Ein Sommerabend voller Wärme oder die verpasste Gelegenheit

[Th****]

 

Die Luft war schwer und duftete nach Jasmin, als Martin und Martina an jenem Abend in Martins Lieblingscafé saßen. Die Fenster standen offen, und eine sanfte Brise spielte mit Martinas Haar, das sich wie ein dunkler Schleier über ihre Schultern legte. Martin konnte den Blick kaum von ihr abwenden. Ihr Kleid – leicht und luftig – schien die Sommerhitze zu spiegeln, und doch war es ihr Lächeln, das ihn brennen ließ.

Martina sprach von ihrem Umzug, von neuen Möglichkeiten und von der Aufregung, die sie dabei empfand. Doch ihre Augen suchten seine. Sie hielt kurz inne, leckte sich unbewusst die Lippen und wartete, ob Martin etwas sagen würde. Er spürte diese unausgesprochene Frage in ihrem Blick – ein Verlangen, das beide schwiegen, obwohl es zwischen ihnen wie die drückende Sommerhitze hing.

Er wollte ihre Hand nehmen, sie berühren, sie näher zu sich ziehen. Doch stattdessen hielt er seine Hände um die Tasse Kaffee geklammert, als könnte sie ihm Halt geben.

Nähe und Distanz

In den Tagen vor ihrem Abschied ließ Martina ihn nicht los. Sie bestand darauf, Zeit miteinander zu verbringen – sei es im Kino, bei Spaziergängen oder einfach nur, um zusammen im Café zu sitzen. Es war, als suchten sie beide nach Momenten, die sie enger zusammenbringen könnten, ohne es wirklich auszusprechen.

An ihrem letzten Abend saßen sie am Fluss. Die Luft war still, nur unterbrochen vom leisen Plätschern des Wassers. Martina zog ihre Schuhe aus, ließ die Füße ins kühle Wasser gleiten und lehnte sich leicht zurück. Der Stoff ihres Kleides rutschte ein Stück höher über ihre Oberschenkel. Martin sah weg, fühlte aber die Hitze in seinem Gesicht, als hätte sie ihn absichtlich auf die Probe gestellt.

„Weißt du, Martin“, sagte sie leise und wandte den Blick auf die glitzernden Lichter auf dem Wasser, „manchmal habe ich das Gefühl, dass wir…“ Sie hielt inne, suchte nach Worten. „…etwas verpassen.“

Er schluckte, sein Puls raste. „Was meinst du?“

Martina drehte sich zu ihm um, und ihre Knie berührten leicht seine. Es war eine Berührung, die wie ein elektrischer Schlag durch ihn fuhr. Sie lächelte leicht, doch in ihren Augen lag eine Mischung aus Sehnsucht und Unsicherheit. Ihre Hand glitt spielerisch über das Gras zwischen ihnen, kam fast an seine Hand heran, hielt dann aber inne.

„Ich meine, dass wir immer aneinander vorbeireden. Oder dass wir zu viel reden und nicht genug fühlen.“

Ihre Worte hingen in der Luft. Der Moment war da – die Möglichkeit, sie einfach zu küssen, sie zu sich zu ziehen und sie nie wieder loszulassen. Martins Herz raste, und er lehnte sich leicht vor. Doch dann zog Martina ihre Hand zurück, als würde sie ihn nicht weiter drängen wollen.

Der Moment, der nicht kam

Martin wagte es nicht. Er sprach nicht, berührte sie nicht. Stattdessen nickte er nur stumm und blickte auf das Wasser, das sich vor ihnen erstreckte. Martina wartete noch einen Moment, ihre Lippen leicht geöffnet, als hätte sie gehofft, dass er doch noch den Mut fände.

„Es wird spät“, sagte sie schließlich und stand auf. Ihr Kleid schimmerte im Mondlicht, als sie ihre Schuhe aufhob und sich zu ihm drehte. „Lass uns gehen.“

Auf dem Weg zurück in die Stadt sprachen sie kaum. Aber als Martina ihn vor ihrer Haustür umarmte, hielt sie ihn einen Moment länger fest als gewöhnlich. Ihr Körper schmiegte sich an seinen, und Martin fühlte, wie sein Atem schwer wurde. Er konnte den Duft ihres Parfüms riechen, die Wärme ihrer Haut spüren. Doch bevor er reagieren konnte, löste sie sich von ihm und lächelte.

„Pass auf dich auf, Martin“, flüsterte sie und verschwand durch die Tür.

Ein Leben voller Erinnerung

Jahre später dachte Martin oft an diesen Abend. An die flüchtigen Berührungen, an ihre Beine im Mondlicht, an den leisen Atemzug, der zwischen ihnen vibriert hatte. Und vor allem an das, was er nicht getan hatte. Martina war fort, und ihre Leben hatten sich in völlig verschiedene Richtungen entwickelt. Aber in einsamen Nächten kehrten seine Gedanken immer wieder zu ihrem Lächeln zurück, zu ihren Berührungen, zu dem Funken, der sie beide hätte verbrennen können, wenn er den Mut gehabt hätte, ihn zu entzünden.

Martina ihrerseits erinnerte sich ebenso an diesen Abend. Manchmal, wenn sie allein war, strich sie sich gedankenverloren über die Lippen und fragte sich, wie es wohl gewesen wäre, wenn Martin sie damals geküsst hätte. Doch der Moment war vorbei – und mit ihm die Möglichkeit, herauszufinden, wie es sich angefühlt hätte, sich einander ganz hinzugeben.

[Ol****]

Unglaublicher Abschluss Ni