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Gedanken zu Beziehungsformen


Empfohlener Beitrag

Geschrieben

(Achtung: Das hier wird ein viel zu langer Text. Wenn du nur anmerken willst, dass der Text zu lang ist - spar's dir einfach, das interessiert mich nĂ€mlich nicht, ich schreib trotzdem so viel. 😀 )

Mich machen wieder mal ein paar BeitrÀge und ihre Antworten nachdenklich.

Fast alle "Streitigkeiten" hier im Forum zwischen MĂ€nnern und Frauen haben mit "Untreue" zu tun. Außer AO-Sex erregt nichts mehr die GemĂŒter als auch nur der kleinste Hauch eines Betrugsverdachts am Partner (bei MĂ€nnern offensichtlich schlimmer als bei Frauen) - da werden dann wetzen die Forenkombattanten schonmal die virtuellen Messer, stĂŒrmen die Profile und hinterlassen nur verbrannte Erde, bis sich die armen Fragensteller wieder löschen.

Da denke ich mir: Warum ist da eigentlich so? Welche Beziehungsideale und -formen lebt ihr? Wie geht ihr mit euren Partnern um, dass ihr so sehr emotionalisiert, nur weil jemand innerhalb seiner Partnerschaft auch Sex mit anderen sucht?

Ich fĂŒr meinen Teil habe da ein "romantisch verklĂ€rtes Ideal". Ein Ideal, dass vermutlich sowohl einerseits naiv ist und andererseits sehr schwer zu erreichen. (Fußnote: Ich suche keine Beziehung - aber wenn, dann habe ich eine ideale Vorstellung davon, wie sie aufgebaut sein könnte!)

Wie schon mal erwÀhnt, bin ich von Erich Fromms "Haben oder Sein" (und auch dem zweiten Teil "Vom Haben zum Sein") inspiriert:

Ich wĂŒrde mit einer Frau zusammen sein und sie nicht haben wollen. Allein die Aussage "Ich habe eine Freundin" ist in meinem Kopf falsch. Ich hĂ€tte sie ja nicht, sie "gehörte" mir ja nicht, aber ich "wĂ€re mit ihr zusammen". Meine Idealvorstellung ist also ein Beziehungskonstrukt, in dem man das Leben gemeinsam als Freie bestreitet. Man "hat" keine Verpflichtung den Tag miteinander zu verbringen, man macht es, weil beide es wollen. Man "hat" keine Verpflichtung miteinander Sex zu haben - aber beide Seiten wollen das so. Man "hat" keine Treuepflicht, idealerweise wollen das auch beide - aber genauso denkbar ist fĂŒr mich, dass man eben auch mal "fremde Haut spĂŒren will". Warum sollte das einem gemeinsamen Lebensziel im Wege stehen? Das gehört zu den Dingen, die ich nicht so recht verstehe, wenn ich all diese aufgeregten Kommentare, Anfeindungen und Ängste lese.

Vieles davon interpretiere ich als VerlustĂ€ngste. Verlieren kann ich aber nur, was ich besitze. Und ich kann einen anderen Menschen niemals besitzen. Der kann nur freiwillig bei mir bleiben und wenn er das nicht mehr will, kann ich nichts anderes tun, als ihn ziehen lassen, selbst wenn's mir weh tut und ich ihn vermissen wĂŒrde.

Meine Idealvorstellung basiert also auf einem gemeinsamen Sein. Das gemeinsame Hinarbeiten auf ein Ziel. Die Erschaffung von etwas gemeinsamem Neuen auf Basis von zwei einzelnen Individuen - frei von Pflicht, Zwang, Sanktion oder Angst, weil es eben alle Beteiligten wollen.

Wie lebt ihr eure Beziehungen, wenn ihr welche habt? In gegenseitiger AbhĂ€ngigkeit, Verpflichtung und Angst vor Verlust? Mit festen Regeln? Mit gemeinsamen BeschlĂŒssen, die alle beteiligten wollen und die auch regelmĂ€ĂŸig auf den PrĂŒfstand gestellt werden können?

Geschrieben
vor 1 Minute, schrieb NathalieG:

Können wir bitte heiraten @BlackJester?!

WOW. Toll, besser kann man es nicht beschreiben. Nochmal WOW

Morgen werd ich was dazu schreiben.

ÄÀÀhm... also... hab' ich da noch Bedenkzeit? 😂 

Geschrieben
vor einer Stunde, schrieb BlackJester:

Wie lebt ihr eure Beziehungen, wenn ihr welche habt?

'habt' :-)) da ist es wieder, was Du kurz vorher noch verteufelst :-))

Wir sind froh, uns zu 'haben' - freiwillig und ganz altmodisch monogam. Das ist natĂŒrlich nicht fĂŒr jeden was, besonders in der Jugend nicht; wir sind jedoch glĂŒcklich so. Wichtig ist, das passende GegenstĂŒck zu finden!

Keiner hat hier was gegen offene Geschichten oder Poly...dings und Ähnliches! Heimlich fremdgehen ist jedoch was anderes, da es doch immer einen verletzt; daher wird sich hier oft so negativ darĂŒber geĂ€ußert. Das solltest Du differenzieren.

Geschrieben

👍👍👍 Ich hoffe, niemand versucht das zu zerpflĂŒcken. Denn so wie es geschrieben...Respekt!👍👍👍

Geschrieben

Ganz toll. Dem ist nichts hinzu zufĂŒgen👍

Geschrieben

Als ich noch jung war, hatte ich auch so eine Vorstellung von einer Beziehung. Frei  und trotzdem zusammen sein.

Aber in der RealitÀt hat das so leider nie funktioniert.

DafĂŒr tragen - glaube ich - dann die meisten Menschen irgendwann zuviel mit sich herum. Vorerfahrungen, Verletzungen etc.

vor 1 Stunde, schrieb BlackJester:

Vieles davon interpretiere ich als VerlustĂ€ngste. Verlieren kann ich aber nur, was ich besitze. Und ich kann einen anderen Menschen niemals besitzen. Der kann nur freiwillig bei mir bleiben und wenn er das nicht mehr will, kann ich nichts anderes tun, als ihn ziehen lassen, selbst wenn's mir weh tut und ich ihn vermissen wĂŒrde.

Ja, so wird es wohl auch sein, das viele Menschen unter VerlustÀngsten leiden und diese dann in die Beziehung mit hineintragen.

Also fĂŒr mich, nicht lebbar. Aber ich bin ja auch schon ein bißchen Ă€lter und weiser...

Geschrieben

Dem ist nichts hinzuzufĂŒgen !!!

Geschrieben

Servus, ich denke der Text ist zu lang 😂.
Aber im Kern wĂŒrde ich eines unterstreichen wollen, wenn sich das Paar Liebt wird es so einiges nicht machen oder dann nur wenn es beide wollen.
Keine Angst ich will dich nicht heiraten aber hast es klasse umschrieben đŸ‘đŸ»
LG Weil er es Will

Geschrieben

Mir ist das zu oberflĂ€chlich....sich auf einen einzigen Menschen einzulassen bedeutet eben auch Tiefe GefĂŒhle zulassen zu können. Sich damit verletzbar zu machen. Es bedeutet zu Vertrauen, Geben und nehmen . Auf Augenhöhe zu sein. Respekt, WertschĂ€tzung und zusammen Eins zu sein....

Aus einen : Ich und Du wird ein Wir.

Es gibt Menschen die solche Tiefe nie erleben werden oder sich dagegen wehren, sie können nichts dafĂŒr , es ist ihr Grundnaturell.

Wer das kann und möchte, wird mit Körper, Geist und Seele lieben .❀


Geschrieben

Wow, also was du beschreibst ist eine normale Beziehung wo "Fremde" Haut spĂŒren kein Dealbreaker ist.

Solange man nicht gemeinsames Haus und Kinder hat ist man Freiwillig zusammen und Liebe verleitet dich deine ganzen "Pflichten" Freiwillig zu machen. Es gibt auch viele die den Sex verzeihen könnten aber es ist der Vertrauenbruch ders Unmöglich macht.

Geschrieben

In meiner Idealen Beziehung kann ich ĂŒber BedĂŒrfnisse offen reden und er mit mir. Und dann arbeiter man gemeinsam dran.

Ich denke prinzipiell ist es nicht zwingend nötig die Freiheit zu haben, mehrere Sexpartner paralell haben zu dĂŒrfen. Wenn ich jemanden habe, dem ich vertraue und dem ich mich voll und ganz hingeben kann, dann reicht mir auch dieser eine Partner und ich verspĂŒre keinen Drang andere MĂ€nner zu haben.

Geschrieben

Dein Text ist gut verfasst, aber natĂŒrlich im Prinzip eine Zusammenfassung (eines ĂŒbrigens fĂŒr mich richtigen) recht bekannten Ansatzes.
Zu deiner Frage: es kommt, wie so vieles, von alten Traditionen und Normen die letztlich den Erhalt bestimmter ( hier kleinster) gesellschaftsregulierender Institutionen sichern soll(t)en.
Innerhalb anderer Kultufkreise sind diese sicherlich noch immer einegesdllschaftsstabilisierende Sache und somit legitim was den Zweck betrifft.
Fragt man jedoch nach dem Anspruch, der in diesem Besitzkonstrukt inneliegt, dann stellt man richtigerweise das von dir oben Beschriebene fest.
Das aber zu erkennen und erfassen, gelingt nicht jedem. Es setzt einiges voraus.
In meiner Beziehung besteht der Besitzanspruch heute nicht mehr. Aber es waren Jahrzehnte fortgesetzter GesprÀche und Diskussionen erforderlich.
Wenn man dann feststellt, dass man in diesem Ansatz einen Konsens gefunden hat, aber es dennoch sich kein StĂŒck freier anfĂŒhlt, weil da noch Ă€ußere Faktoren wirken, dann kennt man unseren Status Quo

Geschrieben

Ja, ich wundere mich auch immer ĂŒber die Anfeindungen und Verurteilungen und finde das zu ĂŒbergriffig denjenigen gegenĂŒber. Hört sich jetzt vielleicht fies an, aber ich glaube so eine Schwarz/Weiß-Weltanschauung hat manchmal auch etwas damit zu tun, dass manche Menschen etwas einfach gestrickt sind.
Ich selbst habe mich vor kurzem getrennt und möchte zukĂŒnftig genau wie Du nur ohne Zwang zur Monogamie leben. Sollte ich jemanden so lieben, dass ich kein BedĂŒrfnis nach Sex mit anderen hĂ€tte, dann wĂ€re das aus freien StĂŒcken ja auch ok. Aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass das dann "fĂŒr immer" so wĂ€re. Ich liebe es einfach auch neue interessante Menschen kennenlernen zu können.

Und wo kann ich mich jetzt bewerben, dass Du mich heiratest? 😉

Geschrieben
Gerade eben, schrieb Lucky-Me:

Solange man nicht gemeinsames Haus und Kinder hat ist man Freiwillig zusammen und Liebe verleitet dich deine ganzen "Pflichten" Freiwillig zu machen.

Man kann sich freiwillig zum gemeinsamen Hauseigentum entscheiden. Die Freiheit wird dadurch ja nicht eingeschrÀnkt, man entscheidet sich ja gemeinsam zu etwas.

vor 4 Minuten, schrieb schneeflöckchen:

Mir ist das zu oberflÀchlich

Ich denke das ganz und gar nicht oberflĂ€chlich. Sondern eher sehr intim und aufeinander eingelassen - so offen, ehrlich und frei im Zusammensein miteinander, wie es nur möglich ist. Ohne Grenzen, Geheimnisse oder Misstrauen. 🙃

Geschrieben

Ganz tollđŸ˜ŠđŸ‘đŸ»

Geschrieben

Auch von mir ein Kompliment fĂŒr das geschriebene. Ich stimme dir voll und ganz zu. Ich bin hier bei poppen angemeldet da ich mich nicht fest binden möchte. In der Vergangenheit gab es zu viele EifersĂŒchteleien welche entstanden sind wo ich dann die Leine gezogen habe. Leider.

Wenn einige Frauen und auch MĂ€nner diesen Text lesen wĂŒrden und auch genau diesen Gedanken beherzigen wĂŒrden dann könnten viele ohne Stress und Ärger durchs Leben gehen. Wir haben nur dieses eine Leben und da wĂ€re es zu wĂŒnschen, dass es der ein oder andere genießt...egal ob mit oder ohne Partner.

Geschrieben

Super geschrieben und ich möchte den Beitrag auch nicht zerpflĂŒcken, weil es grundsĂ€tzlich alles so beschreibt, wie ich es auch sehe.
Ich glaube aber, dass man die deutsche Sprache dahingehend nicht zu wörtlich nehmen sollte.
Wenn ich behaupte, ich habe einen Partner, dann meine ich nicht damit, ihn zu besitzen, sondern dass ich mit ihm vllt einen Teil meines Lebens zusammen verbringe.
Die Hilfsverben "haben" und "sein" werden oftmals falsch angewendet.

Geschrieben
vor 1 Minute, schrieb Yummy_Berry:

Und wo kann ich mich jetzt bewerben, dass Du mich heiratest? 😉

Ich entwerfe da mal ein Antragsformular und eine Beziehungsrahmenvereinbarung. Das is dann aber ein Fall fĂŒr's Off-Topic. 😂 

Geschrieben

Wie einige Vorredner schon ansprechen, du sprichst hier normal von einer Offenen Beziehung. Die habe ich auch und es ist besser als jede Beziehung die ich davor gepflegt habe.
Fakt, wenn du das so möchtest, dann mach es auch so, egal was andere davon halten.
Feste Regeln gehören besonders in solchen Beziehungen dazu. Auch wir haben diese.

Fakt 2, ja dein Text ist zu lang 😜

Geschrieben
Gerade eben, schrieb BlackJester:

Ich denke das ganz und gar nicht oberflĂ€chlich. Sondern eher sehr intim und aufeinander eingelassen - so offen, ehrlich und frei im Zusammensein miteinander, wie es nur möglich ist. Ohne Grenzen, Geheimnisse oder Misstrauen. 🙃

Gegenfrage, warum schenkt man diese Tiefe nicht einem Menschen😉? Freie Liebe bedeutet nicht , mehrere Partner zu haben. Sondern Freiraum zu lassen, und da mit zu Vertrauen. 

Geschrieben
vor 1 Minute, schrieb BlackJester:

Man kann sich freiwillig zum gemeinsamen Hauseigentum entscheiden. Die Freiheit wird dadurch ja nicht eingeschrÀnkt, man entscheidet sich ja gemeinsam zu etwas.

Ehm das Haus hat man aber ein paar Jahre und Beziehungen können  sich Àndern.  Und wenn man sich trennt kann es mit dem Haus und Finanziell kompliziert genug sein das man trozdem vorerst zusammen lebt :P

Geschrieben

Wichtig ist doch als Mensch autark zu existieren. Man kann sich durchaus lieben und zusammen sein, aber jeder hat trotzdem sein Leben und ist nicht vom anderen abhĂ€ngig. So möchte ich eine Beziehung fĂŒhren.

Geschrieben
vor 3 Minuten, schrieb Knuffelmaus_K:

Ich glaube aber, dass man die deutsche Sprache dahingehend nicht zu wörtlich nehmen sollte.

 

vor 3 Minuten, schrieb Knuffelmaus_K:

Die Hilfsverben "haben" und "sein" werden oftmals falsch angewendet.

Mit Worten lĂ€sst sich trefflich streiten, mit Worten ein System bereiten, an Worte lĂ€sst sich trefflich glauben, von einem Wort lĂ€sst sich kein Iota rauben... 😏

Allerdings finde ich genau das so schön an der Sprache: Die Leute nehmen sie nicht genau und damit ist das, was sie sagen, oftmals interpretationsfÀhig.

Wenn es jetzt um so etwas wichtiges wie Beziehungen geht (ich will ja gerade auch keine), dann denke ich, sollte man Worte mit Bedacht wÀhlen. 

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