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Von Sinnen


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Geschrieben

Fühlen
Es war nur eine halbe Sekunde. Es war schon lange her. Und dennoch kann ich mich an genau an diesen Augenblick erinnern. Es erscheint mit heute so, als ob ich diese halbe Sekunde immer weiter zergliedern könnte, damit ich jede zehntel, nein, jede hundertstel Sekunde in Gedanken auskosten kann. Das ist meine Meditation.

Es war vor vielen Jahren in einem Club. Es war spät. Es war laut. Der Bass ging durch die Ohren in den Bauch und von da aus in die Beine. Schon seit Stunden tanze ich ohne Unterbrechung. Mit einer angenehmen Menge Alkohol im Kopf und dem stampfenden Rhythmus um mich herum verflüchtete sich meine bewusste Wahrnehmung, so dass meine Umgebung zu einem synästhetischen Gesamtkunstwerk wurde. Und so hätte ich noch Stunden weitertanzen können. 

Obwohl es unendlich voll war. Obwohl es unendlich heiß war. Und obwohl ich ganz woanders war, spürte ich mit einem Mal, eine Veränderung. Es war nicht viel. Nur als ob das Licht ein klein wenig dunkler würde oder als ob die Musik minimal lauter gedreht würde. 
Ein Hauch streifte meinen Nacken. Hinter mir stand jemand. Die Körperwärme stach zwischen die Wärme der ganzen anderen Körper hervor. Und ich wusste, dass es kein Zufall war. Dann spürte ich, wie es noch wärmer wurde und der Atem meinem Nacken näherkam. Immer noch in luzider Trance tanzte ich weiter. Bis ich spürte, wie sich ein Körper an mich herandrückte. Ich konnte nicht sehen. Aber so klar fühlen, dass sich dieser Körper vor meinem inneren Auge abzeichnete. Auf meinem Rücken spürte ich warme, feste Brüste und an meinem Po spürte ich das Becken, das sich mit kreisenden Bewegungen an mich presste. Über meine gesamte Rückseite spürte ich den ganzen Körper, der mich umarmte. 

Mehr noch: Für einen kurzen Augenblick glitt eine Hand über meinen Schritt. Es war kein Zupacken, sondern nur ein leichtes Streichen. Ein Hauch. Aber mir erschien es so, als ob der Stoff meiner Hose diese Bewegung verstärken würde, so dass ich diese Leichtigkeit in einer ungeahnten Intensität wahrgenommen habe. Alles zusammen dauerte nicht länger als eine halbe Sekunde. Dann löste sich der unbekannte Körper wieder und verschwand in der Menge. 

Als ich mich umdrehte, war alles wie zuvor – viele Menschen, viel Bass. Und auch ich tanzte weiter. Aber ich habe diese kurze Berührung abgespeichert. Immer wieder versuche ich mich zu erinnern, um diese Situation aufzurufen und diese Begegnung nachzufühlen. Das erfordert Zeit. Das erfordert Konzentration. Das ist meine Meditation. 

Hören
(folgt)

 

Sehen
(folgt)

 

Schmecken
(folgt)

 

Riechen
(folgt)

 

 

 

 

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