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Jimmy der Cowboy


ozeanfrech

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Der Text ist zu heiß

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Jimmy war ein alter, abgehalfterter Cowboy, ein ehemaliger Soldat der Südstaaten und Glücksritter dazu. Die Jahre hatten ihre Spuren hinterlassen: Sein Gesicht war wettergegerbt, die Hände rau und schwielig, und sein Gang hatte etwas Steifes, als ob die alten Kriegsverletzungen noch in den Knochen nagten. Doch seine Augen funkelten immer noch mit diesem wilden Glanz, der ihn einst über die Schlachtfelder und durch die staubigen Weiten des Wilden Westens getrieben hatte. Jetzt stand er vor der Schmiede des Mexikaners, den alten Sechs-Schüsser in der Hand, und wartete darauf, dass die Trommel wieder funktionierte.

Zwei Tage später – „dos días“, wie der Mexikaner gesagt hatte – war es soweit. Der Alte kam aus der Werkstatt, den Revolver in der Hand, und reichte ihn Jimmy. Die Trommel drehte sich wieder geschmeidig, kein Hakeln mehr. Jimmy prüfte die Waffe mit einem kurzen Nicken, zog den Hahn zurück und ließ ihn vorsichtig wieder einrasten. „Gute Arbeit“, brummte er. Er griff in seine speckige Lederweste, zog ein weiteres Kupferstück hervor – einen Cent – und drückte es dem Mexikaner in die Hand. Der Alte grinste schief, zeigte ein paar Zahnlücken und murmelte ein leises „Gracias“. Jimmy tippte sich an den verbeulten Hut und drehte sich um.

Er hatte nicht mehr viel dabei. In seinem Beutel klapperten nur noch ein paar Patronen – oder besser gesagt, die Zutaten dafür. Sein alter Revolver war kein moderner Selbstlader, nein, das war ein Stück aus einer anderen Zeit. Jede Kammer musste manuell geladen werden: Schießpulver einfüllen, die Bleikugel draufsetzen, und dann das kleine Stopfer-Ding vorne am Lauf – den Ladestock – benutzen, um alles fest runterzudrücken. Es war mühsam, es war langsam, und vor allem war es verdammt gefährlich, wenn man mittendrin in einem Schusswechsel steckte. Jimmy hatte nur noch eine Handvoll Kugeln und ein fast leeres Pulverhorn. „Muss sparsam sein“, dachte er, „oder ich finde bald ’nen Weg, an Nachschub zu kommen.“

Er schwang sich auf seinen Fuchs, der ungeduldig mit den Hufen scharrte, und warf einen Blick zurück auf den Saloon und die Schmiede. Lorado lag jetzt hinter ihm, die staubige Grenzstadt mit ihren Kak*** und ihrem höllischen Fusel. Vor ihm erstreckte sich die Ebene, flimmernd in der Hitze, und irgendwo da draußen wartete Mexiko – oder vielleicht ein neuer Job, ein neues Abenteuer. Jimmy spuckte einen Schwall braunen Tabaksaft in den Sand, klopfte dem Pferd auf den Hals und murmelte: „Na los, alter Junge, bringen wir ein paar Meilen hinter uns.“ Das Pferd schnaubte und setzte sich in Bewegung, ein gemächlicher Trab, der Staub aufwirbelte.

Seine Gedanken wanderten. Er hatte die Südstaatenflagge einst hochgehalten, hatte für eine verlorene Sache gekämpft, und danach war er ziellos durchs Land gezogen – ein Glücksritter, der sein Glück nie richtig fand. Gold hatte er gesucht, Karten gespielt, Vieh getrieben, sogar mal ’nen Sheriff zur Weißglut gebracht. Aber jetzt? Jetzt war er nur noch ein Schatten seiner selbst, ein Mann mit einem kaputten Revolver und einem Pferd, das genauso stur war wie er. Doch Aufgeben kam nicht infrage. „Irgendwo da draußen“, dachte er, „gibt’s noch ’nen großen Coup. Oder wenigstens ’nen anständigen Whisky.“

Die Sonne brannte vom Himmel, und der Horizont verschwamm in der Hitze. Jimmy zog den Hut tiefer ins Gesicht und ritt weiter, dem Unbekannten entgegen.

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