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Bille


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Geschrieben

Als ich Bille zum ersten Mal sah, hatte ich schon einiges über sie gehört. Sie war eine jener „Szenegrößen“, deren Name in verschiedenen Zusammenhängen immer wieder mal fiel, besonders seit sie sich als Organisatorin von außergewöhnlichen Frauenfesten hervortat, außerdem wurde gelegentlich auch über ihre Qualitäten als Liebhaberin getratscht, was mich vermuten ließ, daß sie einer jener androgynen Frauentypen wäre, die überall umschwärmt wurden, wo immer sie auftauchten. 

Als sie an jenem Abend in die 'Mottenkiste' kam, war es schon spät, Margot hatte die Lichter im hinteren Teil des Gastraums gelöscht und saß mit uns um die Bar herum und hatte bereits den letzten „Schnitt“ ausgeschenkt, als Bille hereinkam. Margot war schon im Begriff gewesen, ihr übliches „Wir haben schon Feierabend!“ zu rufen, aber als sie die späte Besucherin erkannte, stand sie auf und begrüßte Bille mit einer Herzlichkeit, die nur selten bei ihr zu sehen war. Als Bille neben Margot in den Lichtkreis an der Bar trat, war ich sofort von ihr gefangen. Schneeweißes halblanges Haar, das sie ganz schlicht hinter die Ohren gestrichen trug, rahmten ein fein geschnittenes, überraschend junges Gesicht ein, ihre großen dunklen Augen wurden von einer rahmenlosen Brille mehr betont als verhüllt, darüber gerade, kräftige Augenbrauen, die einen merkwürdigen Kontrast zu ihrem Haar und der blassen, hohen Stirn bildeten. 

Als sie neben Margot auf einen Barhocker stieg, lehnte ich mich aus dem Lichtkreis zurück, um sie in Ruhe zu betrachten. Ihre Kleidung bildete einen umwerfenden Kontrast zu ihrer intellektuell wirkenden, fast askethischen Erscheinung, eine abgewetzte schwarze Motorradjacke, die etwas zu groß wirkte, hing offen über einem einfachen, weißen Feinripp-Unterhemd, ihre schmalen Hände waren wie ihr Gesicht schmucklos, ohne Lack und kosmetische Hilfsmittel. 

Die Unterhaltung, die bei Billes Ankunft ins Stocken geraten war, kam nur langsam wieder in die Gänge, ich merkte, wie sich die Frauen anders verhielten – weniger ungezwungen, ein bißchen aufrechter, ein bißchen akzentuierter in ihrer Ausdrucksweise, ausnahmslos alle schienen von Bille hingerissen zu sein und gaben sich Mühe, sich im besten Licht zu zeigen. Wir hatten davor locker von der Sehnsucht der meisten ach so freizügigen Szenelesben geplaudert, die fast jede Veranstaltung mit einer neuen Eroberung im Arm verließen, stets auf der Suche nach dem ultimativen Kick, kaltschnäuzig und „cool“ im Auftreten und doch so verzweifelt auf der Suche nach der Einen, der Wahren, nach der Frau, die ihren Hunger nach Beständigkeit und ewiger Treue stillen würde, und als nun das Gespräch wieder aufgenommen wurde, schien Bille intensiv zuzuhören, jede der Sprechenden bedachte sie mit direktem Blick, lächelte hier und da und nickte gelegentlich, und ich genoß es zu sehen, welche Wirkung ihre unaufdringliche und doch intensive Aufmerksamkeit auf die Frauen hatte. 

Ich weiß nicht mehr genau, worum es im weiteren Verlauf der Unterhaltung ging, irgendwann warf Bille eine Bemerkung in die Unterhaltung ein, und der Klang ihrer Stimme gefiel mir: tief, bedächtig, nicht laut, aber nachdrücklich genug, daß es unmöglich war, sie zu überhören. Das war der Moment, als ich beschloß, das „Licht anzuknipsen“, wie ich das für mich nannte. Ich lehnte mich ein Stück nach vorne, so daß mein Gesicht wieder in den Lichtschein tauchte, und legte meinen Schlüsselbund gerade so geräuschvoll vor mir auf den Tisch, daß Bille den Kopf wandte und in meine Richtung sah. Ich hob mein Glas, nickte ihr grüßend zu, bevor ich einen Schluck trank, dann ließ ich meinen Blick der Unterhaltung folgend wandern, ohne mich weiter um sie zu kümmern. 

So als wäre mein Schlüssel auf der Theke ein Signal gewesen, begannen die Frauen sich nun zu verabschieden, zogen sich ihre Jacken über, zahlten, eine kleine Unruhe entstand durch verabschiedende Küßchen und Versprechen, man würde einander anrufen, Türen klappten, dann kehrte Ruhe ein. Schweigend goß Margot mir noch etwas vom Merlot ein, sah Bille fragend an, bevor sie ihr ein weiteres Bier zapfte, dann begann sie, die leeren Gläser einzusammeln und in der automatischen Bürstenspüle abzuwaschen. Bille und ich saßen nun alleine an der Bar, und ich ließ meinen Blick eine ganze Weile auf meinem Weinglas ruhen, strich versonnen mit dem Finger auf dem Rand des Glases entlang, erst dann schaute ich auf – und direkt in Billes Augen. Sie lächelte irgendwie vertraut, fast verschwörerisch, bevor sie sagte: „Ist wie die berühmte Ruhe nach dem Sturm, nicht wahr?“ Ich war mir nicht sicher, ob mir eine Antwort ohne zu stottern gelingen würde, also lächelte ich einfach zurück und versteckte mein Gesicht hinter meinem Glas, dann fragte Bille überraschend direkt: „Und welche Sorte Nachtfalter bist du? Keine Frau für eine Nacht, nehme ich an.“ 

„Doch. Nur!“ - mehr brachte ich nicht heraus, und ich hoffte, sie hätte den verräterisch kratzenden Ton in meiner Kehle nicht wahrgenommen. Jetzt war es an ihr, überrascht auszusehen, aber sie fing sich schnell, hielt meinen Blick fest, während sie ihr Glas leerte, dann fragte sie leicht: „Na, worauf warten wir noch?“

Als wir die 'Mottenkiste' zusammen verließen und die paar Schritte bis zum nächstgelegenen Taxistand gingen, herrschte Schweigen zwischen uns, die eine seltene, köstliche Intimität erzeugte, wie sie zwischen Frauen viel zu selten entsteht. Bille öffnete mir auf altmodisch anmutende Weise die hintere Tür des Taxis und wartete, bis ich eingestiegen war, bevor sie um den Wagen herumging und auf der anderen Seite einstieg. Sie rutschte auf der Rückbank auf den mittleren Sitz neben mich, beugte sich nach vorn, um den Fahrer das Ziel anzuweisen, dann lehnte sie sich aufatmend zurück und lächelte mich verheißungsvoll an. „Gentlewoman“, flüsterte ich leise spottend, während ich ihre Hand neben mir ertastete und festhielt, und neugierig ließ ich eine Fingerkuppe die Form ihrer Hand erkunden, lauschte dabei auf ihren Atem und hob schließlich ihre Hand an meine Lippen, um die Erkundungen mit der Zungenspitze fortzuführen. Ich schnupperte an ihr, freute mich darüber, daß sie kein Parfüm trug, und sie ließ mich einen kleinen Moment gewähren, bevor sie mir sanft, aber nachdrücklich ihre Hand entzog, um sie auf meine Wange zu legen und mein Gesicht zu sich zu ziehen. 

Es war ungewohnt, ihr die Führung zu überlassen, aber willig folgte ich ihr und hielt still, als sie zart, kaum spürbar meine Lippen mit ihren berührte. Wieder lächelte sie, ließ mich ihren Atem in meinem Gesicht spüren, dann lehnte sie sich wieder zurück, schweigend verbrachten wir den Rest der Fahrt zu ihrer Wohnung. Wir schwiegen auch noch, als wir ausgestiegen waren, Bille schien eine Frau der leisen Gesten zu sein, eine, die führen wollte und das auf so zurückhaltende Weise vermochte, daß ich mich gerne fügte. Als ich hinter ihr ihre Wohnung betrat, drehte sie sich zu mir um, sah mich eine Weile nur stumm an, dann nahm sie wieder meine Hand. „Mein Sohn schläft schon, wir müssen leise sein“, flüsterte sie, und für einen kurzen Augenblick flackerte etwas in ihrem Blick auf, das ich zuerst nicht deuten konnte, erst mein Nicken zauberte wieder jenes Lächeln in ihr Gesicht, das sie so unwiderstehlich aussehen ließ. 

Von ihrem Schlafzimmer sah ich so gut wie nichts, Bille nahm mich so gefangen, daß mir mein üblicher, prüfender Blick in den Raum diesmal gar nicht in den Sinn kam. Sie überraschte mich, denn kaum war die Tür hinter uns geschlossen, ließ sie sich in einen Sessel gegenüber ihres Bettes fallen, warf ein Bein betont lässig über die Lehne, lehnte sich zurück und sagte so leise, daß ich sie kaum verstehen konnte: „Ich will, daß du dich ausziehst, ganz langsam, machst du das für mich?“

Das war heftig, brachte mich ziemlich aus der Fassung, und einen Moment lang zögerte ich. Ich war es nicht gewohnt, mir das Heft aus der Hand nehmen zu lassen, für gewöhnlich war ich diejenige, die ihre Gespielinnen dazu brachte, sich für mich fallen zu lassen, mich jetzt in dieser passiven Rolle wiederzufinden bereitete mir ein leises Unbehagen. Aber ich war auch neugierig, darauf, wie weit sie wohl gehen würde, darauf auch, wie weit ich selbst gehen würde. 

Es wurde wahrscheinlich der unbeholfenste Striptease, der je vorgeführt worden ist. Zwar versuchte ich, jede Bewegung langsam und frivol aussehen zu lassen, aber es war gar nicht so einfach, die Gürtelschnalle zu öffnen, mich aus der Jeansjacke zu winden, die Hosen herunterzulassen und die dunklen Socken von den Füßen zu ziehen und bei all dem zu versuchen, einen lasziven Eindruck zu machen. Irgendwann wagte ich einen etwas verschämten Blick in Billes Gesicht, und nur ihrem geröteten, lächelnden Ausdruck war es zu verdanken, daß ich mir dabei nicht allzu lächerlich vorkam. Und noch etwas sah ich... sie hatte ihre Hand vorne in ihre Hose geschoben, sie bewegte sich kaum, nur sehr dezent waren kreisende Bewegungen zwischen ihren Beinen zu sehen. Du lieber Himmel, das machte mich an! Sie mußte mich nicht extra bitten, mit meiner Aufführung fortzufahren, allmählich begann mir die Sache Spaß zu machen. Gewollt langsam öffnete ich jetzt Knopf für Knopf meines Hemdes, drehte mich dabei so, daß sie mich halb von der Seite sehen konnte, ließ verspielt das Hemd langsam von der ihr zugewandten Schulter gleiten und sah ihr intensiv in die Augen, während ich meine Hand in den BH gleiten ließ. 

Billes Atem ging mittlerweile schnell und ich sah, wie ihre Hand in ihrem Schritt jetzt einen wilderen Tanz aufführte, und als ich meine Brust aus dem BH holte, war ihr Blick so selbstvergessen erregt, daß meine eigene Lust sich daran festhielt. Inzwischen hatte ich mein Hemd zu Boden fallen lassen und hatte etwas Mühe, die Schließe des BHs in meinem Rücken zu öffnen – für einen kurzen Moment verfluchte ich die Erfindung der eng anliegenden, schmucklosen Sport-BHs, die ich immer trug – aber dann war auch das geschafft, und in einer Vorwärtsbewegung ließ ich das Ding von meinen Schultern die Arme heruntergleiten, richtete mich dann auf, um meine Arme hinter den Kopf gelegt meine Brüste darzubieten. „Dein Slip, du hast noch den Slip an“ - Billes Stimme klang jetzt heiser, und ich spürte, wie sich ihr Blick regelrecht in meine Möse bohrte. 

Wieder zauderte ich, kam mir merkwürdig vor, dann warf ich diesen Rest der Zurückhaltung über Bord und streifte das letzte Stück Stoff von meinen Hüften. Als es an meinen Beinen heruntergeglitten war, stieg ich heraus und ging auf Bille zu, stellte mich direkt vor sie zwischen ihre geöffneten Beine, sah auf sie herunter und forderte sie stumm auf, mich zu berühren. Sie ließ sich Zeit damit. Langsam beugte sie sich nach vorn, sog mit geschlossenen Augen meinen Duft ein, dann zog sie ihre Hand aus ihrer Hose und hielt sie mir entgegen, stumm, bittend, und ich verstand, nahm sie, beugte mich zu ihr herunter und begann, sie zärtlich sauberzulecken. Das war Sex pur, unsere Augen waren jetzt so eng ineinander verflochten, so intim die Düfte, ihr Geschmack, ihre Mimik, ich sah das leichte Zittern auf ihrer Lippe, als sie meine Zunge spürte, ein Finger stahl sich zwischen meine Lippen, wollte gesaugt werden, und mein Atem ging mittlerweile ebenso stoßweise wie ihrer. Noch immer hatte sie mich nicht weiter berührt, meine Möse pochte inzwischen heiß und fordernd, und ein kleiner, heftiger Herzschlag jubelte in mir, als sie endlich aufsprang, mich stürmisch zum Bett dirigierte, mich fast hineinstieß, um sich dann auf mich fallen zu lassen. 

Als ihre Hand endlich den Weg in meine Spalte fand, konnte ich nur keuchen, so unvermittelt und heftig reagierte mein Körper. Ich spürte meine Nässe, spürte sie eintauchen, ohne Zögern schob sie mir ihre Finger in die Öffnung, und dann stieß sie zu: hart, heftig, tief, wild, und ihre Augen über mir sahen plötzlich fordernd aus, als sie mich so nahm, fickte, unnachgiebig ihren Rhythmus zu meinem machte. Ich kam schnell, heftig, mein Körper bäumte sich ihr entgegen und ein tiefer Laut drängte aus meiner Kehle nach oben, den Bille mit ihrer freien Hand zurückzwang, unnachgiebig, bis ich den höchsten Punkt erreichte, überschritt und die Zuckungen meines Unterleibs fast schmerzhaft intensiv mit geschlossenen Augen hinnahm, froh um ihre Hand, die noch immer in mir war, noch immer hart, aber still hielt. 

Ich weiß nicht mehr, wie lange ich brauchte, bis sich mein Atem beruhigte, erinnere mich nicht mehr, ob Bille etwas sagte. Als ich meine Augen wieder aufmachte, lag sie auf mir, sah mir ernst, fast feierlich ins Gesicht, schien jede kleine Nuance in meiner Miene zu studieren, und es war, als würde jeder ihrer Blicke mein Gesicht streicheln. Irgendwann überlief mich ein kleines Frösteln, die kühle Luft machte sich auf meiner allmählich trocknenden Haut bemerkbar, und erst da rollte Bille sich von mir herunter, zog fürsorglich die Decke um mich, gab mir einen kleinen Kuß auf die Stirn und stand auf. „Schlaf jetzt“, sagte sie, und ich wunderte mich, daß ich kein Verlangen verspürte, ihre Zärtlichkeiten zu erwidern, ihr von der Lust, die sie mir geschenkt hatte, etwas zurückzugeben. Während ich in den Schlaf hinüberglitt, galt mein letzter Gedanke Bille, wie sie neben dem Bett stand, noch immer voll angekleidet, und so nahm ich sie mit in den Schlaf. 

Es war eine der seltenen Begegnungen, bei denen ich über Nacht blieb, im fremden Bett aufwachte, mich an einen gemeinsamen Frühstückstisch setzte. Wir redeten auch da nicht viel miteinander, lächelten gelegentlich, wenn sie unsere Augen begegneten, und es war das gleiche Lächeln, das wir beibehalten haben, wann immer wir uns in den Jahren danach über den Weg gelaufen sind.

Geschrieben

wieder richtig gefühlvoll geschrieben
ich freue mich auf die nächste Geschichte aus der Mottenkiste

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