Ostergrüße von einer Frau aus Marxloh-Duisburg

[ozeanfrech]

Till war ein Koloss aus Fleisch und Wut, ein Mann, der wie ein Bulldozer durchs Leben pflügte. Nicht groß, aber massig – seine Schultern waren breit und hingen schief, als hätte er zu viele Schläge eingesteckt, die ihn nie ganz zu Boden gebracht hatten. Sein Gesicht war ein Schlachtfeld: Eine Nase, krumm und knotig, die irgendwann in einer Kneipenschlägerei zertrümmert worden war, umrahmt von einem stoppeligen Bart, der wie Draht aus seiner Haut stach – ungepflegt, rau, fleckig von Nikotin. Die Haare, dunkelbraun und speckig, fielen ihm in dicken Strähnen ins Gesicht, glänzten vor Schweiß und Dreck, wenn er sich bewegte. Er roch immer gleich – eine widerliche Mischung aus abgestandenem Schweiß, billigem Tabak und dem scharfen, beißenden Gestank von Fusel, der ihm aus jeder Pore sickerte. Seine Lederjacke, abgewetzt und speckig, hing an ihm wie eine zweite Haut, die Nähte an den Schultern schon halb aufgerissen. Die Hände – grob, schwielig, mit kurzen, abgebrochenen Nägeln, die voller Dreck waren – zitterten leicht, wenn er trank, aber sie wussten genau, wie sie zupacken mussten. An diesem Abend kam er wieder viel zu spät, die Uhr zeigte halb zwei, als die Tür krachend aufsprang. Er torkelte rein, griff mir sofort an die Brüste, seine Finger bohrten sich in mein Fleisch wie Klauen, während sein Atem, heiß und sauer nach Schnaps, mir ins Gesicht schlug. „Na, Schlampe“, lallte er, seine Stimme ein tiefes, kehliges Knurren, das mir durch Mark und Bein ging.

Ich hatte schon im Bett gelegen, die Decke bis zum Kinn hochgezogen, als er den Flur betrat. Das Licht flammte auf, grell und unbarmherzig, und ich hörte ihn stolpern – ein dumpfer Schlag, gefolgt von einem Fluch, der durch die dünnen Wände hallte. Der alte Läufer im Flur, voller Flecken und Löcher, hatte ihn fast zu Fall gebracht. Er drehte sich um, wahrscheinlich um die Tür zuzuknallen, und ich sah im Halbdunkel seine Silhouette – wankend, unförmig, wie ein Tier, das nicht weiß, wohin es gehört. Ich wollte nur schlafen, die Augen schließen und den Gestank, die Geräusche, ihn ausblenden. Aber Till kam näher. Seine Schritte donnerten über den Dielenboden, jeder Tritt ein kleines Erdbeben, das die morschen Bretter ächzen ließ. Er tastete sich ins Schlafzimmer, seine Hände fuhren über die Wand, suchten Halt, kratzten über den abgeblätterten Putz. Dann warf er sich aufs Bett – das Gestell kreischte, die Matratze sackte unter seinem Gewicht ein, und ich spürte die Welle, wie sie durch die Federn bis zu mir rollte. Er grunzte, ein tiefer, gutturaler Laut, und murmelte etwas – „Fick dich, Welt“ oder irgendein wirres Zeug –, bevor sein Kopf aufs Kissen knallte. Sekunden später fing das Schnarchen an: laut, abgehackt, ein röchelndes Keuchen, als würde er jeden Moment ersticken. Jetzt war ich wach, hellwach, gefangen neben diesem stinkenden Fleischberg, der nach Alkohol, Schmutz und Verfall roch.

Unsere Wohnung war ein Drecksloch, ein Spiegel unserer kaputten Existenz. Ein winziger, stickiger Käfig am Rand der Stadt, wo die Wände feucht waren und der Putz in gelblichen Schichten abblätterte. Im Wohnzimmer stapelten sich leere Bierdosen, manche halb zerdrückt, andere noch mit einem Rest Schaum, der auf den Boden tropfte. Der Couchtisch war übersät mit Kippenstummeln, zerknüllten Zigarettenpackungen und einem Messer, das Till immer liegen ließ, als Drohung oder einfach aus Faulheit. Die Küche – ein Albtraum aus verkrusteten Tellern, angebranntem Fett und einem Haufen leerer Schnapsflaschen, die er nicht mal bis zum Müll schaffte. Wir waren seit drei Jahren hier, drei Jahre in diesem Krieg, den keiner gewinnen konnte. Ich hatte mal geglaubt, Till hätte etwas Gutes in sich – einen Funken Wärme unter all dem Dreck. Aber da war nichts, nur Leere, Gewalt und dieser stechende Blick aus blutunterlaufenen Augen, der mich manchmal zusammenzucken ließ, als wäre ich ein Stück Fleisch, das er zerreißen wollte.

Ich wollte ihn schon immer verlassen, jeden verdammten Tag, seit ich begriffen hatte, wer er wirklich war. Aber etwas – etwas Krankes, Verdrehtes – kettete mich an ihn. Vielleicht die Angst, dass ohne ihn nichts mehr da wäre, nur ein schwarzes Loch. Vielleicht dieser Moment, wenn seine Brutalität mich auf eine Weise berührte, die ich nicht verstand. Gestern hatte er mich wieder genommen, mit einer Wildheit, die mich zerstörte. Er kam nachmittags heim, schon halb betrunken, die Augen glasig und irre. In der Hand hielt er diese Pistole – klein, schwarz, schwer, eine, die er von seinen Kumpels hatte, diesen Typen mit den toten Augen und den Tattoos. Er packte mich, schleuderte mich gegen den Küchentisch, dass die Kante sich in meinen Bauch bohrte. Die Waffe drückte er mir an den Hinterkopf, der Lauf kalt und hart gegen meine Schädelknochen. „Beweg dich nicht“, knurrte er, während er mir den Rock hoch riss – ein alter, zerschlissener Fetzen, den ich nur noch aus Trotz trug. Ich wollte schreien, mich wehren, meine Nägel kratzten über die Tischplatte, aber er presste die geladene Pistole fester gegen mich, und ich erstarrte. Dann spürte ich ihn – seine Finger, grob und gierig, seine Hose, die er runterzerrte. Er steckte sein Ding rein, hart und ohne Vorwarnung, zog meine Haare zurück, bis mein Hals brannte, und fickte mich wie ein Besessener. Sein Schwanz stieß tief, unbarmherzig, und ich hörte mich stöhnen – ein Laut, der aus meinem Innersten brach, halb Schmerz, halb etwas Dunkles, das ich nicht kontrollieren konnte. Ich hasste mich dafür, dass ich feucht wurde, dass mein Körper reagierte, dass ich kam, während er mich nahm.

Und dann spritzte er, ein letzter, brutaler Stoß, sein Samen heiß und widerlich in mir. Er zog sich raus, wischte seinen Schwanz an meinem Rock ab, als wäre ich ein dreckiges Tuch, steckte die Waffe in den Bund seiner Hose und stolperte aus der Tür, um mit seinen Kumpels die Nacht zu zerstören. Die Gefahr, diese rohe, unbändige Gewalt – sie machte ihn an, und mich, auf eine Weise, die mich innerlich zerfetzte.Jetzt lag er hier, dieses grunzende, schnarchende Wrack, ein Haufen Scheiße, der einmal mein Leben gewesen war. Sein Atem rasselte, seine Brust hob und senkte sich unter der speckigen Jacke, die er nicht mal ausgezogen hatte. Draußen blinkte das Reklameschild einer schäbigen Bar, ein grelles, rotes Leuchten, das durch die löchrigen Vorhänge zuckte und Schatten über sein Gesicht warf – ein Gesicht, das ich manchmal schlagen wollte, bis es blutete. Der Gestank war unerträglich: Schweiß, Fusel, fauliger Mundgeruch, vermischt mit dem Moder der Wohnung. Ich konnte nicht mehr. Ich setzte mich auf, die Matratze ächzte, und ließ ihn liegen – diesen Haufen Elend, der mich langsam auffraß. Barfuß schleppte ich mich ins Wohnzimmer, die Dielen kalt unter meinen Füßen, und warf mich auf die Couch. Sie war durchgesessen, stank nach altem Stoff und Tills Zigaretten, aber sie war mein Fluchtort. Ich schlug das Kissen mit der Faust, einmal, zweimal, bis meine Knöchel schmerzten, und zog die Knie an die Brust. Mein Atem zitterte, ein Schluchzen steckte in meiner Kehle fest. Irgendwann, dachte ich, werde ich ihn verlassen. Irgendwann reiße ich mich los von diesem Monster. -

 

[Ol****]

passt zu dem Ort

[Ma****]

Das ist Normal für Duisburg Marxloh weil es ein Sozialer Brennpunkt ist wo mehr als 50% keinen Deutschen Pass besitzen, wer einmal dort war fährt kein zweitesmal dort hin.