Maria wird gezähmt

Februar 13

Maria hatte schon zweimal geklingelt und stand jetzt schwer atmend mit den großen Einkaufstaschen vor der Wohnungstür. Der Sommer hatte die Stadt fest im Griff, und die Hitze lag wie eine drückende Decke auf ihr. Schweißperlen liefen ihr die Stirn hinunter, während sie die Taschen an ihre Seite stemmte. Sie war genervt, müde und vor allem ärgerlich – nicht nur, weil Frank sie nicht gehört hatte, sondern weil sie sich in diesem Moment so allein fühlte, obwohl sie es nicht sein sollte.

Endlich hörte sie, wie der Schlüssel im Schloss gedreht wurde, und die Tür öffnete sich. Frank stand in der Tür, leicht verwirrt, ein Geschirrtuch über die Schulter geworfen. „Warum machst du nicht auf? Ich hab zweimal geklingelt“, sagte Maria scharf, während sie die schweren Taschen mit einem genervten Seufzer abstellte. Ihre Stimme war angespannt, und sie spürte, wie die Erschöpfung in ihr hochstieg.

Frank blinzelte überrascht und sah sie mit einer Mischung aus Verwirrung und Entschuldigung an. „Ich hab nichts gehört“, murmelte er, doch seine Worte fühlten sich für Maria wie eine Ausrede an, wie ein weiterer Tropfen in einem Fass, das schon lange zu voll war.

Maria schnaubte und schob sich an ihm vorbei in die Wohnung. „Kannst du mir nicht mal helfen? Ich hab die ganzen Einkäufe allein hochgeschleppt, und es ist brütend heiß draußen. Außerdem muss ich gleich noch zur Arbeit.“ Ihre Worte waren scharf, aber darunter lag eine stille Bitte, die sie nicht laut aussprechen wollte: *Sieh mich. Sei da.*

Frank zuckte mit den Schultern und schloss die Tür hinter ihr. „Sorry“, sagte er leise, doch Maria hörte ihn kaum. Ihr Blick wanderte durch die Küche, und ihr Ärger wuchs. Überall standen Teller und Tassen, Krümel lagen auf dem Boden, und die Spüle war voll. „Guck mal, wie es hier aussieht. Hast du den ganzen Tag nichts gemacht?“ Ihre Stimme brach fast, und sie spürte, wie sich ihre Frustration in etwas Tieferes verwandelte – in Enttäuschung, in das Gefühl, unsichtbar zu sein.

Frank sah sie an, spürte die Wut in ihrem Blick, und für einen Moment blieb ihm die Antwort im Hals stecken. Er wusste, dass sie recht hatte. Er hatte tatsächlich den halben Tag vertrödelt, im Internet gesurft, Musik gehört und die Zeit völlig vergessen. Doch jetzt, als sie so vor ihm stand, spürte Frank plötzlich etwas Unerwartetes in sich aufsteigen. Es war nicht nur das Schuldgefühl, das ihn vor wenigen Momenten noch beschlichen hatte. Es war etwas anderes, etwas, das er schon lange nicht mehr in dieser Intensität gefühlt hatte.

Maria stand da, leicht gereizt, die Hitze des Sommers auf ihrer Haut, der leichte Schweißfilm, der ihr Gesicht glänzen ließ, und ihr Kleid, das sich eng an ihren Körper schmiegte. In diesem Moment wurde ihm plötzlich klar, wie lange es her war, dass er sie wirklich gesehen hatte. Nicht nur als die Frau, die den Haushalt schmiss, die Einkäufe erledigte, die immer funktionierte – sondern als Maria, die Frau, die er einmal so leidenschaftlich begehrt hatte.

Er hatte sie schon so oft in diesem Kleid gesehen, aber heute … heute sah es anders aus. Vielleicht war es die Art, wie sie ihren Blick abwandte, genervt von ihm, oder die Energie, die sie ausstrahlte, während sie sich durch die Küche bewegte. Sie wirkte aufgebracht, erschöpft, aber gleichzeitig unglaublich lebendig. Es war, als würde eine verborgene Kraft in ihr aufblühen, die er viel zu lange übersehen hatte. Und plötzlich fühlte er sich schuldig, nicht nur für heute, sondern für all die Tage, an denen er sie nicht wirklich wahrgenommen hatte.

Frank trat einen Schritt auf sie zu, seine Hand glitt zögernd an ihre Hüfte. Maria sah ihn überrascht an, ihre Augenbrauen leicht zusammengezogen. „Frank? Was …?“ Ihre Stimme klang verwirrt, aber nicht abweisend. In ihren Augen lag eine Mischung aus Misstrauen und einer leisen Hoffnung, die sie selbst vielleicht nicht einmal bemerkte.

„Halt den Mund“, sagte er leise, fast rau, und drängte sie sanft, aber bestimmt an den Tisch im Wohnzimmer. Es war keine romantische Geste, sondern ein ungeduldiger Versuch, die Distanz zwischen ihnen zu überbrücken, die sich über Wochen, vielleicht Monate, aufgebaut hatte. Maria ließ es geschehen, ihre Hände zitterten leicht, als sie sich am Tisch abstützte.

Frank trat noch näher an sie heran und spürte, wie die Luft zwischen ihnen elektrisiert wurde. Sein Herz schlug schneller, und als er seinen Körper an ihren drückte, konnte er die Wärme ihres Körpers durch den dünnen Stoff ihres Kleides spüren. Die Hitze des Sommers schien diesen Moment noch intensiver zu machen.

Maria, die eben noch gereizt und erschöpft gewirkt hatte, erstarrte für einen Moment, überrascht von Franks plötzlicher Nähe. Ihr Atem ging schneller, und in ihrem Inneren tobte ein Sturm aus widersprüchlichen Gefühlen: Wut, Erschöpfung, aber auch ein Funke von Verlangen, der sie selbst überraschte. Sie spürte seine Hände, die vorsichtig über ihre Seiten glitten, und ihre Körperhaltung veränderte sich, als würde sie sich ihm öffnen, auch wenn sie es nicht ganz verstand.

Seine Bewegungen waren nicht sanft, sondern fordernd, fast drängend, als wolle er nicht nur ihren Körper, sondern auch ihre Aufmerksamkeit, ihre Nähe, ihre Liebe zurückgewinnen. Sein Atem kitzelte ihre Haut, heiß und unruhig, und seine Hand vergrub sich in ihrem Haar, zog es leicht, aber entschlossen. Es war, als ob sich in ihm eine Leidenschaft entladen hätte, die lange im Verborgenen geschlummert hatte, jetzt aber mit voller Wucht hervorbrach.

Maria spürte die Wucht seiner Gefühle, die rohe Energie, die von ihm ausging, und obwohl sie die Kontrolle fast verloren hätte, ließ sie sich auf diesen Moment ein – vielleicht, weil sie selbst nicht wusste, wie sie sonst die Leere füllen sollte. Doch unter der körperlichen Reaktion lag ein bitterer Nachgeschmack: War das alles, was er von ihr wollte? War das alles, was von ihnen übrig war?

Sie spürte seine Nähe, seine Hitze, und dann kam der Höhepunkt, ein leises, fast verzweifeltes Stöhnen, das die Stille durchbrach. Für einen Moment fühlte es sich an, als wären sie wieder verbunden. Doch als die Euphorie verblasste, blieb eine seltsame Stille zurück.

Erschöpft schmiegte Frank sich an Maria, schwer atmend, bis sie sich vorsichtig voneinander lösten. Beide standen da, ihre Atmung schwer, und sie sahen sich für einen Moment schweigend an. Marias Gesicht war rot erhitzt, nicht nur von der Hitze des Sommers, sondern auch von dem intensiven Moment, den sie gerade miteinander geteilt hatten. Doch in ihren Augen lag keine Wärme, sondern eine Mischung aus Erschöpfung und einer leisen Traurigkeit, die Frank nicht entging.

Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und glättete hastig ihre Kleidung, als würde sie versuchen, wieder die Fassung zu gewinnen. „Ich muss zur Arbeit“, sagte sie schließlich, ihre Stimme leise, aber fest. Frank nickte, noch immer leicht außer Atem, seine Augen auf sie gerichtet. „Ich bin schon spät dran.“

Mit einem flüchtigen Lächeln, das mehr Nervosität als Freude zeigte, wandte Maria sich ab und ging zum Wäscheschrank. Sie zog frische Kleidung heraus und hielt für einen Moment inne, bevor sie sprach: „Ich werde in der Arbeit duschen.“ Ihre Worte waren sachlich, fast kalt, und Frank spürte, wie sich die Distanz zwischen ihnen wieder aufbaute.

Während sie sich schnell umzog, reinigte sie sich, um sich für den Rest des Tages frisch zu fühlen. Die Intimität des Moments verblasste, während die Realität des Alltags wieder die Oberhand gewann. Ihre Bewegungen waren routiniert und zügig, als sie sich fertig machte, bereit, den nächsten Schritt ihres Tages zu bewältigen. Doch in ihrem Inneren blieb ein bitteres Gefühl zurück – der Moment hatte sie körperlich erfüllt, aber emotional fühlte sie sich leerer als zuvor.

„Bis später“, sagte sie, als sie schließlich ihre Tasche schnappte und zur Tür ging. Frank sah ihr nach, als sie die Wohnung verließ, noch immer gefangen zwischen der Euphorie des Augenblicks und der plötzlichen Leere, die zurückblieb. Maria verschwand, bereit, in den Alltag zurückzukehren, während Frank in der stillen Wohnung zurückblieb und über das nachdachte, was gerade geschehen war. Er fragte sich, ob dieser Moment sie nähergebracht oder nur die Kluft zwischen ihnen noch tiefer gemacht hatte.

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