The Zone of Interest
Filme über die Nazi-Zeit gibt es zu Hauf. Die meisten kommen aus Deutschland und sind mitunter nicht leicht verdaulich. Oft wird dabei der deutsche Nazi als fieser Schurke dargestellt, was es einem auch leichter macht, sich zu distanzieren.
Mit "The Zone of Interest" geht der britische Regisseur Jonathan Glazer einen anderen Weg. Der Film beschreibt den Alltag des KZ-Kommandanten Rudolf Höß und seiner Familie. Zunächst ist es gewöhnungsbedürftig, denn es wird keine Geschichte erzählt im herkömmlichen Sinne. Vielmehr wird der Zuschauer zum Voyeur von ganz alltäglichen Szenen im Stile von Reality-Formaten á la Big Brother. Die Kamera fängt das ganz normale Leben ein, zeigt die Familie beim Essen, zeigt den liebevollen Vater, der Gute-Nacht-Geschichten vorliest, die Mutter bei der Gartenarbeit und die Kinder spielend am Pool und im Garten. Gewaltszenen sucht man vergeblich und doch schleicht sich die permanente Gewalt fast unbemerkt ins Bewusstsein.
Da wird einem ganz nebenbei bewusst, welche Asche da im Garten als Dünger verstreut wird, wird klar, was der Kommandant da hoch zu Pferde beaufsichtigt, woher wohl die Zähne kommen, mit denen der Sohn da spielt. Die permanenten Hintergrundgeräusche werden irgendwann vom Gehirn erkannt: Schüsse, Schreie und das Geräusch der Öfen. Manchmal dauert es einen Moment, bis man gewahr wird, was da gerade vorgeht, wenn zum Beispiel Hedwig Höß (grandios gespielt von Sandra Hüller) einen Pelzmantel anprobiert und man erkennt, dass dies den Opfern im KZ geraubt wurde. Rudolf Höß (ebenso eindringlich gespielt von Christian Friedel)wird zum einen als Familienvater gezeigt, zum anderen als kühl planender Stratege, wenn es um die Effizienz neuer Öfen geht.
Der Horror kommt schleichend und lässt einen letztlich nicht mehr los. Dieser Film ist sicher keine leichte Kost, ist aber ein wichtiger Beitrag zum Verständnis, wie Menschen zu solchen Gräueltaten fähig werden. Ich empfehle, auch die Extras, die z.B. auf der DVD enthalten sind, unbedingt mit anzusehen, da hier viele Details nochmals deutlicher werden.
Fazit: Kein Popcorn-Kino, jedoch ein Beitrag zur deutschen Geschichte, wie man ihn so noch nie gesehen hat.
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