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Die Belesenheit als Faktor der Partnerwahl


Empfohlener Beitrag

Geschrieben
vor 4 Minuten, schrieb Thorben-Hendrik:

Ich schrieb ja auch für Jüngeren, nicht für uns Dinos. Basic kann ich auch, ebenso wie Fortran. Programme in den Lochstreifen mit dem Handgerät stechen war lustig ....

Oh Gott :clapping:

Meine erste "Raumschlacht" war 1982 mit Casio-Taschenrechnern. Eine Klasse war für die Berechnung des Raumfrachters zuständig, die andere Klasse waren die Piraten. Der "Bildschirm" war ein vorgestellter Raum von 2 Metern Kantenlänge. Die "Simulation" hat 7 Stunden gedauert. Jaaa, Kinners, sowat wie Star Citizen gabs früher auch schon - nur eben mit Zahlen statt Grafik :sweat_smile:

Geschrieben
vor 51 Minuten, schrieb maria_von_falkenburg:

Normalerweise fährt der Mann zur Dame (in deren Stadt)

Komisch dass ich mich bisher fast immer auf halber Strecke getroffen habe und damit keine einzige Frau ein Problem hatte. Stellenweise kam der Vorschlag sogar von der Frau. 

Geschrieben
Gerade eben, schrieb Xotic:

Komisch dass ich mich bisher fast immer auf halber Strecke getroffen habe und damit keine einzige Frau ein Problem hatte. Stellenweise kam der Vorschlag sogar von der Frau. 

Danke für deinen Post.

Nur zur Klarstellung: Ein Problem habe ich damit generell nicht. Ich kenne es eben anders und stimme mit der Nachfrage quasi Muster/Erkennung ab. Es war keine Bewertung und kein Vorwurf.

Von Herzen sei dir gewünscht, die Treffen waren schön und weitere Wunderbare folgen. ;)

Geschrieben
vor 7 Minuten, schrieb maria_von_falkenburg:

Danke für deinen Post.

Nur zur Klarstellung: Ein Problem habe ich damit generell nicht. Ich kenne es eben anders und stimme mit der Nachfrage quasi Muster/Erkennung ab. Es war keine Bewertung und kein Vorwurf.

Von Herzen sei dir gewünscht, die Treffen waren schön und weitere Wunderbare folgen. ;)

Naja so wirklich stimmen tut das nicht dass du damit kein Problem hast:

vor einer Stunde, schrieb maria_von_falkenburg:

Für mich als Frau ist es eigentlich sicherheitstechnisch eher ein Nachteil irgendwo zu sein, wo ich mich nicht auskenne?! Würde ich prinzipiell (ohne dass der Mann mir einen Mehrwert nennen kann) rein aus Bauchgefühl ablehnen. 

Ich kann es aber nachvollziehen dass man als Frau etwas vorsichtiger ist. ICH weiß ja dass ich keine Gefahr darstelle... umgekehrt ist das nicht so.

Danke und dito;)

Geschrieben

@Shibumi

Geile Begründung um eine simple Nachfrage nicht zu beantworten .

Allgemein :

Ob belesen oder nicht Klugscheißer haben so gut wie immer einen schweren Stand . 

Geschrieben

Ich glaube, hier ist mal wieder der ultimative Topos des WWW indiziert:

"Einige hier in diesem Forum haben scheinbar immer noch nicht begriffen, worum es in diesem Forum überhaupt geht !"

:tomato:

  • Moderator
Geschrieben

Ich habe die privaten Off Topic-Gespräche dann Mal entfernt.

Es war nicht Thema, wo man sich trifft und ob man sich Dienstausweise zeigen lassen sollte.

Gruß

Brisanz

Team-poppen.de

Geschrieben

Bücher können, wie ich mich bemüht habe, aufzuzeigen, Werkzeuge sein zur Weltbeherrschung, die Bibliothek ein "Organon" - aber sie kann auch eine Fluchtburg sein, in die man sich vor einer unerträglich gewordenen Welt - "der Realität" - zurückzieht: flieht. Unser Bewußtsein ist eine höchst fragile, wenig belastbare Funktion unserer Psyche. Wir können es kaum für 24 h aufrecht erhalten, dann muß es abgeschaltet werden - wir müssen schlafen und wir müssen auch träumen. Die Schlafforschung hat zutage gebracht, wie viel wir doch träumen, die halbe Nacht verbringen wir mit ihnen, doch erinnern sie idR überhaupt nicht. Das ist auch nicht nötig, die "Traumarbeit" erledigt sich von selbst, das macht das Unbewußte vollautomatisch. In diesen Träumen wird, was untertage wegen seiner Unerträglichkeit "dissoziiert" worden ist, wieder zusammengefügt. Erinnern können wir allenfalls diejenigen Träume, aus denen heraus wir aufwachen - aber meist auch nur für kurze Zeit: die "Abwehrmechanismen" ziehen den Traum ins Dunkel zurück. Wer seine Träume in Erinnerung behalten will, muß Schreibzeug nebe'm Bett liegen haben.

Nun gibt es viele Situationen im Leben die "objektiv" kaum erträglich sind wie die Gefangenschaft in Zuchthäusern, "Konzentrationslagern", Kriegsgefangenenlagern. Karl Liebknecht, wegen seiner Antikriegsagitation im I. Weltkrieg inhaftiert beklagte, nur so wenig Oden des Horaz auswendig zu können und Arno Schmidt bekannte in späteren Jahren, daß die "Schwarze Spiegel"-Erzählung sein "Längeres Gedankenspiel" gewesen war, daß es ihm ermöglichte, die Zeit in belgischer Kriegsgefangenschaft nach dem 2. Weltkrieg zu überstehen. Wenn man Highsmith' "Suspense - Wie man einen Thriller schreibt" liest, sieht man diese "verhuschte", alkohol- und tablettensüchtige Frau förmlich vor sich, wie sie aus einer für sie feindseeligen und unheimlichen Welt hinter ihre Schreibmaschine flieht. Bücher zu schreiben kann genauso eine Flucht aus der Welt sein, wie das Lesen.

Aber auch jenseits solcher Katastrophenzustände gibt es so manches Leben, aus dem wir gerne fliehen würden. Nur die wenigsten von uns leben schließlich das Leben, das sie gerne leben würden - die meisten leben das, was sie müssen. Wenn man Freuds "Unbehagen in der Kultur" Glauben schenken will, ist das ein "bauartbedingter" Zustand in jeder "entwickelten Gesellschaft", für den wir durch die ungeheuren Kulturleistungen entschädigt werden sollen. "Die Gesellschaft" hindert uns an unserer Bedürfnisbefriedigung, unserem Glück, um große Teile unserer Libido für gesellschaftliche Zwecke einziehen wie eine Steuer. Das ist auch die wesentliche Bedeutung der enormen Sexualrestriktion in "entwickelten Gesellschaften" und wer sich aus dieser Sexualrestriktion befreit, eignet sich damit einen großen Teil seiner Glücksfähigkeit wieder selbst an. Rumsauen ist also auch ein Akt zivilen Ungehorsams, ein "Aussteigen" unter dem Mantel der alltäglichen Konformität, ist ein Stück Anarchie - "politisch".

Und eine andere Möglichkeit ist eben diese "Flucht ins Buch", in der wir wenigstens in der Phantasie so sein können, wie wir "eigentlich" sein wollen.

 

 

Geschrieben

Bücher sollen aber auch den einen oder anderen Menschen dazu angeregt haben, über Dinge nachzudenken, über die sie sonst nicht nachgedacht hätten oder wozu sie schon eine feste Meinung hatten ... B|

Geschrieben

Generell, kann ich es aus meiner Erfahrung heraus empfehlen zu lesen. Ein realistisch stimmiges Wissensideal in der Partnerschaft, finde ich aus Erfahrung auch vorteilhaft. Ich würde aber danach nicht auswählen. Was mir herzlich auf den Keks geht, sind private Prüfungssituationen, in den Bücher(wissen) abgefragt wird. Ich inhaliere viel und rezitiere wenig. Vorlesen finde ich beiderseits recht anregend.

  • 3 Wochen später...
Geschrieben
Am 11.11.2018 at 19:57, schrieb maria_von_falkenburg:

Ich "scanne" eigentlich immer das Bücherregal. Und uneigentlich auch. (A)

Vergiss nicht den Kindle/Tolino/whatever zu scannen ... nicht das du mich noch für einen Analphabeten hältst ... 😉

Geschrieben

Bei mir stehen dir meisten  Bücher  imSchrank u Spiele  im Kinderzimmer, da könnte man sich dann sein (falsches )Urteil  bilden, denn eigentlich lese ich recht viel. u werden Leute die z.b auf einem e-book lrsen jetzt als unbelesen eingestuft?

Geschrieben

Bücher "scannen" nennt man eigentlich das aufstellen vor einer Bücherreihe, die Augen zu schliessen und dann mit der Hand an den Büchern entlangzufahren und da wo man ein warmes Gefühl in der Hand verspürt, innezuhalten und das Buch raus zunehmen. Dann das Buch vor sich legen, die Augen wieder zu schliessen, die Hand wieder als "Scanner" zu benutzen und Seitenweise durch das Buch zu blättern, bis die Hand wieder "warm" wird. Und dann den Text unter der Hand zu lesen.

 

Funktioniert, lässt sich aber leider nur Quantentechnisch erklären und ich fürchte, dass dies den meisten hier zu hoch ist.

Man findet dadurch die Kernaussage des ganzen Buches und muss es nicht mehr lesen. Eine fortgeschrittene Variante, ist das Landkarten scannen.

Wenn sich also mal meine beste Freundin ungefragt vom Acker macht und ich wissen will, wo sie ist...

 

Oder Menschen scannen, wenn man wissen will, ob derjenige gerade flunkert. Funktioniert und lässt sich sogar mathematisch berechnen, ist aber schon ein ganz enormer Aufwand. Warum sich "Magie" mathematisch berechnen lässt? Weil es angewandte Quantenmechanik ist - nicht zu verwechseln mit Hexerei. Das ist nur Blödsinn gepaart mit Aberglaube.

Geschrieben (bearbeitet)
vor 11 Stunden, schrieb moodybs:

Vergiss nicht den Kindle/Tolino/whatever zu scannen ... nicht das du mich noch für einen Analphabeten hältst ... 😉

Man kann die eigene Lektüreliste natürlich "zufällig" ausgedruckt auf den Wohnzimmertisch legen, um auf Nummer sicher zu gehen. Oder so ein Prospekt von einem Buchladen mit kleinen Zettelchen drin, was man noch lesen will. Wobei ... das wäre möglicherweise schon zu dick aufgetragen. :sweat_smile:

vor 10 Stunden, schrieb renasia:

[...] werden Leute die z.b auf einem e-book lrsen jetzt als unbelesen eingestuft?

... Alles gut! :$ ... Stand schon im EP, dass E-Books & Co auch "gelten":

Am 10.11.2018 at 09:49, schrieb Fetisch-devot:

[...] eine Recherche in anderen Medien finde ich natürlich gleichwertig, ich mag Bücher aber trotzdem einfach sehr gern ;) [...]

bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

Was würde Frau denn dazu sagen, wenn sie im Bücherregal nur erotische Literatur finden würde?

Geschrieben
vor 10 Minuten, schrieb sinful_dreams:

Was würde Frau denn dazu sagen, wenn sie im Bücherregal nur erotische Literatur finden würde?

  • zeig mal
  • kann ich mir das mal ausleihen
Geschrieben

mein langjähriger partner sah lesen immer als überflüssige zeitverschwendung an...ich bin stolz darauf, dass seine beiden kinder durch mich trotzdem zu richtigen leseratten wurden

nochmal einen partner, der sich daran stört, wenn ich lese und selbst so gar nichts vom lesen hält, bzw selbst nie liest, wollte ich keinesfalls

Geschrieben
Am 10.11.2018 at 09:49, schrieb Fetisch-devot:

Welchen Eindruck bei der Partnerwahl macht denn etwa ein gut gefülltes Bücherregal in der Wohnung eines potentiellen Partners?

Überhaupt keinen.

Es könnte sich ja auch um Deko handeln.

 

Geschrieben (bearbeitet)

@sexy_aischa@maria_von_falkenburg

Das "scannen" einer Regalreihe, eines Buches, wie es Aischa beschrieben hat, ist mir so nicht bekannt - ich stehe da eher auf Marias Seite: aus den Titeln, die man selbst gelesen hat oder wenigstens "kennt" kann man viel von dem Menschen hochrechnen, der dieses Bücherregal zusammengestellt hat. Aber ich möchte mich diesem Komplex noch von einer anderen Seite nähern:

Das Buch ist gegenüber dem elektronischen Medium immer noch in dem Maße im Vorteil, wenn es um die Zugriffszeit zu einer bestimmten Information geht, wie der Organisationsgrad der Informationssammlung und das Vorwissen des Suchenden zunimmt. Je geringer das Vorwissen, je geringer der Organisationsgrad, um so mehr ist das elektronische Medium im Vorteil. Der Blödel ist bei der Wikipedia eben besser aufgehoben, als beim gebundenen Brockhaus. Das alles wurde kognitionswissenschaftlich durch den C.H. Beck - Verlag schon um 1990 herum untersucht, der mit seinen juristischen Nachschlagewerken Milliarden verdient und guten Grund hatte, einige Millionen in privatwirtschaftliche Grundlagenforschung zu stecken.

Der Fachmann liest Fachliteratur nicht wie ein Gedicht von Benn oder Rilke - er "scannt". Sein "inneres Auge" fahndet nach bestimmten Ausdrücken, Wortgruppen, Bezeichnungen, Ziffern. Sein Vorwissen in seiner Welt im Kopf ist dabei in höchster Aktivität, er ist "total konzentriert". Fachzeitschriften sind idR doppelspaltig bedruckt. Jede Spalte nimmt 4-6 Buchseiten auf, 4 dieser Spalten hat der fachmännische Leser vor sich und "scannt". Dieser Vorgang dauert manchmal nur Sekundenbruchteile - und der Fachmann hat 16-36 Buchseiten gelesen, erfasst, verstanden, eingeordnet.

Das, wonach der Fachmann fahndet, sind die Topoi seines Faches, gewisse Grundbegriffe und Prinzipien, mit denen er ständig arbeitet, die erst durch die beständige Arbeit zu Werkzeugen, zu Organen seines Verstandes werden.

Dann ist ein Buch ja nicht nur ein zusammengeklebter Ausdruck - es ist ein sinnlicher Gegenstand, der seine eigene Optik und Haptik hat, auch seine Olfaktorik - und all dies verändert sich. Neue Bücher riechen anders, als in Gebrauch befindliche. Das gleiche Buch riecht bei anderen Eigentümern anders, als das eigene Exemplar. Der Schnitt wirft Strukturen auf, die einem Barcode ähneln. Der Fachmann greift zu seinem alltäglichen Nachschlagewerk fast blind: er schlägt das Buch auf, blättert zwei, dreimal um und hat genau die Stelle erreicht, die er suchte.

Und alldies hat ein Kindle eben nicht zu bieten und schon deswegen ist der Kindle ein reziproker Fortschritt.

Menschen mit einer ausgeprägten Schizoidie, einer dominanten "Welt im Kopf," lesen nochmal anders. Bei ihnen liest die "Welt im Kopf" mit, das Buch wird zum Teil der Schizoidie und das befähigt schiozide Menschen, selbst schizoid gestörte Menschen dazu, sich völlig fremde Wissensgebiete "anzueignen", in dem sie nur ein oder zwei Titel aus dieser Disziplin lesen - aber den "Rest" in ihrer Innenwelt "durchspielen" und "fertigdenken". Das habe ich der Darstellung des "schizoiden Typus" auf der HP eines Psychiatrieprofessors namens Faust entnommen - wenn jemand Googlen möchte …

Wenn Aischa schreibt, sie könne die Kernaussage eines Buches aus einer Seite herauslesen, die sie zuvor mit ihrem "scanning" ermittelt hatte, dann geht meiner Vermutung nach in dieselbe Richtung: aus einem sektoralen Einblick wird der Rest "hochgerechnet" - blitzschnell und "vollautomatisch", weil diese Prozesse im Unbewußten, dh in subcortalen Hirnschichten ablaufen.

Einer impressiven Falldarstellung in Elaine V. Siegels "Inzest - über die psychoanalytische Behandlung eines frühkindlichen Traumas" habe ich entnommen, daß erfahrene Psychoanalytiker oftmals schon die Traumata eines Patienten erkennen können, wenn er, noch ohne ein Wort gesagt zu haben, zum ersten Mal die Tür des Sprechzimmers durchschreitet - es ist das "erfahrende Vermuten" (Heidegger), das sich in unbewußten Programmen wiederfindet. Je nach unserer Lebenserfahrung, unser Bildung im weitesten Wortsinne, können wir tatsächlich das Wesen eines Menschen oder eines Buches "auf den ersten Blick" erfassen - was freilich durchaus nicht immer angenehm ist.

Zwischen dem, was Aischa skizziert hat und meiner eigenen Darstellung gibt es einen großen "missing link", aber möglicherweise könnte er verkleinert werden.

 

 

bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

Ich bin Telfonbuchmessi, habe alle Bände Hamburg seit 1977. Machmal blättere ich darin.

Gilt das auch als belesen?

Geschrieben (bearbeitet)
Am ‎05‎.‎12‎.‎2018 at 09:33, schrieb sexy_aischa:

Bücher "scannen" nennt man eigentlich das aufstellen vor einer Bücherreihe, die Augen zu schliessen und dann mit der Hand an den Büchern entlangzufahren und da wo man ein warmes Gefühl in der Hand verspürt, innezuhalten und das Buch raus zunehmen. Dann das Buch vor sich legen, die Augen wieder zu schliessen, die Hand wieder als "Scanner" zu benutzen und Seitenweise durch das Buch zu blättern, bis die Hand wieder "warm" wird. Und dann den Text unter der Hand zu lesen.

(…)

Diese Denksportaufgabe hat mich nicht losgelassen - für den letzten Teil glaube ich, eine mögliche Erklärung schon geliefert zu haben: wie aus einer kleinen Textmenge die "message" eines gesamten Buches extrapoliert werden kann. Schuldig geblieben bin ich jedoch die Erklärung dafür, warum genau diese Textstelle in genau diesem Buch aufgeschlagen wurde - dieser Schuld möchte ich mich zu entledigen versuchen:

Wer vor eine Bücherreihe tritt, will etwas wissen. Sein Denken funktioniert bereits in eine ganz bestimmte Richtung und hat die entsprechenden Bereiche seines Langzeitgedächtnisses aktiviert. Das erste Sinneserleben ist jedoch der Optische: bevor man mit geschlossenen Augen dann die Bücherreihe tritt hat man sie gesehen - für einen kurzen Moment nur, aber dieser kurze Moment kann vollauf genügen, wenn man "richtig" sehen kann. Die meisten können genau dies nicht, manche können es "einfach so", manche haben es bewußt erlernt, trainiert, weil es für gewisse Tätigkeiten unumgänglich ist.

Diese Tätigkeit war für mich das schnelle Motorradfahren gewesen, das ohne richtiges Sehen, richtige Blicktechnik völlig unmöglich ist. Auch schnelle Motorradfahrer "scannen" die Straße und die Landschaft vor ihnen mit einer Vielzahl von Techniken, von denen ich nur eine exemplarisch herausgreife: man muß den Blick teilen in einen optischen Fokus, der idR am Sichthorizont "hängt" und einem mentalen Fokus, der die Straße unmittelbar vor einem nach Hindernissen absucht, die vermieden werden müssen. Der mentale Fokus ist, weil die Pupille ja auf Fernsicht adaptiert ist, nur unscharf, was aber für die Praxis ausreicht. Abstrakt betrachtet geht es darum, die Straße in ihrem Verlauf auch hinter dem Sichthorizont zu erfassen, hypothetisch weiterzudenken und vor allem nach Gefahrenquellen zu fahnden und die Handlungsprogramme zu ihrer Vermeidung zu aktivieren. Alldies geschieht im Unbewußten, weil das Bewußtsein viel zu langsam und störanfällig für diese Erfordernisse ist. Die einzelnen Handlungsprogramme selbst werden allerdings im Training nacheinander erlernt, trainiert, optimiert und sodann aus der "bewußtseinspflichtigen Sphäre" entlassen.

Ein Mensch, der also richtig sehen kann und zudem im Umgang mit Büchern erfahren ist, erfasst also "auf den ersten Blick" eine Vielzahl von Details aus einer Bücherreihe, erst recht dann, wenn er mit einem spezifischen Interesse vor diese Bücherreihe tritt und ganz besonders dann, wenn er weiß, daß er sogleich mit geschlossenen Augen vor dieser Reihe stehen wird. Das optische Erinnerungsbild dieses Menschen wird also weitaus farbiger und "von höherer Auflösung" sein als bei einem Menschen, der diese Bücherreihe ohne dieses spezifische Interesse "aus dem Augenwinkel" gesehen hat und obendrein mit Büchern keinen Umgang pflegt.

So wird die Hand, die über die Buchrücken streift und diese mit den hochsensibelen Fingerspitzen erfühlt, ein Bild liefern, daß mit diesem optischen Erinnerungsbild in Kongruenz gebracht wird. Über die spezifische Optik und Haptik von Büchern und ihre Bedeutung für das Lesen habe ich mich schon oben geäussert und will mich nicht wiederholen. Zu diesen Sinnenseindrücken tritt jetzt noch die innerpsychische Disposition, das "Erkenntnisinteresse", das nach bestimmten Büchern fahndet und so wundert es nicht, daß ein Mensch mit sensibelen Sinnen genau das Buch erreicht "auf das es ankommt" für die Befriedigung dieses Interesses.

Und wer in Dermatologie ein wenig hineingeschnuppert hat, weiß, daß die Haut ein hochkomplexes Organ ist, am ganzen Körper durchzogen von Nervenenden in den sogen. "Mastzellen" (weil ihr Entdecker (ich glaube es war Virchow) ihre primäre Bedeutung in der Hautphysiologie sah). Diese nehmen nicht nur haptische Reize auf, sondern leiten auch psychische Reaktionen in die Haut ab wie das bekannte Erröten vor Scham oder Zorn, das Erbleichen vor Schreck usw und alldies geschieht bekanntlich in Sekundenbruchteilen. Und so kann ich mir sehr gut vorstellen, daß die Hand genau dann erwärmt wird, wenn sie nach dem optischen Erinnerungsbild und dem haptischen Erleben an dem Buch angekommen ist, "auf das es ankommt".

Mit der Haut verhält es sich ähnlich wie mit den Augen: sie ist bei den allermeisten in ihren Fähigkeiten verkümmert, was vielfältige Ursachen hat, zuförderst ihre Abdeckung. Nur die wenigsten von uns verbringen mehrere Stunden täglich nackt, die wenigsten von uns lassen vielfältige Berührungen ihrer Haut nicht nur durch andere Menschen, sondern auch durch Sonne, Wind, "die Umwelt" zu und selbst beim Sex bleibt bei den meisten der größte Teil der Hautflächen unberührt. Daß die Hände, insbesondere die Fingerspitzen, Sexualorgane sind, die nicht nur zur Stimulation anderer Körperteile dienen, sondern ihrerseits stimuliert werden, wissen die wenigsten.

Ich habe an mir selbst erlebt, wie meine Haut, mein Haut-Erleben sich aus dieser Verkümmerung heraus gelöst hat und "kompetenter" geworden ist, als ich mit meinen Kneipp-Anwendungen begonnen habe, die ich bis heute fortführe. Wenn ich in 2-3 h zum Nikolausbaden in den Cospudener See steige und nach anderthalb Minuten im eiskalten Wasser an der nur wenig wärmeren Luft trockne, rast das Blut nur so durch meine Haut - das ganze ist eine enorme sinnliche Erfahrung, die nach der "Umstimmung" (der Anpassung des Stoffwechsels auf solche Kälteschocks) auch als sehr lustvoll empfunden wird. Solche Temperaturreize sind "parasexuelle Reize", wie ich sie nenne. Freud hat sie in den "Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie" schon beschrieben: die anderen sind Muskeltätigkeit (Sport, körperliche Arbeit), schnelle Bewegung durch den Raum (Freud sprach nur vom Eisenbahnfahren, was ich abstrahiere) und schließlich: der "intellektuellen Leistung". Intellektualität ist also eine sinnliche Angelegenheit, "parasexuell".

So ist eine Bibliothek - für manche - eben auf ein Eros-Center, die Berührung eines Buches (nicht notwendig jedes Buches und nicht stets im gleichen Maße) ähnelt der Berührung einer "erogenen Zone" des Menschen. Die Lektüre eines Buches kann ja auch die Berührung eines anderen Menschen sein - und eine Berührung des Lesers durch den Autor (was aber auch nicht für jedes Buch und jeden Leser zutreffen muß). Die Sinnlichkeit dieser Berührung eines Buches kann natürlich noch potenziert worden sein, wenn man, wie @maria_von_falkenburg und ich selbst an privaten Bibliotheken entlangstreift und das primäre Interesse - zunächst - weniger auf die Bibliothek, als auf den Bilbiothekar gerichtet ist, in originär sexueller Hinsicht: beim Entlangstreifen der Fingerspitzen über die Bücherrücken im Regal erfährt man (aber durchaus nicht jederman) mehr über denjenigen, mit dem ins Bett zu steigen man sich anschickt, als von seinen Propagandatexten, die er kurz zuvor über saltimbocca romana und Valpolicella hinweg abgesondert hat.

Auch wenn dieser mein Erklärungsversuch über das "blinde" Erkennen des Buches, auf das es ankommt, oberflächlich und feuilletonitisch bleiben muß, und ich die Erklärung dafür, wie das "Fingerspitzen-scannen" innerhalb des Buches funktionieren kann, immer noch schuldig bleiben muß - wenigstens sind meine bisherigen Erklärungsversuche ohne die Quantenphysik ausgekommen, von der ich nämlich nichts verstehe und auf die Verwiesen zu haben sozusagen der intellektuelle Fehdehandschuh von Aischa gewesen war, den ich hiermit aufgenommen habe: "Es geht auch so!"

 

bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben
vor einer Stunde, schrieb NikiLE:

[...] wenigstens sind meine bisherigen Erklärungsversuche ohne die Quantenphysik ausgekommen [...]

Bei Magie vs. Hexerei und auch noch Quantenphysik ist man mit Terry Pratchett möglicherweise ganz gut "bedient" ... Immerhin vertritt jener den Standpunkt: „Die wahrhaft menschliche Qualität besteht nicht aus Intelligenz, sondern aus Phantasie.“ Ich bin mir recht sicher, er meinte damit zwar nicht die übliche 0815-Sauna-Phantasie. Aber darf natürlich gern jeder auslegen, wie's beliebt ... :coffee_happy:

Fraglich zu stellen wäre, was denn die "Kernaussage eines bestimmten Buches" überhaupt sei. Vielleicht ist es bei manchem Buch zu unterschiedlichen Zeitpunkten für jeden Leser eine (mehr oder weniger) andere ...

„Wenn ihnen ein Buch nach zwei bis drei Seiten nichts sagt, legen sie es weg. Entweder wurde es gar nicht für sie geschrieben oder sie sollen es zu einem späteren Zeitpunkt lesen." Gar kein so unsinniger Gedanke?! Der "Scherzkeks" von dem er stammt, war allerdings Germanistik-Professor und die exorbitant lange Lektüreliste war damit bedauerlicherweise nicht gemeint. Irgendwas is ja immer! ^^

So, so ... @sexy_aischa ... wirft also mit Handschuhen? Lass das mal nicht die Fetischisten sehen ... Das gibt nur wieder Ärger! :sweat_smile:

 

vor 18 Stunden, schrieb sinful_dreams:

Was würde Frau denn dazu sagen, wenn sie im Bücherregal nur erotische Literatur finden würde?

Kommt darauf an, was genau. Diverse Schmuddelheftchen nach Jahrgängen sortiert? :P

Gibt es in dem Bereich derart viel lesenswerte Literatur, dass man damit ein ganzes Regal füllen kann?

Wäre dann wohl eher der Gedanke: Hoffentlich stehen seine anderen (richtigen) Bücher nur/noch unausgepackt irgendwo rum ... :smiley:

 

vor 17 Stunden, schrieb pshh61:

Ich bin Telfonbuchmessi, habe alle Bände Hamburg seit 1977. Machmal blättere ich darin. Gilt das auch als belesen?

Natürlich nur, wenn du daraus zitieren kannst! :smiley:

Aufgrund des m.E. recht eintönigen Inhalts empfiehlt sich dabei allerdings freundlicherweise eine Kopplung mit ASMR-Techniken (Autonomous Sensory Meridian Response; bspw. Flüstern).

Geschrieben

Der Stauraum ist begrenzt. :-(

Habe mich leider schon von hunderten Büchern wieder trennen müssen. Umzüge etc..

Die Stadtbücherei ist eine Alternative. Tauschboxen für Bücher auch.

 

Geschrieben (bearbeitet)

@maria_von_falkenburg

Das ist so 1 springender Punkt: was soll "die Kernaussage" eines Buches eigentlich sein ? Oder anders ausgedrückt: ist ein Buch, das man auf eine "Kernaussage" reduzieren kann, die sich in einen solchen Slogan zusammenfassen lässt, überhaupt wert, daß man es in die Hand nimmt ? @sexy_aischas Beschreibung vom "scannen" eines Buches ist interessanter, als sie selbst es vielleicht angenommen hatte ...

Ein Buch, daß mich über 20 Jahre meines Juristenlebens durch buchstäblich jeden Arbeitstag begleitet hat, war "der Palandt", der Standartkommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), die Bibel des Zivilrechts. Jahr für Jahr habe ich es neu gekauft, für ca. 250-300 €. 2500 - 3000 Seiten, Dünndruck, in einer eigenen Abkürzungssprache gefasst, für die der Jura-Student Monate braucht, bis er sie flüssig lesen kann. Normalsprachlich wären es 2 oder 3 solcher dicken Wälzer gewesen. Ich möchte mal so einen Bücherscanner wie Aischa sehen, wie er diese 2500 Seiten mit verschlossenen Augen umblättert, bis ihm seine warmgewordene Hand aufzeigt, die Textstelle gefunden zu haben, die das gesamte Buch in seiner "Kernaussage" erschließt, seine Lektüre überflüssig macht ! Das ist jetzt polemisch - aber es wird klar geworden sein, daß dieses "scannen" seine Grenzen hat.

Es gibt Bücher, die nicht zur reinen Lektüre geschrieben sind, zur Anregung des schizoiden Kopfkinos, gedruckte Pornos sozusagen - sondern es gibt Bücher, die weitergedacht und angewandt werden sollen. Meines Großgurus Freuds "Drei Abhandlungen über die Sexualtheorie" habe ich bestimmt 50 mal gelesen und jedesmal kam es mir vor, als hätte ich das Buch noch nie gelesen ! Schon die alten Inder sagten ja: "Man steigt nie 2x in dasselbe Buch!" Über jeden Satz in diesem Buch muß man minutenlang, stundenlang, tagelang, monatelang nachdenken - und ihn anwenden, weil die Psychoanalyse keine Wissenschaft ist, sondern eine Kunst, die sich eben nur in der Praxis erlernen und verstehen lässt.

Aber daß man diese Diskussion darüber, wie man liest, lesen sollte, könnte, müsste - überhaupt führt, ist schon 1 Wert an sich. Finde ich zumindest.

 

bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben
Am 10.11.2018 at 09:49, schrieb Fetisch-devot:

....weil dieses die "Belesenheit" eines anderen Menschen sehr schnell und eindeutig vermittelt....

Naja...

Es gibt immer häufiger Leute die sich Bücher als Schmuck ins Zimmer stellen. Diese Leute sortieren auch Schachfiguren nach Größe und stauben sie jede Woche ab.

Ich finde es auch wichtig, sich mit Leuten über viele Themen (angeregt) unterhalten zu können. Aber ein Bücherregal kann auch täuschen :-)

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