder" sollte nun doch den Abend eröffnen. Er vermutete zwar, daß sich sein heutiges Publikum von dem gewohnten unterschied, wollte aber genau deswegen gleich von Anfang an die Spreu vom Weizen trennen. Er war nicht finanziell abhängig von solchen Lesungen, sondern lebte auf diese Weise einen Fetisch aus, der zu speziell war, um überhaupt als solcher anerkannt zu werden. Als er noch die Entwicklungsabteilung eines der größten Nutzfahrzeugeherstellers weltweit geleitet hatte, verbat er sich gar das Eingestehen dieser Obsession. Erst durch einen Waldspaziergang während eines Urlaubes in Finnland platzte bei ihm der Knoten. Er hatte sich verirrt und wurde erst nach 18 Stunden gefunden, als er gerade das Astloch eines umgestürzten Baumes fickte. Hubertus Graf von Schenkeldotter klopfte an die Scheibe der Eingangstür des Buchladens. In 20 Minuten sollte die Lesung beginnen, und er wollte vorher noch in Ruhe onanieren, damit ihm das Malheur einer Erektion während des Vorlesens nicht ein weiteres Mal passierte.

Hannah Gencgün, Almira Rösner-Degowski, Evelyn Fützenhagen, Tilly Morgentaler und ihre Nichte Katerina nahmen eine ganze Gehsteigseite für sich in Anspruch, als sie leicht angeschickert den kurzen Weg zu der Buchhandlung "Glitteratur" zurücklegten. Sie hatten ihren Frauenstammtisch früher und nüchterner als üblich beendet, um sich bei der Lesung mit dem Motto "Wenn Bäume ficken könnten" zu amüsieren. "Das ist bestimmt so ein Fuzzy mit Essensresten im Bart", mutmaßte Almira, worauf ihre Freundinnen unisono den Refrain von Rammsteins "Alter Mann" intonierten. Den ganzen Nachmittag über hatten sie sich bei jeder Gelegenheit mit Rammstein-Zitaten übertrumpft und nichts deutete darauf hin, daß sich das so bald ändern würde. "Wir gehen doch später noch ins Fummler, da ist heut Gang Bang", sagte Evelyn. Drei Frauen antworteten headbangend im Chor: "Gang Bang! Gang Bang! Gang Bang! Feuer frei!" Tillys Frage "Kostet das Eintritt?" wurde mit "Asche" gekontert und das Stolpern eines Passanten, der dem Inferno in Frauengestalten nicht aus dem Weg gehen konnte, wurde begleitet von "Das Gleichgewicht wird zum Verlust". Es war eindeutig, die Frauen waren gut drauf.

Evi, wie war Dein Date? Und wie lang war er wirklich?" wollte Almira wissen. "Ich traf heute einen Herrn, der hatte mich zum Fressen gern", antwortete Evi, eine arbeitslose Vollzugsbeamtin, und fügte hinzu: "Die Größe war perfekt, aber der Kerl ein Idiot. Da hatten ja die Jungs im Knast bessere Manieren. Und bessere Ausdauer. Der hat mich kaum angesehn, immer nur seinen Schwanz, und nach 10 Minuten wars vorbei." Tilly: "Das alte Leid". Alle im Chor: "Ich will ficken." Am Eingang zum Buchladen hatte sich eine Menschentraube gebildet. "Nicht zu fassen", staunte Hannah. "Da ist er, der mit der grellbunten Radlerhose, der Blitzficker", sagte Evi und die Frauen sangen "Hässlich! Du bist hässlich". Rudolfo war das nicht entgangen und drängelte sich ein Stück weiter zur Tür, um aus dem Blickfeld der herannahenden Freundinnen zu entschwinden." Auch Palle und Mockel erhielten ihre gesungene Botschaft: "Mann gegen Mann". Sie kannten den Text und sangen lauthals mit. "Ey Mockel, was ist los hier? Warum steht ihr draußen rum und geht nicht rein?" "Raus! Rein! Raus!" Palle erwiderte: "Wegen Gang Bang. Es sind zu viele Leute, die sich angemeldet haben. Jetzt ist der Fummler-Chef, der Spritzi, auf die Idee gekommen, daß nur jeder dritte Kerl, der die Lesung besucht, mitmachen darf. Und einer hat grad ne Karte gekriegt für den Gang Bang." Die Worte "Stimmts Palle?" gingen im Frauenchor unter. "Gang Bang! Gang Bang! Feuer Frei! Gang Bang!"
Die Frauen vor der Tür des Buchladens wurden wie üblich durchgewunken und Evi, Almi, Hannah, Tilly und Rina besetzten die Mitte der vorderen Reihe, direkt vor dem Autoren, der bereits in seinem Sessel saß und in ein Buch schaute. Die Tür schloß sich und die Vorlesung konnte beginnen.

Ohne einleitende Worte zu sprechen, erhob Hubertus Graf von Schenkeldotter die Stimme und rezitierte sein Gedicht.

"Liebeswerben einer Birke an einen Holunderstrauch.

Totz Pippano patz Palunke pekulante Spankemann,
Plotz Parlahme Pimm Parlotze Schlackelbramme, Mantelspann.
Hockefockel, Meuklaweu!
Deklameu! Maleuklameu!
Schalle Lalle Rallela?
Ralleschall Schalallera!

Kulmentruller Kolterplacke. Fumpeltumpel, Bratz prokant.
Klitsche flatschen. Runkenspacke. Fuppertrull. Bisant! Bisant!
Brunkelschmatte Runkenpumpel,
Srunkelflatte Tunkendumpel.
Lalle schalle Rallela,
Lalleschall Schallallera.
Pellemante, pompisante, markomante Blantenschanke,
Spunkelige Mantenstanke, Pockewante Lankefanke.
Plackofatz Pazong Spananke flattefante Frankespranke
Rallerall Schalallera!
Ralleschall schalallera!

Ockeldimockel, Tande randam!
Spockeldiwockel, Rantande ramdam!
Tande ran dam Tanderam,
Rantan tandam Ramderam
Schalle lalle rallela?
Ralleschall schalallera!


"Fortsetzung folgt.


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