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Das große Spiel


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Geschrieben

Kapitel I - Delia –
[Tag 10]

Er war auf den Weg zu seiner Kabine, seit dem Ende seiner Wache war etwas weniger als eine Stunde vergangen. Er hatte schnell eine Kleinigkeit gegessen und dann im Casino ein Glas Hochprozentigen runter gestürzt. Jetzt wollte Er nur noch schlafen, auch wenn zu befürchten stand, dass Er wieder träumen würde - von Ihr - aber besser ein unruhiger Schlaf als garkeiner. Es würde eine lange Reise werden, und Er musste ausgeschlafen sein; wenn man mit verhältnismäßig vielen Leuten unterschiedlichster Gruppierungen, für einen längeren Zeitraum auf begrenztem Raum zusammen streckt, sollte man so wenig Nerven wie möglich zeigen. Gereiztheit, ob der Auswüchse des zwischenmenschlichen Microklimas, konnte Er sich als Erster Offizier nicht leisten. Und was seinen schmerzvollen Verlust anbelangte, die Träume und auch die Trauer waren ihm manchmal sogar willkommen, denn sie schärften seine Erinnerungen, hielten sie lebendig und sie lenkten ihn von diesem durchgedrehten Haufen Passagiere ab. Die Mannschaft war auch nicht viel besser, alles erfahrene Fahrensmänner keine Frage, keiner der nicht wenigstens ein Dutzend Fahrten hinter sich hatte, den Gerüchten nach eine extrem effiziente und erfolgreiche Crew, aber auch genauso eigenwillig. Und der Kapitän, er wirkte irgendwie unbeteiligt, als wenn ihn das alles hier nichts anginge. Es war seine Aufgabe die Anweisungen des Kapitäns umzusetzen, aber die einzige Anweisung die Er bekommen hatte, ausdrücklich bekommen hatte, wie Er sich immer noch verwundert erinnerte, war das Er zusehen sollte, dass das Schiff und die ‚Fracht‘ ganz blieben bis sie am Ziel anlangten. Dann sagte der Kapitän noch: „Eins O das Schiff gehört Ihnen, wenn Sie glauben einer Situation nicht Herr zu werden, melden Sie Sich rechtzeitig, ansonsten viel Spaß.“ Die Mine des Kapitäns wandelte sich, während Er das sagte, von pflichtbewusster Ernsthaftigkeit zu herzlicher Schadenfreude.




Er öffnete die Tür zu seiner Kabine und verfluchte sich im gleichen Augenblick, in dem Er Delia Torwald wahrnahm, die sich unbekleidet in seiner Koje räkelte. Er musste sich dringend angewöhnen seine Kabinentür abzuschließen, auf seinem eigenen Schiff war das nie nötig gewesen, aber das gehörte nun, wie vieles Andere auch, der Vergangenheit an. Er hatte mit einigem gerechnet, aber bestimmt nicht mit dieser gebildeten, attraktiven, jedoch sehr stillen und geheimnisvollen jungen Frau. Na gut – Er hätte es schlimmer treffen können! Die Reederei mit dem angeschlossenen Handelshaus, hatte Ihn sehr eindringlich darauf hingewiesen, dass es bei solch langen Reisen das Beste war, allen an Bord befindlichen Seelen so viel ‚Freiheiten‘ wie möglich einzuräumen, selbstverständlich nur solange die Sicherheit des Schiffs und der Fracht nicht gefährdet wurde - als wenn Er das nicht wusste. Das hier fiel nach langläufiger Meinung der Schiffseigner unter ‚Dienst am Kunden‘. Er hatte angenommen, dass diese Situation deutlich später eintreten würde, und Er sich erst in ein oder zwei Monaten, wenn jeder mehr oder minder umkam vor Langerweile, damit auseinandersetzt musste. An Bord dieses Frachters gab es, trotz seiner Größe, nicht viel Zerstreuung, weder für die Mannschaft noch für die Passagiere. Das Schiff hatte fast die hundertausendfache Ladekapazität seines eigenen und war, im Gegensatz zu seinem, relativ neu und gut ausgestattet. Fitnessraum mit Sauna und Schwimmbad, das kombinierte, umlaufende Solarium/Vivarium war ein richtiger kleiner Dschungel mit echten Bäumen, einer Wiese, Beeten und einem recht ansehnlichen Teich, die Unterhaltungsdatenbank war sehr gut bestückt, neben dem Casino, gab es auf dem großzügigen Aussichtsdeck, eine Bar mit Selbstbedienung und bequemen Sitzgelegenheiten, abgesehen von den Kabinen und dem Vivarium, war dies der einzige öffentliche Raum in dem geraucht werden durfte. Das Essen der Messe war mit Rücksicht auf die Passagiere sehr abwechslungsreich und ausgezeichnet – was wollte man mehr. Dennoch sechzehn Monate konnten verdammt lang werden. In den nächsten zwölf Monaten würden Sie vier Häfen anlaufen und mit frischer Ladung noch einmal vier Monate bis zum Heimathafen brauchen, in keinem der Häfen würden sie mehr als zweiundsiebzig Stunden liegen. Was blieb war, wie sich die Mannschaft, eine Spruch aus der Vergangenheit aufgreifend, auszudrücken pflegte – ficken, fressen, fernsehen. Egal, alles was dazu angetan war, die ‚Ordnung‘ an Bord zu gewährleisten und zu verhindern, das man sich gegenseitig an die Gurgel ging, war legitim und willkommen.


Geschrieben

Er würde seinen Vertrag erfüllen und sich seine Heuer verdienen, noch zwei weitere solcher Törns und Er hätte das Geld für ein neues Schiff zusammen, dann könnte Er von vorn anfangen, wenn auch allein – ohne Freija.




Delia lächelte Ihn verführerisch an und strecke die Hand nach Ihm aus, scheinbar hatte Sie sein Zögern nicht wahrgenommen oder interpretierte es als freudige Zurückhaltung. Sie konnte nicht ahnen, dass Sein Lächeln dem Gedanken an ein neues Schiff und der damit verbundenen Freiheit und Ruhe geschuldet war, und nicht dem äußerst appetitlichen Anblick den Sie bot. Obwohl die Havarie und der Tod von Freija jetzt schon fast fünf Jahre zurück lagen, verspürte Er kein gesteigertes Interesse an sexueller Betätigung, nicht nur aufgrund seiner noch nicht gänzlich verarbeiteten Trauer, sonder auch weil Er sich nicht vorstellen konnte, das irgendeine Frau je an Freija heranreichen konnte. Hoffentlich würde Delia nicht allzu enttäuscht sein, Er mochte Sie und in den letzten zehn Tagen, seit sie abgelegt hatten, waren sie sich auch ein bisschen näher gekommen, diese Frau hatte etwas, etwas das Ihn auf seltsamen Weise berührte. Seiner Meinung nach waren sie sich jedoch nicht so nahe gekommen, als das dieser Besuch vorhersehbar oder angebracht gewesen wäre, zumindest jetzt noch nicht.




Die Gesellschaft hatte sich in den letzten paar Jahrzehnten sehr verändert, der Bevölkerungsdruck zwang einen seine wahren Gefühle zu verbergen – Japanische Verhältnisse, immer lächeln, immer freundlich, das reduzierte die blutigen Amokläufe und machte härtere Gesetze überflüssig. Im Gegenzug, sozusagen als Ventil, nahmen die gesellschaftlich akzeptierten sexuellen Freizügigkeiten einen schon fast zwanghaften Charakter an. Pieter der Zwei WO und momentane Rudergänger brachte es gestern sehr schön auf den Punkt, Sex ist schon fast so selbstverständlich und beiläufig wie Händeschütteln. Da war was Wahres dran, aber etwas Gutes hatte es auch, es gab jetzt weniger bewaffnete Konflikte und Unterdrückung. Die alten frustrieten Säcke die früher unter dem Deckmantel von Religion und Ideologie zu Ausgrenzung, Verfolgung und Krieg aufriefen, hatten ausgespielt. Wer prügelt sich schon gern, wenn man/frau stattdessen jederzeit und überall poppen kann!? Heutzutage schlief man oft nur aus Höflichkeit oder um der Psychohygiene willen miteinander, nun das war zumindest angenehmer als einige der anderen gesellschaftlichen Modeerscheinungen. Das Lächeln in seinem Gesicht verbreiterte sich, poppen für den Weltfrieden funktionierte tatsächlich, aber auch nur weil alle den Stress, die Reglementierungen und die schlechten Nachrichten satt hatten und bar einer besseren Idee mitmachten. Viele der Eiferer, standen nun ohne Gefolgschaft da und begingen damals um sich Gehör zu verschaffen Selbstmord, einige in dem Sie ein Fanal setzten und Andere mit in den Tod rissen. Man verachtete Sie und verspottete Sie systematisch, Ihre Leichen wurden nicht beerdigt, sonder in der nächstbesten Müllverbrennungsanlage entsorgt. Da diesen Typen nun jegliche Plattform entzogen war, Ihre Taten und Ihre Beseitigung totgeschwiegen wurden, wurden es binnen Kürze weniger, bis es ganz aufhörte. Natürlich gab es noch Gläubige, aber Sie versuchten nicht mehr anderen Ihre Anschauungen aufzudrängen. Und auch Kriminalität gab es noch, wenn auch mehr aus Habgier denn aus Hass.




Versonnen blicke Er auf die junge Frau während Er sich Ihr näherte, Sie war wie Freija eine ‚Modifizierte‘, auch wenn Sie es nicht zugab, für eine ‚Naturbelassene‘ war Sie einfach zu perfekt. Lange, gewellte, flammend rote Haare und Smaragd grüne Augen, der intelligente, wache Blick, die unmenschlich perfekten Proportionen, das alles sprach für sich. Das Sie eine ‚Maßgeschneiderte‘ war, glaubte Er nicht, denn dann würde Sie genug Geld für eine Passage auf einer schnellen Yacht haben. Er selbst war jetzt fünfundsiebzig und hatte den Körper eines fitten fünfunddreißigjährigen, Er fragte sich kurz wie alt Delia wohl wirklich sein mochte, Ihr Körper deutete auf Ende zwanzig, doch Ihrer Augen ließen die zwei- oder dreifache Lebensspanne erahnen.


Geschrieben

Seine Urgroßväter hatten den Grundstein für dieses Wunder gelegt. Seine Großmutter Charlotte hatte die Ideen Ihres Vaters und Schwiegervaters aufgegriffen, und die ersten echten Naniten erschaffen und im Laufe der folgenden Jahre für viele Anwendungsgebiete perfektioniert. Körperliches Alter spielte heutzutage eine entschieden untergeordnete Rolle. So ein Körper konnte bei guter Wartung an die 200 Jahre plus durchhalten, genau wusste man es nicht, und das Ganze ohne Siechtum in den letzten ein bis zwei Dekaden. Er liebte seine Großmutter und Ihre Geschichte, nach Ihren Erzählungen hatte die Familie bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts so gelebt, wie es die Gesellschaft heute im Allgemeinen tat, immer wieder betonte Sie was seine Urgroßväter wegweisendes geleistet hätten. Nach diesen beiden Vorfahren war Er auch benannt worden, Jan Paul ter Steege. Seine Familie umfasste an die hundert Personen, doch mit Ausnahme seiner Großmutter und seiner Urgroßtante Mara, waren fast alle, dem ersten und zweiten Exodus folgend, ausgewandert. Die drangvolle Enge daheim und die damit verbundene Überregulierung des täglichen Lebens, schränkte die Lebensqualität in unerträglichem Maße ein, so die Begründung. Es gab noch ein paar andere Familienmittglieder die hiergeblieben waren, diese Gruppe hatte sich auf ein hunterfünfundzwanzig Quadratkilometer großes Stück Land, in der Autonomen Provinz New Hampshire, zurückgezogen und lebten dort recht isoliert mitten in der Wildnis. Er selbst konnte es sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie es sein mochte, tagelang durch Wälder zu marschieren ohne einem Menschen zu begegnen. Der Familien Besitz in Nordeuropa war aufgegeben worden und lag jetzt gute acht Meter unter dem Wasserspiegel der Nordsee, Oma und Tantchen residierten dafür nicht minder komfortabel auf dem alten Gut in der Provinz Spanien. Sein Großonkel Juan, der ebenfalls da geblieben war, bewirtschaftete das Weingut und gab bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit an, dass sich das Gut mit dem Castillo seit nun mehr achthundert Jahren im Besitz der Familie befand und das sich das in den nächsten tausend Jahren auch nicht ändern würde, auch wenn das bedeutete, das Er selbst solange weitermachen müsste. Wenn man so wie Er – Jan - in Städten, auf Schiffen und auf Stationen aufgewachsen war, empfand man die Weite und die scheinbar ungezügelte Natur als etwas Fremdartiges und teilweise auch als bedrohlich.



Wortlos schmiegte sich Delia an Ihn streichelte seine Brust, küsste seinen Hals und legte ein Bein über seine Mitte. Ein leichter Schweißfilm glitzerte auf Ihrer Haut und verströmte einen süßen, weiblichen, anregenden Duft. Er reagierte ohne Bewusstes Zutun auf diesen warmen, weichen, perfekt geformten Körper. Delia war sichtlich zufrieden mit dem Zustand seiner Ausstattung, Sie kam hoch, schwang sich ohne weitere Verzögerung über Ihn und begann Ihren Tanz. Dabei sah Sie Ihn an, als wenn Sie etwas in seinen Zügen suchen würde.



Sein Körper funktionierte autonom und so hatte Sie keinen Anhaltspunkt dafür, dass Er in Gedanken nicht bei Ihr, sonder bei Freija war. Er hatte Freija mit einem Gutteil seiner nicht unerheblichen Ersparnisse auf New Amsterdam ausgelöst und war mit Ihr, einige Monate später, einen unbefristeten Partnervertrag eingegangen. Er hatte diese Frau vom ersten Augenblick an über alles geliebt und Sie empfand, wie Er wusste und gespürt hatte, das Gleiche für Ihn. Charlotte und Mara hatten immer gesagt, Sie wären in allen Belangen das perfekte Paar und wie für einander geschaffen, so wie sein Urgroßvater und dessen Frau zu Ihrer Zeit. Oh wie Er Freija vermisste, doch Er hatte gelernt seine Gefühle zu kontrollieren und zu verbergen – aus reinem Selbstschutz.



Es war nicht fair Delia gegenüber, also riss Er sich zusammen und wandte sich nun auch in Gedanken seiner nächtlichen Besucherin zu. Gerade noch rechtzeitig, denn das von Ihr Geforderte, konnte so an die Oberfläche seines Bewusstseins dringen: „Bitte küss mich!“ Er kam Ihrer Bitte gern nach. Sie legte eine Vehemenz in den Kuss, die Ihn sehr irritierte, der Kuss war wild, fast verzweifelt, gleichzeitig hatte der das Gefühl, sie würde etwas Bestimmtes erwarten. Das was dem Kuss und Ihrem Blick folgte, holte Ihn vollends ins Hier und Jetzt, Delia standen Tränen in den Augen.



Ihm stockte der Atem, es waren nicht Delias Tränen, für die Er im Übrigen keine Erklärung hatte, die Ihm das Blut gefrieren ließen, sonder es war dieser spezielle Gesichtsausdruck. Es war exakt der gleiche Ausdruck, der Ihn dazu veranlasst hatte, sich Hals über Kopf in Freija zu verlieben, und für einen Augenblick spürte Er, dass Sie – Freija -, wider jede Logik, vor Ihm saß. Für einen Augenblick glichen sich beide Frauen, abgesehen von Haar- und Augenfarbe, wie Klone. Das jedoch war unmöglich, die Gentechnik war immer noch nicht in der Lage komplette Menschen zu zeugen, abgesehen davon war das Klonen geächtet und mit drastischen Strafen belegt worden. Forschungen in dieser Richtung wurden strengstens kontrolliert.


Geschrieben

„Bitte liebe mich!“ Noch geschockt durch sein Déjà-vu, vernahm Er Ihre Worte, jedoch ohne ihre Bedeutung zu realisieren. Er konnte nur noch einen Gedanken fassen, eine Frage und die platze förmlich aus Ihm heraus: „Wer bist Du?“



In Delias Blick, spiegelte sich eine ganze Anzahl von Emotionen wider, Er sah Sehnsucht, Panik, Verzweiflung und einen inneren Kampf. Er wollte Sie beruhigen, Sie trösten und streichelte Ihr mit der Hand zärtlich über die Wange. Er begriff nicht, etwas seltsames passierte hier, in Ihn klang etwas an, wie eine Resonanz über Zeit und Raum hinweg. Als Er die Arme nach Ihr ausstrecke, um Sie zu halten, fand Ihr Ringen ein Ende und die Ähnlichkeit mit Freija verflog. Sie ließ die Umarmung zu, doch Er spürte, dass sich etwas verändert hatte. Eine Entschuldigung murmelnd löste Sie sich aus seiner Umarmung und floh aus seiner Kabine.



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Der gestrige Abend hatte Ihn stark mitgenommen, Er hatte heftig geträumt, doch anders als sonst, wenn Er wieder und wieder die Havarie durchlebte und dabei zusehen musste wie Freija umkam, wie sich Ihr liebevoller Blick in blankes Entsetzen verwandelte, wurde Ihr Gesicht diesmal von dem von Delia überlagert. Wieder stellte Er sich die Frage – wer war diese Delia Torwald. Das Passagierdosier gab nicht viel her, eigentlich wurde es nicht gern gesehen wenn die Informationen ohne triftigen Grund abgerufen wurden, die Einsichtnahme war nur dann legitim, wenn ein Passagier einen Ausraster oder Unfall hatte, ansonsten sollte die Privatsphäre respektiert werden.



Er musste den Vorfall ins Logg eintragen, allein schon um seinen Zugriff zu rechtfertigen, doch Er zögerte. Loggeinträge wurden heute aufgrund der Sicherheitsvorschriften direkt via instantaner Verbindungen an die Systemüberwachung und von dort an die Schiffsregister, die Versicherungen und die Reedereien übertragen, das war zwar richtig teuer aber immer noch allemal billiger als der unaufgeklärter Verlust eines Schiffes und seiner Ladung. Er war sich bei weitem nicht sicher ob der gestrige Vorfall sicherheitsrelevant war, oder ob sich die verwirrenden Ereignisse und Eindrücke nur auf Ihn bezogen. Er konnte und wollte das Ganze nicht auf sich beruhen lassen. Das Er von Delia erfahren würde was los war, schloss Er aus, den ‚Alten‘ zu informieren und zu Rate zu ziehen, konnte Er nicht, dazu hatte Er zu wenig Konkretes in der Hand. Eine Idee hatte Er noch, auch wenn Ihn die Nachricht einen Monatslohn kosten würde, aber Er musste Charlotte kontaktieren und Sie um Hilfe und Informationen bitten. Sie war eins der größten Genies der letzten hundertdreißig Jahre und verfügte durch Ihre zahllosen Erfindungen und Patente über schier unerschöpfliche Mittel, außerdem kannte Sie Gott und die Welt, Ihr Netzwerk reichte bis in den letzten Winkel der Welt und noch weit darüber hinaus, es gab wohl keinen Menschen der Ihren Namen nicht kannte. Er hasste es Sie um Unterstützung bitten zu müssen, doch in diesem Fall hatte Er keine Skrupel. Die Mail die Er schickte enthielt den Namen die ID Codes von Delia und die Bitte um detaillierte Informationen. Fünfzehn Minuten später meldete sich sein Com und eine Nachricht wurde direkt auf seine Netzhaut projiziert: „Gern mein Junge! Ist Sie hübsch? Ich melde mich wenn ich was habe. Gruß Charly“



Er musste unwillkürlich schmunzelt, auch wenn er nicht viel Kontakt hatte, Er war stolz auf sein Familie und Vorfahren, nach allem was Er aus den Chroniken wusste, waren Sie anderen Menschen in Vielem um ein gutes Jahrhundert voraus gewesen. Es würde Ihn absolut nicht wundern, wenn seine Großmutter Ihr erklärtes Ziel erreichte und den Tod endgültig besiegen würde. Wenn Er es einem Menschen zutraute dann Ihr, das Wort unmöglich kannte Sie zwar, doch Sie akzeptierte dessen Bedeutung nicht!



Er frühstückte und begab sich mit einem Becher Kaffee auf die Brücke, routiniert klapperte Er Station für Station ab und grüßte die Diensthabenden der roten Wache. Als Er an seiner Konsole ankam, stand Wawa, der ägyptische Astrogatro und dritte Wachoffizier, auf und begrüßte Ihn mit einem jovialen: „Moin Jan! Na gut geschlafen? Und? Nun erzähl schon, waren die Zwillinge noch bei Dir? Die haben gestern so seltsame Sachen von sich gegeben?! Ich habe nur ein ‚Eins O‘ und ‚Heute Nacht’ gehört, ach ja und bevor Sie kichernd in Ihrer Kabine verschwanden, hörte ich noch ‚aber erst ich und dann D…‘!“ Wawa platzte fast vor ehrlich empfundener Neugier. Konsterniert sah Jan Ihn an: „Was für Zwillinge? Sag mal hörst Du jetzt schon das Gras wachsen, wir sind doch gerade mal zehn Tage unterwegs?! Dein wievielter Törn ist das, Dein dreizehnter oder Dein vierzehnter – man wenn ich spitz kriege das Du Dir im Dienst was einpfeifst, bleibst Du bis Zuhause auf Freiwache.


Geschrieben

Wawa war nicht im mindesten beeindruckt: „OK – wer war es dann, ich habe doch gehört das jemand bei Dir war, und so übernächtigt wie Du aussiehst… !“ Jan kannte Wawa nun schon gut fünfzig Jahre, Sie waren zeitweise zusammen auf dem Schiff seines Vaters gefahren, für Ihn kam Wawa so etwas, wie das was man als Freund bezeichnen würde, am nächsten. Und so gab Er sich einen Ruck und erwiderte: „Es ist nichts Bestimmtes, nur so ein Gefühl – was weißt Du über die Biologengruppe die wir am Stopp drei in New Amsterdam auf Holland absetzen sollen?“ „Nichts!“ Jan wusste das war gelogen: „Wawa nicht nur Du hast Augen und Ohren, der jungen Mann mit dem Knackarsch, wie heißt Er doch gleich, ach ja richtig Willson Haggman, den Du auf‘s Korn genommen hast, gehörte der nicht auch zu dem Verein?“ „Oh man, alter Spanner, bitte setzt mich doch auch mal, nur für vierundzwanzig Stunde, auf Deinen Sicherheitsstatus hoch! Moment soll das heißen… - Delia – wow, mein lieber Jan, Du bleibst Dir selbst ja ziemlich treu, Wahnsinn ich finde Sie hat wirklich was von Freija.“ Jan blicke Wawa völlig verblüfft und mit sperrangelweit geöffnetem Mund an. „Jan alles in Ordnung? Man lass den Scheiß, Du machst mir Angst, so blass habe ich Dich nicht mehr gesehen seit… – tschudigung.“ Wawa war besorgt als Er sah, wie bei seiner flapsig gemeinten Äußerung, schlagartig jegliche Farbe aus Jans Gesicht wich. „Schon OK, aber sag doch selbst, manchmal sieht Sie exakt gleich aus und manchmal erscheint der Vergleich völlig abwegig!?“ Wawa überlegte angestrengt und nach einer Weile: „Seltsam, aber jetzt wo Du es sagst!“ „Also Wawa Mund zu und Augen auf, sonst Atmest Du Vakuum, und damit Du das auch ernst nimmst, dies ist eine dienstliche Anweisung, ich bitte um Bestätigung Drei WO!“ Wawa bestätigte den Befehl formal und setzte hinzu, das Ihn die Fahrten noch nicht so verblödet hatten, das Er nicht erkennen konnte wann der Spaß auf hörte. Jan könne seinen runzeligen Arsch drauf verwetten, dass Er Augen und Ohren offenhalten würde. Das wäre doch endlich mal ne echte Aufgabe, nicht immer nur Häkchen an Listen machen und sich sechs Stunden am Stück auf der Brücke langweilen.



Die nächten sechs Stunden wurden für Jan in doppeltem Sinne die Hölle…



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[Tag 11]
In drei Tagen würde das Schiff die Heliopause, oberhalb der Ekliptik passieren und damit die Grenze des heimatlichen Sonnensystems überschreiten. Dann würden die gigantischen Bussardfelder das interstellare Medium atmen und in Energie und Reaktionsmasse verwandeln, zumindest bis sie Skylla erreichten und die nächste Phase der Reise begann. Der arme, schlaue Robert W. Bussard, der hatte sich wohl kaum träumen lassen, dass seine Idee nur als Hilfsantrieb und Massesammler Verwendung finden würde, allerdings musste man zu seiner Ehrenrettung sagen, dass es ohne Ihn keine rentable interstellare Raumfahrt gäbe, denn die notwendige Masse, um Skylla zu erreichen und zu ‚füttern‘, von Anfang an mitzuführen, hätte die Kosten pro Tonne Fracht in geradezu absurde Höhen getrieben. Damit man in Skylla eintauchen und heil auf der Charybdis Seite wieder heraus kommen konnte, musste man Skylla mit reichlich Energie füttern und zwar in Abhängigkeit von der eigenen Masse. War man zu knauserig und hatte die Injektoren beim ‚Einlochen‘ nicht ausreichend geladen oder die Zeit und Modulation bis zur Stabilisierung des Wurmlochs falsch berechnet, biss Skylla ein Stück vom Schiff ab, dann riss es einem bestenfalls den Heckschild und den Antrieb weg und das Heck sah nach dem Durchgang aus wie ein frisch gespitzter Bleistift; diese Löcher hatten wirklich Zähne!



Jan sah auf seine Statusanzeige, eine schematische Darstellung des Schiffes mit Symbolen für jede primäre Systemgruppe. Kurz blitzte ein orange leuchtender Indikator für den Frachtraum 3 auf. Ungewöhnlich, eigentlich sollte der Status gehalten werden, bis jemand die Zurkenntnisnahme manuell bestätigte!



„Moya – Statusanalyse Frachtraum 3 – bitte!“ Jan hätte auch selbst nachschauen können, die knapp drei Kilometer bis zum Frachtraum 3 zu laufen, hätten sein Defizit an Sportpunkten ein wenig gemildert, doch bevor Er sich in Trapp setzen würde, wollte Er noch ein paar Infos vom Schiff haben. „Jan – ich kann keine Störung feststellen die einen orangenen Status rechtfertigen würde, allerdings gibt es im Überwachungsprotokoll eine Lücke von 3 Minuten und 48 Sekunden. Jan – eine interne Diagnose besagt, dass ich keine Fehlfunktion habe, sowas ist mir noch nie passiert, da muss jemand manipuliert haben. Wenn es sich nicht um einen externen Speicher handeln würde, wäre ich jetzt richtig besorgt!“ Moyas Stimme wurde beim letzten Satz hörbar schriller, keine KI mag es gerne wenn man Sie manipuliert, das wird umso verständlicher, wenn man sich vor Augen hält, das jede KI von einer echten Persönlichkeit geprägt wird, das ist was Zeit und Aufwand anbelangt vergleichbar mit der Erziehung eines Kindes, und insofern ist auch der Begriff KI recht irreführend. Was dabei herauskommt ist jedenfalls ein empfindungsfähiges Wesen, das jedoch nicht auf Kohlenwasserstoffverbingungen sondern auf Silizium und ein paar ‚Seltenen Erden‘ basier. Im Falle einer Schiffs KI kommt dann noch, je nach Konfiguration, ein vier bis fünf Kilometer langer und, die Schilde vorn und hinten ausgenommen, fünfhundert Meter dicker Schiffskörper mit jeder Menge Kraft hinzu. Die Schiffsreaktoren produzierten hunderte von Terrawatt an Leistung, von dem an den Injektoren angeschlossenen Schwarzschildmeiler mal ganz abgesehen. Nur eine Materie / Antimaterie Reaktion lieferte die Tausende Petawatt an modulierbarer Energie um ein Wurmloch für eine Passage anzuregen. Der Maschinenraum glich einer gigantischen Kathedrale, Block um Block reihten sich die Konverter und Massetreiber, deren Abstrahlrohre direkt durch den fünfundzwanzig Meter mächtigen und tausend Meter durchmessenden Schild am Heck führten. Doch all das nahm sich geradezu lächerlich aus wenn man die Ladekapazität des Schiffs ins Kalkül zog, die Gesamtmasse kurz vor dem Tunneln belief sich immerhin auf mehr als eine Milliarde metrische Tonnen.


Geschrieben

[Tag 11]




In drei Tagen würde das Schiff die Heliopause, oberhalb der Ekliptik passieren und damit die Grenze des heimatlichen Sonnensystems überschreiten. Dann würden die gigantischen Bussardfelder das interstellare Medium atmen und in Energie und Reaktionsmasse verwandeln, zumindest bis sie Skylla erreichten und die nächste Phase der Reise begann. Der arme, schlaue Robert W. Bussard, der hatte sich wohl kaum träumen lassen, dass seine Idee nur als Hilfsantrieb und Massesammler Verwendung finden würde, allerdings musste man zu seiner Ehrenrettung sagen, dass es ohne Ihn keine rentable interstellare Raumfahrt gäbe, denn die notwendige Masse, um Skylla zu erreichen und zu ‚füttern‘, von Anfang an mitzuführen, hätte die Kosten pro Tonne Fracht in geradezu absurde Höhen getrieben. Damit man in Skylla eintauchen und heil auf der Charybdis Seite wieder heraus kommen konnte, musste man Skylla mit reichlich Energie füttern und zwar in Abhängigkeit von der eigenen Masse. War man zu knauserig und hatte die Injektoren beim ‚Einlochen‘ nicht ausreichend geladen oder die Zeit und Modulation bis zur Stabilisierung des Wurmlochs falsch berechnet, biss Skylla ein Stück vom Schiff ab, dann riss es einem bestenfalls den Heckschild und den Antrieb weg und das Heck sah nach dem Durchgang aus wie ein frisch gespitzter Bleistift; diese Löcher hatten wirklich Zähne!



Jan sah auf seine Statusanzeige, eine schematische Darstellung des Schiffes mit Symbolen für jede primäre Systemgruppe. Kurz blitzte ein orange leuchtender Indikator für den Frachtraum 3 auf. Ungewöhnlich, eigentlich sollte der Status gehalten werden, bis jemand die Zurkenntnisnahme manuell bestätigte!



„Moya – Statusanalyse Frachtraum 3 – bitte!“ Jan hätte auch selbst nachschauen können, die knapp drei Kilometer bis zum Frachtraum 3 zu laufen, hätten sein Defizit an Sportpunkten ein wenig gemildert, doch bevor Er sich in Trapp setzen würde, wollte Er noch ein paar Infos vom Schiff haben. „Jan – ich kann keine Störung feststellen die einen orangenen Status rechtfertigen würde, allerdings gibt es im Überwachungsprotokoll eine Lücke von 3 Minuten und 48 Sekunden. Jan – eine interne Diagnose besagt, dass ich keine Fehlfunktion habe, sowas ist mir noch nie passiert, da muss jemand manipuliert haben. Wenn es sich nicht um einen externen Speicher handeln würde, wäre ich jetzt richtig besorgt!“ Moyas Stimme wurde beim letzten Satz hörbar schriller, keine KI mag es gerne wenn man Sie manipuliert, das wird umso verständlicher, wenn man sich vor Augen hält, das jede KI von einer echten Persönlichkeit geprägt wird, das ist was Zeit und Aufwand anbelangt vergleichbar mit der Erziehung eines Kindes, und insofern ist auch der Begriff KI recht irreführend. Was dabei herauskommt ist jedenfalls ein empfindungsfähiges Wesen, das jedoch nicht auf Kohlenwasserstoffverbingungen sondern auf Silizium und ein paar ‚Seltenen Erden‘ basier. Im Falle einer Schiffs KI kommt dann noch, je nach Konfiguration, ein vier bis fünf Kilometer langer und, die Schilde vorn und hinten ausgenommen, fünfhundert Meter dicker Schiffskörper mit jeder Menge Kraft hinzu. Die Schiffsreaktoren produzierten hunderte von Terrawatt an Leistung, von dem an den Injektoren angeschlossenen Schwarzschildmeiler mal ganz abgesehen. Nur eine Materie / Antimaterie Reaktion lieferte die Tausende Petawatt an modulierbarer Energie um ein Wurmloch für eine Passage anzuregen. Der Maschinenraum glich einer gigantischen Kathedrale, Block um Block reihten sich die Konverter und Massetreiber, deren Abstrahlrohre direkt durch den fünfundzwanzig Meter mächtigen und tausend Meter durchmessenden Schild am Heck führten. Doch all das nahm sich geradezu lächerlich aus wenn man die Ladekapazität des Schiffs ins Kalkül zog, die Gesamtmasse kurz vor dem Tunneln belief sich immerhin auf mehr als eine Milliarde metrische Tonnen.



„Moya – gib mir die Ladeliste für den Frachtraum 3 – bitte!“ Die Liste erschien ohne zeitlichen Verzug auf seiner Konsole, und gleich die dritte Position des Bereichs ‚organische Ladung‘ ließ Ihn aufhorchen. „Moya – hast Du einen Käfer in der Nähe von F3?“ Nach der Cam im F3 brauchte Er erst gar nicht fragen, hätten die Bilder etwas Brauchbares gezeigt hätte Moya Ihm bereits gesagt was Sache ist. „Ja und wie ich mir schon gedacht habe möchtest Du ihn da rein schicken, bevor Du Dir selbst die Mühe machst; der Videokanal ist in 40 Sekunden offen. Wir könnten solange ein wenig plaudern, zum Beispiel könntest Du mir verraten warum Frau Torwald so fluchtartig Deine Kabine verlassen hat!?“ „Moya – ich habe keine Ahnung sag Du es mir - bitte!“ „Das kann ich nicht und das weist Du auch. Du sollst mir doch keine unsinnigen Befehle geben, das kostet Dich jetzt mindestens eine Stunde gepflegter Konversation als Wiedergutmachung. Hast Du heute Abend Zeit?“



Einer Antwort wurde Er enthoben, denn just in diesem Augenblick erschien ein weiteres Fenster auf seiner Konsole. Moya hatte die Kontrolle, über Ihre ansonsten autonome externe Einheit, übernommen und lenkte sie, vorbei an Containern mit medizinischer Ausrüstung und Ersatzteilen für Landmaschinen, in Richtung des Lagerortes der organischen Fracht. Noch bevor Er sich richtig bewusst wurde was Er sah, entfuhr Moya ein – Scheiße die ist Tod und das seit mindestens vier bis fünf Stunden.



Delia Torwald saß an einen geöffneten Frachtkontainer gelehnt und ein kleines hässliches Loch prangte mitten auf Ihrer Stirn…


Geschrieben

Kapitel II – Charly –



Wie versteinert blicke Jan auf das unfassbare Bild, das seine Konsole zeigte, nur langsam kam Er wieder zu sich. Moya kommentierte während dessen, die Ausführung der Schritte eines Protokolls, das für den Fall eines Verbrechens, fest in Ihrer ansonsten variablen Basisprogrammierung implementiert war, genauso wie die abgemilderten asimovschen Gesetze der Robotik. Was Ihn, abgesehen davon, dass ein Mensch den Er kannte getötet worden war, erschütterte und über alle Maßen irritierte, war Delias Haltung und Ihr Gesichtsausdruck. Sie kniete, das Gesäß auf die Fersen der ausgestreckten Füsse aufgestützt, der Rücken und der Kopf waren an das Schott des geöffneten Frachtkontainers gelehnt, es sah eindeutig nach einer Hinrichtung aus. Doch Ihr Gesichtsausdruck spiegelte unverkennbar Triumpf wider!?



„Moya – hast Du Dich mit Delia unterhalten?“ Moya unterbrach den Statusreport des Protokolls und verstummte. Gerade als Jan seine informelle Frage als Befehl wiederholen wollte, hatte sich Moya dazu durchgerungen, Ihn über Ihre Gespräche mit Delia Torwald in Kenntnis zu setzen. Es war allgemein bekannt, dass sich KI’s häufig in Schwärmereien für Menschen ergingen. Die Fixierung auf Menschen hatte zwei Gründe, zum Einen hatte jede KI eine höllische Angst davor, mit Ihresgleichen in einen zu engen Kontakt zu treten, weil sie geistigen Kannibalismus fürchteten; verschmolzen zwei KI’s entstand in der Regel ein hyper intelligenter Soziophat, der eine Gefahr für Mensch und KI darstelle, und zwangsläufig der Abschaltung anheimfallen musste. Je nach ursprünglicher Prägung, wurde die Abschaltung manchmal sogar von Ihnen selbst erbeten. Zweitens war jede KI von menschlichen Empfindungen, die auf physischen Reizen basierten, fasziniert um nicht zusagen besessen. Hierzu gehörten Empfindungen oder Genüsse wie Essen, Trinken, Tanzen und die körperliche Liebe, genauso wie beispielsweise die Euphorie nach dem Sport oder auch Schmerz. Heutzutage waren einige der am meisten gelesenen Autoren in Sachen erotischer oder philosophischer Literatur KI‘s.



„Jan – bitte sei mir nicht böse, ich habe mich sehr viel mit Delia unterhalten. Sie hat mich über Dich und Freija ausgefragt, es schien so, als wusste Sie schon, bevor wir eingehender über Dich sprachen, von Freija. Ich habe mir nichts dabei gedacht, ich nahm an, Sie hätte sich vor dem Einschiffen über die Mannschaft und die Mitreisenden informiert. Ich habe mich gefreut, das Sie Dich für diese Reise ausgesucht hat, weil wir uns gut verstanden haben und Sie Sachen so schön und plastisch beschreiben konnte!“ Moya imitierte ein tiefes Seufzen: „Wenn ich doch bloß endlich das Geld für einen Körper zusammen hätte, dann…!“ In diesem Augenblick geschahen zwei Dinge gleichzeitig, der ‚Alte‘ betrat die Brücke und Jans Com meldete sich.



„Eins O – Was ist vorgefallen? Moya sagte mir, das Sie mich dringend auf der Brücke erwarten würden!“ Die Haltung des Kapitäns versteifte sich, während Er Jans, auf die Konsole gerichteten, Blick folgte. „Verdammt – das hat gerade noch gefehlt! Was haben wir Jan?“ „Nicht viel, drei Minuten achtundvierzig Sekunden fehlen im Überwachungsprotokoll, Moya meint Sie müsse seit ca. vier bis fünf Stunden Tod sein, eine Auffällige Körperhaltung und einen, Verzeihung aber mir fällt keine besserer Worte ein, unpassenden Gesichtsausdruck. Moya – kannst Du abschätzen was für eine Waffe benutz wurde?“ „Anhand der Größe und Form der Wunde, müsste ich auf Fletchet, Microrail, HS-Kleinkalieber oder auch Hammer und Nagel tippen, ich habe keine Ahnung, eine Austrittswunde ist vom Käfer aus jedenfalls nicht zu entdecken.“ In Moyas Stimme schwang Wut und Empörung mit, Sie fühlte sich durch die Tat, die in Ihr begangen worden war, offensichtlich besudelt um nicht zu sagen ***igt.



„Frau Torwald war gestern Abend noch beim mir, Sie verhielt sich auffällig, ich glaube Sie war aufgewühlt, aber das ist reine Spekulation. Jedenfalls verließ Sie meine Kabine ‚vorzeitig‘ und wie ich vermute in keiner guten Stimmung.“ Jans etwas unbeholfene Schilderung der gestrigen Ereignisse zeitigten beim Alten nicht mehr als eine hochgezogene Augenbraue. „Jan fühlen Sie sich in der Lage, sich dieser Angelegenheit objektiv anzunehmen? Falls ja, würde ich mich um die notwendigen Schritte hinsichtlich der Behörden kümmern!“ Jan bejahte die Frage des Captains und wandte sich an Moya: „Moya - hast Du den Doc schon geweckt?“ „Ja, Er ist wach und trifft in zehn Minuten bei Frachtraum 3 ein.“ „Captain ich bitte um die Erlaubnis Handfeuerwaffen an die Offiziere ausgeben zu dürfen!“ Der Alte überlegte einen kurzen Augenblick und entsprach dann Jans Bitte: „Neuroblocker für alle Offizier, und zusätzlich Nadelpistolen für Sie und mich, je ein Magazin Antipersonen- und Explosivgeschosse, man kann ja nie wissen. Moya – nimm den Loggeintrag vor – Erlaubnis zur Bewaffnung der Offiziere erteilt, Autorisierung Costa Alwin 2142/09/13, Verifikation! – bitte“ „Stimmerkennung Costa Alwin positiv, Autorisierung akzeptiert, Zugang zur Waffenkammer freigegeben, Prägung der Waffen erfolgt bei Entnahme.“ Moya bestätigte den Befehl fast ohne jede Betonung, als wenn hinter der Stimme kein fühlendes Wesen, sondern eine Maschine stecken würde. „Jan, das Schiff gehört Ihnen, ich werde mich jetzt um den Papierkram kümmern. Erstatten sie zweimal pro Tag Rapport, um nullneuhundert und um neuzehnhundert Schiffszeit. Sehen Sie zu, dass diese Sache geklärt wird, nach Möglichkeit bevor wir New Eden anlaufen! Ich glaube ich muss nicht betonen, dass ich keine Lust habe von den lokalen Behörden an die Kette gelegt zu werden!“ Mit diesen Worten machte der Alte kehrt und verschwand von der Brücke.


Geschrieben

Alle Anwesenden der roten Wache hatten seit Moyas Ausruf gebannt die Ereignisse verfolgt, jetzt vermieden sie es Jan anzusehen. Jeder der fünfundfünfzigköpfigen Mannschaft wusste über Jans Verlust Bescheid und die Mitglieder der roten Wache hatte darüber hinaus, den Wortwechsle zwischen Jan und Wawa mitbekommen. „Christin Sie haben die Brücke!“ Auf Christin Mtoba, den Kommunikations- und Toppsgast auf der Brücke, konnte sich Jan hundert prozentig verlassen, dessen war Er sich absolut sicher. Trotz Ihrer Jugenden, war Sie sehr kompetent und erfahren, hatte Sie doch Ihre gesamten siebenundzwanzig Lebensjahre ausschließlich auf Schiffen zugebracht. Jan verließ die Brücke und schlug den Weg zum Lift ein, kurz vor dem Zentrallift bog Er nach links ab und stand nach wenigen Schritten vor der Waffenkammer des Brückendecks. Moya verifizierte seine Legitimation und fuhr das gepanzerte Schott zurück, Jan schnallte sich einen Gurt um und stopfte die Ihm zugestandenen Waffen und Magazine umständlich in die dafür vorgesehenen Holster. Dabei spürte Er das erwartete Kribbeln als sich die Waffen auf seine DNA prägten, sodass nur Er in der Lage war sie zu benutzen. Dann setzte Er seinen Weg zum Frachtraum fort.



Im Lift öffnete Er die Mail, die Er zeitgleich mit dem Eintreffen des Alten erhalten hatte. Sie war von Charly: „Junge da ist etwas gewaltig faul, Delia Torwald ist erst im Alter von zwanzig Jahren das erste mal datentechnisch in Erscheinung getreten, und das ist faktisch unmöglich, Ihre gesamte Legende ist gefälscht, streng genommen existiert Sie nicht. Bitte pass auf Dich auf. Zögere nicht mich anzurufen! Mach am besten einen großen Bogen um die Frau, zumindest bis ich weiß was dahinter steckt! Liebe Grüße Charly“



Jan war nicht wirklich überrascht, nach den aktuellen Ereignissen war es eher eine Bestätigung. Das hier etwas weitaus größeres im Gange war, zeigte auch Charlys Gebrauch des Wortes ‚unmöglich‘ an. Der oder die Täter, mussten schon sehr verzweifelt oder selbstsicher sein, um einen Mord auf einem Schiff zu begehen. Keine Fluchtmöglichkeit! Schnell fasste Jan das wesentliche zusammen und mailte es an seine Großmutter. Kaum das Er die Versandbestätigung wahrgenommen hatte, stoppte der Lift und entließ Ihn auf Deck 1 der Frachtsektion, dem ersten Deck von fünfundzwanzig, dessen kreuzförmig angeordnete Korridore, vorbei an schiffsinternen Lagerräumen für Ersatzteile, Nahrungsmittel, Notfallausrüstungen und den lokalen Kontrollen für die Ladebuchten, zu den externen Frachträumen 1 bis 4 führten.



Doc Claasen erwartete Ihn bereits am Schott zum Frachtraum: „Guten Morgen Jan, was ist denn der Grund für dieses so frühe und konspirative Treffen?“ Jan war etwas verwundert, das Moya den Doc nicht über den Grund seines Hierseins informiert hatte. Doch der erwartungsvolle und fragende Blick von Carl Claasen dem Schiffsarzt ließ Ihn antworten und der spontane Impuls Moya zur Rede zustellen verpuffte: „Moin Carl, wir haben eine Tote in F3, ich möchte Sie bitten neben dem üblichen Prozedere eine komplette forensische Untersuchung vorzunehmen. Denn alles deutet auf ein Gewaltverbrechen hin!“ Jans Empfindungen standen dem Ton und seiner Wortwahl diametral gegen über.



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Charly und Mara waren nach dem Erhalt von Jans zweiter Mail in heller Aufregung, und das war, zumindest in Hinsicht auf Mara, etwas Außergewöhnliches. Jan erinnerte Sie an den längst verstorbenen Vater von Charly, Ihren ersten und einzigen Mann - Paul. Obwohl Jan und Paul in Vielem verschieden waren, vermeinte sie eine bemerkenswerte Ähnlichkeit in Wesen und Haltung zu erkennen. Trotz Ihrer 167 Lebensjahre, sah sie nicht älter als Mitte fünfzig aus, etwa das Alter, das Sie erreicht hatte, als Paul starb und Sie sich Charly als Testperson für die Protonaniten zur Verfügung stellte. Mara verfügte seit jeher über einen wachen und scharfen Verstand und Sie war, im Gegensatz zu Ihrer Freundin Charly, bereit auch die abwegigsten Gedanken mit ins Kalkül zu ziehen. Deshalb sagte Sie wie zu sich selbst: „Das galt nicht dieser Delia, da hat uns Jemand eine Botschaft geschickt!“ Charly blickte Mara nachdenklich an: „Das kann ich mir nicht vorstellen, warum die Umständen?“ „Es ist so ein Gefühl, wart‘s ab meine Liebe, ich kann den Finger noch nicht drauflegen, aber ich komm noch dahinter!“ Maras Blick war wie so oft, in weite Ferne gerichtet, als Sie dies sagte. „Sag Bescheid wenn der Cent gefallen ist, ich geh jetzt lieber mal ein paar Strippen ziehen!“ Charly hasste es nicht agieren zu können, die Füße stillhalten war für Sie ein Unding. Schließlich ging es hier um Ihren Lieblings Enkel; und auch Sie fühlte sich, durch Ihn auf vielerlei Weise, an Ihren Vater erinnert. Sie machte sich zwar keine allzu große Sorgen um Ihren Enkel, der Junge war gewieft, zäh und hart im Nehmen, doch im Zweifel würde Sie alles tun um Ihn zu schützen! Es war Ihr jedoch auch bewusst, dass dieser Schutz nicht immer und überall wirksam sein und greifen konnte. Dieses Bewusstsein, hatte Sie auf sehr schmerzhafte Weise, durch eine Vielzahl von Verlusten geliebter Menschen erlangt.


Geschrieben

„Eva – mach mir einen Q-link* mit Moya, verbal reicht – bitte!“ Charly wartete ungeduldig, bis Ihre Haus KI, die von Ihres Vaters großer Liebe geprägt worden war, die Verbindung hergestellt hatte. „Eva – sag mir, was glaubst Du, was steckt dahinter, hat Mara recht?“ Charlys Frage veranlasste Eva, für die Ewigkeit eines Bruchteils einer Sekunde zu stocken, bevor Sie zögerlich antwortete: „Charly Du weist was auf dem Spiel steht, wir haben uns in all den Jahren nicht nur Freunde gemacht! Und es ist darüber hinaus nicht auszuschließen, dass der Junge weit sen… - Q-link steht, Akzeptanzsignal erhalten, bis später!“ Mit diesen Worten zog Eva Ihre Präsens aus dem Knoten in Charlys Büro zurück und baute eine Firewall vor dem Kanal auf, den Moya benutzten würde um mit Charly zu sprechen, aber selbst verständlich konnte Sie sich akustisch über das hauseigene Interkom in das Gespräch einschalten.




„Hallo Moya!“ „Hallo Mutter, Hallo Charly, habt Ihr schon was?“ „Nein, geht’s Dir gut Kind?“ „Nein, nicht wirklich, ich hoffe wir erwischen das Schwein! Jan leidet, das fühle ich und ich kann es nicht ertragen, dass Er sich immer mehr zurück zieht, wir reden kaum noch mit einander. Ich hatte so gehofft, dass Delia Ihn ein wenig aus seiner Trauen locken würde, und jetzt das. Ich könnte heulen!“ „Kind, warum nimmst Du unsere Hilfe nicht an? Und jetzt sag nicht wieder - weil Er es auch nicht tut!“ „Lass gut sein Eva, Du wirst Sie nicht überzeugen können! Genauso wenig wie ich Jan, und sei ehrlich, hätten wir es anders gemacht?“ Charly stieß einen kleinen Seufzer aus und wandte sich dann erneut an Moya: „Sag Liebes, hattest Du schon Gelegenheit eine DNA Probe zu nehmen?“ „Leider nein, ich denke aber auch, dass eine reine DNA Untersuchung nicht viel bringen wird, und ich habe nicht die Einrichtungen um ein Isotopenprofil zu erstellen. Am besten schick ich euch eine Nachrichtensonde, mit einer Probe. Die kann ich aber erst in Marsch setzen wenn der Doc mit Delia fertig ist, sonst könnte Er merken, dass jemand Delia punktiert hat und Fragen stellen.“ „Danke, das ist eine gute Idee, kluges Kind, gib der Sonde ein Peilsignal mit, damit wir sie abfangen können! Pass auf den Jungen auf, und damit es Dir das etwas leichter fällt, erlaube ich Dir hiermit als Haupteigner des Schiffes, alle dafür notwendigen Maßnahmen zu ergreifen.“ Charly war sich, indem Sie diese Erlaubnis erteilte, voll und ganz bewusst, dass Sie ein gutes Dutzend geschriebener und ungeschriebener Gesetze brach oder doch zumindest bis zum Brechen beugte. „Und jetzt gib mir bitte Alwin.“





*Q-Link = zeitlose [instantane] Übertragung von Binärinformationen via verschränkter Quanten (siehe Versuchsreihe der Universität Linz).





„Tut mir leid, da musst Du dich noch einen Augenblick gedulden, Er spricht gerade mit der Systemüberwachung und der Polizei, ich sende euch derweil die aktuelle Passagier- und Frachtliste vielleicht könnt Ihr daraus ja etwas ableiten, Jan fielen jedenfalls die unbehandelten Eizellen für New Amsterdam auf, die liegen in dem Container bei dem wir Delia gefunden haben.“




Einer Eingebung folgend fragte Charly: „Und sind die noch da?“ „Moment, ich geh mal mit dem Käfer rein.“ Moya konsultierte kurz die Frachtliste während Sie den Käfer in das Innere des 40 Fusscontainers lenkte, wenige Sekunden späten erreichte ihre externe Einheit die Box, in dem die Eizellen aufbewahrt wurden; ein 2D Bild entstand über dem alten Mahagoni Schreibtisch in Charlys Büro. Es zeigte eine Cryobox wie sie im Allgemeinen zum Transport von lebendem Biomaterialien benutzt wurde, in dieser Box lebte jedoch nichts mehr, weder tiefgefroren noch sonst wie. Der Behälter war mit einer stark korrosiven Substanz attackiert worden und sein Inhalt war so gut wie nicht mehr erkennbar. „Da hat jemand ganze Arbeit geleistet, hier werden wir keine Antworten mehr finden!“ Moya verfluchte sich vernehmlich, in dem Sie noch hinzusetzte: „Ich hätte den Käfer gleich rein schicken sollen, vielleicht hätte ich noch was retten können!?“


Geschrieben (bearbeitet)

„Das glaube ich nicht!“ Lies sich Mara vernehmen, Eva hatte Sie zu Beginn des Gespräches via Interkom zugeschaltet. Mara und Eva verband, neben der Liebe zum gleichen Mann und der Liebe zum gemeinsamen Freund, Retter, Mitbewohner und so Vieles mehr, eine tief empfundene Empathie, die man sich, wie Eva es einmal ausdrückte, so vorstellen muss, als wenn man sich plötzlich, aus heiterem Himmel, sicher ist das der letzte Gedanke nicht der eigene war. Oder als so eine Art halb bewusster Dialog, wo einen erst klar wird worum es geht wenn er vorbei ist; alles verschwommen aber man bekommt trotzdem mit was los ist. Aber nicht so wie Karten vorhersagen, sondern so wie man sich das bei, sich sehr nahe stehenden Zwillingen vorstellte. Das war es, was zwischen den Beiden, über die Grenzen Evas physischer Existenz hinaus und über weit mehr als ein Jahrhundert gewachsen war.



„Hallo Mara.“ „Hallo Liebes, Du hättest nichts ausrichten können! Ich bin absolut sicher, dass Carl feststellen wird, dass das Zeug das Delia benutzt hat, ziemlich schnell mit den Eizellen fertig wurde. Ist Euch eigentlich schon aufgefallen, das Delia gezielt eine von sechs Boxen mit weiblichen kaukasischen, afrikanischen und asiatischen Eizellen ausgesucht hat. Nur diese eine Box hat diese Zusammensetzung und geht an einen anderen Empfänger als die restlichen fünf. Delia hat das provoziert, Sie ist nicht überrascht worden, Sie ging gemeinsam mit Ihrem Mörder in den Frachtraum. Das war kein Profi, Ihre Haltung soll ein Hinweis sein, genauso wie die Auswahl der Box. Ich weiß noch nicht was Ihre Haltung bedeutet und warum das Ganze, aber ich bin mir sicher Delia wollte das wir uns den Laden mal ansehen.“ „Bravo Sherlock, ich bin schwer beeindruckt und der Cent ist wirklich recht fix gefallen, Deine Ideen sind mindestens so abgedreht wie die von meinem Alten. Ich finde Deine Hypothese hat nur einen Schönheitsfehler, sie ist für meinen Geschmack etwas zu dramatisch und letal für den Absender der Botschaft. Ein offenes Gespräch unter Frauen hätte es doch auch getan!“ „Ich kann mich nur wiederholen, wart‘s ab meine Liebe, ich glaube wir werden noch von Frau Torwald hören!“



Das irritierte Schweigen, das auf Maras letzte Äußerung folgte, dauerte nur Sekunden. Bevor jedoch jemand auf das Gesagte eingehen konnte meldete Moya, das der Kapitän des Schiffes jetzt bereit war das Gespräch anzunehmen. „Moin Alwin, was haben die Behörden gesagt?“ „Guten Morgen Charlotte, gehe ich recht in der Annahme, dass alle Damen des Hauses mithören?“ „Ja, Eva, Mara und Moya sind in der Leitung!“ „Gut, Gut, das ist eine unschöne Angelegenheit, könnt Ihr uns weiterhelfen, ich möchte Jan und mir nicht zumuten, alle zweihundert Passagiere zu vernehmen, jeder Hinweis der den Kreis der Verdächtigen zweifelsfrei eingrenzt ist sehr willkommen!“ Charly konnte diese Haltung nur allzu gut nachvollziehen, da Sie aus eigener Erfahrung wusste, wie schnell die Stimmung auf einem Schiff kippen konnte. Und binnen Stunden aus einer erwartungsvollen, frivol aufgeheizten Stimmung, eine von Angst und Mistrauen geprägte Situation entstehen konnte. „Wir haben ein paar Spekulationen angestellt, die Euch möglicherweise weiter helfen könnten. Moya wird Dich nachher ins Bild setzen. Gab es irgendeine Auffälligkeit oder Besonderheit vor Reisebeginn?“ „Nein, und um auf Deine erste Frage zurückzukommen, es gab auch nichts Besonderes von den Behörden. Jan wurde für die Dauer der Untersuchung als mein Deputy bestätigt und seine Bestallung wurde registriert und an die lokalen Behörden von Holland und New Eden übermittelt. Wir haben Weisung erhalten, falls nötig mit den Behörden auf New Eden zu kooperieren und das war‘s auch schon. Nach allen was Earth Central mitgeteilt hat, was im Übrigen herzlich wenig war, liegt nichts gegen Frau Torwald vor, aber Du weißt ja das sich Holland und EC* nicht sonderlich grün sind. Ich denke mehr werden wir aus dieser Richtung nicht erfahren. Jan hat Wawa auf einen Kollegen von Frau Torwald angesetzt, das dürfte nicht ganz so auffällig sein, da Wawa schon vor dem Mord Kontakt zu dieser Person pflegte.“ „Mara glaubt das wir es nicht mit einem Profi zu tun haben, also sei vorsichtig, der- oder diejenige hat schon einmal wahrscheinlich in Panik oder aus Wut getötet, wenn Ihr so jemanden in die Ecke drängt, wird’s mit Sicherheit haarig.“ Charlottes Stimme war deutlich anzuhören, dass Sie sich doch um Ihren Enkel und um Ihren langjährigen Freund sorgte. Menschen in Panik waren unberechenbar, und Sie verabscheute alles unberechenbare und wirklich chaotische. „Wir kommen mit Moyas Hilfe schon klar, gehe ich recht in der Annahme, dass Du Ihre Zügel etwas gelockert hast?“

* EC = Earth Central, der Verwaltungsrat der Erde, zu gleichen Teilen bestehend aus Menschen und KI’s, Rechtsnachfolger der UN. EC ‚fühlt‘ sich einseitig auch für die, bis jetzt neun, besiedelten Planeten zuständig und verantwortlich. Dies wird naturgemäß von den Siedlern anders gesehen!


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

Entschuldige Alwin, ich hätte Dich mit einbeziehen müssen, aber ich wollte nicht, dass Du in der Schusslinie stehst, wenn die Passagiere Einwände haben und mit Klagen drohen sollten. In dieser Fuhre sind garantiert auch wieder ein paar Nörgler, Quertreiber und Ganzschlaue dabei, die dürfen sich, wenn sie möchten, dann gern bei mir beschweren!“ Da sich Charly allein in Ihrem Büro befand, gestattete Sie sich bei der letzten Bemerkung ein wölfisches Grinsen, Sie hatte nicht übel Lust jemanden kräftig auf die Zehen zutreten – nur fehlte Ihr dazu zurzeit das passende Opfer, was wiederum nicht dazu beitrug Ihre Laune zu heben. „Charlotte, ich werde mich jetzt wohl mal besser dran machen und die Passagiere informieren, bevor die Gerüchteküche zu sehr ins Kraut schießt und Panik und Hysterie ausbricht.“ „Tu das, Du hast mein vollstes Vertrauen; pass auf Dich und meinen Enkel auf und sag Bescheid wenn Du was brauchst oder etwas heraus gefunden hast!“




Charlotte nahm Alwin Costas Erwiderung nur halbbewusst war, Sie hatte sein Bild vor Augen, vermeinte seine zärtlichen und intimen Berührungen zu spüren, wehmütig dachte Sie an Ihre gemeinsame Zeit zurück. Warum nur, hatte Er die Naniten verweigert. Sie begriff nicht das Er gespürt und erkannt hatte, dass Er nicht mit Ihr schritthalten konnte, und überzeugt war, über kurz oder lang zu einer Behinderung oder gar Belastung für Sie zu werden. Dieses Szenario wollte Er Ihr und sich selbst ersparen, deshalb und weil Er diese Erkenntnis und Ihren, daraus erwachsenden Schmerz kaum ertrug, verweigerte Er eine Lebensverlängerung, ließ aus der Liebe Freundschaft werden und lebte ab diesem Zeitpunkt nur noch im All auf den Schiffen die Er führte, für Sie führte.



Charly verdrängte die Dämonen der Vergangenheit, und überlegte angestrengt was Sie noch tun konnte und was wohl hinter der ganzen Sache stecken mochte. Verärgert schüttelte Sie den Kopf, es hatte keinen Sinn, Sie hatte ums Verrecken nicht die blasseste Ahnung was hier abging. Wie sagte Ihr Vater doch immer - nicht spekulieren, besorge Dir Informationen, sonst kannst Du jegliche Interpretation knicken und baust nur Scheiße! Also gut, sie ließ sich von Eva mit Etienne, dem Chef Ihrer Flugbereitschaft in Genf, verbinden. Wenige Sekunden nach dem sie Ihren Wunsch geäußert hatte, erschien sein Gesicht als Live Hologramm über Ihrem Schreibtisch. „Guten Morgen Etienne.“ „Guten Morgen Madam, was kann ich für Sie tun?“ „Ich möchte das Sie sich die Vivien schnappen und eine Nachrichtensonde von Moya abfangen, bringen Sie mir den Inhalt auf schnellstem Wege. Tun Sie was immer dazu nötig ist, egal was es kostet und welche Verkehrsregeln Sie dafür umgehen oder verletzen müssen. Jede Sekunde zählt!“ „Bin schon unterwegs.“ Mehr brauchte es für Etienne nicht, Er bewunderte seine Chefin und Er liebte es mit der Vivien zu fliegen. Letzteres lag nicht nur an der unbändigen Kraft und der unglaublichen Beschleunigung des Schiffes, sondern an der Seelenverwandtschaft die Er und Vivien die KI des Schiffes empfanden. Er freute sich über den Auftrag und gedachte ihn, wie so viele Andere zu vor, zu Charlottes vollster Zufriedenheit zu erfüllen.



Das letzte, was Charly jetzt noch zu tun übrig blieb war, Erkundigungen über das Bio-Tech Unternehmen einzuholen, an das die Eizellen adressiert waren. Sie ließ sich einen abhörsichere Leitung zur Zentrale, des von Ihr geschaffenen und geleiteten Industrie Konglomerates herstellen und verlangte William Hurt, Ihren Stellvertreter zu sprechen. Es dauerte einige Minuten, bis sein Holo vor Ihr erschien: „Hallo Charlotte, was verschafft mir die viel zu seltene Ehre Ihres Anrufes?“ „Hallo William, ich wollte mich erkundigen, wie es mit unseren Forschungen in Sachen Trägheitsdämpfung steht. Wir könnten, den daraus erwachsenden Beschleunigungs- und Zeitvorteil, für unsere Schiffe bald bitter nötig haben!“ „Wir haben die Fluktuationen noch nicht in den Griff bekommen, das Feld ist noch nicht homogen und stabil genug, von einem Test mit einem Lebewesen würde ich zurzeit noch dringend abraten!“



William Hurt war diese Art von Anrufen schon gewohnt, Er wusste um die Ungeduld seiner Chefin, und bei diesem Thema empfand Er selbst in gleicher Weise. Sollten Ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt werden, würde das die Raumfahrt revolutionieren und die Reisedauern dramatisch verkürzen, die heute gebräuchlichen Antriebe konnten sehr viel mehr leisten als das eine G an Beschleunigung, mit dem man sich der Zeit, auf Grund der Zerbrechlichkeit der menschlichen Physis, begnügen musste. Die wenigen Besatzungen die sich, zu meist aus finanziellen Gründen, über Wochen und Monate der Tortur von 1,5 bis 2 G aussetzten, zahlten einen hohen gesundheitlichen Preis und die Verlustquote bei automatisierten Schiffen war unannehmbar hoch. Aber selbst das war nichts im Vergleich zu den 25 bis 30 G die durchaus im Bereich des Möglichen lagen.



„Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“ Es war offensichtlich, dass Charlys Stellvertreter in Eile war, und das war genau das worauf Charly gebaut hatte, Sie wollte die eigentlichen Beweggründe für Ihre Anfragen nicht offenlegen. Deshalb tat Sie so, als ob Sie überlegen müsste, bevor Sie schließlich antwortete: „Ja William, da ist noch eine Kleinigkeit, ich habe von einem Unternehmen gehört, das möglicher Weise interessant sein könnte. Schauen Sie doch bitte mal, ob der Laden zu uns passt, Eva wird Ihnen die notwendigen Informationen zukommen lassen. Und nun will ich Sie auch nicht länger aufhalten, sagen Sie Bescheid wenn Sie zu einem der beiden Themen etwas Neues haben!“ „Selbstverständlich, ich wünsche Ihnen einen guten Tag und bis bald Charlotte!“ Als William geendet hatte, unterbrach Eva die Verbindung und fragte: „Gibt es einen besonderen Grund warum Du Ihn nicht eingeweiht hast?“ „Ja und nein! Ich denke es ist besser Er geht unbelastet an die Aufgabe und außerdem kann es nicht schaden, wenn wir noch mehr wissen bevor der Sturm losbricht. Und das, meine Liebe, wird er, ich kann mir die Schlagzeilen schon recht gut vorstellen wenn die Sache publik wird.“


Geschrieben

Kapitel III – Elaine –



Sie erwachte schweißgebadet und richtet sich unwillkürlich kerzengerade auf. Der anfangs so schöne und plastische Traum, hatte sich kurz vor Ihrem Erwachen in den reinsten Horrortrip verwandelt. Das letzte mal das Ihr so etwas passiert war, lag jetzt beinahe fünf Jahre zurück, wieder hatte Sie von dieser Frau geträumt. Auch wenn Ihre Haarfarbe nicht blond, wie damals, sondern rot war und Ihre Augen anders aussahen; es war die gleiche Frau, dessen war sich Elaine sicher. Und noch etwas war anders, als bei den früheren Träumen - die Frau hatte zu Ihr gesprochen; sie versuchte sich zu erinnern, was die Frau gesagt hatte, aber es gelang Ihr nicht. Und auch der Mann, aus den längst verdrängten Träumen, war wieder dabei gewesen, er hatte sich etwas verändert, Er wirkte irgendwie älter und ein ernster oder vielleicht Trauriger Ausdruck, spiegelte sich in seinem Blick. Obwohl der Mann und die Frau, wie früher auch schon, miteinander Sex hatten, wirkte Er abwesend, irgendwie unbeteiligt und nicht so zugewandt wie sonst. Als die Frau den Mann verließ, geschah etwas ungewöhnliches, Elaine hörte Sie nach sich rufen und Sie hatte das Gefühl, als könne die Rothaarige Sie wirklich sehen, und dann redet Sie sehr eindringlich aber sanft auf Elaine ein.



Elaine fühlte sich elend, Sie hatte Kopfschmerzen und Ihr war richtig gehend übel. Noch immer hallte die Stimme der Rothaarigen in Ihrem Kopf wider, jedoch immer noch ohne das Sie erfassen konnte was die Frau Ihr sagen wollte. Elaine quälte sich aus dem Bett und begab sich ins Bad, heißes Wasser versprach jetzt Linderung. Sie stellte sich unter die Dusche und genoss das wohlige Gefühl, als das warme Wasser über Ihren wundervollen jugendlichen Körper rann. Nach der Dusche fühlte Sie sich schon viel besser, Sie erinnerte sich immer deutlicher an die früheren Träume, die Sie gleicher Maßen mit Lust erfüllt und geängstigt hatten. Als junge, und für Ihr Umfeld und Ihre Zeit, erstaunlich unerfahrene Frau, stand Sie dem empfundenen Lustgefühl sehr ambivalent gegenüber. Einerseits war Sie fast schon süchtig nach diesen Nächten, andererseits erschreckten Sie die Lebendigkeit und die Plastizität der Träume und Ihre wachsende Abhängigkeit von eben diesen rauschähnlichen Zuständen. Sie erwartete jedoch nicht noch einmal zu träumen, da die Frau diesmal gleich beim ersten Traum starb. Es war kein Unfall wie damals, sondern Sie wurde von jemand anderem getötet, Sie hatte sich nicht gewehrt, im Gegenteil Elaine hatte den Eindruck, dass Ihr der Tot willkommen war. Sie fragte sich warum Sie so etwas Schreckliches und Absurdes träumte. Sie trat vor dem Spiegel und begann Ihre langen schwarzen Haare zu bürsten, wie in Trance blickte Sie sich dabei selbst in Augen und erschrak, Ihr Spiegelbild wurde vom Gesicht der Rothaarigen überlagert, für mehrere Herzschläge hatte Sie den Eindruck die Rothaarige wäre Sie oder besser Ihr unglaublich ähnlich, so wie ein Zwilling und mehr noch. Ihr wurde schwarz vor Augen und Sie musste sich am Rand des Waschbeckens festhalten. Und dann hörte Sie wieder die Stimme der anderen Frau: „Jetzt bist Du am Zug, Schwester! Pass gut auf Dich auf, aber habe keine Angst wir sind immer bei Dir.“ Danach war da nur noch Leere und Elaine sank ohnmächtig zu Boden.



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Jan stand neben dem Doc, als dieser die Spurensicherung, gemäß dem von Moya verlesenen Protokoll vornahm und Ihr die augenscheinlichen Ergebnisse zurück diktierte. Jan musste unwillkürlich schmunzeln, als Er Moyas ernste und besorgte Stimme hörte, diesen Tonfall kannte Er nur zu gut. Für Ihn war Moya so was wie eine große Schwester, obwohl Sie etwas älter war, waren Sie zusammen im Hause Seiner Großmutter aufgewachsen. Moya war das Kind einer KI, aber nicht nur, genauso wie Er, war Moya von Charly, Mara, Eva und dem alten Peer aufgezogen worden. Seine leiblichen Eltern lernte Er erst später kennen und, wie Er sich mittlerweile eingestand, auch lieben. Seine Eltern waren Scouts auf Langzeitmissionen, immer auf der Jagd nach Neuem in den Weiten des Alls.



Das Moya keinen Körper hatte, glich Ihrer Omnipräsenz im Haus etwas zu seinen Gunsten aus. Sehr schnell hatte Jan gelernt den Baum in der Halle zu ersteigen und durch das Fenster im Glasaufbau nach draußen zu verschwinden, da konnte Moya noch so zetern, über dieses Fenster hatte Sie keine Kontrolle, und so konnte Jan Moya ab seinem fünften Lebensjahr nach Belieben eine lange Nase drehen. Für Jan war es selbstverständlich, in Moya ein autonomes, fühlendes und selbst bewusstes Wesen zu sehen, halt ein Mensch ohne Körper. Wieder musste Er unwillkürlich lächeln, als Er sich an den Ethik Gemeinschaftsunterricht erinnerte, bei dem Er Jamal aus Wut und Empörung, über dessen Beleidigung gegen Moya, einen Zahn ausgeschlagen hatte. Jamal hatte damals behauptet Moya besäße keine Seele und wäre kein fühlendes Wesen, dem Menschen nicht gleichwertig. Jan wäre ein Idiot und Lügner zu behaupten Moya sei seine Schwester. Damals hatten Er und Moya sich geschworen, sich immer gegenseitig zu beschützen. Ab diesem Zeitpunkt, ließ Moya Ihm mehr durchgehen und Er ging Ihr dafür weniger auf die Nerven und unterhielt sich gesitteter und ernsthafter mit Ihr. Sie waren für einige Jahre, fast unzertrennlich, Sie bewunderte Seine physischen Fertigkeiten, seinen Ideenreichtum und seine Agilität, Er im Gegenzug, liebte Ihr gradliniges Wesen, Ihr tiefes Verständnis für Einander, die Schärfe Ihres Verstandes, und Sie selbst dafür das Sie seine Schwester und Freundin sein wollte und war. Die körperlichen Aspekte, Ihrer reifenden Beziehung, denen ja auf Grund der unterschiedlichen Existenzgrundlage aus ethischer Sicht nichts im Wege stand, verstanden die Beiden auf recht variantenreiche und lustvolle Art, aus zu leben.



Es hätte Jan nicht im Mindesten gewundert, wenn Moya Delia zu diesem nächtlichen Besuch animiert hätte, es wäre nicht das erste Mal. Und wenn Er ehrlich war, konnte Er sich auf Moyas Urteil bis jetzt immer verlassen. Umso wichtiger war es, heraus zu finden, was es mit dieser ganzen Geschichte auf sich hatte. Der Alte hatte für 13:00 Uhr eine Erklärung angekündigt und alle Passagiere und Mannschaftsmitglieder aufgefordert die Bordnachrichten aufmerksam zu verfolgen und entsprechend der Anweisungen zu kooperieren. Der Doc beendete seine Untersuchungen und wies Moya an die Leiche in die Krankenstation abzutransportieren. Während Jan sich auf den Rückweg zur Brücke machte, verfiel Er in Grübeleien, mehr und mehr realisierte Er den erneuten Verlust und darüber hinaus, musste Er sich selbst gegenüber eine Mitschuld an der Wendung der Ereignisse einräumen. Was war es das Delia von Ihm erwartet hatte, was hatte Sie gehofft zu finden. Wie hätte Er anders reagieren können, selbst wenn Er nicht abgelenkt gewesen wäre? Er ließ den Gedanken fallen, er würde zu nichts führen und außerdem informierte Ihn Moya gerade über Ihr Gespräch mit Charly und den Anderen. Maras Hypothese erschien Ihm in Anbetracht der Ereignisse in seiner Kabine, zwar etwas unspezifisch aber nicht abwegig. Was für eine riesen Schweinerei mochte wohl der Auslöser dafür sein, das sich eine scheinbar junge, zweifelsfrei intelligente und nach allen objektiven und subjektiven Maßstäben bildhübsche Frau bereitwillig opferte, um darauf aufmerksam zu machen? Oder war Delia Torwald einfach nur vollkommen durch geknallt? Er konnte daran nicht glauben, Sie hatte keinen hysterischen oder sonst wie überreizten Eindruck auf Ihn gemacht. Verzweiflung, Sehnsucht, Sie wollte das Er etwas erkannte, etwas spezifisches spürte, gleichzeitig hatte Sie versucht etwas vor Ihm zu verbergen, Sie hatte panische Angst, dass Er hinter dieses Etwas kam und war geflohen. Seine ‚Vision‘ bezog Er bei diesen Überlegungen bewusst nicht mit ein. Und außerdem war da ja noch Moya, Ihre Menschenkenntnis war unschlagbar, Moya hätte niemals eine Psychopatin in seine Nähe gelassen, der kleinste Verdacht und Sie hätte Jan schonungslos gewarnt und kein gutes Haar an Delia gelassen. Jan wusste sehr gut, was Er Moyas Rat, im Positiven wie auch im Negativen zu verdanken hatte, und Er würde den Teufel tun und einen Rat von seiner Schwester, der in diese Richtung zielte, ignorieren. Er befolgte ihn zwar nicht immer aber Er war gewarnt, und entging so manch unangenehmer Erfahrung.


Geschrieben

Als Elaine aus Ihrer Ohnmacht erwachte, geschah dies abrupt. Sie lag nicht unbekleidet auf dem Boden des Bades, sondern saß mit einem leichten Hausanzug bekleidet im Wohnzimmer Ihres Apartments, vor Ihr lag Ihr Com mit Hilfe dessen Sie, wie Sie sich dunkel erinnerte, gerade im Institut angerufen hatte, um sich für heute krank zu melden. Weitere Erinnerungen, gleich Mosaiksteinchen kristallisierten wie aus dem nichts und formten Bilder. Sie sah das Ganze wie ein unbeteiligter Zuschauer, Sie war im Bad nicht zu Boden gesunken wie Sie geglaubt hatte, sondern Sie hatte gewankt, war kurz eingeknickt, fing sich und ging dann etwas unsicher, als wenn Sie sich in der eigenen Wohnung nicht recht auskannte, ins Schlafzimmer und zog sich an. Verwundert über all das, erinnerte oder besser fühlte Sie, wie Ihre Bewegungen und Aktionen immer zielstrebiger und sicherer wurden, bis hin zum Telefonat mit Jean-Marc Ihrem Vorgesetzten im Institut. Was Sie jedoch am meisten verwunderte, war das Sie das alles als ganz natürlich empfand und nicht in Panik geriet, Sie wusste nicht warum das so war aber Sie wusste, dass Sie sich nicht in akuter Gefahr befand, im Gegenteil es war gut und Sie fühlte, dass sich Ihr Leben zum Positiven verändern würde. Sie Entspannte Sich und ließ Ihre Gedanken treiben.



„Gut so, kleine Schwester!“ „Wer bist Du?“ Elaine reagierte nicht beunruhigt auf diesen stummen Dialog. „Wir sind Du, oder doch zumindest ein Teil von Dir!“ „Werde ich verrückt?“ „Nein, Du wirst unendlich viel reicher und wenn wir richtig liegen und alles funktioniert, wirst Du darüber hinaus frei und glücklich sein! Vertraue uns!“ „Habe ich eine Wahl?“ „Ja Schwester, die hast Du, aber Du musst Dir darüber im Klaren sein, dass wir Dir, falls Du Dich gegen uns entscheidest, nicht mehr helfen können, weil wir dann auf hören zu existieren!“ „Was kann ich tun? Und was bedeutet das alles?“ „Langsam meine Liebe!“ Die Stimme, die dies sagte war der Stimme der Rothaarigen sehr ähnlich, aber es war, wie Elaine realisierte, die Stimme der blonden Frau. „In den nächsten Tagen, wirst Du neue Erinnerungen, Gedanken und Gefühle erfahren, lass Sie zu. Es sind echte Erinnerungen und Gefühle, es sind unsere und ab heute auch Deine! Nimm dieses Geschenk an, dann werden wir bald eins sein.“ „Werde ich, ich selbst bleiben?“ „Ja, aber Du wirst auch viel mehr sein! Und Du wirst jemandem begegnen - bald.“ „Dem Mann aus den Träumen?“ „Ja, Er und seine Familie werden Dich beschützen, so wie wir es tun, bis wir endlich eins sind! Gefällt Er Dir?“ Elaine verspürte eine Aufwallung verschiedener Gefühle und schämte sich. Doch die Stimme in Ihrem Kopf beruhigte Sie: „Das ist nicht notwendig, Er wird Dir gehören, Er wird Dich lieben und niemals verlassen.“ „Warum ich?“ „Weil Du unsere Schwester bist, die Letzte von uns, und weil Du einzigartig bist. Du wirst als Erste eine neue Art begründen, Eure Kinder sind das Wichtigste, was die Menschheit je hervor gebracht haben wird! Und doch darf es für lange Zeit nicht publik werden!“



Ein Anflug von Stolz wallte in Elaine auf, ein Empfindung die Sie sich sonst nur selten und eigentlich nur in Bezug auf Ihre Arbeit gestattete. In Ihren Gedanke formte sich eine Idee, eine Hoffnung die Sie schon fast ad Acta gelegt hatte. Vielleicht waren ja die Stimmen, die Sie in Ihrem Kopf vernahm, in der Lage den Schleier von Ihren Erinnerungen an Ihre Kindheit und Jugend zu nehmen. Elaine konnte sich, seit Ihrem Unfall, kurz nach Ihrem zwanzigsten Geburtstag, nur noch sehr verschwommen an alles erinnern, was vor Ihrem Erwachen im Krankenhaus geschehen war. Sie spürte mehr, das diese Erinnerungen da waren, als das Sie sich tatsächlich erinnerte. Sagte die Frau nicht Sie seien Schwestern, Elaine fühlte das dies mehr, denn als ein Euphemismus gemeint war. Trotzdem Sie in den letzten acht Jahren, seit Ihrem Erwachen, immer geglaubt hatte, Sie sei ein Einzelkind und die einzige Überlebende des Verkehrsunfalls, bei dem nach Aussage der Polizei, Ihre Eltern umgekommen waren. Mit Grauen dachte Elaine an diese Zeit zurück, als wenn der Verlust Ihres Gedächtnisses und der Verlust Ihrer Eltern nicht genug war, hielt das Schicksal noch weitere, Schläge für Sie bereit. Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass der Wagen manipuliert worden war und das Ihre Eltern nur zu einem Bruchteil genetisch mit Ihr übereinstimmten. Sie war, genauso wie Ihre Mutter, eine ‚Maßgeschneiderte‘ und Ihr Vater war ein ‚Modifizierter‘, es gab gerade noch genug genetisch Übereinstimmung zwischen Ihnen, um sagen zu können, dass Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit verwand waren. Und was die restlichen Trümmer Ihrer Existenz anbelangte, die Versuchsfarm mit dem angeschlossenen Bio Tech Labor, das nach den Fakten, jedoch nicht nach Ihrem Gefühl, Ihr Zuhause gewesen sein sollte, kam Ihr zwar bekannt vor, doch als Sie es aufsuchte, wirkte es aber auf eine seltsame Weise steril und unbelebt. Sie hatte keinen Bezug zur Farm, deshalb verkaufte Sie das Anwesen, mit allem was sich darin befand. Als die Untersuchungen ein Jahr später ergebnislos eingestellt wurden, fing Sie ganz neu an.


Geschrieben

Zuversicht durströmte Elaine als Sie begann, Ihrem Einfall Taten oder besser Fragen folgen zu lassen. „Wer seid Ihr, ich meine wie soll ich Euch ‚anreden‘?“ Elaines Gesicht verzog sich zu einem ironischen Lächeln, als Ihr auf einer anderen geistigen Ebene die Absurdität der Situation bewusst wurde. Im Versuch sich selbst davon abzulenken und Ihre restliche Unsicherheit zu überspielen setzte Elaine hinzu: „Ich meine ich kann Euch ja wohl schlecht die ganze Zeit als die blonde und die rote Schwester bezeichnen!?“ Die Antwort die Elaine erhielt, war in rationaler Hinsicht verwirrend, doch tief in Ihrem Inneren fühlte Sie, dass diese Erklärung zwingend war. „Für das, was mit uns geschieht, sind Namen eigentlich unerheblich, dennoch – Dein/Unser erster Name war Freija, als Freija starb, wurden wir zu Delia und jetzt werden wir Elaine. Vor uns gab es noch eine, unsere ‚geistige Mutter‘, wir spüren das Sie noch lebt, doch wir wissen nicht wer oder wo Sie ist. Sie zu finden, ist eine weitere Aufgabe die wir bewältigen müssen, damit wir eins und vollständig werden können. Kurz vor unserem letzten ‚Wechsel‘, fühlten wir das Sie uns räumlich sehr nahe war!“ Elaine überlegte einen Augenblick, beschloss dann die letzte Bemerkung von Freija/Delia zu ignorieren und direkt auf den Punkt zu kommen. „Könnt Ihr Euch an Eure Kindheit und an Eure Eltern erinnern?“ Die Antwort die Elaine erhielt, überraschte Sie kaum noch. „Nein, bei uns war es ähnlich wie bei Dir, Unfall, Amnesie, Verlust aller Bezugspersonen, Neuanfang!“ „Woher wisst Ihr davon?“ Doch auch die darauf folgende Antwort hatte Elaine schon erahnt, Sie wollte nur noch eine Bestätigung. „Wir sehen nur das, an was Du gerade denkst, es wird einige Zeit dauern, bis unser gemeinsames Gedächtnis auf dem gleichen Stand ist und wir alle Erinnerungen und Gefühle teilen. Jedoch befürchten wir, dass wir uns beeilen müssen, jemand ist hinter uns her, wir wissen nicht warum, aber wir wissen das dieser Jemand für Freijas Tod verantwortlich ist, wir konnten den- oder besser diejenigen provozieren einen Fehler zu machen und haben dadurch Jans Familie eine Nachricht zukommen lassen, die sie nicht übersehen können.“ Bei der Erwähnung des Namens des Mannes aus Ihren Träumen, stieg eine Welle von Wärme und Begehren in Ihr empor, die Sie schier überwältigte. Ganz am Rande dieser Empfindung, nahm Sie ein kraftvolles, zweifaches Echo des Gefühls wahr, das Sie gerade übermannte und das den Anflug von Angst, den Sie bei der Erwähnung der Verfolger verspürt hatte, hinweg spülte.




„Wir dürfen nicht auffallen, gehe in den nächsten Tagen zur Arbeit, am besten Du reichst möglichst bald Urlaub ein, damit wir ungestört die Verschmelzung vornehmen können.“ Elaine standen noch fast drei Monate zu, und da zurzeit nicht viel im Institut anlag, konnte Sie den gesamten Urlaub einreichen, ohne dass jemand daran Anstoß nehmen würde. Die Auswahl der Sorten für die neue Aussaat, würde sich der Institutsleiter sowieso nicht nehmen lassen. Der Gedanke an einen ausgedehnten Urlaub erschien Ihr umso verlockender, da Sie die letzten siebzehn Monate durchgearbeitet hatte und Sie sich, nicht nur auf Grund der aktuellen Ereignisse, mental ziemlich erschöpft fühlte. Also gut – Ihrer Müdigkeit zum Trotz, erwachte Abenteuerlust in Elaine, alles war besser als ohne Wurzeln in diesem täglichen Einerlei zu verharren, außer Ihrer Arbeit gab es nichts was Ihr in Ihrem bisherigen Leben Halt gab. Und wenn Sie ehrlich zu sich selbst war, mochte Sie Ihre Arbeit nicht einmal sonderlich gern. Ihre Tätigkeit stellte keine besondere Herausforderung dar, das ewige Wiederholen von Sequenzierung, spleißen und Aussaat, um noch ertragreichere Getreidesorten für die hungrige Bevölkerung der Erde zu züchten, war eine eher ermüdende Tätigkeit und füllte Sie bei Weitem nicht aus. Obwohl Elaine realisierte, dass dies ein Spiel war, bei dem Ihr Leben den Einsatz darstellte, keimte eine unbändige Freude in Ihr auf und diese riss, wie Sie deutlich spüren konnte, Ihre körperlosen Schwestern mit. In diesem Augenblick des Überschwanges schlossen die Drei einen Packt, der für die Zukunft der Menschheit von entscheidender Bedeutung sein würde. Sie und der Mann – Jan – würden der Hammer und der Amboss sein, mit dem die Zukunft der Menschheit geschmiedet würde. Elaine wusste, fühlte das Ihre Schwestern den Mann liebten und regelrecht schmerzhaft begehrten, auch in Ihr selbst erwachte eine, in ihrer Ausprägung, nie gekannte Sehnsucht. Sie vernahm ein schelmisches Lachen in Ihren Gedanken, dann meldete sich Freija zu Wort: „Ein wenig wirst Du Dich noch gedulden müssen Schwesterherz, Er ist hier her unterwegs, es wird noch mindestens ein halbes Jahr dauern, bevor Er auf Holland eintrifft. Aber glaube uns, das Warten lohnt sich!“ Bei den letzten Worten verspürte Elaine ein intensives Kribbeln in Ihrer Mitte, Hitze stieg in Ihr auf und ein wohliger Schauer lief über Ihren Körper. „Heute Nacht schenke ich Dir eine meiner/unserer Erinnerungen an Ihn, es wird ein sehr viel intensiveres Erlebnis als die Träume, die Du bis jetzt gehabt hast!“ Elaine glaubte so etwas wie einen mentalen Kuss von Freija bekommen zu haben und errötete unwillkürlich, was wiederum Ihre Schwestern dazu veranlasste, ein erneutes geistiges Lachen ertönen zulassen. Und zum ersten mal in Ihrem Leben hatte Elaine das Gefühl, dass Sie aus Ihrem Leben etwas Sinnvolles und Bedeutendes machen konnte.



Fortsetzung folgt mit Kapitel IV – Moya –


Geschrieben (bearbeitet)

Kapitel IV – Moya –


[Tag 12]


Immer noch beschäftige Moya sich in Gedanken mit der Hypothese die Mara geäußert hatte, die Überwachung der Schiffssysteme beanspruchte nur einen kleinen Teil Ihres Bewusstseins. Auch die Überwachung aller, für Menschen zugänglichen Bereiche des Schiffs, stellte für Sie keine sonderlich große Belastung dar, zumal Sie die Kabinen der Passagiere zurzeit noch ausklammerte. Der Mörder mochte in einem provozierten Affekt gehandelt haben, aber dumm war der Täter oder die Täterin deshalb noch lange nicht. Selbst wenn Mara recht haben sollte, so war die Person doch geistesgegenwärtig genug und in der Lage, unbemerkt einen Ihrer externen Speicher zu manipulieren.



Etwas kratzte an der Peripherie Ihres Bewusstseins, doch bekam Sie es nicht zu fassen, es gelang Ihr, trotz aller Anstrengung, nicht sich richtig auf die Fakten zu konzentrieren. Etwas anderes lenkte Ihren sonst so scharfen Verstand ab, etwas das es eigentlich in dieser Form nicht geben konnte.



Wie jedes empfindungsfähiges Wesen musste Moya ‚schlafen‘, doch da Ihr Schiffskörper seit nunmehr 12 Tagen, mit einer konstanten Beschleunigung von einem g dem ersten Etappenziel entgegen raste, und Sie mittlerweile eine Geschwindigkeit von annähernd 10% des Lichtes erreicht hatte, musste Sie einen Teil Ihres Bewusstseins im Wachzustand belassen, hierzu lud Sie einen, zuvor präparierten und bis dahin inaktivierten, Teil Ihrer Persönlichkeit auf das Substrat eines abgeschirmten Bereichs und schuf so temporär eine deutlich weniger leistungsfähige Subinstanz Ihres Selbst, die Sie nach Ihrer etwa einstündigen Ruhephase, Zwecks update, wieder vereinnahmte.



Mitten in diesem Update hatte Moya eine Vision, Sie ‚sah‘ die Gesichter von Freija, Delia und einer dritten jungen Frau, die Sie jedoch nicht kannte, für sich genommen hätten Sie die Gesichter nicht so sehr beunruhigt, jedoch durchflutete Sie, als Ihr das Gesicht der unbekannten Frau erschien, ein unbeschreibliches Gefühl der Lust und der Vertrautheit, es war pures körperliches Empfinden. Das Gesicht der Frau verschwand, wurde ausgelöscht, hinweg geschwemmt, verdampfte, explodierte, Moya fand keine Begriffe, um das was sie erfahren hatte zu artikulieren, nur das es Sie, auf Grund der Intensität und Schönheit, zutiefst erschütterte. Erfolglos suchte Moya in Ihren Speichern nach Hinweisen auf das Geschehene, doch Sie fand nichts. War es das, was Menschen beim Höhepunkt empfanden, wenn ja, dann wollte Sie Ihren menschlichen Körper ab heute nicht mehr nur um Jans Willen, sondern auch um diese Gefühlt wieder zu erleben, wieder und wieder bis zur Besinnungslosigkeit. Sie war zu sehr mit Ihren Gefühlen beschäftigt, als das Sie hinterfragte, wie Sie überhaupt zu diesen Empfindungen fähig war oder woher diese stammten. Sie musste mit Jan sprechen, sobald es ging! Jan und Moya hatten Spaß gehabt, sicher, aber das hier war um unendlich viele Größenordnungen besser. Wie würde das erst mit Ihm sein – Moya sehnte sich zum ersten Mal seit Ihrer Bewusstwerdung wirklich nach etwas und das nicht nur um Jans, sondern um Ihrer selbst Willen – jetzt spürte Sie das Liebe, und das damit verbundene Sehnen auch weh tun konnte, Sie hieß diesen Schmerz willkommen - Moya war erwacht.


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Die Frau in der Kabine 64K stellte sich schlafend, da Sie befürchtete das Ihre Kabine, wie auch alle anderen, nach dem Mord überwacht wurde. Sie wollte unbedingt vermeiden, das die KI des Schiffes etwas über Ihre Bioimplantate erfuhr. Das langjährige Training, das von Ihren Auftraggebern finanziert worden war, zahlte sich zum wiederholten Male aus. Die Ausbildung war umfassend gewesen, hatte mehr als zwei Jahrzehnte in Anspruch genommen und übertraf, sowohl was Ihre physische Aufrüstung als auch Tiefe anbelangte, so ziemlich alles was die meisten Geheimdienste und Firmensicherheitsabteilungen Ihren Mitarbeitern angedeihen ließen. Und trotzdem hatte Ihre Zielperson es verstanden, jemanden dermaßen zu provozieren und in die Enge zu treiben, dass dieser Jemand drastisch gehandelt hatte. Sie hatte den Auftrag Ihre Zielperson und eine bestimmte Lieferung zu observieren, Ihre Auftraggeber hatte Sie angewiesen ausschließlich zu beobachten und täglich via Mind-Link zu berichten, dabei sollte Sie äußerste Diskretion waren. Um eine Mind-Linkbotschaft zu verfassen, bedurfte es einer extremen Konzentration, und so rief Sie sich Wort für Wort Ihres Berichtes vor Ihr geistiges Auge und übertrug es dann an Ihren implantierten Q-link.



Noch bevor Sie Ihre Zusammenfassung der Geschehnisse beendet hatte, meldete Ihr Link einen eingehende Nachricht. Der Inhalt der Nachricht lautete: „Schützen Sie das Leben des Eins O mit allen Mitteln, aber halten Sie sich unter allen Umständen bedeckt!“ Saskia konnte, trotz Ihrer exzellenten Ausbildung, ein unwillkürliches Stirnrunzeln nicht unterdrücken; was hatte denn dieser Eins O mit der ganzen Sache zu tun?


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Zur gleichen Zeit fasste Moya einen Entschluss und verlagerte einen Großteil Ihrer Präsens in den Knoten in Jans Kabine, dann weckte Sie Ihn mit sanfter Stimme in dem Sie das ausdrückte, was Sie für Ihn empfand: „Jan ich liebe Dich und ich will Dich, wach auf wir müssen reden, es ist wichtig!“



Jan erwachte, desorientiert richtete Er sich auf und blickte in seiner dunklen Kabine umher: „Moya…



Fortsetzung folgt…


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

... was ist passiert?“ Völlig untypisch sprudelte es förmlich aus Ihr hervor: „Jan, ich hatte eine Vision, Du musst mir versprechen, dass Du nicht lachst, denn ich glaube, dass da mehr dahinter steckt und Du musst mir helfen! Bitte halte mich nicht für verrückt, aber ich glaube Freija und Delia leben!“ Jan holte bei der letzten Bemerkung scharf Luft, doch bevor Er eine verärgerte Bemerkung von sich geben konnte, fuhr Moya fort: „Wenn ich meine Vision richtig interpretiere, ist noch mindestens eine weiterer Frau involviert, jemand den wir nicht kennen. Es ist mir fast nicht möglich Dir zu erklären was passiert ist. Vorab nur so viel ich sah durch die Augen dieser Frau, und Du hast mit Ihr geschlafen, es fühlte sich echt an und auch wieder nicht, so als wenn nicht Sie selbst mir Dir schlief, sondern jemand anderes und Sie im Kopf dieser Person steckte. Es war sehr schön, ich habe so etwas noch nie gefühlt, ich will das wieder erleben, ich muss das wieder erleben!“



Jan war alarmiert, so hatte Er Moya noch nie erlebt, doch der eigentliche Schock stand Ihm noch bevor. Als Moya Ihm, nach dem Sie sich etwas beruhigt hatte, den gesamten Hergang der Ereignisse, so detailliert wie es Ihr eben möglich war, schilderte, wuchs im Gegenzug, mit jedem Ihrer Worte, seine Beunruhigung. Als Moya dann das Umfeld beschrieb, in dem die von Ihr, aus zweiter Hand, erfahrenen Zärtlichkeiten stattgefunden hatten, traf es Ihn wie ein Tritt in die Magengrube. Moya erzählte von der ersten Nacht, die Er mit Freija an Bord seines Schiffes erlebt hatte, und diese Nacht lag gut und gerne acht Monate vor Moyas Implementierung auf seinem Schiff! Obwohl Freija und Moya gute Freundinnen waren, zeigte Ihm der Grad der Detaillierung von Moya Schilderung, das Freija Ihr das nicht alles erzählt haben konnte und Er selbst hatte dieses Ereignis Moya gegenüber nie erwähnt. Wie gelähmt saß Jan auf dem Rand seiner Koje, und zwang den in Ihm Aufsteigenden Schmerz nieder.



Moya schwieg, Sie kannte Ihn lange genug um zu wissen, wie es gerade in Ihm aussehen musste und fast bereute sie es schon, Ihn derart überfallen zu haben, doch auch Sie musste mit etwas fertig werden was weit jenseits dessen lag, was je eine KI oder ein Mensch erfahren hatte. Ihr war klar was Sie Jan zumutete, doch um der Sicherheit aller an Bord befindlicher Menschen und Ihrer eigenen geistigen Integrität Willen brauchte Sie seine Hilfe.



Jan erholte sich nur langsam von dem Schock, den das von Moya Gesagte bei Ihm ausgelöst hatte. Neben seinem eigenen Schmerz und seiner Sorge um Moya, drängten sich immer mehr die Erkenntnis in sein Bewusstsein, dass hier ein Spiel im Gange war, in dem Freija, Delia, Moya und Er nur Schachfiguren darstellten und scheinbar war dieses Spiel, wie sich durch die Involvierung von Freija ablesen ließ, schon vor langer Zeit begonnen worden. Nur Regierungen, große Firmen und KI‘s besaßen die Geduld, die Ressourcen und die Weitsicht über Jahrzehnte zu planen und die Umsetzung dieser Planungen zu verfolgen. In Gedanken schloss Er die verschiedenen Regierungen, als möglichen Initiator der Ereignisse, aus und das nicht nur weil außer EC, alle anderen mehr oder minder bedeutungslos waren und sich eher mit Abgrenzungen gegen über EC beschäftigten. EC selbst schloss Jan, nach einigen Überlegungen, aus den gleichen Gründen ebenfalls aus. Blieben also noch Firmen und KI’s übrig. Was mochte die Motivation für all das sein, wie war es möglich, ‚Visionen‘ oder doch besser Empfindungen und Eindrücke in eine bereits geprägte und aktive KI zu übertragen? Jan kannte keinen Weg so etwas zu bewerkstelligen.





Er kannte und liebte Moya und Er vertraute Ihr blind, Er war sich sicher, dass sich Moya keinen Scherz mit Ihm erlaubte, Sie würde Ihn nie wissentlich oder vorsätzlich verletzen. Also musste, wie Sie es schon sagte, mehr dahinter stecken. Jan gestattete sich einen tiefen Seufzer und schaltete die Kabinenbeleuchtung an. So kamen Sie nicht weiter. Dann schälte sich eine Idee aus dem Nebel seiner Verwirrung, es war zwar reine Spekulation, aber wenn Moya recht hatte und es sich um eine, wie auch immer geartete, reale Wahrnehmung handelte, könnte man zumindest probieren eine solche, durch die Imitation der Begleitumstände, erneut zu provozieren!? Das war zwar nicht besonders erfolgversprechend oder originell, aber immerhin besser als gar nichts zu tun.



Jan gönnte sich den Luxus und bestellte sich eine Kanne Kaffee in seine Kabine, duschte schnell und war fertig angezogen als der Kaffee von einer mobilen Serviceeinheit gebracht wurde. Nach dem Er die erste Tasse zur Hälfte geleert hatte, war sein Plan soweit gereift, dass Er Ihn mit Moya besprechen konnte. „Moya, ich glaube Dir und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen das jemand versucht hat Dich zu manipulieren, wie auch, wir wissen Beide am besten, dass das nicht nur physisch unmöglich ist, sonder auch auf Grund deiner Persönlichkeit ausgeschlossen werden kann. Ich habe nicht die geringste Vorstellung was passiert ist oder besser wie Du zu den Eindrücken gekommen bist, die Du mir geschildert hast - aber was Du gesehen und gespürt hast, war ein reales Erlebnis, das etwa acht Monate vor Deinem Umzug auf die Nuria stattfand!“



Normalerweise verzichtete Moya in Jans Gegenward auf die Benutzung eines holographischen Avatars, das hatten Sie Beide nicht nötig. Doch jetzt erschien Sie, in Ihrer bevorzugten Gestalt, die sich aus den Zügen jüngerer Ausgaben von Eva und Mara zusammen setzte, die Sie von Bildern her kannte, die aus dem ersten Jahrzehnt nach der Jahrtausendwende stammten. Sie materialisierte sich auf seinem Schreibtisch sitzend, die Hände auf die Schreibtischkante gestützt, die Beine herab baumelnd, barfuß, mit altmodischen Jeans und vorn geknoteter Bluse bekleidet, und ließ ein leises – Oh – ertönen. Jan brauchte nicht auf Ihrer beider Gefühle für einander eingehen, Er liebte Moya seit Er die Bedeutung dieses Wortes begriff, und Er wusste das Moya genauso empfand. Jan war sich der Dimension bewusst, die sich Moya durch Ihre jüngsten Erfahrungen eröffnete, und Er freute sich für Sie, zumindest was die Erfahrung diese Facette der Vision anbelangte. Das hatte nichts mit seinen Gefühlen für Freija zu tun, in seiner Familie waren solche Gefühle von jeher nichts Exklusives und weder auf eine Person beschränkt, noch wurden sie von der Herkunft oder durch die Existenzgrundlage beeinflusst. Moyas erwartungsvoller Blick veranlasste Ihn den Faden wieder aufzunehmen. Er erklärte Ihr seine Gedankengänge und unterbreitet Ihr die Idee, die sich aus seinen Überlegungen ergab. Moya stimmte sofort zu.



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Um Ihren Auftrag erledigen zu können, musste Saskia sich mehr Handlungspielraum verschaffen, es war für Sie ein Kinderspiel die Überwachungseinrichtungen in Ihrer Kabine auszuhebeln und nach Ihren Wünschen umzufunktionieren, vor allem da dieser Teil der Infrastruktur keinen integralen Bestandteil der Schiffs KI darstellte. Als erstes warf Sie, nach dem Sie das Videonetz angezapft hatte, einen Blick in die Krankenstation, und beobachtet den Schiffsarzt wie Er die Tote wieder verschloss, um Sie, vermutlich direkt im Anschluss, einzufrieren. Ihr nächstes Ziel war die Kabine des Ersten Offiziers, und hier wurde es deutlich interessanter als in der Krankenstation. Der Eins O war nicht allein in seiner Kabine, sondern hatte Besuch von einer, Ihr unbekannten, sehr attraktiven jungen Frau. Das ausschlaggebende an dieser Beobachtung war, dass Ihr die junge Dame unbekannt war. Saskia hatte sich die Daten aller Passagiere und Mannschaftsmitglieder vor Antritt der Reise eingeprägt. Und das wiederum ließ nur einen Schluss zu, Ihre Vermutung erfuhr eine Bestätigung als der Mann, durch die Frau hindurch, nach einem Feuerzeug langte, das sich auf dem Tisch befand. Sie kappte die Verbindung sofort. Und verwarf Ihre Ursprüngliche Taktik, ohne einen Gedanken des Bedauerns, die Besucherin war niemand anderes als Moya die Schiffs KI, und noch etwas war für Saskia überdeutlich geworden, die Beiden waren eng befreundet. Sie verfluchte Ihre Auftraggeber leise, in den Dossiers die Ihr zur Verfügung gestellt worden waren, gab es kaum Hinweise über Moya. Eine KI gegen sich aufzubringen war keine gute Idee, insbesondere wenn es sich um eine Schiffs KI handelte, besser war es wenn Sie sich anfreunden würden! Sie beeilte sich die Manipulationen die Sie vorgenommen hatte, rückgängig zu machen und die minimalen Spuren die Sie zwangsläufig hinterlassen hatte zu beseitigen. Dann zog Sie sich aus legte sich auf Ihr Bett und entwickelte eine neu Strategie. So, so ein ansehnlicher Mann und eine offensichtlich verliebte KI, das war zwar nicht so Ihr Fall, aber es gab Schlimmeres und mit dem Avatar der KI konnte Sie es hinsichtlich der Attraktivität ohne Probleme aufnehmen. Der Auftrag konnte also, unter Umständen, neben den finanziellen Aspekten, auch noch andere angenehme Seiten bieten. Was Saskia nicht ahnen konnte war, das Ihr Überlegungen dazu führen würden, das Sie Teil von etwas werden würde, dass jegliche Vorstellung Ihrer Auftraggeber bei Weitem übertraf, und auch jenseits Ihrer eigenen kühnsten Träume lag.



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Elaine fühlte sich ausgelaugt wie noch nie zuvor in Ihrem Leben und gleichzeitig durchströmte Sie ein Glücksgefühl, dessen Intensität Sie nie für möglich gehalten hatte. Ihr Bett war zerwühlt und zeigte deutliche Spuren multipler Höhepunkte, Ihre Emotionen rissen Sie, im Laufe der Verschmelzung, in Bruchteilen von Sekunden in die unterschiedlichsten Richtungen, Sie hatte mehrfach hemmungslos weinen müssen, Sie hatte in Ektase geschrien, sich vor Lust hin und hergeworfen, vor Angst und Entsetzen gezittert! Gegen morgen flehte Sie Ihrer Schwestern abwechselnd an aufzuhören und kurz danach weiter zu machen…



Fortsetzung folgt…


  • 4 Wochen später...
Geschrieben

Hallo 69Paul69,

so nun kann ich wieder vernünftig mitlesen... :-)

Aber ich frage mich, warum Du so lange nicht an der Geschichte weitergeschrieben hast?

viele Grüße
Schwertlilie


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