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Sommerregen - Teil 1


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Der Text ist hei

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Geschrieben

Der Donner knallt so laut aus den schwarz-grauen bedrohlichen Wolken, dass sie kurz trotz Eile zusammenzuckt.  Nur noch wenige nasskalte Schritte, vorbei an laut rauschenden Gullideckeln und Abflüssen. Große Schwarze und kleine bunte Regenschirme schweben an ihr vorbei.

  Natürlich hat sie selbst keinen in der Hand. Es ist Juli, da hielt sie es nicht für nötig den Wetterbericht zu lesen. Immer wieder wagt sie einen Blick zur Seite, auf der Suche nach einer bestimmten Hausnummer. Die dicken Regentropfen haben längst das lächerlich dünne weiße Kleid durchnässt, ihr mit Mühe hochgebundenes Haar völlig zerstört und die Mascara in die Augen gespült, dass es brennt. 
Drei-eins-neun, drei-einnns-nnneun! Wann kommt sie? Huch! „Passen Sie doch auf, verdammt nochmal!“ zischt es ihr von einem Mann entgegen, mit dem sie gerade zusammengestoßen war. Sein Schirm piekste ihr direkt neben ihre rechte Braue. Sie vernimmt den Schmerz und hält sich an die Schläfe.

Bevor sie realisieren kann, was geschehen war, sah sie mit halb zugekniffenen brennenden  Augen den älteren Herren, der sie anfangs zornig anblickte. Dann aber wanderten seine Blicke schnell ihren zitternden durchnässten Körper herab und wieder rauf und ein widerliches Grinsen formte sein Gesicht. „Tut mir leid, entschuldigen Sie.“, bringt sie hastig hervor und will weiter. „Willst du unter meinen Schirm? Er ist groß genug für uns beide.“ Die Tatsache, dass er sie eben so komisch anschaute und sie den Verdacht hat, weshalb, zumal sie noch nicht einmal einen BH trägt, lässt sie vielleicht falsch schlussfolgern. Sie dankt ab, jedoch fragt sie ihm nach dem Haus mit der Nummer 319. „Drei-eins-neun….hmm… das ist hier gleich um die Ecke, Mädchen.“

Der Alte zeigt mit einem Kopfnicken auf die nächste Abbiegung. Lächelnd bedankt sie sich bei ihm für diese ihr so wertvolle Auskunft. Mehr will sie im Moment auch gar nicht. Nur diese eine Information.  Wieder ein lautes Dröhnen aus den Wolken und der lautstarke Regen, wie er auf den Asphalt und die Dächer der Stadt knallt. 
Sie biegt eilig ab

. Da 315! Ja! Noch zwei Häuser!

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite erhebt sich eine grüne glänzende Wand aus Blättern und Rasen. Aber mehr erkennt sie nicht. Ihr Blick wird immer verschwommener, je öfter sie zur Seite oder gar geradeaus schaut, denn das Wasser rinnt ihr unablässlich über das Gesicht und in die Augen.

Das müsste es sein - 319!

Sie läuft die wenigen breiten Stufen hinauf. Puh- endlich ein kleines Vordach. Sie wischt sich das Nass aus dem Gesicht und erkennt die Klingelleiste mit den verschiedenen Namen der Bewohner. Gerade will sie seine Klingel betätigen, da kommen ihr Zweifel auf….
 
Was macht sie hier eigentlich? Ist sie von allen guten Geistern verlassen? Wie ein Funke, der auf den Zunder fällt, so kam die spontane Erkenntnis, dass wenn sie sich jetzt nicht sofort auf den Weg macht, es vielleicht niemals schaffen würde. Jetzt. Dieser Augenblick.

Dieses Zeitfenster würde sich so vielleicht kein zweites Mal öffnen. Keine weitere Chance allen Verpflichtungen zu entfliehen, nur für ein paar Stunden. Sie wusste die Anschrift. Sie hat ihn schon einmal etwas heimlich mit der Post geschickt. Sie holte ein weißes leichtes Sommerkleid aus dem Schrank und warf es über. Es war heiß, fast 40 Grad Celsius. Dann schlüpfte sie in weiße luftige Sandaletten und schnappte sich ihre kleine schwarze Handtasche.

Dort verstaute sie das für sie Nötigste. Bürste, Haarspangen, Deo, Unterwäsche, Geldbörse und Handy. Sie weiß noch, dass sie das Ladekabel zurechtlegte, um es einzupacken, da das Handy so gut wie leer war. Dann schlug sie die Haustür hinter sich zu, laut wie ein Befreiungsschlag und ein Brechen eines Versprechens zugleich. Sie erreichte noch rechtzeitig den Bahnhof. Dann saß sie im Zug, auf dem Weg zu ihm. Ja- sie würde es tatsächlich tun.

Sie wollte es ihm schreiben, da versagte der Akku. Jetzt fiel ihr beim Kramen in ihrer Handtasche auf, dass das Ladekabel doch tatsächlich auf der Kommode liegen geblieben war. Durchatmen. Er wird da sein. Es ist schon fast Abend. Er wird da sein. Er wird da sein. Ganz bestimmt.

Als der Zug in die Stadt einfährt, sieht sie nicht das Unwetter, welches donnernd von der entgegen gesetzten Seite hereinzieht. 
Sie betätigt zitternd vor Kälte und Aufregung die Klingel. Egal was jetzt passieren würde, sie wollte nichts bereuen. 
Es knarrt aus dem Lautsprecher. „Ja?“ Ihr stockt der Atem und sie wird leicht panisch. Wieder zuckt sie zusammen, als es abermals laut donnert. „Hallo?“ Sie spürt, wie ihr das Herz bis zum Halse schlägt und mit einem Male wird ihr ganz heiß. Er muss doch denken, sie sei nicht ganz richtig im Kopf.

Wahnsinnig geworden. Nicht ganz bei Trost. „Haaallooo!“ tönte es schon entnervt aus dem Lautsprecher. Hin und hergerissen von ihren Gedanken bringt sie energisch und völlig impulsartig und überfordert, gegen das laute Prasseln des Regens auf dem Vordach, hervor:“ Tut mir so leid, das war eine völlig bescheuerte Idee hier her zu kommen. Mach´s gut, Ruben.“ Sie dreht sich sofort um und geht eilig die Stufen hinab in den unaufhörlichen Regen. „Anna? Bist du das?“, hört sie noch aus der Anlage und die Frage schneidet wie eine Klinge.

Sie schämt sich so sehr. Was hat sie da getan?  „Hallo???“ Sie versucht unbeirrt weiter zu gehen, obwohl sie nun schon das Summen des Türöffners ganz leise vernimmt. Jetzt erst scheint sie zu realisieren, was der Schritt aus der Haustür Stunden zuvor mit sich brachte.

Welche Wirkung ihr Tun hat. Welch Entscheidungen sie treffen kann und ja – dass dies wahrscheinlich die einzige Möglichkeit ist, ihm endlich zu begegnen, ohne dafür alles aufgeben oder einreißen zu müssen. Nur ein Moment. Nur ein Augenblick, der nichts bedeuten muss und doch alles bedeuten kann.
 Ihre Schritte stocken und sie bleibt gänzlich mitten in einer eiskalten Pfütze stehen. Zitternd dreht sie sich um und schaut auf das Haus mit der Nummer 319. Wie warmes gelbliches Licht aus den großen Fenstern strahlt.

Wie eine ruhige Insel voller Versprechen und Schätze steht es da in diesem strömenden unerbittlichen Regen. Kurz verliert sie sich darin, bis die Augen wieder brennen. Nun spürt sie die Entschlossenheit wieder. Sie kommt in ihr hoch wie ein wohliger Schauer. Langsam dreht sie sich dem Gebäude zu und steigt die Stufen wieder hinauf. Schritt für Schritt, bis das kalte Nass wieder vom Vordach abgehalten wird. Ganz ruhig will sie seine Klingel drücken, da geht die große Haustür schon auf und warme Luft kommt ihr entgegen.

Ein Mann mit Erstaunen erfüllte große Augen und leicht geöffneten Mund steht vor ihr und schaut sie ungläubig an. Da steht ein Häufchen Elend vor ihm. Eine kleine zitternde Frau, völlig durchnässt. Ihr Haar hängt traurig und tropfend an ihren Wangen klebend herab und ihre Mascara hat die Augen völlig schwarz verschmiert. Sie schaut selbst ganz überrascht zu ihm herauf. 
„Anna!“ Eine kleine Pause, ein Stocken, um Gedanken zu sammeln. „Was machst DU hier?“ Ungläubig blinzelt er, als wolle er sich davon überzeugen, ob sie wirklich vor ihm steht. Dann schüttelt er kurz kaum merkbar den Kopf, schaut sie an, nimmt ihre kalte Hand. „Komm doch rein. Du bist völlig durchnässt.“ Stumm nickt sie, sehr verlegen, völlig unsicher und tritt ein.

Er schließt die Haustür. Noch immer vollkommen verdutzt dreht er sie zu sich. „Du blutest! Hattest du einen Unfall?“

Besorgt nimmt er ihr Gesicht in die Hand, um sich die Wunde an der Schläfe genauer anzuschauen. Anna steht noch immer zitternd vor ihm, obwohl ihr gerade auf Schlag immer wärmer wird. Sie schaut ihn lächelnd mit großen Augen an. Mustert ihn. Spürt seine weichen, lauen Hände an ihren Wangen, sieht ihm in sein markantes Gesicht. Realisiert.  „Hallo Ruben… .“, bringt sie wie in einem hypnotischen Zustand hervor

. Er ist leicht irritiert und wegen ihrer Aussprache noch besorgter und schaut ihr direkt in die Augen.  „Anna, hattest du einen Unfall? Bist du auf den Kopf gefallen?“  Sie grinst noch mehr, als er ihr so nahe und sein herber Duft entgegenkommt und schüttelt wie in Zeitlupe verneinend den Kopf.

Ihre Augen leuchten im hellen aber warmen Flurlicht.

Geschrieben

... nass im Hausflur und mit blutender Wunde .......... Na wie geht es weiter??????

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