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Reden, reden, reden... Warum ist das bloß so schwer?


Di****

Empfohlener Beitrag

Geschrieben

Es kriselt in meiner Ehe schon sehr lange, an alle Ecken und Enden lauern Probleme, Harmonie ist schon seit langem ein Fremdwort. Vor zwei Tagen war ich dann endlich bereit, endgültig den Schlussstrich zu ziehen und die Beziehung zu beenden.
Ich habe mich mit meiner Frau zusammengesetzt und habe sie sozusagen vor vollendete Tatsachen gestellt. Zu meinem großen Erstaunen blieb der große Krach aus, stattdessen haben wir sehr sachlich miteinander gesprochen. Nachdem die Trennung beschlossene Sache war, kam die Sprache auf die Dinge, die uns an einander stören. Zum ersten Mal, genauer gesagt, zum ersten Mal seit sehr langer Zeit, sprachen wir ganz sachlich über unsere Probleme und wodurch sie entstanden sind, ohne daraus sofort einen Vorwurf an den Partner zu machen.
Plötzlich sah ich sehr viele Dinge in einem anderen Licht, ich erkannte Zusammenhänge, wo ich vorher nur völlig unverständliche Reaktionen sah, und meiner Frau ging es ganz ähnlich.

Nachdem wir fast die ganze Nacht hindurch auf diese Art und Weise miteinander gesprochen hatten, wirkte das Ende der Beziehung irgendwann nicht mehr unausweichlich und ich begann darüber nachzudenken, ob es nicht doch noch eine Chance gibt, unsere Ehe zu retten. Inzwischen bin ich zu dem Entschluss gelangt, noch einen Versuch zu wagen.
Fest steht jedenfalls, dass unsere Probleme nie so massiv geworden wären, wenn wir die ganze Zeit über so offen zueinander gewesen wären wie am Anfang unserer Beziehung. Bei näherem Nachdenken konnte ich nicht mal mehr feststellen, an welchem Punkt uns diese Offenheit abhanden gekommen war.

Auch bei anderen Paaren scheint es so zu sein, dass nach einiger Zeit die Fähigkeit zur Kommunikation schwindet, Alltagsroutinen schleifen sich ein und die Gespräche scheinen immer einen bestimnmten Muster zu folgen, oft mit den immer gleichen Ausdrücken und Floskeln.

Woran liegt es, dass man nach eine Weile nicht mehr so offen mit dem Partner umgeht? Vergeht einem die Lust auf Kommunikation? Liegt es daran, dass man schon zu wissen glaubt, was der Partner denkt und wie er reagieren wird? (Gerade in diesem Punkt habe ich in den vergangenen beiden Tagen einige sehr große Überraschungen erlebt.) Mich würde interessieren, wie eure Erfahrungen in dem Punkt "Kommunikation in einer Beziehung" aussehen.


Geschrieben


Woran liegt es, dass man nach eine Weile nicht mehr so offen mit dem Partner umgeht?



Hi,
das war vielleicht euer Problem.
Aber wir reden mehr miteinander als das wir vögeln
Im Ernst, Kommunikation ist mir wichtiger als Sex, ich möchte doch alles über meinen Partner wissen.
Wissen was er gerade denkt, was ihn beschäftigt, was ihm an mir vielleicht nicht gefällt.
So eine Nacht durchquatschen machen wir heute nach über 15 Jahren immer noch, aber ohne das wir Probleme aufarbeiten müssen, einfach nur weil wir miteinander reden möchten.
Somit arbeitet man täglich aufs neue an der Beziehung und es kann niemals zu Problemen kommen.
Eben weil nichts vor sich hergeschoben wird und man sich alles mitteilt.
Ich wünsche euch alles Gute, egal wie es ausgeht.

Gruß Gaby


Geschrieben

Du fragst woran das liegt dass die Kommunikation kaum statt findet, oft schief geht, man wenig redet bzw. wenig klärt.

Eine wichtige Frage. Mögliche Gründe können sein:

* In unserer Gesellschaft muss alles "funktioneren" und das möglichst schnell und effizient.

* Es gibt in der abgeschlossenen Kleinfamilie (zu) wenige Freunde mit denen man auch reden kann und von denen auch Kritik kommt! Alle haben wenig Zeit?

* Frust im Beruf und andere Kleinigkeiten, die sich addieren so dass am Ende ein starker Reiz (Trennung) nötig ist um richtig miteinander zu reden.


Geschrieben (bearbeitet)

Woran das liegt? Angst. Es ist die falsche Rücksichtnahme die uns so viele Möglichkeiten verwehrt. Angst den anderen vor den Kopf zu stoßen. Angst vor Zurückweisung. Angst vor dem Ende der Beziehung. Angst vor eben genau jener negativen Reaktion die wir von unserem Gegenüber erwarten, wenn wir bestimmte Dinge ansprechen. Obwohl gerade dies der schleichende Weg zu eben jenem Ende ist. Man möchte dem anderen einen Gefallen tun, indem man ihn nicht verletzt. Man ist es gewohnt das Menschen beleidigt und verletzt reagieren, wenn man ihnen Dinge offen mitteilt. Daher lässt man es irgendwann. Weil man sich so dermaßen viele Schuldgefühle hat einreden lassen, das einem, als Mann, die Klöten dabei weggeschrumpelt sind.

Nachtrag: Angst führt zur dunklen Seite der Macht. Im Film mag ein Sith noch cool rüberkommen. Weil der Film nicht sein kaputtes inneres wiedergeben kann. An Anakins Geschichte wird jedoch die innere Zerrisenheit eines Sith sehr gut deutlich. Im wahren Leben, glaubt mir, da will man Jedi sein. Und Jeda kann Jedi sein.

Nachtrag2: Noch einen Gruß an alle PoliSITHten


bearbeitet von fr33spirit
Geschrieben

Ja ich denke auch, dass der Hauptgrund Angst ist, davor verletzt oder zurückgewiesen zu werden natürlich will man den anderen auch nicht verletzen und sicher auch Angst davor verlassen zu werden, wenn man zu deutlich wird. Es ist oft ein schmaler Grat.

Vielleicht ist es vielen auch peinlich ehrlich zu seinen eigenen
Verletzungen und Schwächen zu stehen oder fühlt sich angegriffen.
Je nachdem wie empfindlich jemand ist, genügt manchmal schon ein Blick des anderen der Unverständnis oder Missachtung ausdrücken kann um zu verstummen.


Geschrieben


Vielleicht ist es vielen auch peinlich ehrlich zu seinen eigenen
Verletzungen und Schwächen zu stehen oder fühlt sich angegriffen.



Die größte Schwäche des Menschen ist es keine Schwächen zugeben zu können.


Geschrieben

Angst? Vielleicht! Aber meiner Meinung nach sind es eher die eingefahrenen Gleise, die man sehr schwer wieder verlassen kann.

Mein Mann wirft mir immer vor, zu Fremden unglaublich freundlich zu sein, während ich ihn oft anmosere. Stimmt! Aber bei Fremden habe ich auch selten Grund, sauer zu sein. Bei Gespächen innerhalb der Familie (geht mir bei meiner Mutter genau so) hat man jedoch immer die ganze Vorgeschichte im Hinterkopf udn reagiert daher viel gereizter.

Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob ich mich mit einem an mir interessierten, neuen Mann unterhalte oder mit meinem Ehemann: Er hört ganz mies zu, unterbricht andauernd, ist genervt oder gelangweilt. Er hingegen hat Bedenken, dass ich zugegene Schwächen an anderer Stelle gegen ihn verwende, etc. (Stimmt auch.. aber was man weiß, kann man schlecht wieder vergessen). Ab und zu schaffen wir es dennoch, aus dem Trott herauszukommen und uns wirklich gut auszutauschen. Manchmal erst nach einem heftigen Krach, manchmal in entspannter Situation. Aber das ist sehr schwer!

TE - ich finde es sehr gut, dass ihr rational an das Thema herangeht. Überlegt euch gut, was euch trennt und was euch verbindet. Vielleicht solltet ihr feste Termine ausmachen, die nur euch beiden gehören und wo ihr euch offen zuhört. Meinetwegen so, dass jeder Redezeit bekommt und der andere erst mal nicht unterbrechen darf...


Geschrieben



Mein Mann wirft mir immer vor, zu Fremden unglaublich freundlich zu sein, während ich ihn oft anmosere. Stimmt! Aber bei Fremden habe ich auch selten Grund, sauer zu sein. Bei Gespächen innerhalb der Familie (geht mir bei meiner Mutter genau so) hat man jedoch immer die ganze Vorgeschichte im Hinterkopf udn reagiert daher viel gereizter.



Ja, darin erkenne ich mich selbst wieder. Ich habe aber in den letzten beiden Tagen erkannt, dass die Bilder, die ich in einer bestimmten Situation unwillkürlich im Kopf habe, einfach nicht mehr aktuell sind.
Die schlechte Meinung, die ich bei verschiedenen Themen über meine Frau hatte und zum Teil immer noch habe, war durchaus begründet, als sie entstand. Inzwischen hat sich meine Frau sehr verändert und das selbe gilt für mich. Das ist mir aber erst jetzt bewusst geworden.
Ein bestimmtes Verhalten, eine Stimmlage, ein Wort, ein Blick - diese Kleinigkeiten haben gereicht, um in mir einen bestimmten Eindruck zu erzeugen, meist einen negativen, geboren aus negativen Erfahrungen. Jahrelang habe ich mich im Selbstmitleid gesuhlt, ich war der arme, unverstandene Ehemann, der seine schreckliche Frau trotz aller Fehler heroisch ertrug.
Jetzt erkenne ich, dass ich mich wie der größte Idiot aufgeführt habe, ein offenes Gespräch, bei dem man die Emotionen außen vor lässt, hätte bereits genügt, um Jahre voller Streit und Aggression zu verhindern.


Geschrieben

Ganz ehrlich: Ich finde es klasse, dass du das so selbstkritisch eingestehst. Macht was draus!!! Lernt euch neu kennen und gebt euch gegenseitig eine Chance!


Geschrieben

meine Erfahrung ist, es gibt auch Problematiken, da hilft nicht mal mehr reden


Geschrieben

Ich beobachte das oft, daß die Kommunikation bei manchen Paarten scheinbar erst wirklich funktioniert und vorallem ohne Vorwürfe an den anderen geschieht, wenn *das Kind in den Brunnen gefallen ist*.

Hatte ich bei einer Beziehung auch. Warum das so ist?
Keine Ahnung


Geschrieben

Wenn die Gefühle weg sind, hilft auch kein Reden mehr, das ist bei mir jedenfalls so.


Geschrieben

Bei ihm und seiner Frau scheinen die Gefühle aber noch vorhanden zu sein wenn man das hier so liest.
Scheinbar müßen sie aber kräftig vom Beziehungsschutt befreit und mal wieder durchgelüftet werden.


Geschrieben

Reden und Neuanfang ist wie eine Diät. Man fängt Euphorisch an, und zum Schluß hat man mehr auf den Rippen wie vorher.

In den meisten Beziehungen wird geredet. Man macht nur den Fehler, daß dies im Alltagsgeschäft statt findet. Die Bedeutung der Worte kommt dann nicht so rüber.

Man nimmt sich nicht ernst. Und das ist der Punkt, daß ein Neuanfang nicht wirklich dauerhaft funktioniert.


Geschrieben

Hi,
wenn beide auch ersthaft wollen stehen die Chancen für einen Neuanfang sehr gut.
Man muss nur ehrlich zueinander sein und nicht dem Partner nach dem Mund reden weil man Angst hat ihn zu verlieren.
Zudem muss man wieder lernen zu vertrauen, denn das ist mit der Zeit meist verloren gegangen.
Gruß Gaby


Geschrieben

Bei uns hat es geholfen, dass wir beide den gleichen besten Freund haben: wir haben uns getrennt mit ihm auf ein Bier getroffen und er hat dann fuer den jeweils anderen von uns "uebersetzt". Manche Dinge sind uns da klar geworden, die wir im direkten Gespraech nicht verstehen konntne, weil wir uns gegenseitig die immer geichen Beschwerden in den immer gleichen Worten gesagt haben.
Der Kumpel konnte uns aber sagen: "damit meint der nicht dies, sondern das..." und die Situation erkaeren - das hat uns gerettet. Nun koennen wir auch allein miteinander reden, weil wir wissen, dass wir manches einfach nochmal anders hinterfragen muessen.


Geschrieben

Ja, Beasty, ihr hattet durch diesen Freund quasi so eine Art Mediation. Das würde ich unbedingt empfehlen, wenn die beiden alleine nicht weiterkommen: Einfach eine neutrale Person, der die Gespräche moderiert. Der klare Gespächsregeln vorgibt und vielleicht auch mal nachhakt und übersetzt, dort, wo es Differenzen gibt. Meist fühlen sich ja beide im Recht. Ein Mediator kann aufzeigen, wo das Recht des Einen mit den Ansprüchen des anderen überlappen.

Aber da beide wohl erkannt haben, dass sie Fehler gemacht und in der Vergangenheit ein falsches Bild hatten, sehe ich, dass die Beziehung durchaus gute Chancen hat.


Geschrieben

Bei ihm und seiner Frau scheinen die Gefühle aber noch vorhanden zu sein




ja das ist doch schön und ich drück auch die Daumen, ich finde es immer schade wenn sich ein Paar trennt, das sich eigentlich mag.


Geschrieben

Reden und Neuanfang ist wie eine Diät. Man fängt Euphorisch an, und zum Schluß hat man mehr auf den Rippen wie vorher.



Genauso sehe ich das leider auch. Ich wünsche jedem wirklich von Herzen, dass es funktioniert, aber aus meiner Erfahrung kann ich sagen, geht so ein Neuanfang ein paar Wochen gut, ehe man zurück in die alten Gleise findet.

Ich war an genau dem gleichen Punkt wie Du, TE, zuerst auch die Trennung fest im Blick, dann stundenlange Gespräche, die viele eingefahrenen Blickwinkel neu beleuchtet haben. Mein Mann wusste damals von meiner neuen Liebe zu jemand anderem und er hat mir erzählt, dass es bei ihm auch eine Frau gibt... Das Gespräch war irgendwie total seltsam, so nüchtern, wie wir geredet haben, wer was nach der Scheidung bekommt, wie wir das mit unserem Sohn regeln und am Ende konnte ich nicht aufhören zu weinen Ich hab damals auch gesagt, wir haben an dem Abend mehr geredet als die ganzen Monate/Jahre davor und warum wir das nicht schon viel früher getan haben.

Viele Wochen später haben wir die Scheidung "abgesagt" und auch einen Neuanfang gewagt, ich fand das damals sehr mutig :S Es an dieser Stelle zu beenden erschien mir soviel einfacher und ich dachte wirklich, wir kriegen es wieder hin. Aber es ist nie wieder gut geworden. Es ist ein Riss geblieben, der einfach nicht mehr zu kitten geht, so sehr man sich das auch wünscht. Und ich ertappe mich dabei wie ich denke, hättest Du es doch durchgezogen damals, dann hättest Du es jetzt hinter Dir. Ich habe mal geheiratet weil ich dachte es wäre für immer, dass wir füreinander bestimmt wären und daran halte ich mich irgendwie immer noch fest, weil ich so große Angst vor dem Loslassen habe.


Geschrieben

Ich kenne das auch. Jahrelang habe ich Monologe gefuehrt,gefragt. ....etc.



Ich habe diesen Mann geliebt.



Irgendwann war es soweit, dass die Trennung meinerseits ausgesprochen wurde.


Es war eine verdammt harte Zeit mit vielen Traenen, dennoch unumkehrbar.




Manchmal kann man noch wirklich gemeinsam einen gemeinsamen Nenner finden, manchmal ist es nur eine Art von Selbstbetrug weil man zu feige ist.


Letzteres ist tragisch.


Geschrieben

Reden und Neuanfang ist wie eine Diät. Man fängt Euphorisch an, und zum Schluß hat man mehr auf den Rippen wie vorher.(...)


Genauso sehe ich das leider auch. Ich wünsche jedem wirklich von Herzen, dass es funktioniert, aber aus meiner Erfahrung kann ich sagen, geht so ein Neuanfang ein paar Wochen gut, ehe man zurück in die alten Gleise findet. (...)
Es ist ein Riss geblieben, der einfach nicht mehr zu kitten geht, so sehr man sich das auch wünscht.(...)


Besser hätte ich es nicht beschreiben können.

Ich persönlich finde aber, dass die Partner WÄREND des (guten)Zusammenseins reden sollen.
Und nicht erst dann, wenn das gemeinsame Leben droht, sich in Scherben aufzulösen


Geschrieben

Jetzt frustriert den armen TE doch nicht so! Jedes Paar ist anders und hat andere Probleme.

Im Falle des TEs scheint es ja so zu sein, dass er jahrelang ein falsches Bild von seiner Frau hatte und gar nicht gemerkt hat, dass sie sich verändert hat.

Ich kenne durchaus auch Paare, die gestärkt aus Krisen gingen!


Geschrieben

Sinnliche

ich wünsche JEDEM, dass das auch klappt.
Reden und neu anfangen können


Geschrieben

Ich lese hier eigentlich die ganze Zeit mit, aber ich komme nicht dazu, einen ausführlichen "Bericht" über den Stand der Dinge zu schreiben

Ich freue mich jedenfalls sehr über eure Anteilnahme


Geschrieben

...

Man nimmt sich nicht ernst. Und das ist der Punkt, daß ein Neuanfang nicht wirklich dauerhaft funktioniert.



Ich hab e eine gegenteilige Erfahrung gemacht und kann jedem, der noch Liebe für den Partner empfindet, wünschen, es zu versuchen.

Es ist nie vertane Zeit, man fragt sich sonst womöglich: was wäre wenn.. und das halte ich für ungesünder als in einem Versuch möglicherweise ein gleiches Resultat zu erhalten wie zum Zeitpunkt des Trennungwillens wie hier beschrieben

Es gehört, wie schon erwähnt, meiner Erfahrung ach entweder eine Mediation dazu oder zumindest das Wissen, dass man irgendwann verzeihen muss. Sich, dass man "ll die Jahre..." und dem anderen.

Irgendwann muss m.E.n. mit de m reden dann Schluss sein. Sonst zerredet man das, was man leben sollte.

Dirtylover, ich wünsch dir, dass es klappt. Selbst wenn es dann sich herausstellt, dass es doch nicht von Lebenslanger Dauer war, ein Versuch war es auch dann wert!


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