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Attraktiv Trotz Chemo


Empfohlener Beitrag

Geschrieben

Süße- für Krebs gibt's kein richtiges Alter...



jupp weiß Süsse aber 21 ist schon früh ;(


Geschrieben (bearbeitet)

So. ich will auch mal ein paar Worte zu dem Thema aus erster und zweiter Hand sagen.
Sorry wenn ich hier evtl. etwas wiederhole, aber alle Beiträge schaff ich jetzt nicht vollständig zu lesen. Ich habe aber versucht alles zu überfliegen.

Ich habe meine Frau erst kennen gelernt als ihre Brust ab war und ihre erste Chemo schon hinter ihr lag.
Sie berichtete davon, dass es ihre größte Sorge damals ihr Überleben war. Sie hatte allerdings schon einen Einblick in das Thema, da ihrer Mutter schon vorher beide Brüste amputiert und wieder aufgebaut wurden.
Sie hat sich aber gegen einen direkten Aufbau entschieden (das ist zu dem Zeitpunkt zumindest auch für die Ärzte mit ein wichtiges Thema um mehrfache Operationen zu vermeiden). Als die Übelkeit der Chemo nicht mehr aktuell war hat sie sich auch mit ihrem Aussehen beschäftigt, damals aber auf eine Perücke verzichtet und sich mit Tüchern begnügt.

Danach hat sie mehrere Rehas gemacht und immer wieder von den dortigen Schmink- und Beratungsworkshops (Brustprothesen und dafür spezielle Kleidung wie Badeanzüge, BHs) berichtet. Vielleicht ist das ein Spezialangebot dieser Kliniken (sie hatte sich trotz Kassenpatientin immer die wirklich guten raus gesucht!), aber die Kosten und Folgekosten (Prothesen, spezielle BHs, Badeanzüge, Perücken, ...), werden zumindest zum Teil von den Krankenkassen bezahlt (z.T. nur Anteile, bzw. nur maximale Beizahlungen pro Jahr)

Natürlich ist das alles ein Markt, bei dem sich gut Geld machen lässt, und daher werden die potentiellen Kundinnen auch arg beworben, aber auf der Babystation passiert das auch (wie viel Werbeartikel bekommt eine frische Mutter?) und da regt sich kaum einer auf.
Das ganz große Geld macht aber die Pharmaindustrie mit den Medikamenten, die letztendlich alle Beitragszahler finanzieren. Aber wer will entscheiden: "wie viel ist ein Menschenleben wert?" (Ich denke, das ist aber eine andere Diskussion)

Zur Diskussion der Schönheit möchte ich noch auf die amerikanische Künstlerin Joanne Matuschka (**edit by mod**) hinweisen. Sie hat schon früh mit Selbstbildern das Thema Brustamputation aufgegriffen.
EDIT: Hätte ich fast vergessen: meine Frau war davon sehr beeindruckt: die Filme der Lebenskünstlerinnen: (**edit by mod**) "Sieben Frauen - Ihre Erfahrungen mit Krebs" und zuletzt auch von "Bilder, die bleiben".

Meine Frau hat im Laufe ihrer Krankheit (Metastasen) diverse Änderungen in ihrem Aussehen durch gemacht. Ich hab sie trotzdem geliebt (Kortison-Hochdosis, Haarausfall wegen Bestrahlung der Hirntumore, Lymphödeme der Beine) und ihr Aussehen war mir in den Momenten überhaupt nicht wichtig.

Ob eine Frau "Verschönerungen" wie Perücke, Prothesen, Schmincktipps, ... braucht muss sie schlussendlich aber alleine für sich entscheiden. Und dazu gehören sicherlich Fragen der Akzeptanz des sozialen Umfeldes oder auch wie Umständlich ist es jedesmal die Krankengeschichte zu erzählen, weil jeder Auswirkungen der Krankheit sieht.

Meine Frau hat z.B. fast immer eine Prothese getragen, zumindest außer Haus. Das hatte sicher auch einen ganz praktischen Aspekt: wie viel asymmetrische Kleidung gibt es für einseitig Brustamputierte (Bei Körbchengröße C ist das schon ein beachtlicher Unterschied)?


Was mich an der Bemerkung im Eingangsposting am meisten schockierte war der Begriff "pietätlos" = keine Ehrfurcht vor den Toten
War die Angestellte da etwas einfach im Denken und benutzte einen Begriff den sie nicht (richtig) kannte, oder war das Denken schon so sehr fest gelegt?

Heutzutage ist die Diagnose Krebs kein Todesurteil.


bearbeitet von linguafabulosa
**URL entfernt - hier können alle User mit Tante Google kommunizieren ;-)**
Geschrieben

@Jatropha72...
Ich bezog das vorallem auf diesen Teil ...

.... zumal sie ja tagtäglich mit der Attraktivität der anderen konfrontiert werden.


Meine Meinung ist halt, daß ein Mensch der gefestigt ist und sich SEINER bewusst, diesem "Vergleich" statthält.
Hm, wie soll ich`s ausdrücken, damit`s verständlich ist?

Meine Mum ist so gefestigt gewesen und sich ihrer selbst bewusst, daß sie sich nicht mit der
"Attraktivität" anderer konfrontiert sah. Das sie das gar nicht wahrgenommen hat bzw. als Anlass, um ihre ÄUSSERLICHE Attraktivität nach der OP und Bestrahlung zu überdenken bzw. zu verändern.

Ich glaube es liegt auch viel daran, wie man selber mit dem Thema, wenn man Betroffener ist, umgeht.
Meine Mutter ist dankbar, glücklich und froh um jeden Tag, den sie leben darf, den sie an der Seite ihres Mannes verbringt. Jeden Tag, den sie bewusst erleben darf, ohne sich Gedanken um ihre
ÄUSSERLICHE Attraktivität zu machen.


Geschrieben (bearbeitet)





Was mich an der Bemerkung im Eingangsposting am meisten schockierte war der Begriff "pietätlos" = keine Ehrfurcht vor den Toten
War die Angestellte da etwas einfach im Denken und benutzte einen Begriff den sie nicht (richtig) kannte, oder war das Denken schon so sehr fest gelegt?



Lieber lustigerWitwer, ich danke Dir für Deinen Beitrag.
Im Palliativ-Bereich verwenden wir den Begriff Pietät im Zusammnehang mit dem Respekt...der Empathie...dem Feingefühl, die wir sowohl den lebenden als auch den toten Patienten entgegenbringen. Insofern wäre es um so interessanter, zu wissen, was die Angestellte in der Apotheke unter pietätlos versteht.



Ich glaube es liegt auch viel daran, wie man selber mit dem Thema, wenn man Betroffener ist, umgeht.
Meine Mutter ist dankbar, glücklich und froh um jeden Tag, den sie leben darf, den sie an der Seite ihres Mannes verbringt. Jeden Tag, den sie bewusst erleben darf, ohne sich Gedanken um ihre ÄUSSERLICHE Attraktivität zu machen.[/COLOR]


Liebe Geile72. Du sagst es: Das Erleben und die Auseinandersetzung mit dieser Krankheit ist so individuell wie wir Menschen verschieden sind.
Es gibt Patientinnen, für die Äußerlichkeiten spätenstens in einer solchen Extremsituation vollkommen nebensächlich werden...und es gibt solche, für die das Aussehen nach wie vor eine hohe Wertigkeit hat...bzw. bekommt, weil sie von der Krankheit und der daraus resultierenden Therapie so drastisch gezeichnet werden...


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben

Mit der Interpretation sollte man aber trotzdem vorsichtig sein. Pietät bezieht sich im allgemeinen Sprachgebrauch nicht nur auf den Bereich des Sterbens und des Todes. Es wird auch generell für Achtung und Respekt benutzt.


Geschrieben (bearbeitet)

Im Palliativ-Bereich verwenden wir den Begriff Pietät im Zusammnehang mit dem Respekt...der Empathie...dem Feingefühl, die wir sowohl den lebenden als auch den toten Patienten entgegenbringen.


Für mich gehört der Tod aber sehr zum Pallitiv-Bereich dazu, auch wenn nicht jeder Palliativ-Patient nur noch den Tod vor Augen hat (meine Frau hat sich auf der Palliativstation zweimal so gut erholt, dass sie wieder nach Hause gegangen ist.) so hat der Tod aber schon sehr deutlich an die Tür geklopft.
Und bestimmt nicht jeder Krebspatient gehört dazu.

BTW: Ich halte den Palliativbereich in unserem Gesundheitssystem als einen der menschlichsten weil es dabei nicht nur um Behandlung nach vorgegebenen Schematas geht.


Pietät bezieht sich im allgemeinen Sprachgebrauch nicht nur auf den Bereich des Sterbens und des Todes. Es wird auch generell für Achtung und Respekt benutzt.


Ich weiß dass es in jeder Sprache immer wieder Begriffsveränderungen gibt (bekanntestes Beispiel mag das Wort "geil" sein), aber mir ist bisher noch keine Bedeutungsänderung Für "Pietät" unter gekommen. Daher würde ich eher von einer vereinzelten Falschverwendung von Fremdworten aus gehen.


bearbeitet von lustgerWitwer
Geschrieben (bearbeitet)




Ich weiß dass es in jeder Sprache immer wieder Begriffsveränderungen gibt (bekanntestes Beispiel mag das Wort "geil" sein), aber mir ist bisher noch keine Bedeutungsänderung Für "Pietät" unter gekommen. Daher würde ich eher von einer vereinzelten Falschverwendung von Fremdworten aus gehen.


Mhm- ich weiß es nicht...laut Ballou findet der Begriff auch jenseits von Krankheit und Tod Verwendung...da ich seit Jahren ausschließlich im Palliativbereich arbeite, und den Begriff unabhängig davon noch nicht gehört habe, und Du selbst den Begriff auch nur aus meinem -sehr spezifischen - -Bereich kennst, ist ja nun kein Indiz dafür, dass er auch anderweitig verwendet wird.
What ever: Selbst wenn die Angestellte es einfach nur taktlos fand, eine Betroffene für die Werbung zu verwenden, so finde ich dieses Argument doch sehr fragwürdig...ich sollte bei Gelegenheit mal tief durch atmen, mir ein Lächeln ins Gesicht schrauben, und die Dame noch mal fragen, wie sie das eigentlich gemeint hat...


bearbeitet von Gelöschter Benutzer
Geschrieben (bearbeitet)

Pietas ist die Ehrfurcht: vor dem Sterben, vor dem Tod, vor dem Leben, vor der Natur oder was weiß ich noch. Und nicht nur im klerikalen Sinne.


bearbeitet von mundspieler
Geschrieben

@Mundspieler Um nicht immer mit Wiki zu kommen: der große Brockhaus definiert Pietät wie folgt: Frömmigkeit, Ehrfurcht, Anhänglichkeit. (Die Definition von Wiki ist ähnlich wie meine)

Geht aber nicht um Rechthaberei - es macht aber schon einen Unterschied, ob die Angestellte damit "nur" taktlos war oder Chemo-Patientinnen gleich zu Todeskandidatinnen abgestempelt hat. Die zweite Variante wäre um einiges zynischer.


Geschrieben


es macht aber schon einen Unterschied, ob die Angestellte damit "nur" taktlos war oder Chemo-Patientinnen gleich zu Todeskandidatinnen abgestempelt hat. Die zweite Variante wäre um einiges zynischer.

YEP. und wegen der notwendigen zehn Zeichen nochmal: YEP.


Geschrieben

Im Thread *Macht Intelligenz sexy* hat eine Userin einen Satz geschrieben, der genau das aussagt, was ich meinte im Bezug auf den eigenen Umgang, dem Selbstbewusstsein und der Attraktivität trotz Chemo/Bestrahlung...

Wenn sich aber ein Mensch sich seiner selbst bewußt ist, strahlt er das auch aus...dafür muss er nicht dem heutigen Schönheitsideal entsprechen.


Geschrieben

Dennoch ist es meiner Meinung nach kein Widerspruch, trotz Selbstbewusstsein den optischen Auswirkungen einer Chemo entgegenzuwirken. Bitte beantworte mir mal folgende Frage: Wenn Selbstbewusstsein alleine ausreicht, um attraktiv zu sein, warum versucht sich dann fast jede Frau in irgendeiner Form aufzuhübschen? Gerade beim Stylen geht es doch eher darum, die eigenen optischen Merkmale positiv hervorzuheben, respektive zu kaschieren...ich kann jeden verstehen, der sich dagegen wehrt, die Folgen einer Krankheit für alle sichtbar vor sich her zu tragen. Wir alle kriegen doch schon 'ne Krise, wenn wir einen fiesen Pickel in unserem Gesicht entdecken...Wie soll sich dann eine Frau fühlen, bei der sich zu allem Elend noch 'nen Herpes auf ihre spröden Lippen plaziert...der plötzlich die Wimpern und Augenbrauen fehlen..die aufgrund des Cortisons vollkommen aufgedunsen ist...?
Nicht jede Patientin aber ein Großteil der Frauen nimmt diese Workshops in unserem Krankenhaus gerne wahr. Welchen Rückschluss lässt das zu? Dass es einem Großteil der Patientinnen lediglich an Selbstbewusstsein fehlt und die wenigen anderen die Auswirkungen ihrer Krankheit entsprechend selbtbewusst ertragen?


Geschrieben

Wenn man für fehlendes Selbstbewußtsein die 'künstliche' Verschönerung nimmt, hat wohl nur ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung genug Selbstbewußtsein. Immerhin haben schon fast alle Frauen (und Männer holen stark auf!) einmal Verschönerungsmittel wie Feuchtigkeitscreme, Lippenstift, Rouge benutzt. Ganz zu schweigen von technischen Hilsmittel wie Perücken, Push-Up-BHs, Korsetts/Korsagen.
oops. da fällt mir ein, dass es wohl kaum einen Menschen gibt der sich sein natürlich gewachsenes Haar nicht hat schneiden lassen. Auch eine künstliche Veränderung, Verschönerung?

Mist, jetzt haben wir gar keine Menschen mit Selbstbewußtsein mehr. Ist Selbstbewußtsein nur eine Illusion?
Vermutlich alles nur eine Erfindung von Seminaranbietern und der "Schönheits"-Industrie. ...


Geschrieben



Mist, jetzt haben wir gar keine Menschen mit Selbstbewußtsein mehr. Ist Selbstbewußtsein nur eine Illusion?
Vermutlich alles nur eine Erfindung von Seminaranbietern und der "Schönheits"-Industrie. ...

Krieg dich wieder ein und mach bitte 'nen Thread draus- wirklich ganz geiler Denkansatz...


Geschrieben

Interessantes Thema...


Für sie ist das Aufhübschen eher ein Stück weit die Rückkehr zur Normalität in diesen sonst so entsetzlichen Lebensalltag.



Ist das die Rückkehr in die Normaliät oder die Rückkehr in die Perversion? In meiner unmittelbaren Umgebung haben 95% aller weiblichen Wesen unter 30 eine ausgeprägte Selbstwahrnehmungsstörung. Fast jede von den findet sich zu fett (obwohl sie es nicht sind). Andere finden sich nicht hübsch genug. Einige möchten sich die Möpse aufmotzen lassen oder sind vielleicht nicht zu so drastischen Schritten bereit, aber trotzdem mit der Größe ihrer Brüste unzufrieden.
Desweiteren legen fast alle Frauen unter 30, die ich kenne, sehr viel Wert darauf nicht negativ aufzufallen oder anzuecken. Die möchten den ganzen Tag lieb oder niedlich oder nett oder sexy oder begeherenswert oder sonst was sein. Es geht aber immer um Anerkennung von Anderen.
Und das ist es auch, was ich als deutlich kritikwürdig empfinde. Wenn eine Frau selbst im Angesicht des Todes noch meint, anderen gefallen zu müssen, dann macht mich das einfach nur traurig. In den Augen der anderen gtu auszusehen, das macht man doch nicht für sich selbst. Und da brauchst Du mir auch nicht mit dem Blick in den Spiegel kommen, den das ist ja nichts anderes, als die Perspektive besagter Anderer zu übernehmen.

Ich habe letzte Woche einen Menschen, der mir sehr viel bedeutet hat, begraben. Er war zwar ein Mann und es war Lungen- und kein Brustkrebs und somit spielte Schönheit da jetzt keine Rolle. Allerdings glaube ich, daß er zumindest zu Anfang Schwierigkeiten damit hatte, sich von mir besuchen zu lassen, weil er mir das negative Bild, was er verkörpert hat, ersparen wollte. Ich hoffe, ihr könnte nachvollziehen, wo ich die Verbindung sehe.
Ich war auf jeden Fall sehr dankbar für jede Minute, die ich noch mit ihm verbringen durfte und mir war es total egal, wie er aussah. Für mich war es wichtig das tun zu können, ihn begleiten zu dürfen, seinen Schmerz teilen zu dürfen. Ich bin noch recht jung und habe wenig Erfahrung mit dem Tod. Aber dabei sein zu dürfen, ein Teil sein zu dürfen, das hat mir sehr geholfen, damit umzugehen, zu verstehen. Das Leid vor dem er mich schützen wollte, das war eine notwendige Erfahrung.
Ich glaube, ich verliere mich gerade ein wenig im Schreiben, ist alles noch recht frisch. Worauf ich auf jeden Fall hinaus wollte, ist das es überhaupt keinen Wert für den Kranken selbst hat, beim Sterben oder sei es auch nur beim krank sein gut auszusehen. Das macht er für Andere. Das ruft bei mir einfach nur die Assoziation mit "den Schein waren" wach. Wer am Sterben ist, der sollte sich nicht mit diesem Sozialisationsmüll aufhalten müssen sondern einfach für sich kämpfen dürfen.


Geschrieben

@ WrongPlanet:Ich danke Dir für Deine Sicht auf das Thema...was mich allerdings stört,ist dass Du Deine eigene Wahrnehmung und Einstellung auf alle Betroffenen projezierst. Du machst sie damit pauschal zu Opfern des Schönheitswahns und das kann und möchte ich so nicht stehen lassen. Interessant findest Du das Thema? Hast Du Dir auch die Mühe gemacht, sämtliche Beiträge in diesem Thread zu lesen? Du hast Recht: Die Patienten haben weiß Gott andere Sorgen und Nöte, als sich dickere Titten oder weniger Hintern zu wünschen...Aber darum geht es hier auch nicht...Deine Art zu schreiben, lässt mich vermuten, dass Du kognitiv sehr wohl in der Lage bist, Dich mit dem gesamten Spektrum des Themas zu befassen und daraus Deine eigenen Rückschlüsse zu ziehen...deshalb nochmal meine Frage: Hast Du sämtliche Beiträge gelesen?


Geschrieben (bearbeitet)

was mich allerdings stört,ist dass Du Deine eigene Wahrnehmung und Einstellung auf alle Betroffenen projezierst. Du machst sie damit pauschal zu Opfern des Schönheitswahns und das kann und möchte ich so nicht stehen lassen.



Ja, vielleicht pauschalisiere ich da tatsächlich etwas. Aber mir macht es einfach Angst, daß soviele Frauen in meinem Umfeld ein so gestörtes Verhältnis zu ihrem Körper haben.



Interessant findest Du das Thema? Hast Du Dir auch die Mühe gemacht, sämtliche Beiträge in diesem Thread zu lesen?



Hörte sich das mit dem interessant zynisch an?
Ja, ich habe versucht den ganzen Thread zu lesen. Ich wußte dann auch ziemlich genau, was ich schreiben wollte, aber beim Schreiben ist mir das dann wohl ein wenig durcheinander geraten und wegen dem Thema Krebs kamen dann auch noch mal zwischen durch die Emotionen hoch.


Du hast Recht: Die Patienten haben weiß Gott andere Sorgen und Nöte, als sich dickere Titten oder weniger Hintern zu wünschen...



So sollte das nicht rüberkommen. Es ging mir weniger um die Schönheitsopgeschichte sondern um den grundsätzlichen Willen, in den Augen anderer zu gefallen. Freiheit ist doch, wenn man das machen kann, was man möchte und ich habe bei vielen jungen Frauen das Gefühl, daß sie sich selbst in ihrer Freiheit einschränken, aus Sorge nicht gefallen zu können.
Und Ballou1957 hatte ja in ein paar Beispielen dargelegt, wie sehr Schönheitsideal auch im Bereich der Krebsmedizin reinspielt. Die Frau, die nicht um Arzt ging, aus Angst ihre Brüste zu verlieren, ist sicherlich ein extremes Beispiel.



Wenn Selbstbewusstsein alleine ausreicht, um attraktiv zu sein, warum versucht sich dann fast jede Frau in irgendeiner Form aufzuhübschen?



Also diese Frage läßt ja zwei Rückschlüsse zu. Der erste Rückschluß: es gibt ganz viele Frauen mit Selbstbewußtsein, die Spaß daran haben, sich aufzuhübschen. Der andere Rückschluß wäre, es gibt nur ganz wenige Frauen mit gesundem Selbstbewußtsein. Ich persönlich tendiere eher zu zweiterem Schluß und hoffe, daß das nicht chauvinistisch rüberkommt, so ist es nämlich nicht gemeint.


bearbeitet von WrongPlanet
Geschrieben


Also diese Frage läßt ja zwei Rückschlüsse zu. Der erste Rückschluß: es gibt ganz viele Frauen mit Selbstbewußtsein, die Spaß daran haben, sich aufzuhübschen. Der andere Rückschluß wäre, es gibt nur ganz wenige Frauen mit gesundem Selbstbewußtsein.

Und warum hübscht Du selbst Dich auf? Ich danke Dir -lich, dass Du Dich so ausführlich mit meiner Erwiderung beschäftigt hast und hoffe, bei Gelegenheit noch mehr von Dir zu lesen.


Geschrieben

Und warum hübscht Du selbst Dich auf?



Ok, die Frage ist fies. Also ich habe gelernt, daß man sich viele Möglichkeiten verbaut, wenn man rumläuft wie ein Penner. Und natürlich bin ich nicht im geringsgten eitel und hübsche mich auch nicht auf, sondern benutze gerade soviel Körperpflege und Stil, daß ich mich nicht verhäßliche. ;D
(Wer Ironie findet, darf sie behalten.)


und hoffe, bei Gelegenheit noch mehr von Dir zu lesen.



Keine Sorge. Ich finde, dieses Forum hat seinen ganz eigenen Charme, der mir aber auf jeden Fall sehr zusagt.


Geschrieben

Ok, die Frage ist fies. Also ich habe gelernt, daß man sich viele Möglichkeiten verbaut, wenn man rumläuft wie ein Penner. Und natürlich bin ich nicht im geringsgten eitel und hübsche mich auch nicht auf, sondern benutze gerade soviel Körperpflege und Stil, daß ich mich nicht verhäßliche. ;D

Und nichts anderes tun die meisten der Patientinnen, von denen ich spreche auch: Sie wollen sich von der Häßlichkeit der Krankheit nicht gänzlich zeichnen lassen...o.k.?


Geschrieben

Sie wollen sich von der Häßlichkeit der Krankheit nicht gänzlich zeichnen lassen..



dieser Satz bringt es am besten auf den Punkt.
Ich habe die ganze zeit mitgelesen und lange gezögert, etwas zu schreiben. Ich habe auch keine Meinung zu diesem Werbeplakat. (Man könnte es auch so sehen, dass für jedes Produkt Profis werben, und warum ausgerechnet für Kosmetik für krebspatientinnen nicht? Warum soll das eine Betroffene machen? die hat andere sorgen als zum Fototermin zu gehen. Und einen Profi "krebskrank" schminken ist vielleicht auch pietätlos - ich weiss es nicht.)

Es ist noch nicht einmal 2 Monate her dass ich eine gute Bekannte verloren habe. Natürlich war ich auch geschockt, als sie mir von der Erkrankung erzählte und ich dachte, dass sie eine sch....zeit vor sich hat! Aber ich hatte ein ganzes jahr lang so gut wie keinen zweifel, dass es gut ausgeht.

natürlich dachte sie in erster Linie an ihre Heilungschancen, aber auch ans Aussehen. "Meine Haare!" sie überlegte, ob Perücke oder Käppi - die tochter (erst 8) wollte lieber eine mama mit Haaren. sie erzählte uns auch von einem Schminkkurs im Krankenhaus. sie war auch vorher schon immer - dezent - geschminkt, und während der Therapie ähnlich - blieb also ihrem stil treu.

Neben der Gesundheit war ihr wichtig, dass das leben möglichst "normal" weiterging. Wenn es ihr gut ging zwischen den Chemos, war sie viel unterwegs. Sie fragte sich , ob sie wieder tanzen könne (wg. Lymphknotenentfernung).

Das Äußere spielte nicht die Hauptrolle, aber eben auch eine Rolle! als die haare wieder wuchsen, haben wir ehrlich gemeinte !! Komplimente über die Kurzhaarfrisur gemacht - aber sie fühlte sich mit kurzen haaren nicht wohl.

Dann kam der Schock, die Metastasen, und das alles war nicht mehr wichtig. sie war brusterhaltend operiert worden und wollte sich nun beide Brüste abnehmen lassen. Der Kampf ums überleben war das wichtigste. sie hat gemeinsam mit ihrer tochter die Haare abrasiert, bevor die Chemo begann. sie wollte ihre haare nciht mehr büschelweise im Kopfkissen finden.

Es gab niemanden im ganzen Freundeskreis, den ihr Aussehen (bzgl. Attraktivität) interessiert hätte. Uns hat nur interessiert ob es Fortschritte gibt.

Gehört das zum thema? Ich weiss es nicht. s ist die Geschichte an die ich immer denken muss, wenn ich hier lese - und nicht nur dann. Es ist gut, wenn es diese Schminkkurse gibt.den meisten patientinnen tun sie gut. Sie geben Hoffnung, sie geben Alltag und ein Stück normalität.


Geschrieben



Gehört das zum thema? Ich weiss es nicht. s ist die Geschichte an die ich immer denken muss, wenn ich hier lese - und nicht nur dann. Es ist gut, wenn es diese Schminkkurse gibt.den meisten patientinnen tun sie gut. Sie geben Hoffnung, sie geben Alltag und ein Stück normalität.

Schöner anschaulicher Beitrag für den ich mich ganz herzlich bei Dir bedanke...


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